Kapitel 8

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Die ersten Sonnenstrahlen erleuchteten Hamshire und die Natur erwachte zum Leben. Man hörte die ersten Vögel zwitschern und auch die kleineren Tiere verließen schon langsam ihre Nester. Snow öffnete ihre Augen, schloss sie aber gleich darauf wieder, da die Sonne doch noch zu hell für sie war. "Schatz wach auf, die Sonne ist schon aufgegangen", stupste sie Shadow sachte mit ihrem Kopf an, da dieser auf ihrem ruhte. "Lass mich doch noch bitte etwas schlafen.", knurrte er, doch ehe er sich versah lag er am Boden, da seine Gefährtin ihn einfach von sich runter gerollt hatte. "Wenn du nicht mit mir aufstehen willst, dann leg nicht immer deinen Kopf auf meinen.", "Jetzt tu nicht so als würdest du es dann nicht vermissen.", konterte Shadow, während er sich streckte und einmal herzhaft gähnte. "Komm wir gehen jetzt mal unsere Runde.", sagte Snow während sie elegant von ihrer Schlafposition sprang und vor ihrem Geliebten zu stehen kam. "Du wirst mit jedem mal graziler meine Schöne.", "Schleimer", sagte Snow, während sie ihm kurz über die Schnauze leckte. Zusammen verließen sie die Grotte und traten ihre Runde durch den Wald an.
Kurze Zeit später, regte sich wieder etwas in der Grotte. "Corey wach auf!! Los komm schon aufstehen!!", "Lorey lass mich schlafen!!", "Komm schon lass uns Alice erschrecken!!", "Hör jetzt auf Lorey ich bin müde.", "Komm schon Corey, bitte lass sie uns erschrecken, bitte.", "Bist aber auch eine Nervensäge", knurrte Corey und erhob sich von seinem Schlafplatz. Lorey sprang herunter und schlich sich immer näher an Seth und Alice heran, gefolgt von Corey, der noch immer nicht ganz wach war und etwas torkelte. Lorey machte sich zum Absprung bereit und auch Corey ging neben ihr in Position. "1...2...3, LOS!!", beide sprangen nach vorne, Corey landete auf Seth und Lorey begrub Alice unter sich. "Corey geh sofort von mir runter!!", knurrte Seth und schubste ihn von sich. "Lorey ich krieg keine Luft mehr." lachte Alice unter ihr. "Lorey erhob sich und rieb sich an ihr, Alice lächelte und streichelte der Wölfin über den Kopf."Hey und was ist mit mir?", meckerte Corey und Alice streckte ihre Hand aus und tätschelte auch dem anderen Zwilling den Kopf. "Alice komm gehen wir spielen, das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.", bettelte Lorey. "Wir waren erst vorgestern auf der Wiese", "Siehst du? Schon voll lange her!", "Schon gut, schon gut. Hey hat noch wer Lust mitzukommen?"."Einer muss ja auf euch aufpassen.", witzelte Corey. "Da ich nun schon mal wach bin, komme ich auch gleich mit. Lynn, Paul, Eric, was ist mit euch?". Diese gaben nur ein Knurren von sich was so viel hieß wie: "Wenn ihr nicht sofort verschwindet und uns weiterschlafen lässt, habt ihr bald ein riesen Problem!!"
Die Gruppe verließ ihr Zuhause und machte sich auf den Weg zur Wiese. "Willst du bei einem von uns auf den Rücken oder rufst du Sunny?", "Der schläft wahrscheinlich noch, ich lasse ihn nur ausrichten wo ich bin, falls er auch noch mitkommen will, aber bis dahin, Corey hast du noch einen Platz frei?", "Für dich doch immer Alice." So kletterte sie auf den Rücken des Tieres und zusammen liefen sie zu einer großen Wiese, mitten im Wald. Alice stieg ab von Corey und pfiff. Kurze Zeit später schoss ein Falke vom Himmel herab und landete auf dem ausgestreckten Arm von Alice. "Morgen Falco.", "Morgen Alice was kann ich denn für dich tun?", "Kannst du nur Sunny sagen, falls er nach mir sucht, dass ich hier auf der Wiese bin.", "Klar doch Alice", sagte der Falke, während sie ihm vorsichtig durch die Federn strich. Falco breitete die Flügel aus, erhob sich in die Lüfte und fort war er. "Also was wollen wir spielen?", fragte Lorey aufgeregt. "Lasst uns fangen spielen!!", rief Seth aufgeregt und sprang auf und ab. "Aber da hat Alice einen klaren Vorteil!!", motzte Lorey und Alice fing leise zum Lachen an. "Kommt schon das wird lustig.", schwärmte Seth. "Na gut okay, dann bist du es gleich Seth!!", schrie Lorey und preschte davon. Corey sprang schnell zur Seite und Alice rutschte unter Seth hindurch und rannte auch davon. So verbrachten sie den Morgen auf der Wiese und der arme Seth hatte große Mühe, einen von ihnen zu erwischen, vor allem Alice war am schwierigsten zu kriegen, da sie ja um einiges kleiner war als die anderen und dadurch war sie auch flinker und wendiger. Nach einiger Zeit legten sie sich in die Wiese um zu pausieren, das Spielen hatte sie völlig geschafft. Alice schloss die Augen und genoss die Sonne in ihrem Gesicht, ihre Atmung wurde auch schon etwas ruhiger und regelmäßiger. Plötzlich spürte sie wie etwas, besser gesagt jemanden, der sie am Hinterkopf an stupste. "Hey Sunny, na auch schon wach?", fragte sie mit einem Lächeln, während sie die Augen öffnete und in die Augen ihres Freundes schaute. "Morgen Alice, hast du denn gut geschlafen?", "Ja hab ich, danke der Nachfrage. Sunny ich kenne diesen Blick was ist passiert?"."Komm ich muss dir etwas zeigen." Alice stand auf und schwang sich auf den Rücken des Hirsches. "Wartet, ich komme mit!", sagte Corey und sprang auf:" Seth, du gehst mit Lorey nach Hause und falls Snow fragt, sag ihr einfach was los ist." Die zwei anderen nickten und waren sogleich im Wald verschwunden.
"Na gut Sunny los geht's.", sagte Alice und sofort sprang der Hirsch los, dicht gefolgt von Corey. Sie ritt eine Zeit lang durch den Wald, bis sie vor einer Höhle ankamen. "Was sollte ich hier jetzt sehen?", fragte Alice. "Einen Moment sie kommt gleich raus." Da hörten sie das Brummen einer Bärin, die sich mühsam aus der Höhle schleppte, sie atmete schwer und legte sich direkt vor Alice hin und sah sie flehend an. "Sie hat die Wehen und wir bald ihr Junges bekommen, doch der Vater ist noch unterwegs, kannst du bitte bei ihr bleiben und sie beruhigen damit ich ihren Gefährten holen gehen kann?", erklärte Sunny und Alice nickte zustimmend. Sie setzte sich zur Bärin, legte ihren Kopf auf ihre Beine und streichelte ihr behutsam über ihren Hals und Rücken. "Wie ist dein Name?", fragte sie die werdende Mutter. "Ich heiße Leyla, du bist die berühmte Alice nicht wahr?", "Ja das ist sie.", gab Corey zurück und legte sich ebenfalls neben die Bärin. "Wie soll dein Kind denn heißen, sobald es da ist?", "Wenn es ein Weibchen wird, dann würde ich sie gerne Honey nennen und wenn es ein Männchen wird, fände ich den Namen Koda ganz nett". "Das sind sehr schöne Namen, wie heißt dein Gefährte?", "Kenai. Hast du auch einen Gefährten?". Plötzlich wurde Alice ganz still und ein trauriger Ausdruck erreichte ihre Augen, schnell wischte sie mit ihrem Handrücken über ihre Augen, damit niemand ihre Tränen bemerkte. Mit leicht zittriger Stimme sagte sie:" Ich hatte früher, bevor ich hier her kam, einen sehr engen Freund, aber ich habe ihn schon seit 6 Jahren nicht mehr gesehen." Corey wurde hellhörig, ein ungutes Gefühl beschlich ihn, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Wie hieß denn dieser besondere Mensch?". "Thomas Carrington, aber er gehört zu meiner Vergangenheit, die ich hinter mir gelassen habe.", "Man vergisst nie einen besonderen Freund.", sagte die Bärin, bevor sie von der nächsten Wehe wieder schwer zu atmen anfing. Corey dachte, ihm fallen alle Haare aus, also hatte dieser Fremde wirklich ihre Alice gemeint und wie es aussah, war sie ihm auch nicht ganz abgeneigt. Er fühlte sich hin und her gerissen, eigentlich hatte Snow ihm ja verboten, Alice von ihm zu erzählen, aber ist es in Ordnung es zu verschweigen, wenn sie ihn eindeutig vermisste? "Corey was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.", "Es ist nichts, ich war nur kurz in Gedanken.", sagte Corey schnell, ein Befehl ist ein Befehl, niemand würde es wagen Snows Anweisung zu missachten, also schwieg er lieber, aber eines war klar er musste mit ihr heute wieder darüber sprechen. Plötzlich hörte er ein rascheln und Sunny sprang mit Kenai aus einem Gebüsch hervor. Alice stand auf und machte den zwei werdenden Eltern Platz:" Bring dein Junges dann mal vorbei wenn es da ist.", sagte Alice zum Abschied als sie auf Sunnys Rücken kletterte, zusammen mit Corey ließen sie der Natur ihren Lauf und ihre Ruhe.
"Sag mal Alice, wieso hast du nie von diesem Thomas erzählt?", fragte Corey vorsichtig. Alice verkrampfte sich etwas und Corey merkte, dass sie gerade nicht darüber reden wollte und warf nur schnell ein:" Schon gut, du musst jetzt nicht darüber sprechen." Alice überlegte, wieso sie noch nie von ihm erzählt hatte, obwohl die Antwort doch auf der Hand lag, es tat einfach zu sehr weh. Es ist schon so lange her, ganze 6 Jahre. Sie konnte es kaum glauben, sie war inzwischen schon 19 Jahre alt und noch immer zerriss es ihr das Herz, wenn sie an den Abend zurück dachte. Eigentlich war es für sie die schönste Erinnerung aus ihrem Leben vor dem Wald. Aber gleichzeitig auch ihre Schlimmste. Der Blick von ihm, als Seth sie damals wegbrachte hatte sich in ihren Verstand gebrannt, sie sah ihn auch heute noch ab und zu vor sich. Nach dem sie sich entschieden hatte bei ihrem Rudel zu bleiben, waren die ersten Monate für sie die Schlimmsten. Sie vermisste Thomas damals so sehr, dass sie sich zu anfangs in den Schlaf geweint hatte. Natürlich versuchten die anderen aus ihrem Rudel sie aufzumuntern und nach einiger Zeit schaffte sie es die immer wieder kehrenden Stiche zu verdrängen. Sie konzentrierte sich auf ihr Training und blühte nach einer gewissen Zeit wirklich auf, sie lernte den Wald und alle ihre Bewohner kennen und lernte sogar deren Sprache. Sie schaute hinunter auf das Tier unter ihr und lächelte leicht. Sie erinnerte sich wie sie Sunny damals gefunden hatte. Es war Anfang Frühling und Alice war gerade alleine spazieren, als sie etwas weinen hörte. Sie folgte dem Geräusch und fand ein junges Rehkitz, welches völlig verängstigt mitten im Wald stand und zitterte. "Hey mein Kleiner was ist denn mit dir los?", fragte sie damals und ging mit ganz kleinen Schritten auf ihn zu. "Ich war gerade mit meiner Mama unterwegs, als uns Jäger aufgelauert haben, meine Mama rief "lauf" und ich bin so schnell gerannt wie ich konnte und jetzt finde ich sie nicht mehr." "Na komm ich nehme dich erst mal mit zu mir, damit du dich etwas beruhigen kannst.", sie streckte ihre Hand nach dem Jungen aus und mit wackligen Schritten ging es auf sie zu. Alice nahm das Kleine auf den Arm und brachte es mit zu sich in die Grotte, wo es zuerst mal den Schreck seines Lebens hatte, wegen der vielen Wölfe, doch Alice beruhigte es und es entspannte sich etwas. Während sie bei dem Kitz blieb, machten sich Snow und die anderen auf die Suche nach der Mutter. "Wie heißt du eigentlich?", fragte das kleine Reh, "Alice und du?", "Ich hab noch keinen Namen, magst du mir vielleicht einen geben?". "Wie wäre es mit Sunny?", "Wie kommst du denn genau auf den Namen?", "Ich kannte da mal ein kleines Pony und das hatte so eine ähnliche Fell Farbe wie du und genau die gleichen lieben und großen Augen." Das gefiel dem Kleinen und er kuschelte sich näher an sie heran. Nach einer Zeit kam das Rudel wieder zurück, in Begleitung seiner Mutter. "Mama!!", rief das Kleine und sprang seiner Mutter entgegen. "Danke, dass du ihn gefunden hast, ich hab mir schon solche Sorgen gemacht.", sagte die Mutter und schmiegte ihrem Kopf an ihrem Jungen. "Das hab ich doch gerne gemacht, übrigens er heißt jetzt Sunny.", "Was für ein schöner und passender Name für meinen kleinen Liebling", sagte die Mutter und wollte gerade wieder gehen, da drehte sich Sunny um und fragte:" DUUU, kann ich dich vielleicht öfter besuchen kommen, ich mag dich nämlich.", "Natürlich darfst du das.", sagte Alice lächelnd und sah zu wie Sunny mit seiner Mutter verschwand. Seit diesem Tag haben sie sich immer öfter gesehen, Sunny wurde immer größer und stärker. Er half Alice oft, wenn es mal Probleme im Wald gab und so wurde er so etwas wie ihr Mitstreiter. Gedankenverloren strich sie dem Tier über den Hals und bemerkte gar nicht, dass sie schon wieder zu Hause waren. "Alice, wir sind da, falls du noch etwas brauchst, musst du mich nur rufen.", vernahm sie Sunnys Stimme. "Aja danke mein Großer und ja ich weiß, du bist immer für mich da wenn ich dich brauche.", sagte Alice, stieg ab von seinem Rücken, streichelte ihm den Kopf und ging mit Corey in ihre Grotte. "Ah da seid ihr ja wieder, wo wart ihr denn?", fragte Shadow. "Ich hab eine Bärin bei ihrer Geburt beigestanden, bis Sunny ihren Gefährten holen konnte", "Ich muss schon sagen, du hast dich in den letzten Jahren prächtig entwickelt und bist nicht nur ein Teil unserer Familie geworden, sondern auch eine große Unterstützung für den Wald und seine Bewohner.", lobte Snow.
Corey sah Snow an und deutete ihr mit einer Kopfbewegung, dass er mit ihr reden wollte. "Alice ich wette du bist müde, ruh dich doch etwas aus.", schlug Snow vor, "Ja das ist eine gute Idee, wir sehen uns später.", sagte sie und ging in die kleine Höhle, wo sie damals ihre Kleidung genäht hatte, um der heißen Mittagssonne zu entgehen. "Komm Corey, lass uns eine Runde gehen.", sagte Snow und ging mit ihm den gleichen Weg, wie einen Abend zuvor. "Ich kenne diesen besorgten Blick, was ist diesmal geschehen?", "Als wir bei der Bärin waren und Alice sieh nach ihrem Gefährten ausfragte, stellte ihr die Bärin die gleiche Frage und du wirst nicht glauben was sie dann erzählt hat." "Warte, geht es um den Fremden von gestern, der im Schlaf ihren Namen geschrien hat?", "Ja, gestern habe ich noch gehört wie die anderen Menschen ihn Thomas nannten. Und heute erzählt Alice plötzlich von einem engen Freund, der Thomas heißt und den sie seit 6 Jahren nicht mehr gesehen hat." Snow schüttelte wie wild den Kopf:" Wieso hat sie uns nie von ihm erzählt?", "So wie ich ihren Gesichtsausdruck deuten würde, hat sie immer noch sehr starke Gefühle für ihn und scheint ihn zu vermissen." "Das würde auch erklären, wieso sie die ersten Monate so viel geweint hat.", schlussfolgerte Snow, "Ich glaube wir müssen es ihr erzählen.", "Nein!! Sie ist jetzt eine von uns, ich habe ihr damals gesagt sie müsste alles zurücklassen."."Snow gegen Gefühle kann man nichts machen und so wie es aussieht wird sie ihm eines Tages über den Weg laufen, spätestens dann wenn er mit seinen Leuten in den Wald kommt wegen des Kanals." "Wir müssen halt alles tun um dies zu verhindern.", knurrte Snow und deutete damit an, dass das Gespräch für sie beendet war. Zusammen gingen beide zurück zu ihrem Rudel, keiner machte auch nur einen Ton, bis sie vor ihrer gewohnten Efeu Wand standen:" Kein Wort!", knurrte Snow noch einmal bevor sie hindurch sprang. Corey ließ den Kopf hängen und sprang ebenfalls durch den Efeu, auch wenn er Snow respektierte, konnte er einfach nicht glauben, dass sie so etwas von ihm verlangte.

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