25 | ☾

283 9 0
                                    


»Das erklärt einiges« flüsterte Maria und schaute mich mit einem intensiven Blick an. Mein Herz begann sofort schneller zu schlagen, als unsere Augen sich trafen. Ich konnte es einfach nicht fassen. Alles war schon vorher so komisch und kompliziert und jetzt kam auch noch das dazu ?

Ich versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, doch es fühlte sich falsch an, künstlich, als würde mein Gesicht eine Maske tragen. Meine Hand glitt wie von selbst zu Marias, und in dem Moment, in dem sie meine Hand umschloss, brach etwas in mir. Die Last war zu groß, meine Fassade fiel, und meine Welt schien unter dem Druck zusammenzubrechen. Tränen stiegen unaufhaltsam in meine Augen, und bevor ich es verhindern konnte, liefen sie über meine Wangen.

16 Stunden vorher.

Bobby lag eng an mich geschmiegt auf der Couch, sein warmer Körper wärmte meine Beine, während der Fernseher in grellem Kontrast zu der ruhigen Umgebung das flackernde Bild eines Horrorfilms ausstrahlte. Der Duft von Pizza und Sushi vermischte sich mit dem Licht, das durch die Fenster in Liams Wohnzimmer drang. Der Film lief schon eine Weile, und obwohl die Sonne draußen noch nicht ganz untergegangen war, war es bereits 17 Uhr, typisch für einen herbstlichen Oktobertag. Ich hatte das Gefühl, als wäre dieser Moment eine flüchtige Blase aus Komfort und Spannung, ein Widerspruch, der mich immer wieder zu Horrorfilmen zog.

Es war diese merkwürdige Hassliebe, die mich an Horrorfilmen faszinierte. An manchen Tagen konnte ich gar nicht genug davon bekommen, sog jedes noch so gruselige Detail auf, konnte gar nicht fassen, wie sehr es mir gefiel, mich zu fürchten. Dann wiederum gab es Tage, an denen ich den Gedanken an Horror nicht einmal ertragen konnte, an denen mir selbst das geringste Geräusch in der Dunkelheit die Haare zu Berge stehen ließ. Solche Tage verbrachte ich lieber mit Gilmore Girls. Heute jedoch, heute war einer dieser Tage, an denen mich nichts schocken konnte. Ich fühlte mich stark, geradezu unverwundbar. Ich hätte eine ganze Reihe von Horrorfilmen durchschauen können, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.

Es war ruhig in seinem Apartment. Liam war noch bei der Arbeit, und ich genoss die Stille, die nur vom Summen des Fernsehers und Bobbys gelegentlichem Schnaufen unterbrochen wurde. Ich arbeitete die letzten drei Wochen immer mehr und mehr, doch diese Tage hatte ich mir freigenommen, um nichts zu tun außer mich auszuruhen, Filme zu schauen und den Stress zu vergessen. Es war fast schon ein Ritual geworden: Filme, die mich zum Lachen, Weinen oder Erschrecken brachten, begleitet von ungesundem Essen.

Gerade als der Film zu einem seiner Höhepunkte kam, spürte ich, wie die Spannung in der Luft dichter wurde. Die Musik schwoll an, die Bilder auf dem Bildschirm wurden schneller geschnitten, und ich wusste, dass der Schockmoment unmittelbar bevorstand. Mein Herz begann schneller zu schlagen, ich liebte diesen Moment, wenn man sich bewusst auf den nächsten Schreck vorbereitete, sich ihm hingab. Doch dann hörte ich ein leises Geräusch, ein Geräusch an der Haustür. Mein Blick zuckte nach rechts, weg vom Bildschirm, und in diesem Augenblick flog die Tür auf.

Gleichzeitig mit den Schreien auf dem Bildschirm entfuhr mir selbst ein Schrei. Ich konnte nichts dagegen tun, es war ein Reflex. Mein ganzer Körper zuckte zusammen, als ob die plötzliche Bewegung der Tür und die hektische Szene des Films eins geworden wären. Aber es war nur Liam, der mit einem belustigten Grinsen im Türrahmen stand, seine Augen auf mich gerichtet, während er sich die Jacke von den Schultern streifte.

»Warum schreist du ?« fragte er mit einem amüsierten Lächeln, während er die Jacke achtlos auf den Sessel warf und näher zur Couch kam.

Ich lachte, immer noch etwas außer Atem von dem plötzlichen Schreck. »Ich hab mich nur erschrocken« gestand ich und konnte das Lachen nicht ganz unterdrücken.

his obsession Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt