» Chapter Fifteen «

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Selbst während dem Frühstück fiel mir Georges merkwürdiges Verhalten auf. Er vermied Blickkontakt, sehr sogar. Sonst starrte er mir gefühlt in die Seele, nur um mir meinen provokanten Blick zurückzugeben, doch diesen Morgen war es völlig anders. Sein gesamtes Verhalten war anders, doch weshalb?

Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob ich irgendetwas getan hatte, doch es war noch gar nichts zwischen uns gewesen, seit wir hier waren. Den gestrigen Abend hatte er irgendwo an der Küste verbracht, alleine dadurch hatten wir uns schon gar nicht mehr gesehen. Die Nacht hatte er auf der Couch geschlafen, so waren wir auch nicht zusammen in einem Zimmer, in einem Bett.

Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr ich ihn anstarrte, während ich darüber nachdachte, was sein Verhalten erklären würde, bis er mich tatsächlich das erste Mal richtig anschaute. Doch genauso schnell unterbrach er den Augenkontakt auch wieder, als könnte er diesem nicht standhalten.

,,Wie wär's, wenn wir heute zusammen an den Strand heruntergehen?'' fragte Georges Mutter in die relativ stille Runde. Ich gab kein Kommentar dazu ab, da es sowieso nichts brachte und George blieb genauso still. Meine Mutter stimmte natürlich sofort zurück. Georges und mein Vater gaben sich einen Blick, der vermutlich bedeutete, dass sie nichts außer sich gemeinsam Bier den ganzen Tag herein kippen würden.

Tatsächlich sagte ich aber auch nichts, da es erstens etwas warm wurde und eine Abkühlung im Wasser guttun konnte und zweitens, weil ich wissen wollte, ob George etwas dazu sagte, denn das tat er normalerweise auch immer sofort. So langsam bezweifelte ich jedoch, dass er das wirklich mitbekommen hatte. Er wirkte noch mehr in Gedanken versunken als ich. Es interessierte mich aus Neugier wirklich, was plötzlich los mit ihm war, doch einfach zu fragen kam ja schon so herüber, als würde ich mir sorgen oder so'n Mist machen.

Ehe wir an die Küste herunterliefen, begab ich mich ins Zimmer, um mir meine Badehose anzuziehen und traf dort auf George, der ebenfalls in seinem Koffer wohl nach einer suchte. Ich ergriff den Moment, stellte meinen Stolz beiseite, schloss die Türe hinter mir und fragte ihn direkt heraus. In dem Moment, in dem er die Türe hinter sich schließen hörte, drehte er sich um und schaute mich an.

,,Was tust du da?'' kam es von ihm.
,,Oh sieh an, er hat ja doch nicht das Sprechen verlernt'' konnte ich mir nicht verkneifen. Ich verschränkte die Arme und machte einen Schritt auf ihn zu, zwei waren jedoch noch gut zwischen uns. So wie es aussah war ihm aber dieser eine Schritt schon zu viel, er wirkte sofort nervös und das ließ mich zum Entschluss kommen, dass er sich meinetwegen so seltsam verhielt.

,,Was ist dein Problem?'' fragte er, was mich zum Lachen brachte.
,,Mein Problem? Verhalte ich mich so seltsam oder du?''
,,Keine Ahnung, was du meinst'' versuchte er es zu überspielen und drehte sich wieder zu seinem Koffer auf dem Bett um. Wollte er mich für dumm verkaufen?
,,Nicht?'' hauchte ich ihm in den Nacken, nachdem ich mich an ihn geschlichen hatte und über seine Schulter geschaut hatte. Seine Hände verkrampften ja schon förmlich und sein Körper spannte sich an. Das war auf jeden Fall eine noch interessantere Beobachtung.

,,Geh zurück'' hörte ich ihn sagen. Man konnte deutlich hören, wie sein Puls stieg. Irgendwie gefiel mir diese neue Art von Reaktion, die er neulich lieferte. Es gab mir ein wenig das Gefühl, als hätte ich die Kontrolle über ihn. Nicht, dass ich ein Kontrollfreak oder sowas war, doch es war schon ziemlich amüsant. Schließlich spielte er immer den unantastbaren und somit präsentierte er sich mir quasi selbst auf dem offenen Teller.

,,Und wenn ich es nicht mache?'' neckte ich ihn. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz zwischen meinem Schritt, er hatte tatsächlich gegen die Eier getreten und wollte sich aus dem Zimmer verpissen, doch so leicht ließ ich ihn damit nicht davonkommen. Gerade als er die Türe öffnen wollte, stieß ich sie mit meiner Hand wieder zu und drängte ihn mit dem Gesicht zu mir dagegen.

,,Jetzt schuldest du mir was'' entgegnete ich ihm.
,,Wieso sollte ich dir was schulden? Du hast dich mir aufgedrängt'' kam es provozierend von ihm nach einer gefühlten Ewigkeit wieder, was mich zum Grinsen brachte. Da war der George, den ich kannte. Doch wieso hatte ich das Gefühl, dass er damit mehr meinte als das vorhin? Meinte er etwa immer noch diesen einen Kuss da?
,,Jungs, wo bleibt ihr denn?'' hörten wir plötzlich meine Mutter rufen.
,,Meinen Gefallen werde ich noch einlösen'' zwinkerte ich ihm zu, ehe ich als erster den Raum verließ.


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𝒮𝒽𝒾𝓃𝑒 𝒜𝓃𝒹 𝒮𝓅𝒶𝓇𝓀𝓁𝑒Where stories live. Discover now