Kapitel 23

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"Thomas wach auf!", "Hm?", murmelte er. "Die Sonne ist schon aufgegangen.", flüsterte Alice. "Noch fünf Minuten!", knurrte Thomas. "Komm schon hoch mit dir!", sagte sie nun etwas lauter. Knurrend drehte er sich am Rücken, er war es nicht gewohnt so früh wach zu sein. "So ein Morgenmuffel", dachte Alice und krabbelte auf ihn. Sie setzte sich auf seinen Schoß und sah ihn abwartend an, doch er machte noch immer kein Auge auf. Da fing sie an mit ihrem Becken nach vorne und hinten zu rutschen, denn sie hatte schon herausgefunden, wie er darauf reagierte. Ein leises Stöhnen verließ seine Lippen und nun schlug er doch seine Augen auf. Mit einem Ruck drehte er sie beide herum, sodass nun Alice unter ihm lag. "Gut ich bin wach.", flüsterte er ganz nah an ihrem Ohr und schon überzog eine Gänsehaut ihren Körper. Da kletterte er von dem Felsen herunter und ließ die völlig perplexe Alice zurück. Nach kurzer Zeit, kam wieder Leben in ihre Beine und sie sprang ebenfalls von dem Felsen. "Komm ich bringe dich zurück zum Anwesen.", sagte Alice leise, damit sie die Anderen nicht weckte. Zusammen verließen sie die Grotte und gingen stumm nebeneinander her. Thomas war überrascht, wie Alice ihn heute zum Aufstehen motivieren wollte, dass hätte er nicht von ihr erwartet, bei dem Gedanken musste er unwillkürlich lächeln. "Woran denkst du?", fragte sie neugierig. "An deine Art mich aufzuwecken.", antwortete er ehrlich. Da stieg ihr wieder die Schamesröte in ihr Gesicht und sie wandte den Blick schnell ab. Wieder schwiegen sie und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie kamen am Rande des Waldes an, das Anwesen war schon in der Ferne auszumachen. "Von hier aus solltest du alleine weitergehen, ich bleibe lieber im Schutz des Waldes.", sagte Alice mit fester Stimme, doch Thomas hörte ganz genau den traurigen Unterton der in diesem Satz mitschwang. Da drehte er sich zu ihr um und zog sie in seine Arme. Fest drückte er sie an sich, wer weiß was heute noch passieren würde. Er spürte wie sie sich an ihm fest krallte und ihr Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Auch ihr war bewusst, dass es ungewiss war, wie der Tag heute ausgehen würde und sie wollte ihm eigentlich noch unbedingt etwas sagen, doch sie hatte das Gefühl als würde ihr etwas die Kehle zudrücken, sobald sie darüber nachdachte, es zu sagen. Stattdessen krallte sie sich nur fester an Thomas, am liebsten würde sie ihn nicht mehr loslassen, doch sie wusste, sie konnten nicht für immer so stehen bleiben. Sie löste ihr Gesicht von Thomas Hals und sah ihm tief in die Augen. Sie konnte die Tränen nicht unterdrücken, sie rannen einfach so über ihre Wangen. Da spürte sie seine Hand an ihrer Wange und wie er mit seinem Daumen ihre Tränen fort wischte. "Wir werden es schaffen, das verspreche ich dir.", flüsterte er und küsste sie auf ihre Wange. Dann ließ er sie los, drehte sich um und ging schnellen Schrittes zum Anwesen.
Wäre er jetzt nicht gegangen, hätte er sie nicht mehr gehen lassen können, er hätte sie wahrscheinlich über seine Schulter geworfen und wäre mit ihr fortgelaufen. Nach einer gewissen Zeit, war er beim Anwesen angekommen, es waren gerade einmal die Dienstboten wach und gingen eifrig ihrer Arbeit nach. Er steuerte direkt sein Gemach an, da sein Bruder um diese Uhrzeit noch nicht wach war. Er legte sich samt seiner Kleidung in sein Bett, die Nacht auf dem Stein hatte sich bemerkbar gemacht, sein Rücken tat ihm höllisch weh, aber andererseits war es ihm die Nacht wert gewesen, schließlich konnte er seine Alice wieder im Arm halten. Da hörte er ein Klopfen am Fenster. Er stand auf und sah Falco auf dem Fensterbrett sitzen, ohne Schlüssel. Er öffnete sein Fenster und ließ den Vogel auf seinen Arm springen. "Wie ich sehe hattest du keinen Erfolg.", sagte Thomas und der Falke nickte zaghaft. Frustriert seufzte er, anscheinend würde die Sache heute doch komplizierter werden als gedacht. "Los flieg zu den Anderen und gib bescheid, wir sehen uns heute bestimmt noch.", sagte Thomas und schon erhob sich Falco von seinem Arm und in die Lüfte. Thomas ging nervös auf und ab, jetzt musste er schnell eine Lösung finden! Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. "Bruder bist du schon wach?", vernahm er Collins Stimme. "Ja bin ich.", "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", "Collin heute wollen die Arbeiter die Waldbewohner angreifen!", "Wie bitte?", "Ja das Rudel und ich hatten eigentlich einen Plan.", "Was für einen Plan?", und so berichtete er ihm den Plan den er und das Rudel ausgeheckt hatten, aber nun da Falco den Schlüssel für den Käfig nicht hatte, ins Wasser fiel. "Sie will sich wirklich für die weißen Wölfin opfern?", fragte Collin und bemerkte wie sein Bruder sich versteifte. "Keine Sorge wir werden schon eine Lösung finden, fragen wir die Sheffields.", "Bist du wahnsinnig? Sie werden uns für verrückt erklären lassen.", "Sie werden uns schon glauben und Mr. Sheffield ist ein sehr kluger Mann, der weiß, dass wir so etwas nicht erfinden. Wir haben doch nichts zu verlieren.", "Nun gut versuchen wir es.", gab Thomas nach. Zu zweit machten sie sich auf die Suche nach Mr. Sheffield und fanden ihn schließlich in der Bibliothek, über eine Landkarte gebeugt. "Mr. Sheffield können wir kurz mit ihnen reden?", begann Collin das Gespräch. "Aber natürlich meine Herren, womit kann ich ihnen behilflich sein?", "Mein Bruder und ich bräuchten ihre Hilfe.", und so begann Thomas die Geschichte mit dem Rudel zu erzählen. Nach dem er seine Erzählungen beendet hatte senkte er seinen Blick, wahrscheinlich würde Mr. Sheffield sie gleich aus dem Haus jagen. Eine unangenehme Stille herrschte im Raum und keiner der beiden Brüder wagte es auch nur einen Ton zu sagen. "Wieso sind sie nicht schon früher zu mir kommen?", vernahmen sie plötzlich die Stimme des älteren Herren und blickten ihn überrascht an. "Wie bitte?", fragten beide wie aus einem Mund. "Ich habe schon immer eine Möglichkeit gesucht um mit dem Rudel in Kontakt treten zu können. Glauben sie beide etwa ich und meine Frau wussten nicht bescheid? Meine Herren, keiner kennt den Wald so gut wie ich, in all den Jahren habe ich sie immer wieder gesehen. Ich dachte mit dem jungen Mädchen hätte ich nun endlich eine Chance mich dem Rudel anzunähern. Doch leider habe ich sie nie gefunden und wenn war sie immer sofort verschwunden. Und jetzt kommen sie zu mir und sagen mir sie kennen das Mädchen? Wenn ich das nur früher gewusst hätte!", "Moment mal!", unterbrach Thomas den Redefluss des Herren. "Wenn sie über das Rudel Bescheid wussten, wieso haben sie vor uns getan als wäre die Geschichten mit den Wölfen und dem Mädchen erfunden?", "Ich wollte sie nicht verschrecken meine Herren immerhin empfinde ich ihre Gesellschaft als sehr angenehm und ich hatte gehofft sie in der Sache mit dem Kanal zu unterstützen um größere Schäden in unserer Landschaft zu vermeiden.", "Und die Nacht in der Pau... Der eine Wolf vor dem Anwesen aufgetaucht ist? Da haben sie gar nicht reagiert oder etwas gesagt.", "Als Schutz für Mirabelle, sie hatte schon immer Angst um mich seit dem ihre Mutter von uns gegangen ist. Hätte sie erfahren, dass ich mich mit den großen Wölfen beschäftigen würde, hätte sie mich wahrscheinlich aus Sorge um mich für immer im Haus eingesperrt. Aber jetzt müssen wir uns etwas überlegen, damit wir die Wölfin aus dem Käfig bekommen.", "Wieso helfen sie uns?", fragte Thomas misstrauisch. "Mir lag dieser Wald schon immer am Herzen, so auch ihre Flora und Fauna und natürlich will ich auch nicht, dass unschuldige Menschen und Tiere in einen Kampf verstrickt werden, die Verluste werden groß sein.", "Nun gut haben sie eine Idee, den Schlüssel stehlen hat ja anscheinend nicht funktioniert.", "Meine Herren ich glaube ich habe eine Idee. Sagen sie mir Mr. Carrington, wissen sie wie kräftig die weiße Wölfin ist?" Thomas überlegte kurz:" Sofern ich das einschätzen kann, ist sie sehr kräftig, sie könnte glaube ich einen Mann mit ihren Zähnen in der Mitte zerbeißen.", "Nun gut meine Herren, lasst uns keine Zeit verlieren und nochmal zum Käfig gehen." Schon war er aus dem Zimmer gelaufen, gefolgt von den zwei Carrington Brüder, die sich nur verwirrte Blicke zuwarfen.
Ein Pfeifen ertönte über der Grotte. Shadow hob seinen Kopf und sah wie der Falke vor seinen Pfoten landete. "Warst du erfolgreich?", fragte er aufgeregt, doch Falco schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid Shadow, es war keine Chance unentdeckt in sein Zimmer zu kommen.", aufgeregt ging der Wolf auf und ab. "Was machen wir jetzt?", fragte Lynn nervös. "Naja wir halten uns an Plan B.", ergriff nun Alice das Wort. Alle Augen waren auf sie gerichtet. "Alice..", fing Shadow an, doch sofort schnitt sie ihm das Wort ab. "Ich habe es euch doch schon gestern erklärt, ich bin mir sicher bei meinem Entschluss und niemand von euch wird mich davon abbringen können.", sagte sie mit fester Stimme. "Was ist mit Thomas?", fragte Corey leise, jedoch konnte es jeder verstehen. Tränen sammelten sich in ihren Augen:"Er wird meine Entscheidung akzeptieren müssen.", damit drehte sie sich um, lief in die Höhle und ließ ihren Tränen freien Lauf. "Wir müssen die Waldbewohner vorbereiten, kommt.", erklang nun die Stimme Shadwos und so verließ das Rudel die Grotte.
Am Marktplatz war es sehr still, die meisten Leute schliefen noch, da vernahm Snow Geräusche in der Nähe ihres Gefängnisses. Sie öffnete ihre Augen und blickte in drei Gesichter, eines davon ordnete sie Thomas zu. "Sprechen sie mit ihr.", flüsterte Mr. Sheffield dem Jüngeren ins Ohr und er trat nun an sie heran. "Morgen Snow.", flüsterte Thomas und bekam ein leichtes Nicken von ihr. Nun trat auch der ältere Herr an die Wölfin heran:"Vielleicht wirst du mich früher schon das eine oder andere Mal im Wald mit meiner Frau gesehen haben. Mein Name ist Arthur Sheffield und ich bin hier um dir und deinem Rudel zu helfen." Snow hob überrascht ihren Kopf, sie erinnerte sich früher öfter mal ein Pärchen durch den Wald gehen gesehen zu haben. "Wir konnten den Schlüssel leider nicht besorgen.", meldete sich nun Thomas wieder zu Wort und Snow blickte ihn mit aufgerissenen Augen an."Aber ich glaube mir ist eine andere Lösung eingefallen. Würdest du bitte etwas weiter nach hinten rücken, damit ich mir die Stäbe genauer ansehen kann?", fragte Mr. Sheffield vorsichtig und schon rückte die Wölfin so weit sie konnte an die Wand. Arthur griff nach den Stäben und fing leicht an daran zu rütteln. Als er nun jeden Stab einmal inspiziert hatte, wandte er sich wieder an Snow:"Diese zwei Stäbe.", dabei zeigte er auf zwei in der Mitte, sind locker, wenn du es schaffst sie zu verbiegen, könnten sie sich aus der Halterung lösen und da du eine sehr schlanke Wölfin bist, müsstest du dadurch passen.", "Glauben sie das funktioniert?", fragte nun Collin, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. "Solche Käfige habe ich schon öfter gesehen, wenn wilde Tiere transportiert worden sind und da die Menschen Tiere nur für dumme Geschöpfe halten, werden sie nicht besonders präzise angefertigt." Als Snow das hörte richtete sie sich auf und wollte schon die erste Stange anpacken, da vernahm sie wieder die Stimme des älteren Herren:"Halt Stop!! Jetzt noch nicht, du würdest nicht unverletzt aus diesem Dorf kommen." Sie ließ wieder von der Stange ab und sah ihn mit fragendem Blick an. "Wann sollte sie dann am besten ausbrechen?", kam wieder eine Frage seitens Collin. "Ich weiß wann.", flüsterte Thomas, trat an den Käfig heran, deutet Snow zu sich, die ihren Kopf zu ihm streckte und flüsterte ihr etwas in ihr Ohr. Geschockt sah sie ihn an und schüttelte ungläubig den Kopf. "Sie hat ihre Entscheidung getroffen.", sagte Thomas noch und gesellte sich wieder zu den zwei anderen Herren. "Ich denke wir sollten nun gehen, bevor wir zu viel Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Wiedersehen Snow.", damit gingen die drei Männer davon und ließen die weiße Wölfin zurück. Sie schüttelte erneut den Kopf, hoffentlich hatte dieser alte Mann recht und der Plan würde funktionieren. Gar nicht auszumalen was für Konsequenzen das Versagen dieses Planes hätte.

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