Kapitel 26

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"Sie haben Mirabelle?", fragte Thomas nervös und bemerkte den plötzlichen bösen Blick von Alice. "Wer war diese Mirabelle?", schoss es ihr durch den Kopf. "Es klingt als wären die Männer bei den Minen, versuchen wir sie zu überraschen.", mischte sich Collin ein. Snow ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen, anscheinend handelte es sich um die letzten Männer und wahrscheinlich war dieser Jack unter ihnen. "Wir müssen den Angriff genau planen, damit Mirabelle nichts passiert.", warf Thomas ein. Wieder funkelte sie Thomas böse an, wer verdammt nochmal war diese Mirabelle? Thomas sah sie verwirrt an, wieso sah sie ihn an sah, als würde sie ihm gleich an die Kehle wollen. Lautlos formte er ein "Was ist los?" mit seinen Lippen, doch sie wendete genervt den Blick ab. "Also Leute, am besten ist es wenn ihr Menschen vor die Männer tretet, so haben wir den Überraschungsmoment auf unserer Seite.", erklärte Snow in ihrer Sprache und deutete Alice zu übersetzen, da sie keine Zeit hatte den beiden Fremden zu erklären wieso sie sie verstehen konnten. "Snow ist der Meinung, dass ihr 3 vor die Männer treten sollt, damit wir sie überrumpeln können.", übersetzte Alice. "So machen wir es.", meldete sich nun Collin wieder zu Wort und rutschte von Sunnys Rücken. Thomas stieg von Seth ab und warf wieder einen Blick zu Alice, diese würdigte ihn immer noch keines Blickes. Lynn bemerkte die Anspannung zwischen den Beiden, irgendetwas stimmte nicht. Auch die anderen Wölfe spürten, dass etwas nicht stimmte und wechselten mit ihren Blicken hin und her. "Kommen sie Mr. Sheffield, wir besprechen kurz wie wir vorgehen werden.", meldete sich Collin und zog den älteren Herren mit sich. Die Wölfe drehten sich gerade um zu gehen, als Thomas, Alice von Lynns Rücken zog. "Was soll das?", keifte sie ihn an und bemerkte, dass sie alleine waren. "Was ist denn plötzlich mit dir los?", fragte er sie, während er sie an den Schultern festhielt. "Nichts.", gab sie bissig zurück. "Alice du weißt ich merke es genauso bei dir wenn du lügst, also sag mir jetzt sofort was los ist!" keifte er sie an und verstärkte den Griff um ihre Schultern. "Thomas ich...", da erklang wieder ein Ohren betäubender Schrei. "Thomas wir haben keine Zeit mehr, wir müssen jetzt zu Mirabelle.", rief Collin und kam mit Mr. Sheffield im Schlepptau angelaufen. Alice riss sich von ihm los, warf ihm noch einen eiskalten Blick zu und verschwand in die gleiche Richtung, wie das Rudel zuvor. Thomas atmete laut aus, er verstand diese Frau einfach nicht. In einem Moment war sie anhänglich und liebevoll, im nächsten Moment musste man in Deckung gehen, damit sie einem nicht den Kopf abriss. Verwirrt schüttelte er den Kopf und folgte den zwei Männern zu den Minen.
Verzweifelt versuchte sie sich loszureißen, doch es half nichts, dieser Mann hatte sie im Griff. "Wieso tust du das?", rief sie verzweifelt. "Weißt du mein kleines Vögelchen, vielleicht war ich nicht auf den besten Schulen. Aber glaubst du wirklich ich bin so blöd und habe deinen Vater und die Carrington Brüder nicht bemerkt? Du wirst die Männer zu mir führen, genauso wie das Rudel von diesen Miestviechern." Wieder verdrehte er ihr den Arm hinter den Rücken und sie schrie gequält auf. "Da haben wir ja Glück gehabt, dass uns das kleine Goldkelchen in die Arme gelaufen ist.", lachten die restlichen Männer. "Was hat das hier zu bedeuten?", erklang nun die drohende Stimme von Mr. Sheffield. Alle richteten den Blick auf die 3 Männer die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. "Collin.", keuchte Mirabelle. Dieser sah sie erschrocken an, Jack hatte sie fest im Griff, ihre beiden Arme waren auf den Rücken gedreht und sie selbst hatte den Kopf gesenkt. "Arthur, wie schön sie nach so langer Zeit wieder zu sehen.", schnurrte Jack. "Jonathan.", sagte er ruhig und sah wie sich sein Gesicht vor Wut verzog. "Nenn mich nicht so!", brüllte er dem älteren Mann entgegen und verstärkte den Griff um Mirabelle. "Wieso tun sie das?", giftete Thomas ihn an und bemerkte wie die restlichen Männer die Waffen auf sie richteten. "Wissen sie Mr. Carrington, die Kleine hier.", dabei packte er Mirabelle wieder grob an, "sollte einmal mir gehören. Doch ich war ihrem Vater nicht gut genug, also schwor ich Rache und da kamen sie mir beide genau gelegen. Zuerst wollte ich den Kanal durch ihre schöne Ländereien bauen, aber sie mussten den Plan unbedingt ändern." "Und wieso dann dieser Angriff und die Entführung?", keifte Thomas. "Wie schön, dass sie fragen. Mir war schon immer klar, wie sehr die Sheffields an diesem Wald und den Tieren hängen. Und als das mit dem Kanal nichts geworden ist, benutzte ich diese dummen Viecher um die beiden zu mir zu locken. Wie sie sehen hat es doch gut funktioniert.", laut lachte er auf. Thomas bebte vor Wut, am liebsten hätte er diesen Mann in Stücke gerissen. "Thomas bleib ruhig.", flüsterte Collin. "Was haben sie jetzt vor?", fragte Mr. Sheffield mit fester Stimme. "Na was wohl, ich nehme mir das was mir zusteht.", mit einem dreckigen Grinsen zog er Mirabelle noch näher an sich. "Lassen sie die Finger von ihr!", knurrte Collin und ballte seine Hände zu Fäusten. Bevor Jack antworten konnte vernahmen die Männer ein lautes Knurren. Das Rudel, samt Sunny stürzte sich auf die Männer. Diese ließen vor Schreck ihr Waffe fallen und wurden sogleich von den Tieren vertrieben. Ein Schrei ließ sie stoppen. Alle drehten sich zu Jack der Mirabelle ein langes Messer an die Kehle hielt. "Ein Schritt näher und sie ist dran.", sagte er langsam und bedrohlich. "Jack lass es gut sein. Ein Mann muss einsehen wenn er verloren hat.", redete Arthur auf ihn ein. "Nichts muss ich einsehen!", brüllte er und Mirabelle zuckte zusammen, die pure Panik war in ihren Augen zu erkennen. Snow ergriff ihre Chance und sprang den Verrückten an, doch er reagierte schneller und stieß ihr das Messer in die Seite. Jaulend schlug sie am Boden auf, ihr strahlend weißes Fell verfärbte sich rot. "Snow!", rief Alice aus und eilte an ihre Seite. "Das hat sie nun davon.", lachte Jack und ging einige Schritte rückwärts. Da erinnerte sich Thomas an den Abend mit Shadow. "Bleiben sie stehen!", rief er, doch es war zu spät, der Schacht unter den Füßen der Beiden gab nach und man sah nur noch wie sie in der Tiefe verschwanden. "Mirabelle!", schrie Collin und hastete zum klaffenden Loch. "Collin!", vernahm er ihre leisen Rufe. Er sah hinunter und erblickte sie auf einem Haufen Schutt. "Schnell wir müssen sie da raus holen! Der Schacht wird nicht mehr lange halten!", rief Collin panisch. "Wie sollen wir das anstellen?", fragte Thomas nervös. Da kam Lorey mit einem Seil angelaufen, das sie anscheinend in der Nähe gefunden hatte. "Haltet es fest, ich klettere runter!", sagte Collin schnell während er sich das Seil um seine Mitte band. Lorey und Eric packten das Seil mit ihren Zähnen, damit der Mensch nicht ebenfalls verschwand. "Tom!", schrie Alice und er drehte sich zu ihr. Auf Snow hatte er fast vergessen, blutend lag sie am Boden. Er eilte an ihre Seite, riss sich seine Jacke und sein Hemd vom Leib. Er drückte gegen ihre Wunde um die Blutung zu stoppen. "Bitte sag mir, dass sie durch kommt.", flüsterte Alice und er hörte die Verzweiflung in ihrer Stimme. "Die Wunde ist nicht tief, sie wird durch kommen.", beruhigte er sie. Snow schloss ihre Augen, die Schmerzen waren unerträglich. Shadow leckte ihr beruhigend über die Schnauze. Da erklang ein lautes Poltern. Erschrocken drehten sich alle zum Schacht, der plötzlich viel Staub aufwirbelte. "Collin!", rief Thomas aus, doch dieser kam gerade hustend mit Mirabelle am Arm aus der Staubwolke. Erleichterung durchströmte ihn. "Mein Kind!", rief Arthur aus und schloss seine Tochter in seine Arme. "Wo ist Jack?", fragte Thomas vorsichtig, doch Collin schüttelte nur den Kopf, also hatte er es nicht geschafft. Da kam Falco plötzlich vom Himmel geschossen und landete neben Thomas, in seinen Krallen hielt er Thomas Arzttasche. "Ich dachte er könnte sie gebrauchen.", sagte er schnell zu Alice und flog wieder davon. "Er ist wirklich schlau.", murmelte Thomas, nahm alles aus der Tasche was er brauchte und verarztete Snow sorgfältig. "Wo ist dein Hemd geblieben?", lachte Collin und als Antwort warf ihm Thomas nur das Blut getränkte Hemd an den Kopf. "Also, am besten ist es wenn du dich die nächsten Tage ausruhst, damit die Wunde verheilen kann.", sagte Thomas zu Snow, diese rappelte sich auf und wurde liebevoll von ihrem Gefährten gestützt. "Danke.", sagte Snow kurz und ging mit Shadow Richtung Grotte. Das Rudel heulte laut los, um den Kampf für beendet zu erklären, dann gingen auch sie Richtung Grotte. "Wir werden zurück zum Anwesen gehen. Mr. Carrington kommen sie mit?", meldete sich nun Mr. Sheffield zu Wort, der immer noch seine Tochter im Arm hielt. Collin nickte und folgte den Beiden, weg von den Minen.
Es waren nur noch Thomas und Alice übrig. Peinlich berührt starrte sie auf den Boden. "Alice?", fragte Thomas vorsichtig. Noch immer sagte sie kein Wort und hielt ihren Blick starr nach unten gerichtet. Er trat einen Schritt näher an sie heran. "Zieh dir bitte wieder etwas an.", flüsterte sie und Thomas blickte sie überrascht an. Er hob seine Jacke vom Boden auf und zog sie sich über. "Besser?", fragte er und bekam nur ein schüchternes Nicken von ihr. "Was ist mir dir los?", Besorgnis lag in seiner Stimme. "Wieso hast du mir nichts von ihr erzählt?", vernahm er ihre Stimme. "Von wem?", "Dieser Mirabelle.", flüsterte sie kaum hörbar. Da blitzte Erkenntnis in seinen Augen auf und seine Mundwinkel zuckten verräterisch nach oben. "Ist da jemand eifersüchtig?", fragte er und trat wieder einen Schritt näher an sie heran. Nun blickte sie auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte. "Hättest du wohl gerne.", zischte sie und durchbohrte ihn mit ihren Blicken. Er konnte nicht mehr an sich halten und fing lauthals an zu lachen. Fassungslos starrte sie den Mann an der vor ihr stand und lachte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Sie wollte ihm schon eine Standpauke halten, als er sie an den Hüften packte und an sich zog. "Lass mich sofort los!", keifte sie und schlug gegen seine Brust. Da kam er ganz nah an ihr Ohr und flüsterte:"Mirabelle Sheffield ist die Tochter von Arthur Sheffield. Und wie es aussieht ist sie meinem Bruder Collin verfallen." Sofort wurde Alice ruhig und starrte ihn mit großen Augen an. Thomas fing wieder an zu lachen, da er sich in seiner Theorie bestätigt fühlte. "Du bist so ein Idiot!", rief sie aus, doch ihre Stimme klang schon etwas weicher. Bevor sie weiter schimpfen konnte, drückte Thomas lächelnd seine Lippen auf ihre. Zuerst war sie etwas geschockt, doch sie konnte ihm einfach nicht widerstehen und küsste ihn zurück. Pure Erleichterung durchströmte beide, denn sie hatten es geschafft. Thomas zog sie noch enger an sich und bat wieder mit seiner Zunge um Einlass, den sie ihm sofort gewährte. Ihre Hände schob sie nun unter seine Jacke, wieso hatten sie ihn nochmal gebeten sich anzuziehen? Als sie seine Seite berührte, zuckte er zusammen und keuchte auf. Sofort löste sie sich von ihm und sah ihn erschrocken an. Er wurde ja angeschossen! Das hatte sie komplett vergessen. "Nicht nur du.", hatte sie das gerade laut gesagt? "Ja hast du.", vernahm sie sein tiefes Lachen. Sie öffnete seine Jacke und streifte sie von seinen Schultern, bis sie wieder am Boden lag. Da sah sie seine Wunde, es sah fast so aus wie die von Snow nur etwas größer. "Du solltest es verarzten, bevor es sich entzündet.", sagte sie und sah ihn wieder an. Er nickte und vollführte bei sich die gleiche Prozedur wie bei Snow vorher. Alice ging ihm so gut es ging zur Hand und wenig später war er auch schon fertig. Er zog sich seine Jacke wieder an, schnappte sich sein Hemd und drehte sich zu Alice. "Ich sollte zurück zum Anwesen gehen.", sagte er nur und sah sie abwartend an. Sie nickte, ging zu ihm und harkte sich bei ihm ein. Zusammen gingen sie durch den Wald, es lagen viele Waffen und andere Gegenstände am Boden. Hier und da lagen ein paar tote Tiere. Alice verkrampfte sich und Thomas drückte ihr einen Kuss auf ihren Kopf. "Es ist vorbei.", flüsterte er ihr beruhigend zu. Schweigend gingen sie weiter, bis sie den Waldrand erreicht hatten. Beide standen sie nun da und blickten auf das Anwesen. Thomas drehte sich zu Alice um und zog sie in seine Arme. "Wir werden morgen Corey gedenken, möchtet ihr kommen?", murmelte sie in seine Brust. "Das ist doch Ehrensache!", "Gut ich komme euch morgen holen." Beide wussten, dass ihre Trennung kurz bevor stand, doch sie waren noch nicht bereit dafür. Alice stellte sich auf die Zehenspitzen und Thomas reagierte sofort und kam ihr entgegen. Wieder küssten sie sich, als ob sie sich danach nie wieder sehen würden. Sie krallte sich an ihm fest und er drückte sie an sich. Lange standen sie da und schafften es nicht sich voneinander zu lösen. Ein Heulen ließ sie inne halten. "Snow ruft mich, ich muss fort.", sagte sie traurig. Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und ließ sie los. "Wir sehen uns morgen.", flüsterte er, drehte sich um und machte die ersten Schritte weg von ihr. Da wusste sie es, sie konnte es nicht mehr für sich behalten. "Tom!", schrie sie und rannte auf ihn zu. Er drehte sich um und fing sie gerade noch rechtzeitig auf, als sie sich in seine Arme schmiss und erneut ihre Lippen auf seine drückte. "Ich liebe dich.", sagte sie, sprang aus seinen Armen und verschwand in den Wald.
Völlig perplex stand er nun am Feld und blickte in den Wald. Hatte er sich gerade verhört oder träumte er schon wieder? Immer noch unter Schock ging er zum Anwesen. Er schritt durch die Türe und konnte nicht fassen was er sah.

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