» Chapter Twelve «

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Ich lief am Wasser entlang und kam zum Stehen, während ich mir den Sonnenuntergang anschaute. Kinderstimmen von zwei Jungen ertönten nicht allzu weit von mir, mein Blick richtete sich in deren Richtung. Sie bauten zusammen eine riesige Sandburg und schienen viel Spaß dabei zu haben. Es erinnerte mich ungewollt an eine Kindheitserinnerung mit Clay, doch in dieser ging es anders zu.

,,Mama! Clay macht alles kaputt!'' rief ich laut und schubste Clay von meiner Sandburg weg, die ich so lange schon gebaut hatte. Er versuchte meine kaputt zu machen, weil er seine nicht hinbekam! Clays Mutter rief ihm zu, dass er aufhören und mit mir zusammen spielen sollte, doch Clay kam mit Wasser in seinem Eimer wieder und schüttete es über meine Burg. Ich konnte nur zusehen, wie sie langsam in sich zusammenfiel. Wütend schmiss ich meine Schaufel weg.
,,Du bist blöd!'' rief ich Clay zu und rannte meiner Mutter in die Arme.

Es war das totale Gegenteil von dem Anblick dieser zwei Jungs. Sie bauten sie mit einem Lächeln im Gesicht zusammen und das schon wohl etwas länger. Sie wirkten wie zwei wirklich gute Freunde. Etwas, dass es zwischen uns nie gegeben hatte. Schon oft hatte ich mich im Laufe der Jahre gefragt, woran es eigentlich wirklich lag, dass wir uns einfach nie miteinander verstanden hatten. Meine Vermutung war, dass man uns von klein auf schon aufzwingen wollte, eine unbeschreibliche Freundschaft aufzubauen, doch sich durch diesen Druck und diese Unechtheit alles ins Negative gewandelt hatte. Freundschaft konnte man nicht erzwingen.

Aber vermutlich lag es auch stark an Clay. Je älter er wurde, desto schlimmer wurde er in meinen Augen. Immer mehr hatte er diese Sticheleien zwischen uns begonnen, dass es ohne schon merkwürdig zwischen uns wurde, da es dazugehörte. Ein normales Gespräch zwischen uns war nicht machbar und heute erst recht nicht mehr.

Ich musste ziemlich lange weg gewesen sein, denn ich bekam eine Nachricht von meiner Mutter. Sie fragte, wo ich sei und langsam zurückkommen sollte, da es schon dunkel und spät war. Erst als ich auf die Uhr schaute, bemerkte ich, dass es schon nach 22 Uhr war. Saß ich wirklich so lange gedankenversunken am Meer? Wir waren aber auch erst vor drei Stunden hier angekommen. Erst jetzt sah ich auch ihre Nachrichten davor. Sie aßen und wollte dort schon, dass ich zurückkam. Hunger hatte ich nicht einmal, da ich vor der Fahrt noch mächtig gegessen hatte.

Langsam wurde ich sogar etwas müde, da der Tag mich so gestresst hatte, doch ich wollte nicht einmal unbedingt zurück. Ich wollte nicht im selben Zimmer mit Clay schlafen und erst recht nicht in einem Bett. Aber wenn ich mein Wochenende nicht mit Rückenschmerzen verbringen wollte, hatte ich keine andere Wahl. So stand ich fluchend auf und begab mich mit langsamen Schritten zurück zum Strandhaus. Dabei lief ich an der Sandburg der Jungs vorbei, die sie zuvor gebaut hatten. Einen Moment starrte ich sie mit einem sanften Lächeln an, ehe ich weiterlief.

Als ich durch die Hintertüre hineinlief, sah ich nur noch meine und Clays Mutter zusammen auf der Couch sitzen, sie tranken gemeinsam ein Glas Wein und unterhielten sich.
,,Da bist du ja'' kam es von meiner Mutter.
,,Wo sind alle?'' fragte ich leicht irritiert.
,,Schon im Bett, der Tag war für alle etwas anstrengend'' sagte sie, ich nickte nur.
,,Im Kühlschrank ist noch essen, falls du Hunger hast'' gab Yasmin mir bescheid, doch ich schüttelte meinen Kopf und widmete ihr ein knappes Lächeln, ehe ich mich nach oben begab. Clay lag also auch schon im Bett? In das ich mich auch legen sollte?

Ich öffnete die Zimmertüre und tatsächlich schien er schon zu schlafen, denn es war dunkel und er ruhig zur Seite gedreht. Immerhin machte er sich nicht breit und schien wirklich nur auf seiner Seite zu schlafen. Womit bekam ich diese Ehre? Ich hätte eher damit gerechnet, dass er das Bett für sich beanspruchen würde.

Ich schlüpfte schnell in andere Sachen und legte mich gezwungenermaßen ins Bett. Dabei achtete ich aber darauf, nicht annähernd in seine Nähe zu kommen. Würde er mich auch nur mit seinen Füßen berühren, würde ich ihn sowas von vom Bett kicken. Er hatte einmal die Grenze zu sehr überschritten, noch einmal würde ich es nicht zulassen.


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𝒮𝒽𝒾𝓃𝑒 𝒜𝓃𝒹 𝒮𝓅𝒶𝓇𝓀𝓁𝑒Where stories live. Discover now