» Chapter Twenty «

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Die Sonne schien durch das Fenster direkt auf mich herab, während ich langsam wach wurde. Doch die Sonne war nicht der einzige Grund, wieso sich mein Körper so warm anfühlte, denn George lag seitlich halb auf mir. Ich musterte sein Gesicht und schluckte bei den Szenen, die sich sofort in meinem Kopf von letzter Nacht abbildeten.

Wenn ich gedacht hatte, dass es sich zuvor merkwürdig angefühlt hatte, übertraf es nun alles. Ich sah ihn an und spürte meinen Puls steigen.
Ich sah ihn an und wollte nicht mehr wegschauen.
Ich sah ihn an und konnte nur noch daran denken, ihn bei mir haben zu wollen. Es war verrückt. Verrückt darüber nachzudenken, was letzte Nacht überhaupt passiert war - zwischen uns.

Meine Finger fuhren sanft durch seine zerzausten Haare. Selbst solch eine kleine Geste, die ich ausführte, verpasste mir Gänsehaut und das war verdammt merkwürdig. Die ganze Situation fühlte sich wirklich merkwürdig, doch auch wirklich gut an. In meinem Kopf ratterte es, doch zugleich verspürte ich auch eine seltsame Ruhe.

Immer mehr verspürte ich den Druck seines Körpers, der sich auf meinem ablagerte. Seinen Arm, der über meinem Oberkörper lag. Sein Bein, welches über meinen lag. Sein Kopf, der auf meiner Schulter angelehnt war. Es war kaum zu glauben, dass solch ein Moment existierte und ich ihn beibehalten wollte - so sehr ich auch mal pinkeln musste.

Für eine Weile blieb ich noch still so liegen, doch meine Blase drohte schon zu platzen, daher war ich gezwungen aufzustehen. Ich achtete jedoch darauf ihn nicht aufzuwecken, doch da hätte ich mir auch gar keine Sorgen drum machen müssen. Er schlief tief und fest, er musste wirklich erschöpft gewesen sein - was nach einer Nacht mit mir kein Wunder war.

Nachdem ich der Toilette gewesen war und mein Gesicht gewaschen hatte, erinnerte ich mich an seine Worte. Worte, die mir eine Gänsehaut wie noch nie zuvor bereitet hatten.
,,Clay, ich hatte noch nie...'' Es war nicht die Tatsache, dass er eine völlige Jungfrau, sondern dass ich sein erstes Mal gewesen war und nun verstand ich auch, wieso er so sauer gewesen war, als ich ihn geküsst hatte. Ich war nicht nur sein erstes Mal, ich war auch sein erster Kuss. Diese Tatsachen brannten sich immer wieder in mein Hirn ein, als würde ich es kaum verstehen können.

Die Person, die er am meisten hasste.
Die Person, die er nie bei sich haben wollte.
Die Person, für die er den Ozean überqueren würde, um sie nicht mehr sehen zu müssen.
Genau diese Person war ihm letztendlich am nächsten gekommen und diese Person war ich.

Plötzlich schoss mir eine Frage durch den Kopf. Bereute ich es? Doch die Antwort war nein, ich bereute es nicht. Ich bereute es nicht, weil ich es wollte und auch jetzt fühlte es sich nicht anders an. Doch würde er es bereuen? Bei ihm war ich mir nicht sicher, auch wenn er es ebenfalls wollte.

Die nächste Frage schoss mir durch den Kopf. Was nun? Wie würden wir uns verhalten? Würde alles wie vorher weiterlaufen oder anders werden? Sollten wir darüber sprechen oder so tun als wäre nichts passiert? Was sollte ich tun? Was auch immer geschehen würde, diese Nacht war passiert und das konnte nicht rückgängig gemacht werden. Ich konnte es auch nicht verleugnen zu hoffen, dass er es nicht bereuen würde, denn ich wollte nicht, dass er es tat.

Wir hatten nie das Verhältnis zueinander, dass es irgendwann auf so etwas hinausgegangen wäre. So etwas hatte nicht ansatzweise im Hinterkopf des anderen existiert, doch das hatte sich wohl irgendwann geändert. Es wäre nie passiert, wenn er es nicht auch gewollt hätte. Doch was genau bedeutete das nun? Ich wollte ihn und er wollte mich...es klang und war so paradox.

Nachdem ich im Bad fertig war, begab ich mich nach unten. Georges Mutter schien ebenfalls bereits wach gewesen zu sein, sie bereitete das Frühstück vor. Verwundert schaute sie mich an.
,,Ich hätte dich nicht für einen Frühaufsteher gehalten'' scherzte sie, ich lächelte nur und setzte mich an den Tisch, der seitlich des Raumes stand.

Ich lehnte mich mit dem Ellenbogen darauf ab und fuhr mir mit der Hand gähnend durch die Haare. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich selbst nicht viel geschlafen hatte und teils erschöpft war. Ich hatte das Bedürfnis zurück zu George zu gehen, doch ich war mir selbst so verdammt unsicher, was ich nun tun sollte. Diese Gefühle, die ich verspürte, waren mir selbst neu. 


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𝒮𝒽𝒾𝓃𝑒 𝒜𝓃𝒹 𝒮𝓅𝒶𝓇𝓀𝓁𝑒Where stories live. Discover now