Kapitel 2

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"Mama, darf ich ein wenig hinausgehen? Biiiittttteeeeee!!!", sagte der kleine Junge mit großen Augen. "Na gut du darfst rausgehen, sei aber bitte vor dem Abendessen wieder da und mach ja keine Dummheiten junger Mann.", sagte seine Mutter, bevor der Kleine schon fast um die Ecke gebogen war. Mit schnellen Schritten rannte er bei der Vordertür hinaus und lief einmal um das Anwesen herum. Kaum war er hinten angekommen, sah er schon von weitem ein nur allzu bekanntes rotes Kleid. Er holte nochmal tief Luft und rannte dem wehenden roten Etwas entgegen. Vor ihr kam er zum stehen: "Hey Alice, wie bist du denn deiner schrecklichen Familie entkommen?". "Musste ich gar nicht, du weißt doch, mein Vater arbeitet sowieso rund um die Uhr und meine Mutter ist mit meinem Bruder einkaufen gegangen, wir haben also Zeit bis 5 Uhr.", sagte sie mit einem Strahlen. Gemeinsam liefen sie zu ihrer Lieblings Lichtung im Wald und setzten sich dort in das hohe Gras, Alice streckte sich etwas und entblößte dabei ihre Schultern. "Alice!! Der Fleck ist aber neu, warum hat dein Vater diesmal die Hand gegen dich erhoben?", fragte Thomas ganz aufgeregt. Schnell bedeckte sie wieder ihre Schulter und sah hinauf in den Himmel: "Es ist nichts besonderes, wir waren nur im Park spazieren. Da ist uns einer von Vaters Arbeitskollegen entgegen gekommen, mit seinem Hund an der Leine. Der Mann hat den armen Hund so sehr an der Leine gezerrt, dass ich ihn gefragt habe wie ihm das gefallen würde, wenn ihm jemand so die Luft abschnürt." Thomas kicherte leise, deutete ihr aber an weiter zu erzählen."Und dann hat mein Vater sich entschuldigt und uns weiter geschoben, mir hat er vor allem seine Hand richtig fest auf die Schulter gedrückt. Als wir dann zu Hause waren, hat er seine Gürtel sofort in der Hand gehabt und mich an dem Fleck erwischt wo er vorher hin gegriffen hatte und naja du siehst nun das Ergebnis.", erzählte sie zu Ende während ihr eine kleine Träne die Wange hinunter rollte. "Ich verstehe dann nicht, wie du noch bei diesem Monster bleiben kannst!! Ich hab dir doch schon so oft gesagt, dass du ruhig zu uns kommen kannst, meine Eltern nehmen dich sicher gerne bei uns auf.", sagte Thomas aufgeregt und gestikulierte wild mit den Armen. "Ich kann euch das nicht antun, du weißt genau wie mein Vater ist, der würde euch dann auch das Leben zur Hölle machen, so ist es einfach besser und wie du siehst geht es mir ja gut.", während sie diesen Satz aussprach sahen beide plötzlich einen Hirsch auf ihrer Lichtung. "Alice schau doch wie schön der ist!! Lass uns näher rangehen!!", flüsterte Thomas aufgeregt und war schon ganz hibbelig. Gemeinsam schlichen beide näher an den Hirsch heran, dieser graste ruhig. Immer näher und näher schlichen sie sich heran, bis sie ihn schon fast angreifen konnten. "Alice Louise Hatherway!!!", dröhnte plötzlich die Stimme ihres Vaters über die ganze Lichtung, während gleichzeitig ein Schuss fiel. Erschrocken drehten sich beide Kinder zu dem Tier um, das plötzlich am Boden lag und schwer atmete. Die Kugel hatte ihn am Hals erwischt und fing nun langsam an zu bluten. Ihren wütenden Vater komplett ignorierend, riss Alice schnell ein Stück von ihrem Ärmel ab und hielt es dem Hirsch an die Wunde. "Bitte steh auf und lauf weg. Bitte, du darfst nicht bei solchen Menschen landen, lauf, lauf, lauf!!", flehte Alice das Geschöpf an. Plötzlich hob der Hirsch seinen Kopf an und sah ihr in die Augen. Als ob er sie verstanden hätte sprang das Tier plötzlich auf und verschwand in den Wald. "Verdammt Markus jetzt ist er uns entwischt!", fauchte der Mann an der Seite ihres Vaters. Bevor Alice noch irgendwie reagieren konnte, wurde sie auf die Beine gezerrt und bekam einen Schlag mit der flachen Hand mitten ins Gesicht. Ihre Wange schwoll sofort rot an, doch bevor ihr Vater noch einmal ausholen konnte, stellte sich Thomas schützend vor sie. "Wie können sie es nur wagen Alice zu schlagen, sie hat doch nichts falsch gemacht!", spie Thomas ihrem Vater ins Gesicht und sah ihm tief in die Augen, doch eher er sich versah, zerrte ihn der andere Mann weg. "Bring den kleinen Thomas nach Hause ich hab hier noch etwas zu klären.", sagte Markus ruhig und wartete bis sein Freund den kleinen schreienden Burschen weggezogen hatte. Langsam drehte er sich wieder zu seiner Tochter um, die sich immer noch die Wange hielt und ihn stumm ansah: "Alice wie oft soll ich dir es noch sagen, du sollst dich nicht mehr mit diesem Carrington Jungen treffen. Der setzt dir nur Flausen in den Kopf und du weißt hoffentlich auch wieso ich die Hand gegen dich erhoben habe." "Nein Vater diesmal verstehe ich es nicht.", sagte Alice trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust, kaum verließen diese Worte ihren Mund, kassierte sie auch schon den nächsten Schlag. "Du hast den Hirsch aufgescheucht obwohl wir ihn angeschossen haben! Du hattest überhaupt kein Recht dazu unsere Beute zu verjagen!", schnaubte ihr Vater mit hoch rotem Kopf. "So wenig wie du und dein Partner das Recht hattet ihn zu töten, er hat euch doch gar nichts getan!", fauchte Alice ihren Vater an. "Du weißt doch Kind, wir Menschen stehen ganz oben auf der Nahrungskette, wir töten Tiere um sie zu essen und damit wir weiter Leben. So ist das nun mal, der Stärkere hat immer das Recht auf der Kosten des Schwächeren zu leben." "Das glaub ich dir einfach nicht! Jeder sollte das gleiche Recht haben zu leben und nur weil jemand schwächer ist, ist er nicht gleich weniger wert." Daraufhin bekam Alice den dritten Schlag an diesem Tag. "Du kommst jetzt sofort mit nach Hause und keine Widerworte mehr, sonst gehst du heute ohne Abendessen ins Bett.", donnerte ihr Vater wieder und zerrte sie in Richtung ihres Anwesens.
Mit traurigen Augen sah er von seinem Versteck aus, wie das kleine Mädchen über die Lichtung gezerrt wurde, am liebsten hätte er den Vater in der Luft zerrissen, für seine Einstellung zum Leben, aber am meisten dafür wie brutal er sein eigen Fleisch und Blut zum Schweigen brachte. Er schüttelte den Kopf und verschwand wieder in den Wald.

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