» Chapter Nine «

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Georges PoV

Die gesamte Woche regte ich mich darüber auf, dass ich gekniffen hatte, ihm dermaßen die Meinung zu sagen. Ihm zu sagen, was für ein selbstgefälliges verdammtes Arschloch er war. Gott, er machte mich so unglaublich sauer. Dachte er, dass er sich alles erlauben könnte? Wieso zur Hölle hatte ich meinen Mund nicht einmal richtig aufgemacht? Es wäre der perfekte Moment gewesen.

,,Schmollst du immer noch?'' kam es von Nick, der zurück in sein Zimmer gekommen war und mir eine kleine Wasserflasche reichte und zur Seite stellte.
,,Es bringt mich alleine morgen sein Gesicht wieder sehen zu müssen schon auf die Palme'' entgegnete ich ihm, doch er lachte nur auf.
,,Ihr zwei seid echt unglaublich, Tom und Jerry in Personen'' scherzte er.

,,Hey, es sind nur noch wenige Monate bis du ihn nicht mehr sehen musst'' versuchte er mich nun aufzumuntern, da er meinen ruckartig nachdenklichen Gesichtsausdruck gesehen hatte.
,,Ich weiß, aber langsam habe ich das Gefühl, dass genau diese wenigen Monate die schlimmsten werden'' gab ich zu. Es fühlte sich wirklich so an, wenn man bedacht, was in letzter Zeit alles passiert war. So übergriffig war es noch nie zwischen uns hergegangen.

Natürlich war ich nicht besser als er und hatte es auch stark angezettelt mit den Gerüchten, doch er übertrieb es wirklich. Er war immerhin derjenige, der selbst meine körperliche Grenze überschritt. Bis heute fragte ich mich, was er sich dabei dachte. Wie konnte er mich einfach so küssen?

,,Ich glaube du wirst ihn nicht mal mehr, jede Woche sehen, wenn er im Verein bleibt. Sie trainieren samstags am Nachmittag'' sagte er. Das hatte ich schon total wieder vergessen, doch gab mir tatsächlich etwas Hoffnung ihn wirklich weniger sehen zu müssen.
,,Auch morgen?'' fragte ich nach, er nickte.

Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich das erste Mal an einem Samstag tatsächlich gute Laune, doch auch nur weil ich wusste, dass Clay nicht da sein würde. Natürlich hatte ich dennoch keine Lust auf diese Abende, doch wenn er nicht da war, bedeutete es, dass ich viel mehr Freiraum hatte und es erträglicher war.

Gegen Abend hörte ich seine Eltern dann kommen und kam sogar von selbst nach unten, ohne dass meine Mutter mich förmlich wieder herunterschleppen musste. Doch meine gute Laune verschwand innerhalb von Sekunden als ich Clay dort stehen sah. Völlig irritiert musterte ich ihn.
,,Was machst du denn hier?'' entfuhr es mir, woraufhin mich alle anstarrten.
,,George, geht das auch freundlicher?'' schaltete meine Mutter sich direkt wieder ein, doch ich beachtete sie im Augenblick nicht. Mein Fokus lag komplett auf ihm. Was machte er hier? Ich dachte, er würde im Verein sein?

Immer noch völlig irritiert über sein Auftauchen, setzten wir uns an den Tisch. Es war ihm anzusehen, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste. Er schien zu wissen und sich darüber zu amüsieren, dass ich nicht verstand, was er hier tat. Dass ich damit gerechnet hatte, ihn eben nicht zu sehen.

Nach dem Essen raste ich in mein Zimmer und rief Nick an.
,,Sagtest du nicht, sie würden samstags trainieren?'' entgegnete ich sofort in den Hörer.
,,Der Plan wurde geändert, Nils Mannschaft trainiert seit heute morgens und nicht mehr nachmittags. Ich hatte vergessen dir bescheid zu geben, sorry Bro'' sagte er.
,,Wieso wurde der Plan geändert?'' fragte ich.
,,Weil ich es so wollte'' ertönte plötzlich Clays Stimme hinter mir.
,,Ich rufe dich später zurück'' entgegnete ich Nick und legte auf.

Als ich mich umdrehte, stand Clay bereits direkt bei mir.
,,Dachtest du, ich würde nachgeben?'' kam es von ihm. Ich war sprachlos und wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Wie gelähmt stand ich dort und starrte ihn an. Was war los mit mir?
,,Und rate mal was'' lehnte er sich zu meinem Ohr hervor.
,,Ich habe Nils heute Morgen erzählt, dass wir beide die besten Freunde wären und er möchte, dass ich dir sage, dass du beim Trainieren öfters dabei bist.''

Nun trat ich einen Schritt zurück, mein Blick verfinsterte sich.
,,Du lügst ihn an?'' entfuhr es mir.
,,Hmm, ist es eine Lüge?'' grinste er.
,,Halt dich unnötig von Nils fern. Du bist sein Trainer, nicht mehr und nicht weniger!'' fauchte ich ihn an. Er belächelte es natürlich nur weiterhin.

Plötzlich machte er wieder einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich einen nach hinten machen wollte, doch dabei auf mein Bett gefallen wäre, wenn er mich mit seiner Hand an meinem Rücken aufgefangen und an sich gezogen hätte. Ich spürte das Blut in meinen Adern kochen. Wieso kam er plötzlich immer so nah? Und wieso reagierte ich so seltsam darauf bzw. sogar gar nicht oder zu spät? Es verwirrte mich alles einfach nur noch.

In der Position verharrt starrten wir uns direkt in die Augen, während ich selbst seinen Atem meine Wangen streifen spüren konnte. Was tat ich hier? Wieso schubste ich ihn nicht weg?
Lag es an seinem intensiven Blick auf mir? So hatte er mich noch nie zuvor angeschaut. Es war beinah schon mit der sanften Stimme Nils gegenüber zu vergleichen.

In seinen Augen war irgendetwas zu erkennen, doch ich wusste nicht was. Mein Puls begann zu rasen, mir wurde ungewöhnlich warm. Ich schluckte und wollte etwas sagen, doch ich konnte es nicht. Als wäre ich plötzlich aus dem Nichts wie gelähmt, als würde er mich einschüchtern. Moment, war ich etwa eingeschüchtert? Von ihm?


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𝒮𝒽𝒾𝓃𝑒 𝒜𝓃𝒹 𝒮𝓅𝒶𝓇𝓀𝓁𝑒Where stories live. Discover now