Kapitel 24

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Nachdem Magnus tief in seine Schminkkiste gegriffen und mir das Feilchen überschminkt hatte, waren wir schließlich gemeinsam zurück zum Institut gegangen

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Nachdem Magnus tief in seine Schminkkiste gegriffen und mir das Feilchen überschminkt hatte, waren wir schließlich gemeinsam zurück zum Institut gegangen. Es wäre Blödsinn gewesen dort zeitversetzt aufzutauchen. Ich hatte die Nacht bei Magnus verbracht und es hatte mir viel bedeutet, mehr als ich mir eingestehen wollte. Tief in mir spürte ich dass ich endlich die Wahrheit sagen wollte. Die Wahrheit über mich, mich und Magnus und wer ich eigentlich war. Doch sobald wir die Tore des Instituts erreicht hatten, schwand dieses Gefühl sofort wieder und ich hoffte dass man den Zusammenhang zwischen Magnus und meinem gemeinsamen Auftauchen nicht sofort verstand. Ohne das wir klopfen mussten riss Izzy bereits energisch die Tür auf und funkelte mich böse an. „Was ist?“, fragte ich genervt und schob mich an meiner Schwester vorbei in die Eingangshalle. Magnus folgte mir auf dem Fuße und lies die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Izzy stemmte die Hände in die Hüften und holte Luft. „Wo bist du gewesen?“ Ich schnaubte. War das ihr ernst? Kopfschüttelnd ging ich an ihr vorbei doch sie hielt mich am Arm fest und zischte mir ins Ohr ich solle ihr gefälligst Bescheid geben wenn ich vor hatte die Nacht wo anders – und damit meinte sie ganz sicher Magnus Loft – zu verbringen. Wütend funkelte ich sie an. „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig Isabelle.“, knurrte ich so leise dass nur sie mich hören konnte. Ich war nun wirklich nicht scharf auf eine Diskussion mit meiner jüngeren Schwester. Immerhin war ich volljährig und sie nicht. Immerhin war ich derjenige der dafür sorgte dass sie oder Jace nicht ständig in Schwierigkeiten gerieten und nicht umgekehrt. Natürlich war mir auch klar dass sie sich einfach nur Sorgen machte, gerade jetzt wo die Sache mit Yanlou neu aufgekommen war. Dennoch hatte ich nicht vor sie um Erlaubnis zu bitten wenn ich nicht im Institut schlafen wollte.

„Ich bin keine fünf mehr und du bist nicht meine Mutter.“, brummte ich und schob mich in Richtung Treppe doch erneut lies Izzy nicht locker. Sie stampfte mir so lautstark hinterher dass ihre Absätze durch die gesamte Halle hallten. „Du kannst nicht einfach so verschwinden Alec.“ Kurz schloss ich die Augen und drehte mich dann zu ihr um. Ich funkelte sie so finster an wie nie zu vor. Mir reichte es langsam! Jedem musste ich was vor machen, durfte nie sein wie ich wirklich war und jetzt musste ich mich auch noch rechtfertigen wenn ich wen besuchte? Nein das war zu viel des Guten. „Wo ist Jace?“. Meine Stimme klang rau wie ein Reibeisen und ich spürte wie die Ader an meinem Hals zu pochen begann. Doch meine Schwester war nunmal meine Schwester und lies nicht im Geringsten von mir einschüchtern. „Alec!“ Ihre Stimme war entgegen meiner so hoch dass sie fast Glas zum zerbersten bringen konnte. Ich ballte die Hände in meinen Hosentaschen zu Fäusten und hätte sie am Liebsten angebrüllt. Mir war bewusst dass sie es nicht böse meinte, aber ich hatte keine Lust mehr auf diese Diskussion. Dieses Versteckspiel war anstrengend genug. Magnus nicht vor meiner Familie küssen zu können oder wenigstens seine Hand zu halten, aus Angst das man mich aus dem Rat verbannte, war schon genug verlangt. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte meine Schwester mit müden Blick.

„Was ist?“ Mir war bewusst dass ich alles andere als freundlich klang, aber das kümmerte mich gerade herzlich wenig. Genug mit diesem blöden Frage – Antwort Spiel. Ich war her gekommen weil ich Arbeit zu erledigen hatte und nicht um mich von meiner sechzehnjährigen Schwester anschreien zu lassen. Ich spürte regelrecht wie gerne Izzy mich weiter angekeift hätte, doch sie presste die Lippen zu einer harten Linie aufeinander und schluckte die Worte die sie bereits im Mund hatte hinunter. „Mom und Dad haben den Rat informiert.“, sagte sie dann. Ich nickte und warf Magnus einen kurzen Blick zu.  „Dieser Elijah ist wohl kein Unbekannter.“, fügte sie hinzu, was mir einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Wenn sich dieser Hexenmeister tatsächlich mit Yanlou zusammen getan hatte und gleichzeitig Valentin sein Unwesen trieb, standen wir so weit am Rand dass ich den Untergrund bereits spüren konnte. Izzy schaute abwechselnd zu mir und dann zu Magnus. Dann drehte sie sich um und lief in Richtung Bibliothek mit der stummen Aufforderung ihr zu folgen. Ich atmete tief ein und wandte mich an Magnus der mit verschränkten Armen einige Meter vor mir entfernt stand. Doch entgegen meiner Erwartung sah er nicht böse oder genervt aus. Eher... belustigt. Ich brummte innerlich. „Tut mir Leid, dass du den Streit mit anhören musstest.“ Er zuckte mit den Schultern als wäre nichts gewesen. „Es war unterhaltsamer als der letzte Film, den ich gesehen habe.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und seufzte innerlich. Wieso machte ich mich eigentlich ständig zum Deppen in Magnus Nähe? Ich wollte nicht das er mich lächerlich oder peinlich oder komisch unterhaltsam fand. Ich wollte das er... nun ja eigentlich war ich mir gar nicht so sicher was ich eigentlich wollte wie er mich sah. Ich war mir ja nicht einmal bewusst darüber wie ich mich selbst sah. Als Magnus Hand sich auf meine Schulter legte, zuckte ich leicht zusammen. Offenbar war ihm die ganze Situation nicht so peinlich wie mir. Ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln und wollte mich gerade umdrehen als Magnus meinen Arm festhielt. Ich blickte auf die Rune an meinem Unterarm und zog eine fein gezupfte Augenbraue in die Höhe. „Was bedeutet die hier?“, fragte er gerade heraus und lies den Daumen über das Symbol gleiten. „Du meinst die hier?“ Ich schaute auf die Rune und dann zu Magnus, der nickte.  „Ausdauer.“ Es dauerte eine Weile bis ich Magnus Gesichtsausdruck verstand. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem schmalen Lächeln dass nach und nach immer breiter wurde als er die Rune auf meiner Haut betrachtete. „Ausdauer also, hm?“, wiederholte er und ging einen Schritt auf mich zu. Sofort wurde mir heiß und kalt, mein Herz begann zu rasen und ich hatte die Szene von heute morgen wieder vor Augen. Wie er vor mir gestanden hatte, wie ich ihm langsam die Shorts von den Hüften gestrichen hatte. Wie seine Haut sich auf meiner angefühlt hatte. Ich musste tief durchatmen als mein Blickfeld schon wieder zu flackern begann. „Ist das eine der dauerhaften Runen?“ Ich nickte mechanisch und konzentrierte mich voll und ganz aufs Atmen was mir meine gesamte Kraft abverlangte. Ich hatte keine Ahnung was ich sagen sollte, also überlegte ich kurz wie die Sache mit dem Nicken nochmal gleich funktionierte. Kopf vor und zurück, achja so war das. Ich bemühte mich selbiges so gut wie möglich zu tun.  „Gut.“ Magnus lächelte und ging an mir vorbei zur Bibliothek und ich keuchte. Beim Erzengel war mir schwummerig.

Wir betraten – nachdem Magnus gewohnt leise und introvertiert die Flügeltüren aufgestoßen und sich selbst angekündigt hatte – den Raum. Ich schaute mich um. Meine Mutter saß am Tisch genau wie Hodge, Izzy und Jace. Von meinem Vater, der rothaarigen Nervensäge und Clayton oder wie der Irdische noch gleich hieß, war keine Spur. „Oh. Hallo.“, begrüßte uns Hodge und fuhr sich durch die Haare. Er sah aus als hätte er die letzte Nacht kein Auge zu getan. Meine Mutter schaute von Magnus, den sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte zu mir, während ich versuchte mich selbst unsichtbar zu machen. „Warst du etwa die ganze Nacht weg?“ Da war sie schon wieder diese lästige Frage. Ich presste die Lippen aufeinander und setzte mich an den Tisch als meine Hände zu zittern begannen. „Was hat der Rat gesagt?“, fragte ich um direkt auf ein anderes Thema zu lenken und stützte meine Hände auf der Tischplatte ab um sie somit ruhig zu halten. Doch nicht nur meine Mom schaute mich an als sähe sie mich zum ersten Mal, auch Jace warf mir einen argwöhnischen Blick zu. Am liebsten hätte ich Magnus gebeten mich in eine Ratte zu verwandeln, so wie Clayton damals. Dann hätte ich wenigstens meine Ruhe und konnte Käse essen. „Ich war ehrlich gesagt nicht sonderlich erstaunt darüber, dass der Hexenmeister Elijah wohl etwas mit der Sache zu tun hat.“ Ich runzelte die Stirn und schaute zu Magnus, der sich an den Tisch gesetzt hatte. Langsam erhob ich mich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. Das ganze hier machte mich unglaublich nervös. Jace stöhnte leise und lümmelte auf dem Stuhl wie ein unartiges Kind im Schulunterricht. „Anscheinend hat es schon mal einen ähnlichen Vorfall gegeben, wo er ebenfalls seine Finger mit ihm Spiel hatte.“ „Und wieso wissen wir nichts davon?“,wollte ich wissen und musterte meinen Parabatai. Jace wirkte irgendwie abgeschlagen. So als hätte auch er eine miese Nacht hinter sich gehabt. Eine Nacht die ich lieber mit Magnus verbracht hatte als bei ihm zu sein und ihm beizustehen. Unwillkürlich meldete sich mein schlechtes Gewissen. „Ich hab was gefunden.“, verkündete Izzy in der anderen Ecke des Raumes und schlug ein dickes, in schwarzes Leder gebundenes Buch auf.

„Steht da auch was über mich drin?“, fragte Magnus und deutete auf das Buch. „Hier steht einiges über diesen Elijah drin.“, stellte sie fest und überflog die beschriebenen Seiten.  „Elijah ist bekannt für Dämonenbeschwörungen.“, las Izzy vor und runzelte die Stirn. „Hier steht, dass er bereits aus einigen Ländern der Welt aufgrund seines Verhaltens verbannt wurde.“ Izzy blickte kurz auf und schaute fragend in die Runde. Außer in den USA offensichtlich. Angestrengt dachte ich darüber nach was wir gegen einen Hexenmeister von Elijahs Kaliber und einen so mächtigen Dämon würden ausrichten können. Wir brauchten die Unterstützung der Division so viel war klar. Alleine würden wir das nicht schaffen. „Uhhh gefährlich.“, brummte Jace und verdrehte die Augen. Ich warf ihm einen strafenden Blick zu, doch Jace ignorierte diesen und stand auf. „Wo steckt eigentlich Dad?“ Ich schaute zu meiner Mutter die ebenfalls einige Bücher vor sich liegen hatte und ähnlich angespannt wie Hodge aussah. „Idris.“, erwiderte sie eintönig. „Schon wieder?“ Sie nickte. „Die Sache scheint doch etwas größer zu sein. Man hat ihn gebeten, vor Ort die Stellung zu halten.“ Ich verstand nicht weshalb man meinen Vater ausgerechnet jetzt aus New York abzog, wenn Yanlou vermutlich hier und nicht in Idris wütete. „Und was machen wir jetzt mit diesem Elijah und Yanluo? Die beiden zusammen scheinen ja ein richtiges Dreamteam zu sein.“, sagte Izzy und lehnte sich gegen die Kante des runden Tisches. „Wir hatten gehofft unser Hexenmeisterfreund hätte vielleicht eine Idee.“, warf Jace in den Raum und blickte Magnus herausfordernd an. „Du kennst Elijah.“, sagte Hodge mit fester Stimme. Vereinzelte Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. „Eine Idee, wie wir herausfinden, wo er sich gerade aufhält?“, wollte er weiter wissen. Magnus legte den Kopf schief. „Da gibt es sicherlich eine Möglichkeit ...“, erwiderte er und grinste was ganz sicher nichts Gutes bedeuten konnte.

When Worlds collide - Alec LightwoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt