ꨄ ꨄ ꨄ ꨄ ꨄ»Guten Morgeeeennn« zog ich die Begrüßung lang und schaute Maria an, die sich gerade ihre Hose auszog. Ihre Augen waren verquollen und müde vom Schlafentzug, und ihre Bewegungen wirkten schwerfällig.
»Es ist kein guter Morgen. Wäre es ein guter Morgen, wäre ich im Bett und nicht um kurz vor sechs auf der Arbeit. AN EINEM SAMSTAG« schrie sie den letzten Satz und verdrehte genervt die Augen.Ich konnte nicht anders, als leise zu lachen. »Wieso bist du überhaupt so gut drauf?« fragte Maria anschließend und musterte mich mit einem skeptischen Blick. Ich konnte darauf nicht antworten. Was sollte ich sagen? Liam und ich hatten phänomenalen Sex im Whirlpool gestern Abend, dann noch in seinem Bett? Die Erinnerung daran ließ ein kribbelndes Gefühl in meinem Bauch aufsteigen, und ich musste mein Lächeln unterdrücken.
»Ich habe einfach gut geschlafen« log ich und setzte mich auf die Bank, um meine Schuhe zuzubinden. Doch mein Grinsen wollte nicht weichen und brach schließlich durch.
Maria starrte mich an, die Augen weit aufgerissen. »Omg« schrie sie und schlug ihren Schrank laut zu. Das Knallen ließ mich zusammenzucken, und ich schaute erschrocken auf. Sie fixierte mich mit einem Ausdruck, der zwischen Schock und Belustigung schwankte.
»Du hast mit ihm geschlafen, deshalb bist du so gut drauf« stellte sie fest, die Erkenntnis in ihren Augen blitzend.
Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. »Du kleines Flittchen« fügte sie mit einem breiten Grinsen hinzu.
»MARIA« schrie ich zurück und warf einen meiner Schuhe nach ihr. Sie duckte sich geschickt und lachte laut auf. Sie hatte nicht ganz Unrecht, ich war schon ein kleines Flittchen. Aber wie würde sie reagieren, wenn sie wüsste, dass es nicht das erste Mal war? Ihre Lacher hallten in dem kleinen Raum wider und ich konnte nicht anders, als mitzulachen.
»Das ist nicht witzig« kniff ich sie spielerisch in den Arm und richtete meinen Blick auf den Dienstplan, der für uns aufgehängt war. »Können wir bitte tauschen? Ich möchte nicht schon wieder Rufbereitschaft haben« bat Maria, doch ich blieb stur. Sie übernahm das Telefon und die Notfälle, während ich die Visite machte.
ꨄ ꨄ ꨄ ꨄ ꨄ
Ich blieb vor dem Zimmer stehen und atmete tief durch. Mein Herz klopfte wie ein Presslufthammer in meiner Brust, als ich zu der Tür starrte. Ich wusste, wer sich hinter diesem Zimmer befand. Der Patient von gestern. Derjenige, der ihm so ähnlich sah und derjenige, der mich auch nach meiner Schicht mit seinen Blicken verfolgt hatte. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, wie seine Augen mich durchbohrten, selbst als ich den Raum verließ. Ich wollte nicht in dieses Zimmer.
Ich holte tief Luft und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. Ich hätte den Patienten gerne jemand anderem übergeben, aber ich hatte ihn gestern aufgenommen und es war Wochenende, was bedeutete, dass Ärzte Mangelware waren. In Notfällen hätte ich einen Oberarzt rufen können, aber war das ein Notfall? „Eh, ich möchte den Patienten nicht visitieren, er sieht meinem gewalttätigen Vater ähnlich, den ich seit fast fünfzehn Jahren nicht gesehen habe?" Lächerlich. Ich musste es tun. Wovor genau hatte ich überhaupt Angst? Er war es nicht und nur weil er ihm ähnlich sieht... Aber wieso stand er gestern wie ein Psychopath am Fenster und hat runtergeguckt?
Ich kniff die Augen zusammen und dachte einfach nur an meinen Feierabend. Nein, ich dachte an Liam. An Liam und wie er auf mich wartete. Heute Morgen hatte er mich zur Arbeit gefahren, auch wenn es super früh war. Er hatte nicht zugelassen, dass ich alleine zur Arbeit gehe, und er sagte mir, dass er mich abholen würde. In mir entfachte sich ein Schwarm von Schmetterlingen und das unwohle Gefühl verschwand.
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his obsession
Short Storyꨄ ꨄ ꨄ ꨄ ꨄ Während Aurora fest entschlossen war, ihre glänzende Karriere fernab ihrer Familie voranzutreiben, bahnte sich in einem einzigen Augenblick eine unvorhersehbare Wende an. Eine flüchtige Begegnung. Ein elektrisierender Blickkontakt, und all...