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»Wie lange genau ist es jetzt her, dass er aus deiner Wohnung gestürmt ist ?« fragte Lola, während sie Bobby sanft streichelte. Der Hund drückte sich näher an sie, als könnte er die schmerzhafte Stille zwischen uns spüren.

»Fast zwei Monate« nickte ich und fühlte, wie mein Herz sich zusammenzog. Zwei Monate waren vergangen, seit Liam und ich uns das letzte Mal in die Augen gesehen hatten. Der Abend, an dem er wütend aus meiner Wohnung gestürzt war, hatte sich wie eine dunkle Wolke über meine Gedanken gelegt. Ich erinnerte mich an die Worte, die ungesagt geblieben waren, und an die Kälte, die seinen Rückzug mit sich brachte. Mein Stolz hatte mich davon abgehalten, ihn zu kontaktieren, und jetzt waren wir an diesem Zeitpunkt angekommen, als wären wir zwei Fremde.

Lola sah mich an, ihre Augen voller Mitgefühl.
»Du musst ihn vergessen« sagte sie leise. In diesem Moment spürte ich, dass die Mauer, die zwischen Liam und mir gewachsen war, nicht nur aus Stolz, sondern auch aus Angst bestand – Angst vor dem, hätte sein können.
»Lass uns an den Strand gehen. Wir nehmen Mama und Bobby mit und gönnen uns eine Auszeit« schlug Lola vor und klatschte leicht in die Hände. Sofort reagierte Bobby mit freudigen Sprüngen in die Luft, als hätte er genau verstanden, was sie sagte. Der Gedanke an den Strand fühlte sich gut an, wie ein kurzer Moment der Leichtigkeit inmitten all des Chaos, das mich hierhergeführt hatte.

Ich war erst gestern Abend in Australien angekommen, völlig ausgelaugt und erschöpft. Die letzten Wochen hatten mich zermürbt, und ich brauchte dringend eine Pause von allem, was passiert war. Wo könnte man besser Abstand gewinnen als hier, bei der eigenen Familie? Weit weg von Liam. Weit weg vom Krankenhaus. Weit weg von den Dingen, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hatten.

Am Strand angekommen, breiteten wir unsere Handtücher aus und legten uns hin. Die Sonne strahlte vom Himmel, und das sanfte Rauschen der Wellen versprach Ruhe. Doch trotz des idyllischen Ortes konnte ich nicht abschalten.
»Hast du noch etwas von der Polizei gehört ?« fragte meine Mutter plötzlich und unterbrach die Stille, während sie die Tube mit Sonnencreme öffnete und begann, sich sorgfältig einzucremen. Ihre Stimme war ruhig, aber ich konnte die Sorge darin hören.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein« antwortete ich leise. »Nichts Neues« Seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Nicht so wie damals, als Liam mich mit seinen besitzergreifenden Blicken verfolgte. Nein, es war etwas anderes. Ich sah immer wieder dieselben Personen. Fremde Gesichter, die mir nachschauten, dann verschwanden, aber deren Blicke ich noch lange auf meiner Haut spüren konnte.

Es war nicht so, dass ich Liam völlig ausgeschlossen hatte. Ich wusste, dass er überall seine Augen und Finger im Spiel hatte. Ich hatte sein Auto gesehen, immer wieder. Vor dem Laden, in dem ich gerade einkaufte. Vor dem Krankenhaus. Vor meiner Wohnung. Doch diesmal fühlte es sich anders an. Dieses neue Gefühl war bedrückender, es schnürte mir fast die Luft ab. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es ist nicht nur das Gefühl, beobachtet zu werden. Es ist mehr als das. Diese Menschen, sie schauen mich an, verschwinden dann, aber ihr Blick bleibt. Selbst zu Hause fühle ich mich nicht sicher.

Bobby, der normalerweise vor Energie sprühte, war seit einiger Zeit verändert. Bei jedem Spaziergang drehte er durch, wollte nicht mehr vor die Tür gehen. Er knurrte und bellte, ein Verhalten, das ich von ihm nicht kannte. Es war, als spürte er die Gefahr, die ich nur ahnte.

»Die Polizei kann nichts tun. Es gibt keine eindeutigen Beweise außer komische Briefe und anonyme anrufe« Ich stockte kurz, die Worte schienen in meinem Hals stecken zu bleiben. »Briefe, in denen nichts steht, außer einer kleinen Zahl« die Zahlen waren immer unterschiedlich, aber niemals höher als 10. Ich haderte lange mit mir damit zu Liam zu gehen, vielleicht könnte er mir helfen, aber was wenn er es doch gewesen ist und nur darauf wartete, dass ich ihn um
Hilfe bitte ?

his obsession Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt