Kapitel 10

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Völlig entgeistert und mit schmerzendem Schritt, kam Thomas am Anwesen der Sheffields an. Er stieg von Memory ab und überließ ihn den Stallburschen. Er ging in das Haus hinein und lief sofort seinem Bruder über den Weg, der ihm ansah, dass etwas nicht stimmte. "Hey was ist los, du siehst mal wieder aus wie der lebendige Tod", "Ich war mit den Arbeitern im Wald und du wirst es nicht glauben, wir wurden von Wölfen und einem Hirsch angegriffen". "Nicht dein Ernst!!", rief Collin aus. "Ja aber weißt du das schlimmste kommt noch, ich wurde umgehauen, von einer sehr kräftigen jungen Dame, wir haben etwas gekämpft und schließlich brachte sie uns beide zu Fall und ich landete auf ihr.", "Nicht schlecht.", grinste Collin. "Jedenfalls hab ich mich dann etwas abgestützt und hab ihr ins Gesicht gesehen und sah dort die braunen Augen die mich seit Jahren in meinen Träumen verfolgten.", " Nicht dein Ernst!! Es war wirklich Alice?", Collin konnte vor Staunen seinen Mund nicht mehr schließen. "Ja es war Alice, nur anscheinend ist ihr jetzt eingefallen, wer den Kanal durch ihre Heimat bauen will, schimpfte mich einen Scheißkerl und traf mich an einer sehr ungünstigen Stelle.", "Wow, das erste Mal, dass eine Frau dich an deinem ganz besonderen Körperteil berührt und dann gleich so.", lachte Collin und hielt sich den Bauch. "Idiot!", fauchte Thomas und machte sich auf den Weg in sein Gemach. Müde schleppte er sich in sein Bett und war auch schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen, wachte er auf und fühlte sich als hätte ihn eine Kutsche überfahren. Er streckte sich, ging zu seinem Kleiderschrank um sich anzuziehen und wieder mal in den Speisesaal zu gehen. Wie es zu erwarten war, waren schon alle versammelt und er wurde mit einem "Guten Morgen" an den Tisch zitiert. "Ich habe gehört sie haben eine sehr interessanten Besuch gestern bekommen?", fragte Miss Sheffield mit einem breiten Grinsen. "Woher wissen sie davon?", fragte Thomas, obwohl die Antwort doch offensichtlich war. "Die Arbeiter sind gestern wie von der Tarantel gestochen in unser Dorf gerannt und haben sofort herum erzählt was ihnen passiert ist.", erklärte Mirabelle und ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. "Ja es ist wahr, wir wurden gestern von ihnen überrascht." sagte Thomas und zwang sich zu einem freundlichen Gesicht. "Die Arbeiter sind heute wieder oben und haben Bärenfallen ausgelegt, damit sie dort, in Ruhe arbeiten können.", erwähnte Mr. Sheffield nebenbei. "Ist das nicht zu gefährlich für andere Menschen?", fragte Collin, während Thomas versuchte nicht an seinem Tee zu ersticken, den er bei der Nachricht verschluckt hatte. "Natürlich ist es gefährlich, aber sie haben die Fallen heute in der Nacht aufgestellt, als alle geschlafen haben.", "Wir müssen sie sofort wieder entfernen!", rief Mirabelle aus. "In diesem Sinn gebe ich ihnen absolut Recht, das ist ein Skandal.", warf Collin ein und bekam dafür ein dankbares Lächeln von dem hübschen Ding, was ihm gegenüber saß. Jeder packte sofort seine Sachen, sie ließen die Pferde herrichten und machten sich am schnellsten Weg zu dem Waldstück, in der Hoffnung, dass sich noch niemand verletzt hatte.

Schon wieder wagten es die Arbeiter hier in ihrem Zuhause die Bäume zu markieren. Alice kochte das Blut und am liebsten würde sie einen nach dem anderen in den Fluss werfen, wenn sie vorher noch an schweren Felsen gefesselt wären. Heute begleiteten sie Lynn und Eric als Mitkämpfer gegen diese Eindringlinge. Sie erreichten gleichzeitig die Stelle und ehe sie sich versah waren wieder die ersten Schreie der Arbeiter zu hören. Sunny räumte gerade eine Gruppe von drei Leuten aus dem Weg, während Alice einem anderen so einen harten Tritt in den Bauch gab, dass er einfach so umfiel und liegen blieb. Lynn jagte gerade 2 Männern nach und Eric schlug alleine mit seinem tiefen Knurren 4 Männer in die Flucht. Plötzlich hörte Alice wie sich 4 Reiter näherten und sie hatte Angst, dass es sich um Jäger handeln könnte. "Sunny, Lynn, Eric, da kommen Reiter kommt zieht euch zurück, wer weiß, vielleicht sind es Jäger." Sunny und Eric sprangen sofort in den Wald, doch Lynn hatte sie nicht gehört. "Lynn!! Komm schon wir müssen los!!", rief sie, doch die Wölfin lief den 2 Männern einfach hinter her. Alice wollte gerade Anlauf nehmen, als sie plötzlich ein metallisches Schnappen hörte und ein schrecklicher Schmerz erfasste ihr Bein, sie fiel hin und sah an sich herunter, sie war in eine Bärenfalle hineingetappt!! Wer hat die hier einfach aufgestellt? Panisch versuchte sie die Falle zu öffnen, viel Zeit hatte sie nicht mehr.
Lynn hörte plötzlich einen ohrenbetäubenden Schrei, augenblicklich blieb sie stehen und sah Alice, die mit ihrem Bein in einer Bärenfalle steckte. Sie ließ von den Arbeitern ab und rannte so schnell sie konnte an ihre Seite, sie konnte schon ihr Blut riechen, was aus der klaffenden Wunde herausfloss. "Alice!! Es tut mir so leid, wir müssen dich da schnell herauskriegen.", sagte Lynn und wurde immer nervöser. Sie schnappte nach der einen Seite der Falle, Alice nahm die andere Seite in die Hände und zusammen zogen sie daran, bis sie ihren Fuß herausziehen konnte. "Schnell steig auf, wir müssen hier weg.", ehe sie sich versah, saß Alice schon auf ihr, sie rannte los und verschwand in den Wald.
Sie waren kurz vor dem Waldstück, als sie einen Mark erschütternden Schrei hörten. Shine bäumte sich unter Collin auf, Memory wieherte laut und wäre Thomas fast durchgegangen. Sie schafften es die Tiere zu beruhigen und ritten darauf hin gleich weiter. Thomas kam ein ganz grauenvoller Gedanke, da der Schrei eindeutig von einer Frau kommen musste. Als sie die Stelle erreichten, kamen ihnen gerade die wenigen Arbeiter entgegen, die noch da waren. "Sagen sie mal, sind sie von allen guten Geistern verlassen?", brüllte Collin, dass den Männern hören und sehen verging. "Wir haben doch nichts getan! Wir wollten uns doch nur schützen!", warf ihnen einer entgegen. "Diese Bärenfallen können tödlich sein, in diesen Wäldern gehen auch Familien mit ihren Kindern hindurch, stellen sie sich vor einer von diesen Menschen tritt in so eine Falle!", schrie Collin und allen Arbeitern wich die Farbe aus dem Gesicht. "Wie es aussieht hat es schon jemanden erwischt.", sagte Mirabelle, die von ihrem Pferd abgestiegen war und nun neben einer Falle kniete. "Von uns hat es keinen getroffen.", erklärten die Männer sofort. "Das war mir schon klar, keiner von ihnen hätte die Falle so schnell aufbekommen. Vater sieh mal auf der einen Seite sind Biss spuren und auf der Seite wo mehr Blut ist kann man leichte Fingerabdrücke erkennen." Thomas drehte sich der Magen um, er konnte sich schon ausmalen, wen es erwischt hat. "Thomas denkst du das gleiche wie ich?", fragte Collin leise und bekam von seinem Bruder nur ein Nicken, da er zum Sprechen zu geschockt war. "Ihr räumt jede einzelne Fall weg und wehe wenn ihr auch nur eine vergesst!", zischte Collin und die Männer machten sich sofort an die Arbeit. "Mirabelle siehst du wohin die Blutspur führt?", fragte ihr Vater, doch sie schüttelte den Kopf. "Nein die Spur hört ein paar Meter weiter auf, ich kann nicht sagen, wohin die verletzte Person verschwunden ist.", erklärte Mirabelle.
Thomas wollte am liebsten den ganzen Wald nach ihr absuchen, doch er wollte sich nicht die Blöße vor den Dorfbewohnern geben, dass er das Wolfsmädchen kannte und nach all den Jahren noch Gefühle für sie hegte. "Sollten wir die Person nicht suchen gehen?", fragte Thomas und versuchte dabei nicht zu aufgeregt zu klingen. "Das hat wenig Sinn, der Wald ist groß und wie es aussieht, muss irgendjemand oder irgendetwas diese Person mitgenommen haben und wir haben weder eine ordentliche Spur noch eine Anhaltspunkt wo sich die Person befinden könnte.", erklärte Mr. Sheffield. Thomas nickte und versuchte seine immer größer werdenden Sorgen zu unterdrücken. "Am besten wir reiten zum Anwesen zurück und sie sollten einmal ein ernstes Wort mit ihren Arbeitern reden, damit so etwas nicht mehr vorkommt.", sagte Mr. Sheffield und ritt mit seiner Tochter voraus, gefolgt von den Carrington Brüdern, wobei sich einer nochmal umdrehte und betete, dass es Alice gut geht.
"Snow!! Schnell!! Alice ist verletzt!!", rief Lynn, blieb vor ihr stehen und sofort fiel Alice von ihrem Rücken, die Schmerzen wurden immer unerträglicher. "Wie ist das passiert?", knurrte Snow und sah Lynns schuldbewussten Blick:" Sie wollte mich vor den näher kommenden Reiter warnen, nur habe ich sie nicht gehört, sondern weiter 2 Männer gejagt. Anscheinend wollte sie mich selbst holen und dabei ist sie in eine Bärenfalle gestiegen und du siehst selber das Ergebnis."."Sie ist was?", knurrte Snow, sprang auf Lynn und fletschte die Zähne gefährlich nah vor ihrer Schnauze. "Es tut mir leid Snow, ich hatte doch keine Ahnung!", winselte Lynn. Kurz bevor Snow Lynn erdrückte hörten sie nur:" Jetzt kommt mal alle runter! Wir können es nicht ändern, aber Alice braucht dringend Hilfe, bevor es schlimmer wird.", rief Paul, der nun bei Alice lag die sich in sein Fell klammerte und versuchte den Schmerz so gut es ging zu ertragen. Snow kletterte von Lynn herunter und stellte sich vor das Mädchen. "Wir müssen irgendwie etwas finden, was die Wunde schließt und die Schmerzen erträglicher macht.", überlegte Snow laut da fiel ihr etwas auf: "Wie habt ihr die Blutung gestoppt?". "Alice hat sich ihr zerfetztes Hosenbein abgerissen und solange darauf gedrückt bis es aufgehört hat, während ich sie hier her brachte.", erklärte Lynn schnell. "Okay das ist schon mal gut, nur wie machen wir jetzt weiter?". "Ich hätte da einen Vorschlag.", keuchte Alice die sich immer noch fest in Pauls Fell klammerte:" Dafür bräuchte ich viele Blüten von Stiefmütterchen, etwas Wasser und die eine Schale die wir damals im Wald gefunden haben."."Gut Lynn du holst die Schale, der Rest holt die Blüten der Stiefmütterchen, Beeilung!!", teilte Snow ihr Rudel auf und sofort machten sich alle auf den Weg um ihre aufgetragene Arbeit zu erledigen. Kurze Zeit später hatten alle die aufgetragenen Arbeiten erledigt und nun rührte Alice alles in der Schale zusammen, wobei sie bei jedem neuen Schmerzschub kurz pausieren musste, doch irgendwann hatte sie es geschafft eine Art Salbe herzustellen die sie sich auf die Wunde gab. "Glaubst du das hilft?", fragte Snow ungeduldig. "Ja es ist schon etwas besser, damals als ich noch in London lebte, habe ich ein Buch gelesen, wo es um pflanzliche Medizin ging. In dem Buch stand, dass Stiefmütterchen gute Schmerzmitteln sind, wenn man sie zu einer Salbe rührt. Ich werde mich nun etwas schlafen legen und hoffen wir mal es funktioniert.", sagte Alice und lächelte schwach. "Du kannst ruhig bei mir liegen bleiben Kleines.", sagt Paul schnell und leckte ihr über die Wange. Alice kuschelte sich enger an ihn und war auch schon eingeschlafen. "Ich glaube es ist besser wenn wir uns alle schlafen legen, es war ein anstrengender Tag", sagte Snow und alle legten sich auf ihre Schlafplätze, aber vorher leckte jeder Alice noch über die Wange, was ihr ein Lächeln in ihr Gesicht zauberte, obwohl sie schon schlief.

