Kapitel 25

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Die Zwillinge liefen durch den Wald, überall hörte man entweder Tiere Knurren oder Schnauben und die Schreie verängstigter Männer. Leider waren auch einige Schüsse zu hören. "Corey ich wittere Seth! Er muss hier irgendwo in der Nähe sein.", vernahm er plötzlich Loreys Stimme neben sich. Sie folgten dem Geruch und kamen bei einem kleinen Bach an, wo Seth gerade trank. Thomas stand daneben und beobachtete die Gegend. "Hey ihr zwei!", rief Lorey aus und rannte auf die Beiden zu. Thomas drehte sich um und erblickte die Zwillinge. "Gott sei dank geht es euch gut.", rutschte es ihm heraus und wurde zum Dank von Lorey angesprungen, die ihren Kopf als Zeichen der Zuneigung an seinem rieb. Zaghaft streichelte er sie, das hatte bis jetzt noch keiner vom Rudel bei ihm gemacht. "Wisst ihr wo die Anderen sind?", fragte Seth und wendete seinen Blick zu Corey. "Nein wir sind nur zufällig über eure Spur gestolpert.", erklärte dieser kurz. Da hörten sie etwas Klicken, es war ganz leise, doch es war da. "Leute ich glaube wir sollten von hier weg.", flüsterte Seth. Langsam bewegte sich die Gruppe weg von ihrem Platz. Seth und Lorey gingen voran, dicht gefolgt von Corey und Thomas. "Verräter!", hörten sie die Schreie mehrerer Männer und dem darauf folgten gleich mehrere Schüsse, doch sie waren nicht auf die Wölfe gerichtet. Die zwei Vorderen spalteten sich auf und stürmten auf die Gruppe zu, von der immer mehr Schüsse ausgingen. Thomas und Corey wollten gerade weiterlaufen als Thomas keuchend zu Boden ging. Seine Seite fing an zu bluten, er konnte nicht mehr weiter laufen. Corey wollte ihm gerade helfen, als er zwei Männer mit ihren Gewehren sah. "Keine Bewegung!", rief einer von ihnen. Corey wusste, jetzt musste er schnell handeln, wenn er das Leben des Menschen retten wollte. Bedrohlich fing er an zu Knurren und fletschte die Zähne. "Komm erlösen wir ihn von seinem Leid.", flüsterte der eine Mann und richtete seine Gewehr auf Thomas. Ein Schuss ertönte und der Verletzte schloss die Augen und wartete auf sein Ende, doch er spürte nichts, er hörte nur wie dumpf etwas auf den Boden knallte. Er öffnete seine Augen und konnte nicht fassen was er sah. "Corey!!!", schrie Lorey und preschte auf die zwei Männer zu, packte den der geschossen hatte und riss ihn in Stücke. Der Zweite wollte gerade wegrennen, als dieser von Seth erwischt wurde. Thomas richtete sich auf, zum Glück wurde er von dem einen Schuss nur gestreift und er konnte die Blutung stoppen, doch bei Corey sah es anders aus. Er lag vor ihm, aus seiner Brust floss unaufhörlich Blut, die Kugel hatte ihn tödlich getroffen. Er atmete nur noch ganz flach. Lorey stürzte hin und fing an über seinen Kopf zu lecken. Sie winselte laut und plötzlich heulte sie ihre Verzweiflung heraus. Auch Seth trat näher an ihn heran. "Du hast mir das Leben gerettet.", sagte Thomas mit erstickter Stimme. Corey hob ganz leicht seinen Kopf und sah ihn an. "Wir alle sind Teil einer großen Familie, wir beschützen einander.", sagte er und Lorey heulte noch lauter. "Corey du kannst mich nicht alleine lassen!!", schrie seine Schwester ihn an. "Es tut mir leid Schwesterherz, vergiss nicht ich liebe dich und werde immer bei dir sein.", er reckte seinen Kopf in die Höhe und leckte ihr nochmal über ihre Schnauze, dann ließ er wieder seinen Kopf sinken. "Corey!!!", hörten sie plötzlich eine weibliche Stimme hinter sich. Die drei drehten sich um, gerade sprang Alice von Lynns Rücken und hetzte auf ihn zu. Tränen rannen ihr unaufhörlich die Wangen hinunter. "Alice...", brachte er noch gebrochen heraus. "Sei ruhig. Du brauchst deine Kraft, wir schaffen das schon!", plapperte sie darauf los. "Nun hilf ihm doch!!", schrie sie nun Thomas an. "Ich kann nicht!", schrie er verzweifelt zurück:"Die Kugel hat ihn in der Brust getroffen, ich kann nichts mehr tun!" Da stand Alice auf und ging auf ihn los:"Du bist Arzt verdammt!", schrie sie verzweifelt und schlug um sich. Thomas schlang die Arme um sie und drückte sie an sich, während sie weiter tobte. "Alice...", Coreys Stimme ließ sie inne halten und sie sah zu ihm herunter."Es ist in Ordnung, so wie es ist. Wir alle müssen irgendwann von dieser Welt gehen, manche früher, manche später. Trauert nicht um mich, wir werden uns wiedersehen.", er holte ein letztes Mal Luft und sah seine Schwester an:"Ich werde Mutter von dir grüßen lassen." Damit schloss er die Augen und ein letzter Atemzug verließ seine Lungen. Die Wölfe standen um ihn herum und alle fingen an zu heulen. Alice krallte sich an Thomas fest und schluchzte laut auf. Nun kamen noch Paul, Eric und Sunny, der Collin am Rücken trug. Dieser stieg von dem Hirsch ab und trat näher an den Wolf heran. Er sah seinen Bruder an, der die weinende Alice im Arm hielt. "Es tut mir so leid. Das habe ich nie gewollt.", flüsterte er und spürte die Blicke der anderen auf sich. "Du hast das hier losgetreten? Wegen dir ist mein Bruder gestorben?", schrie Lorey und wollte sich auf Collin stürzen, doch wurde von Eric und Paul daran gehindert. "Es ist nicht seine Schuld Lorey. Er wollte diesen Kampf nie. Vielleicht ist der Kanal sein Projekt, aber wenn es das nicht gegeben hätte, hätten diese Menschen einen anderen Grund gefunden uns anzugreifen. Wenn du ihn jetzt tötest bringt uns das Corey auch nicht mehr zurück.", fuhr Alice sie an und versuchte sie damit zur Vernunft zu bringen. Lorey ließ den Kopf hängen und trat zurück. Sie hob ihren Kopf und sah Collin an:"Es tut mir leid, nur habe ich durch Corey meine letzte Familie verloren." Der Mann sah die Wölfin geschockt an:"Wieso kann ich dich verstehen?", "Das erkläre ich dir nachher.", fuhr Thomas schnell dazwischen. "Es tut mir trotzdem schrecklich leid.", sagte er leise und blickte auf das tote Tier. "Du kannst nichts dafür Collin. Du wolltest zwar diesen Kanal bauen, aber diesen Kampf haben andere Menschen begonnen. Corey soll nicht umsonst gestorben sein. Werden wir die Eindringlinge los!", sagte Alice mit fester Stimme. "Wir bleiben bei Corey.", meldeten sich Lynn und Paul. Alice löste sich von Thomas und sah das Blut an seinen Händen und Seite. "Mir geht's gut, die Kugel hat mich nur gestreift, mach dir keine Sorgen darum, das wird schon.", beruhigte er sie. Da verstand sie, plötzlich war ihre Wut wie ausgelöscht. Corey hatte sich für ihn geopfert, wäre er nicht gewesen, würde Thomas jetzt dort liegen. "Alice?", nahm sie dumpf seine Stimme wahr. Da schlang sie wieder ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Erneut verließen Tränen ihre Augen, Tränen der Trauer um Corey, Tränen der Wut auf die Menschen, die den Kampf ausgelöst haben und Tränen der Erleichterung, dass Thomas noch lebte. Er erwiderte ihre Umarmung, schlang die Arme um sie und stützte sein Kinn auf ihren Kopf. Eine Zeit standen sie so da, bis sie sich von ihm löste und sich zu den Anderen drehte. "Los lasst uns Snow und Shadow suchen. Immerhin haben wir noch nicht alle verscheucht.", sagte sie und alle nickten. Collin stieg auf Sunnys Rücken, Alice kletterte auf Lorey und Thomas wurde von Seth mitgenommen.
"Jack!!", "Was ist jetzt schon wieder?", keifte dieser zurück. "Hast du das gehört?", fragte ein älterer Mann nervös. "Das Geheul? Natürlich! War ja nicht zu überhören! Anscheinend haben wir einen von ihnen erwischt! Folgt mir, der Rest muss hier irgendwo sein!", damit setzte sich die Truppe in Bewegung, sie steuerten die Minen an.
"Wo wollen Sie denn hin?", fragte die Magd aufgeregt. "Ich muss noch etwas erledigen! Wenn sie mich nun entschuldigen!", rief die Dame gehetzt und rannte förmlich in Richtung der Stallungen. Sie holte ihre Stute hervor, legte ihr Zaumzeug an, schwang sich auf ihren Rücken und ritt eiligst vom Anwesen.
Schüsse waren zu hören, zu viele Schüsse. Die kleine Truppe rannte den Geräuschen entgegen. "Lynn bleib stehen!", rief Alice aus und sofort stoppte die Wölfin. Sie kletterte wie zuvor von ihrem Rücken und rannte weg. "Alice!!", schrie Thomas, rutschte von Seths Rücken und lief ihr nach. Pure Panik durchströmte ihn, immerhin konnte sie jederzeit von den Männern gefasst werden. Zum Glück fand er sie, kniend am Boden und stark zitternd. Vorsichtig ging er auf sie zu. Als er näher trat erkannte er vor was sie kniete, Kenai lag regungslos vor ihr, aus seinen Augen war jedes Leben gewichen. Er kniete sich ebenfalls vor den Bären und legte Alice behutsam seinen Arm um ihre Schultern. Sie wirkte wie in Trance, er wusste nicht einmal ob sie ihn überhaupt bemerkte. Abwesend strich sie Kenai über seinen Kopf, sie spürte wie eine neue Welle der Verzweiflung über sie kam und sie unkontrolliert zitterte. Tränen verschleierten ihr die Sicht, doch sie musste jetzt stark sein. Mit ihrer anderen Hand rieb sie sich über die Augen und wischte die restlichen Tränen fort. Ruckartig erhob sie sich und warf den Mann neben ihr um, sie hatte ihn gar nicht bemerkt. "Tschuldigung.", nuschelte sie, doch er hatte sich schon wieder erhoben und sah sie abwartend an. "Gehen wir.", sagte sie knapp, drehte sich um und ging los. Thomas schloss zu ihr auf und schweigend gingen sie zur Gruppe zurück. "Was ist los?", fragte Seth. "Kenai hat es erwischt.", sagte sie kurz und kletterte wieder auf Lynn, während Thomas wieder auf Seth stieg. "Suchen wir die Anderen.", sagte Alice und die Gruppe lief los.

"Snow wir haben die meisten Menschen vertreiben können, mussten aber auch Verluste einstecken.", hörte sie Falco über sich pfeifen. Traurig schüttelte sie den Kopf. Durch das Heulen ihres Rudels, wussten alle bescheid, die Männer hatten Corey erwischt. "Er wird nicht umsonst gestorben sein.", sagte Shadow und rieb seinen Kopf an dem seiner Gefährtin. "Wir wussten alle, was für ein Risiko wir eingehen.", versuchte Snow sachlich zu bleiben, doch auch ihr Herz wurde von großem Kummer erfüllt. Shadow spürte ihre Trauer und leckte ihr über die Schnauze. Da hörten sie etwas näher kommen. Sie machten sich bereit zum Angriff. Da sprang Sunny hervor, der einen Mann am Rücken trug, gefolgt von Seth und Lorey, die Thomas und Alice mit dabei hatten. Als letztes folgte Eric. "Endlich haben wir euch gefunden!", rief Alice erleichtert aus. Da knurrte Shadow den Fremden auf dem Rücken des Hirsches an. "Ganz ruhig Shadow! Das ist Collin, Thomas Bruder. Er wollte zwar den Kanal bauen, aber er war nie für diesen Kampf, er ist auf unserer Seite.", erklärte Alice schnell um ihn zu besänftigen. Da waren plötzlich wieder Schritte zu hören. Alle Tiere machten sich erneut bereit zum Angriff. Ein älterer Mann trat zwischen den Bäumen hervor. "Da sind sie ja meine Herren! Madame.", wandte dieser sich zuerst an die Brüder und dann an die weiße Wölfin. "Wer ist das jetzt?", knurrte Shadow diesmal an Snow gewandt. "Mr. Sheffield, er hat mir geholfen aus dem Käfig auszubrechen. Er ist sicher auch hier um uns zu helfen.", gab Snow schnell zurück. "Wo kommen so denn jetzt her, Mr. Sheffield?", fragte Collin erstaunt. "Meine Gruppe ist verschwunden, als sie von einem Schwarm Vögeln und ein paar Füchsen attackiert wurde. Seit dem bin ich auf der Suche nach ihnen.", erklärte er und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er an die Gesichter der Männer dachte. Die Gruppe sah sich um, sie wussten, dass sie in der Nähe der Minen waren und es nicht mehr so viele Männer in diesem Wald geben konnte. "Wir..", setzte Alice an, als plötzlich ein Mark erschütternder Schrei zu vernehmen war und nach der hohen Tonlage handelte es sich um eine Frau. Die Farbe wich komplett aus dem Gesicht des älteren Herren, genauso wie Collin plötzlich immer blasser wurde. "Was ist los?", fragte Thomas. "Diese Schreie erkenne ich unter tausenden wieder.", sagte Arthur mit zittriger Stimme. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und man konnte seine Anspannung deutlich sehen. Fragend sah Thomas seinen ebenfalls Kreide bleichen Bruder an. Da räusperte sich Mr. Sheffield und setzt erneut an:"Diese Männer. Sie haben meine Tochter in ihrer Gewalt."

Heart of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt