88 Loki

112 6 3
                                    

Es ist mitten in der Nacht

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Es ist mitten in der Nacht. Neben mir höre ich ihn tief ein- und ausatmen.
Ich sehe zu ihm herüber und bringe ein kurzes Lächeln hervor, als er meinen Blick bemerkt.

Es hatte lange gedauert, bis ich mich mit ihm auf eine eigene Mission getraut hatte. Ich kannte ihn als den blutrünstigen Bruder von Thor. Den, der alle Menschen der Erde zu seinen Sklaven machen wollte. Und ich hatte Angst. Tony zog mich immer von ihm weg, wenn ich Loki über den Weg laufen würde.
Doch kurz nachdem ich achtzehn wurde, trafen wir aufeinander und redeten. Wir redeten viel. Er wollte sich unbedingt verteidigen und sein damaliges Verhalten erklären. Erst durch seine Erzählung auf die Situation, habe ich verstanden, wie schlimm es sich anfühlen muss, wenn man von allen Menschen gemieden und verabscheut wird. Und das alles, obwohl man aus seinen Fehlern gelernt hat und nie wieder zu solchen Taten in der Lage sein wird. Ihm war die Macht zu Kopf gestiegen und er wollte so werden, wie sein Bruder. Thor. Doch seit dieser verschwunden war und Doctor Strange, ebenso wie Wanda keinen Kontakt zu ihm aufnehmen konnte und wir seinen Standort nicht finden konnten, bat Loki seine Hilfe an.

„Meinst du, wir werden ihn finden?"

Ich sehe wieder zu Loki. Der Regen prasselt auf unsere Schultern und ich halte meine Hand über meine Augen, sodass ich Lokis Blick halten kann.

„Natürlich. Thor wollte sicher nach all der Zeit nur etwas Ruhe", überlege ich und wische mir übers Gesicht.

Loki bringt ein kleines Lächeln hervor.

„Er war noch nie derjenige von uns beiden, der die Ruhe im Alltag sucht", klärt er mich auf und faltet seine Hände ineinander.

„Er braucht all den Trubel und hat in seinem ganzen Leben nur von Partys und anderen Veranstaltungen zu denen es literweise Bier gab gelebt".

Ich nicke und sehe wieder in die Ferne.

„Ich bin sogar der Meinung, er hat noch nie ein Buch gelesen".

„Nicht einmal eure Sagen?"

Loki schüttelt den Kopf.

„Er ist immer mehr auf den direkten Kampf aus. Alles bekämpfen was er sieht und nur ein wenig bedrohlich wirkt, weil er denkt, dass er als Gott wenig zu verlieren hat".

„Tja, da hast du wohl das Gegenteil bewiesen, was?"

Loki rollt mit seinen Augen und sieht mich direkt an.

„Du weißt, wieso ich das getan habe".

Stille umgibt uns und ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes sagen soll.

„Ist er dir wichtig?"

Loki sieht zu mir und hält mir lange einen nichtsaussagenden Blick vor Augen.

„Natürlich. Irgendwie".

„Ich meine, ihr seid Brüder, Loki".

„Sind wir nicht", fällt er mir sofort ins Wort.

Ich lege den Kopf schief.

„Wir sind keine Brüder. Ich bin einer der Eisriesen und er Sohn Odins".

Da verstehe ich plötzlich alles. Deshalb wurde er als er kleiner war so unterdrückt.

„Ist das der Grund, wieso Thor ohne Überlegungen von Odin zum König ernannt wurde?"

Loki nickt stumm.

„Obwohl unser Vater uns immer erzählt hatte, wir hätten beide gleiche Chancen".

Ich sehe zu Boden und spiele an meinem Ring herum.
Plötzlich donnert es laut und ich sehe hinauf in den Himmel. Ebenso, wie Loki es tut.
Es donnert nochmal.

„Um ehrlich zu sein, habe ich Angst vor Donnern und Blitzen", flüstere ich und schlinge meine Arme um meinen Körper.

Loki hält mir aber nur seinen Zeigefinger hoch, was mir andeuten soll, dass ich meinen Mund halten solle.

„Waru", setze ich an, doch Loki schnippst und lauscht dem Donner.

Einige Minuten sitzen wir so da.
Bis der Donner verstummt und wir uns wieder ansehen.

„Ich dachte er sei es", sagt Loki leise und lässt sich gegen die Wand hinter uns sinken.

„Offenbar nicht", murmle ich und ziehe meine Beine an mich heran.

„Ich dachte eigentlich immer, dass du ihn hassen würdest".

Loki lacht kurz auf.

„Das dachte ich auch", flüstert er dann.

Er steht auf und ich tue es ihm gleich, aus innerlicher Angst, er könnte mir etwas tun und ich wäre hilflos, wenn ich schon am Boden sitzen würde.

„Aber seit ich dich kenne", bringt er nach einer Weile Halten des Blickkontakts heraus.

„Bist du ein guter Ersatz für sein Fehlen geworden".

Plötzlich fällt alle Anspannung von seinem Gesicht und er sieht mich bedrückt und zugleich befreit von seinen Worten an. Mit langsamen Schritten kommt er auf mich zu und grade, als er seine Hand in meine legen will, bringe ich ihn zum Stoppen, indem ich meine Hand auf seine Brust lege, sodass er anhält.
Er schluckt.

„Loki, ich", beginne ich, breche dann aber ab, weil er über seine Lippe leckt und zu Boden schaut, als er einen Schritt zurück macht.

„Tut mir leid, Christine. Ich wollte dich nicht belästigen oder aufdringlich wirken".

Ich schüttle meinen Kopf.

„Ich mag es, wenn Menschen sich in meiner Umgebung wohlfühlen", versuche ich zu erklären.

„Aber dir ist sicher klar, dass ich nicht mit einem Massenmörder zusammen sein kann,  wenn mein Vater derjenige ist, der ihn am meisten hasst und jahrelang dafür gearbeitet hat, dass ich eine großartige Zukunft haben kann".

Loki atmet laut aus und wischt sich über die Wange, auf die nun ein paar Regentropfen fallen.

„Ich sollte besser gehen", sind seine letzten Worte, bevor er sich umdreht, mir somit den Rücken zuwendet und geht.

The Marvel's: One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt