Kapitel 8

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Es war früher Abend als ich zwischen dutzenden Büchern im Kellergewölbe des Instituts saß und versuchte etwas über den Yanluo Dämon heraus zu finden

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Es war früher Abend als ich zwischen dutzenden Büchern im Kellergewölbe des Instituts saß und versuchte etwas über den Yanluo Dämon heraus zu finden.  Das ganze stellte sich als äußerst schwierig heraus, da nahezu alle Schriften, die es über dieses besonders widerliche Exemplar eines Dämons gab, davon sprachen dass diese Ausgeburt der Hölle bereits tot sei. Seufzend klappte ich Buch Nummer zehn zu und lehnte meinen Rücken gegen die kühle Steinwand hinter mir. Eigentlich hatte ich gestern überhaupt nicht vor gehabt auf Dämonenjagd zu gehen. Ich hatte mich im Trainingsraum eingeschlossen und stundenlang mit Schwert und Dolch trainiert. Meine Fertigkeiten mit diesen Waffen waren gar nicht mal schlecht, aber der eigentliche Grund für meinen neuerlichen Ehrgeiz war ein anderer gewesen: ich versuchte mich abzulenken. Das Date mit Magnus hatte alles verändert. Aus der eigentlichen Date-Katastrophe war etwas geworden, was mir den Schlaf raubte und dafür sorgte, dass meine Haut ständig brannte und meine Muskeln sich anspannten wenn ich auch nur eine Sekunde daran dachte. Ich hatte Magnus Bane geküsst, richtig geküsst. Mehr als geküsst. Beim Erzengel, ich hatte halbnackt vor ihm gestanden, ihn gegen seinen überdimensional großen Kleiderschrank gedrückt und solange geküsst bis mir selbst schwarz vor Augen wurde. Danach war ich wie betrunken durch New York gelaufen und war beinahe vor ein fahrendes Auto getaumelt, so benommen hatte mich dieser Kuss gemacht. Zum Abschied hatte mir Magnus zugegrinst und mir ein leises „Ruf mich an“ entgegen gehaucht. Dann hatte sich seine Wohnungstür vor meiner Nase geschlossen und ich war dümmlich grinsend aus dem Haus gelaufen. Nun gut, vorher war ich die Treppe runter gefallen. Rückwärts. Aber wie dem auch sei, seither hatte ich kaum geschlafen und mich nicht mehr geduscht – aus Angst dann nicht mehr Magnus Geruch in der Nase zu haben. Also hatte ich beschlossen mich irgendwie abzulenken und das unauffälligste war nunmal Waffentraining.

Nach knapp drei Stunden hatte mein Handy geklingelt und als ich Jace Nummer darauf erkannte, war ich vollkommen außer Atem dran gegangen. Jace – am anderen Ende der Leitung – war ebenso außer Atem gewesen und brüllte wie ein Wahnsinniger in die Sprechmuschel. Er sagte irgendetwas von wegen Yanluo und dass ich mich beeilen sollte. Ohne groß darüber nachzudenken war ich losgerannt und knapp zehn Minuten später in einem alten, abgesperrten U-Bahn Schacht gelandet. Jace saß dort blutverschmiert am Boden und wischte gerade seine Seraphklinge an seinem Hosenbein ab. „Wenn ich sagte, ich brauch jetzt deine Hilfe, meine ich auch jetzt.“, knurrte er mir entgegen und sah mich wütend an. „Ich bin so schnell gelaufen wie ich konnte.“, verteidigte ich mich und sah mich um. Von dem Dämon war weit und breit nichts mehr zu sehen. Zurück im Institut, zeichnete ich mit meiner Stele sorgfältig eine Iratze auf Jace nackten Rücken während er mir und Isabelle berichtete von dem Yanluo Dämon angegriffen worden zu sein. „Bist du dir sicher?“, hatte ich ihn gefragt, doch Jace Blick verriet alles. Er war sich sicher. Doch soweit ich mich entsinnen konnte, war dieser Dämon seit zig Jahren bereits tot. Ich erinnerte mich daran, von ihm und den Carstairs gelesen zu haben. Davon wie dieser Dämon Jem Carstairs gequält und seine Eltern dazu gezwungen hatte, dabei zuzusehen. Fürchterliche Geschichte doch alle waren davon ausgegangen dass dieses Ungetüm besiegt worden war.

Jace hatte Hodge davon berichtet und dieser wiederum hatte sofort den Rat informiert und uns zum Bücher wälzen verdonnert. „Ich sehe mir die alten Schattenjäger Schriften aus dem Archiv an.“, hatte ich angeboten und war schließlich in das Kellergewölbe geflüchtet um zum einen in Ruhe Nachforschungen anzustellen und zum anderen vor Izzy zu flüchten. Seit der verhängnisvollen Nacht vor zwei Tagen, klebte meine Schwester wie eine Klette an mir. Sie lies einfach nicht locker und versuchte alle Details meines Dates mit Magnus aus mir herauszuquetschen. Leider war Izzys nicht immer sehr auf meine Privatsphäre bedacht, weshalb ich ihr immer wieder mit finsteren Blicken zu verstehen gab, dass sie mir damit auf die Nerven ging. Außerdem wollte ich nicht das Jace davon etwas mitbekam. Als mein Parabatai spürte er sowieso dass sich gerade etwas veränderte, aber was genau das war, wollte ich ihm nicht sagen. Zumal ich immernoch etwas für Jace empfand. Ich wusste dass es falsch war, aber was sollte ich tun? Jace stand mir näher als mein eigener kleiner Bruder und ich war einer der wenigen der um seine Schwächen wusste. Es war mir mehr als unangenehm vor ihm über Magnus zu sprechen. Glücklicherweise waren meine Eltern noch nicht wieder aus Alicante zurückgekehrt, genau wie Max. So hatte ich wenigstens nicht auch noch die Mühe die Sache mit Magnus vor ihnen geheim zu halten. Dass ihr Sohn mit einem Schattenweltler ausging war schon schlimm genug, aber die Tatsache dass dieser Schattenweltler auch noch ein Mann war, würden sie nicht verstehen. In der Welt der Nephilim war es nicht normal homosexuell zu sein, im Gegenteil. Die Ratsmitglieder dachten nunmal pragmatisch. Schwule oder lesbische Nephilim konnten nicht so einfach Nachkommen zeugen und von denen gab es ohnehin zu wenige. Also wurde so etwas nicht toleriert. Auch wenn es in den Augen der jüngeren Nephilim schwachsinnig war. Vor nicht all zu langer Zeit hatte ich mit Aline Penhallow gesprochen und ich wusste, dass sie ein ähnliches Problem hatte wie ich. Doch auch sie, war dazu gezwungen es für sich zu behalten. Oder zumindest nur denen anzuvertrauen, denen sie auch wirklich vertrauen konnte. So wie mir.

Seufzend zog ich Buch Nummer elf auf meinen Schoss und schlug es auf. Der Wälzer war so schwer, dass ich ihn kurz drauf neben mich legen musste um meine Beine nicht abzuklemmen. Stirnrunzelnd folgte ich den alten Niederschriften die ebenfalls wieder über die Geschichte mit den Carstairs berichtete, doch dann las ich ein kleines aber sehr wichtiges Detail das in den anderen Büchern nicht gestanden hatte. Rasch stand ich auf, hob den dicken, in schwarzes Leder gebundenen Folianten auf und eilte damit nach oben. Ich rannte nahezu durch die Gänge und schlug mit einem Ruck die Tür zur Bibliothek auf, doch als ich sah wer dort stand, lies ich das Buch fast fallen. Geradenoch so konnte ich den Wälzer festhalten und spürte wie mein Herz zu rasen begann. In eine schwarze Robe gehüllt, stand er da und sah mich mit seinen gelbgrünen Katzenaugen an. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel als er meinen Namen aussprach und dafür sorgte dass meine Knie weich wurden. „Hallo.“, brachte ich wie ein dummer Schuljunge lediglich heraus. Nervös wandte ich den Blick von Magnus ab und ging entschlossen zu Hodge. Etwas zu schwungvoll legte ich das Buch auf den Tisch und brachte damit die Teetasse neben Hodge zum wackeln. „Ich... ähm … ich glaube ich habe tatsächlich etwas entdeckt.“, wiederholte ich und deutete auf die kleine Textpassage die mir ins Auge gefallen war. Hodge setzte sich sofort an den Tisch und blickte in das Buch während Jace mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. „Ist dir schlecht?“, fragte er argwöhnisch. Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Hm... komisch du bist ganz grün im Gesicht.“ Wenn der nur wüsste.

When Worlds collide - Alec LightwoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt