„Hier steht das Yanlous Gift Halluzinationen verursacht.“, las Hodge die Textpassage vor. „Sobald das Gift in den Körper eindringt, wirkt es direkt auf das zentrale Nervensystem des Opfers und sorgt für schlimme Schmerzen und Wahnvorstellungen.“ Ich nickte und zog einen Stuhl vor. „In allen Büchern steht das Yanlou von Schattenjägern aufgespürt und getötet wurde, aber es könnte doch sein dass es gar nicht Yanlou war der getötet worden ist. Die Schattenjäger die ihn angeblich getötet hatten, waren alle nach dem Kampf schwer verwundet. Es könnte doch also möglich sein dass sie ebenfalls eine geringe Menge von dem Gift abbekommen hatten oder?“, fragte ich und versuchte dabei alle nur nicht Magnus anzuschauen. Hodge nickte langsam. „Möglich ist das durchaus. In den Schriften steht nirgendwo wie Yanlou genau getötet wurde sondern nur dass man ihn getötet hat.“ Zufrieden lehnte ich mich zurück und blickte kurz zu Jace der sich seufzend auf seinen Stuhl fallen lies. „Toll also haben die sich das nur eingebildet?“ Er verdrehte genervt die Augen. „Und wir haben das Vieh jetzt am Hals.“ Izzy zuckte mit den Schultern. „Dann töten wir es eben.“ Magnus lachte leise und schüttelte den Kopf. „Was ist denn daran so lustig?“, fragte Jace und warf dem Hexenmeister einen finsteren Blick zu.“
„Das ihr Yanlou nicht einfach so töten könnt, Jensen.“, erwiderte dieser und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Katzenaugen leuchteten und ich hatte Mühe dem eigentlichen Gespräch zu folgen. „Yanlou ist ein uralter Großdämon, der ein sehr mächtiges und erfahrenes Schattenjägerpaar auf dem Gewissen hat. Er hat dafür gesorgt dass ihr Sohn abhängig von seinem Blut wurde und jetzt denkst ihr, ihr könntet diesen Dämon einfach so töten?“ Er schüttelte den Kopf was dafür sorgte das seine Kapuze zurück rutschte und seine schwarzen, mit Glitter bedeckten Haare zum Vorschein brachte.
„Hochmut kommt immer vor dem Fall.“ Dann blickte er zu Hodge der das Buch zuklappte. „Genau aus diesem Grund habe ich nach dir schicken lassen Magnus.“, erklärte er mit besonnener Stimme und hob die Hand als Jace Luft holte. „Jetzt ist keine Zeit für Streitereien Jace, Magnus hat Recht. Der Yanlou Dämon ist nicht einfach so zu töten. Erinnerst du dich an den Kampf mit Abaddon?“ Jace verzog das Gesicht und warf mir einen kurzen Blick zu. Er erinnerte sich ganz sicher daran. „Magnus, ich würde dich bitten uns in dieser Angelegenheit zu helfen. Du kanntest die Carstairs und warst zu der damaligen Zeit vor Ort. Du kennst den Dämon ebenfalls, seine Stärken und seine Schwächen sind dir besser bekannt als mir.“ Hodge stand auf und faltete die Hände. „Vielleicht gibt es in den Archiven noch mehr Material was uns helfen könnte, würdest du dir das vielleicht ansehen? Ich werde währenddessen mit dem Ratsvorsitzenden sprechen und darum bitten das man dich für deine Unterstützung großzügig entlohnt.“Magnus nickte zufrieden. „Gut denn meine Dienste sind nicht günstig.“ Er stand auf und sah in meine Richtung. „Alexander, würdest du mir freundlicherweise zeigen wo sich eure Archive befinden?“ Unsicher sah ich zu Hodge der bereits in den hinteren Bereich der Bibliothek verschwunden war. „Äh ja... klar.“ Ich spürte wie Izzy mir unter dem Tisch gegen das Bein trat. „Aua!“ Sie grinste und zwinkerte mir zu. Hastig stand ich auf und ging zur Tür, ohne sie oder Jace anzuschauen. Doch Jace hatte von dem ganzen Theater nichts mehr mitbekommen. Er tippte auf seinem Handy herum, vermutlich um Clary vorzuwarnen. Als Magnus sich erhob, verlies ich schnellen Schrittes den Raum und lief schnurstracks in Richtung der Kellerräume. „Du musst nicht so rennen, uns folgt niemand.“, hörte ich Magnus Stimme dicht hinter mir. „Ich renne nicht, ich laufe immer so.“ „Als wärst du auf der Flucht?“ Nun war Magnus direkt neben mir, seine langen Beine hatten kein Problem mit meinem Tempo mitzuhalten. „Nein. Ich gehe eben schnell.“ Als wir die Treppe zu den Kellerräumen erreicht hatten, lies ich Magnus den Vortritt. Wir stiegen die Stufen hinab und gingen dann durch den langen Korridor der zu den Archiven führte. Eine dicke Holztür versperrte den Weg. Ich zog den Schlüssel dafür aus meiner Hosentasche, öffnete sie und stieß die Tür auf. Dahinter kamen unzählige Bücherregale zum Vorschein, die meisten davon mit Spinnenweben benetzt. Kerzen flackerten auf und leuchteten die dunklen Gänge aus. Ich lächelte zufrieden. Hier unten fühlte ich mich am wohlsten. Ich mochte es mich hier stundenlang herum zu treiben und in den alten Büchern zu lesen. Im Gegensatz zu Jace oder Izzy war ich nicht unbedingt scharf auf ständiges Waffentraining oder Ausflüge in irgendwelche Dämonenclubs, Dämonologie war das was mich am meisten interessierte.
„Beeindruckende Sammlung.“, raunte Magnus ehrfürchtig und stemmte die Hände in die Hüften. „Fast so schön wie die Kleiderabteilung im Harrods.“ Er grinste und rieb sich die Hände. Kleine blaue Funken zuckten zwischen seinen Fingern und ich spürte wie die Luft sich um mich herum auflud. Genauso als hätte man meine Haare gegen einen Ballon gerieben. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich bekam eine Gänsehaut. „Im wo?“, fragte ich leise doch Magnus winkte ab. „Nicht so wichtig. Zeig mir wo du das Buch von vorhin her hast.“ Ich ging zu einem der Regale und stieg auf die Leiter die davor lehnte. Dann deutete ich auf die Reihe in welcher eines der Bücher fehlte und zog die beiden benachbarten Wälzer heraus. „Das sind alle Schriften von 1860 bis 1950 in dieser Reihe.“, erklärte ich dem Hexenmeister und kletterte wieder nach unten. Magnus schaute mich unvermittelt an und nahm die Bücher entgegen. „Danke.“ Irgendwie wirkte er etwas bedrückt. „Alles in Ordnung?“, fragte ich und runzelte die Stirn. Er schaute auf den Einband eines der Bücher und antwortete nicht. Familienchronik Herondale stand in goldenen Lettern darauf geschrieben. „Magnus?“ Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und legte sie auf Magnus Arm. Er zuckte leicht zusammen, so als hätte er gar nicht bemerkt dass ich ihm noch immer gegenüber stand. „Ist alles in Ordnung?“, wiederholte ich und kratzte mich etwas unbeholfen am Kopf. Er wirkte irgendwie abwesend, vielleicht nervte ich ihn? „Also du... äh du weist ja jetzt wo die Bücher sind... wenn du willst lass ich dich hier in Ruhe lesen.“ Magnus blinzelte und schüttelte dann den Kopf. „Nein, es ist alles okay Alec.“ Er hob die Bücher an und ging aus dem Raum. „Was dagegen wenn wir diese Bücher in deinem Zimmer ansehen? Hier unten krabbeln zu viele Spinnen durch die Gegend.“In meinem Zimmer setzte sich Magnus auf mein Bett und legte die beiden Bücher vor sich. Er streifte sich die schwarzen Schuhe von den Füßen und lehnte sich zurück während ich die Tür schloss und kurz überlegte ob ich abschließen sollte. Wenn Izzy oder Jace oder noch schlimmer Hodge sahen das der oberste Hexenmeister von Brooklyn ohne Schuhe auf meinem Bett herum lümmelte würde das sicherlich Fragen aufwerfen. Doch als Magnus eines der Bücher auf seinen Schoß zog, verwarf ich den Gedanken wieder. Immerhin war er hier um uns zu helfen und nicht um … naja um eben auf meinem Bett herum zu lümmeln. „Stimmt es was Hodge sagt?“, fragte ich und setzte mich neben ihn aufs Bett. „Das du damals dabei warst als dieser Dämon die Eltern von James Carstairs getötet hat?“ Magnus blätterte in dem Buch. „Ich war nicht dabei aber ich kannte die Carstairs.“, erklärte er ruhig und hob den Kopf. „Damals lebte ich in London und habe mit den Schattenjägern dort zusammen gearbeitet, wenn man so will.“ Ich nickte und schnappte mir das zweite Buch. „So wie du jetzt mit uns zusammen arbeitest.“ Er lächelte und zuckte mit den Schultern. „Damals war meine Bezahlung besser.“ Ich konnte nicht anders und musste ebenfalls lachen. „Für einen Hexenmeister bist du ganz schön geldgierig.“ „Na ja irgendwie muss ich meinen Lebenstil finanzieren. Was meinst du denn wie ich sonst an dieses tolle Apartment gekommen bin? Zudem ist Katzenfutter heut zu Tage auch ziemlich teuer.“ Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. „Es ist schön dich lachen zu sehen, Alec Lightwood. Ich finde das tust du viel zu selten.“ Ich verstummte und sah ihn an. Sah den ruhigen aber dennoch intensiven Blick mit dem er mich ansah und dafür sorgte das mir gleichzeitig heiß und kalt wurde. Der Blick der die Erinnerung an den Kuss wieder weckte und dafür sorgte dass meine Muskeln sich anspannten. „Es gibt nicht viele die mich zum lachen bringen können.“, gab ich zu und schaute dann in das Buch. „Das ist sehr schade.“, raunte Magnus leise und sah ebenfalls wieder in das Buch vor sich. Und irgendetwas schwang in seiner Stimme mit, fast wehmütig klang.
Ich blinzelte als mich etwas an der Nase kitzelte. Langsam drehte ich mich zur Seite und gähne leise. Ich schaute auf die Uhr neben mir auf meinem Nachtisch und gähne erneut. Es war drei Uhr nachts. Lediglich drei kleine Kerzen brannten in meinem Zimmer und tauchten alles in ein warmes, gelbes Licht. Erneut drehte ich mich und setzte mich etwas auf. Dann sah ich was mich an der Nase gekitztelt hatte. Jemand lag neben mir. Jemand dessen Kopf halb auf meinem Kissen lag und dessen wilde Haare in alle Richtungen standen. „Magnus?“, flüsterte ich und sah mich im Zimmer um. Bücher lagen verstreut auf dem Boden. Magnus schwarze Robe war über einen Stuhl geworfen, daneben lagen seine Stiefel. Meine Schuhe lagen ebenfalls auf dem Boden. Auf dem Tisch neben dem Fenster stand eine Teekanne und zwei leere Tassen in denen sich ein gelblicher Teerand gebildet hatte. Vorsichtig hob ich die Decke an und atmete tief ein als ich feststellte dass ich noch vollständig bekleidet war. Ich trug noch immer meine schwarze Lederhose und den schwarzen Pulli mit dem Loch an der Schulter. Dann sah ich zu Magnus, der ebenfalls vollständig bekleidet tief und fest schlief. Seine Haare die sonst wie unzählige kleine Stacheln in alle Richtungen standen, waren zerzaust und hingen ihm teilweise in die Stirn. Seine Haut schimmerte im Schein der Kerzen und auf seinen Lippen lag ein zufriedener Ausdruck. So sanft wie es mir nur möglich war, legte ich einen Finger auf seine Wange und genoss das Gefühl seiner warmen Haut. Ich streichelte seine Wange und lächelte als er wohlig schmatze. Noch nie zuvor hatte ich so etwas schönes gesehen. Selbst Jace konnte diesem Anblick nicht das Wasser reichen. Ich blickte zur Tür, erhob mich langsam und schlüpfte vorsichtig aus dem Raum. Gähnend schlich ich zum Badezimmer gegenüber, putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht und schaute in den Spiegel. Auch meine Haare standen zerzaust in alle Richtungen und ich hatte den Abdruck des Kissens auf der Wange. Super, ich sah aus wie ein Vollidiot. Grimmig wandte ich den Blick ab und ging barfuß zurück in mein Zimmer. Leise schloss ich die Tür ab um zu vermeiden das irgendjemand einfach so herein platzen konnte. Dann zog ich meine Hose aus und schlüpfte in eine dunkelgraune Jogginghose die etwas bequemer zum schlafen war. Schließlich legte ich mich wieder neben Magnus und rückte ein Stück näher an in heran. Bevor ich erneut einschlief konnte ich nicht umhin und schnupperte an ihm. Er roch nach Sandelholz.
DU LIEST GERADE
When Worlds collide - Alec Lightwood
FanfictionWir starten nach City of Bones, direkt nach dem Kampf mit Abbadon bei welchem Alec Lightwood schwer verwundet wurde und Magnus Bane, oberster Hexenmeister von Brooklyn sich seiner annimmt. Doch was passiert wenn Alec bemerkt dass er mehr für Magnus...