Thomas tigerte in seinem Gemach auf und ab, er hatte solche Angst um seine Alice, er wusste, dass nur sie es sein konnte. Am liebsten würde er einfach in den Wald gehen und sie solange suchen, bis er sie gefunden hatte und sich um sie sorgen konnte. Doch es war zu dunkel und der Wald zu groß, er hoffte nur das es ihr gut ging. Er legte sich in sein Bett und starrte an die Decke, er dachte wieder an den Abend vor 6 Jahren, doch schon schoben sich Bilder in seinem Kopf, wo sie blutüberströmt im Wald liegt und keiner sie bemerkt. Er wälzte sich im Bett hin und her und versuchte die grausamen Bilder aus seinem Kopf zu verbannen. Irgendwann schlief er dann vor Erschöpfung ein.
"Snow wach auf!! Snow!! Aufwachen!!", hörte sie Pauls Stimme. "Was ist los?", fragte sie müde und öffnete ihre Augen. "Irgendwas stimmt nicht mit Alice.", sofort war sie hellwach. "Was ist passiert?", "Keine Ahnung, ich bin kurz aufgewacht, da habe ich bemerkt, dass sie ungewöhnlich heiß ist und schwitzt. Dann fing sie an zu husten und ich dachte am besten ist es wenn ich dich aufwecke.", flüstere Paul um die anderen nicht zu wecken. Snow sprang von ihrem Platz und ging zu Alice die am Boden lag und wie wild zitterte. "Sie sieht wirklich nicht gut aus, was machen wir jetzt?", "Ich weiß es nicht, am besten wecken wir sie mal auf.", entschied Snow und stupste sie vorsichtig mit der Schnauze an. "Alice, Kleines, wach auf.", "Was ist denn los?", fragte sie, fing aber sofort an zu husten. "Weißt du was mit dir los ist?", fragte die weiße Wölfin besorgt. "Nein, aber ich glaube ich habe Fieber und mir ist eiskalt und irgendwie ist mir auch schlecht.", zählte Alice ihre Symptome auf. "Was machen wir jetzt?", drängte Paul:" Wenn das so weiter geht, wird es nur schlimmer werden, Snow ich glaube wir haben nur eine Wahl.", "Nein!! Wir werden sie nicht zu den Menschen bringen!", knurrte sie. "Wenn sie hier bleibt wird sie sterben!", fauchte Paul. "Alice kennst du nicht noch irgendeine Pflanze die dagegen hilft?", doch sie schüttelte nur den Kopf und bekam gleich den nächsten Hustenanfall. "Wir müssen sie zu den Menschen bringen, vielleicht können sie ihr helfen.", "Nein ich vertraue ihnen nicht, was ist wenn sie uns Alice nicht mehr zurück geben?", "Und was schlägst du als Alternative vor?" "Wenn schon, dann müssen die Menschen herkommen, ich lasse unsere Kleine nicht alleine bei ihnen. Paul lauf zum Anwesen der Sheffields, sie sind die einzigen die ich in ihrer Nähe unter unsere Aufsicht dulde. Beeil dich." Paul nickte und rannte aus der Grotte. So schnell wie heute ist er noch nie gelaufen, zum Glück ging schon die Sonne auf, sodass er besser sah wo er hin rannte. In der Nähe des Anwesens, überlegte er wie er die Menschen nun heraus locken konnte. Er hatte eine Idee, holte tief Luft und fing lauthals an zu heulen.
Ein lautes Heulen, riss Thomas aus seinem Schlaf und er fiel vom Bett. Hatte er schon wieder einen so realen Traum? Doch da hörte es wieder, es klang tief, bedrohlich und vor allem laut, war etwa ein Wolf hier in der Nähe? Er zog sich schnell eine Jacke über, betrat den Gang und hätte Collin fast die Türe ins Gesicht geschlagen. "Du hast es also auch gehört oder?", fragte er. Thomas nickte nur und beide wollten sich auf den Weg machen, da liefen ihnen auch die Sheffields über den Weg. Die Gruppe verließ das Haus, ging aus dem Anwesen und stand nun vor dem riesigen grauen Wolf. Mirabelle riss die Augen auf und Collin stellte sich schützend vor sie. Thomas sammelte all seinen Mut zusammen, machte eine Schritt auf das Tier zu und flüsterte nur:" Alice?". Der Wolf sah ihm in die Augen, nickte und deutete ihm an aufzusteigen. "Mr. Carrington was haben sie vor?", fragte Mr. Sheffield aufgeregt. "Ich glaube jemand braucht Hilfe und ich werde niemanden im Stich lassen, der um Hilfe bittet.", sagte Thomas während er auf den Rücken des Tieres kletterte. "Los bring mich zu ihr.", flüsterte er und das Tier unter ihm setzte sich in Bewegung.

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