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»Wie lief die geheime Mission ?« fragte Maria mit einem breiten Grinsen, während sie zusah, wie ich meine Haare in einen Pferdeschwanz band.
»Die waren vom FBI« erwiderte ich desinteressiert, während ich meine Haare straff zog und das Haargummi festmachte.
»Und was ist mit deinem heimlichen Schwarm ?« bohrte sie neugierig nach.
»Hör auf« sagte ich und versuchte, das Thema schnell zu wechseln.
»Nein, nein, nein, nicht ablenken!« ließ sie nicht locker.
Also seufzte ich und begann, ihr die Geschichte noch einmal zu erzählen. Dabei machte ich ihr aber gleich klar, dass es nichts Ernstes war und sie nichts hineininterpretieren sollte.
Die restliche Schicht verlief ruhig, und ich war erleichtert, als die Uhr endlich Feierabend anzeigte.

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»Nein, ich habe noch kein passendes Outfit gefunden. Und du?" fragte ich und schaute in die Kamera meines iPads. Meine Augenringe wurden immer deutlicher, und es war offensichtlich, dass ich wenig bis kaum Schlaf bekomme, aber auf den letzten Metern, darf ich nicht nachlassen.
»Ich auch nicht« antwortete Lola und grinste. Meine kleine Schwester war mir wie aus dem Gesicht geschnitten; wir wurden oft für Zwillinge gehalten. Kürzlich hatte sie sich jedoch ihre schwarzen Haare kurz geschnitten, was uns nun deutlicher unterschied. Ihr Lachen klang durch die Lautsprecher meines Laptops und erinnerte mich an zu Hause.
»Wann war die Abschlussfeier nochmal ?« fragte sie neugierig.
»Nächsten Monat« erwiderte ich und spürte einen Kloß in meinem Hals. Der Gedanke, bald meinen Abschluss in Medizin zu machen, war gleichermaßen aufregend und beängstigend.
»Meine Schwester wird bald Ärztin, das ist so unrealistisch.« sagte Lola stolz und ihre Augen leuchteten.
Das war einer der vielen Punkte, die uns ebenfalls unterschieden. Ich war immer "book-smart" gewesen, während Lola "street-smart" war. Sie lebte ihr Leben in vollen Zügen, konzentrierte sich darauf, Spaß zu haben, und war viel unterwegs. Ihre Geschichten von ihren Reisen ließen mein Herz erleuchten. Ich hingegen fokussierte mich auf meine Karriere und meine Zukunft. Manchmal wünschte ich, ich könnte mir eine Scheibe von ihrem Lebensstil abschneiden und einfach mal loslassen.

Wir plauderten noch eine Weile, tauschten Geschichten und Erinnerungen aus, bis wir auflegten, da es bei mir schon sehr spät war. Sie lebt in Australien bei unserer Mutter, weshalb die Zeitzone sich überlappten und wir am Tag nur wenig sprachen.
Es fällt mir schwer, hier allein in meiner kleinen Wohnung zu leben. Manchmal ist die Einsamkeit erdrückend, aber mit Bobby, ist es erträglicher. Sein wedelnder Schwanz und seine ständige Anwesenheit geben mir Trost, als er seinen Kopf auf mein Bein legte und mir signalisierte, er müsse mal an die frische Luft. Seufzend stand ich auf und schaute auf die Uhr, die 21 Uhr zeigte.
Ich bereitete mich auf meinen abendlichen Spaziergang vor. Die frierenden Temperaturen draußen ließen mich bereits beim Gedanken daran erzittern. Ich zog mir meine wärmste Jacke an, legte Bobbys Leine an und trat hinaus in die eisige Dunkelheit. Durch Bobbys Anwesenheit fühlte ich mich stets geborgen. Als imposanter Dobermann mit kupierten Ohren strahlte er eine Aura des Respekts aus. Seine Größe und sein tadelloses Training machten ihn zu einem unerschütterlichen Beschützer in jeder Situation. Egal, welche Bedrohung sich näherte, ich wusste, dass Bobby an meiner Seite war – bereit, mich mit all seiner Kraft und Loyalität zu verteidigen.

Wir gingen die übliche Strecke, die ich in- und auswendig kannte. Doch diesmal fühlte sich alles anders an, seltsam und unbehaglich, als ob jemand uns beobachtete. Ich schaute mich öfter um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen. Die Straßen waren leer und still, nur das Knirschen des Schnees unter unseren Füßen war zu hören.
Bobbys Anspannung spürte ich die ganze Zeit über. Normalerweise lief er entspannt neben mir her, doch heute zog er nervös an der Leine, die Ohren gespitzt und die Nase in der Luft. Seine Unruhe verstärkte mein eigenes Unbehagen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ meine Haut prickeln und meine Schritte schneller werden. Schließlich entschied ich mich, nur eine kleine Runde zu gehen. Als wir endlich vor meiner Haustür ankamen, kramte ich nervös in meiner Jackentasche nach dem Schlüssel. Meine Hände zitterten, und ich hatte das Gefühl, dass jeden Moment etwas passieren könnte. Endlich fand ich den Schlüssel und schloss die Tür auf. Das Geräusch des einrastenden Schlosses ließ mir einen Stein vom Herzen fallen.
Oben in meiner Wohnung angekommen, konnte ich das beklemmende Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden. Ich zog schnell die Vorhänge zu und vergewisserte mich, dass alle Türen und Fenster verschlossen waren. Bobby lag zusammengerollt auf seinem Platz, aber auch er schien nicht zur Ruhe zu kommen. Ich legte mich ins Bett und machte eine meiner Lieblingsserien an, in der Hoffnung, mich abzulenken. Doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem beunruhigenden Spaziergang und dem Gefühl, dass jemand oder etwas in der Dunkelheit auf uns gelauert hatte. Schließlich stellte ich mir den Wecker und zwang mich, die Augen zu schließen. Langsam glitt ich in einen unruhigen Schlaf, das unheimliche Gefühl blieb wie ein Schatten in meinem Bewusstsein zurück.

his obsession Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt