» Chapter Ten «

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,,George'' hörte ich meine Mutter von unten rufen, was mich zurück in die Realität holte und realisieren ließ, dass wir noch immer in derselben Position standen und uns einfach nur anstarrten. Jedoch ergriff ich die Chance und befreite mich, ehe ich zu meiner Mutter hinunterlief. Meine Gedanken schweiften in tausende Richtungen, ich konnte kaum zuhören, was sie sagte, während sie mit mir sprach. Alles, was ich letztendlich hörte, war:
,,Nächstes Wochenende fahren wir gemeinsam an die Küste.''

Meine Augen weiteten sich.
,,Was?'' entfuhr es mir schließlich.
,,Für einen Tag? Das lohnt sich doch nicht einmal'' versuchte ich es zu retten, doch rechnete nicht mit dem, was sie als Nächstes sagte.
,,Wer spricht denn von einem Tag? Ich meine schon das ganze Wochenende, Freitagabend fahren wir.'' Es hatte sich so angefühlt, als hätte mich ein Anker getroffen.

Ich spürte meinen Puls noch immer rasen, doch vermutlich lag es daran, dass ich seine Präsenz hinter mir spürte.
,,Hört sich doch spaßig an, das bekomme ich auch leicht mit dem Training geregelt'' ertönte seine Stimme. Ich drehte mich mit geballten Fäusten zu ihm um und schaute ihn an. Auch er sah mich an, doch mit einem gelassenen und zum Teil provokantem Blick, anders als vorhin.

,,Ohne mich'' rief ich und rempelte ihn beim Vorbeigehen mit Absicht an. Da ich in meinem eigenen Zimmer keine Ruhe finden konnte, schloss ich mich im oberen Badezimmer ein. Ich beugte mich über das Waschbecken und stieß mir kaltes Wasser ins Gesicht, denn es fühlte sich viel zu warm an.

Als ich in den Spiegel starrte und mich ansah, erkannte ich meine geröteten Wangen.
,,Was zum...'' murmelte ich. Ich schüttelte den Kopf und versuchte alles, was vorhin passiert war, zu vergessen. Es hatte nichts zu bedeuten, er wollte mich bloß wieder provozieren. Auch wenn es auf einer sehr merkwürdigen und absurden Art und Weise war.

Ich musste mich vor dem nächsten Wochenende retten und selbst wenn ich mir wirklich irgendetwas brach. Ich hielt es diese paar Stunden vom Tag mit ihm schon nicht aus, wie sollte ich das ein ganzes Wochenende tun können? Nein, das war definitiv zu viel. Meine Mutter wusste doch, wie es um uns stand, wieso tat sie mir das an? Weil ich mich ihr widersetzt hatte, wegen des Spiels? Ich war 18, wo lag das Problem, wenn ich einen Abend weg war?

Es klopfte an der Türe und riss mich somit aus den Gedanken.
,,Ich soll mich von dir verabschieden, wir fahren gleich'' ertönte wieder Clays Stimme.
,,Wir sehen uns nächste Woche'' konnte ich sein Grinsen heraushören. Mein Griff ums Waschbecken verstärkte sich.

Wieso musste der eine Mist nach dem anderen passieren? So viel zum Thema, ich würde ihn nicht mehr so oft sehen. Es war das Gegenteil, jetzt musste ich auch noch ein ganzes Wochenende mit ihm verbringen. Wie sollte ich das überstehen, ohne nicht danach reif für eine Einweisung gewesen zu sein?

Ich wusste genau, dass betteln und anflehen bei meiner Mutter nichts bringen würde, wenn ich mir sie nicht auch noch zum Feind machen wollte. Ich hatte gar keine andere Wahl, als mitfahren zu müssen. Alles, was ich jetzt noch tun konnte, war zu hoffen, dass wirklich etwas dazwischen kam und diese Fahrt verhinderte.


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𝒮𝒽𝒾𝓃𝑒 𝒜𝓃𝒹 𝒮𝓅𝒶𝓇𝓀𝓁𝑒Where stories live. Discover now