Kapitel 17

63 4 0
                                    

Er ging in seinem Zimmer auf und ab. Ob es seinem Bruder im Wald auch gut ging? Er hoffte es. Ein Klopfen ließ ihn Inne halten. "Verzeihen sie die Störung Sir, aber der Bauleiter Mr. Finch wünscht sie zu sprechen. Er wartet im Salon auf sie.", "Ich komme schon, danke.", sagte Collin, während er am Bediensteten vorbei schritt und sich auf den Weg in den Salon machte. "Mr. Finch, wie kann ich ihnen behilflich seien.", "Mr. Carrington, ich wollte mich nur erkundigen, wie weit es mit der Planung des neuen Kanals voran geht.", "Ganz gut, wir werden bald damit fertig sein, aber sie müssen sich doch noch etwas gedulden.", erklärte Collin und lächelte etwas zwanghaft. "Schön so etwas zu hören. Nun gut, ich verabschiede mich. Einen schönen Tag noch, Mr. Carrington.", "Danke, auch ihnen einen schönen Tag, Mr. Finch." Mit schnellen Schritten verließ er das Anwesen, er wollt ihr wirklich nicht über den Weg laufen.

"Thomas was hast du geträumt?", fragte Alice besorgt. "Nichts besonderes, völlig belanglos.", er wurde nervös, da alle ihn ansahen, als wäre er geisteskrank. "Könntet ihr uns beide bitte kurz alleine lassen?", fragte Alice zuckersüß. Ein kurzes Knurren ging durch die Grotte und kurze Zeit später waren sie alleine. Sie drehte sich auf seinem Schoß wieder zu ihm, was sein Ziehen unten rum doch wieder etwas verstärkte. "Also sei ehrlich zu mir, was hast du geträumt?", "Es war wirklich nichts.", versuchte er es erneut, doch so leicht ließ sie nicht locker. "Du warst total nervös und am Schluss hast du so laut meinen Namen geschrien, dass alle wach geworden sind. Also was hast du geträumt?", Thomas schluckte, nicht nur wegen der etwas speziellen Situation, sondern weil er nicht wusste ob er ihr wirklich davon erzählen sollte. "Ich weiß ganz genau was du jetzt denkst, wage es bloß nicht mich jetzt anzulügen, du weißt ich merke so etwas bei dir." Er atmete tief aus: "Schön! Ich habe geträumt, dass mein Bruder und seine Arbeiter uns aufgelauert haben und du wurdest erschossen, weil ich keine Lösung gefunden habe.", Alice fehlten die Worte. "Das würde Collin doch niemals tun!", "Natürlich nicht, es war aber auch nur ein Traum also vergiss es wieder, ich versuche es ebenfalls.", "Snow sagt immer, Träume spiegeln unsere Wünsche, Ängste, Sehnsüchte und Probleme wieder.", sie versuchte ihm in die Augen zu sehen, doch er wendete dauernd den Blick ab. "Sieh mich an, bitte.", er sah auf und bemerkte ihren besorgten Blick, der auf ihm ruhte. "Ich will einfach nicht, dass es zu einem Kampf kommt, ich finde aber auch keine Lösung für unser Problem.", "Wir werden schon einen Weg finden, wir haben bis jetzt für alles eine Lösung gefunden.", "Alice!! Snow ist im Anmarsch!", hörte sie Corey sagen, der so eben wie aus dem Nichts erschienen war. Schnell stieg sie von ihm hinunter und setzte sich wieder neben ihn. Thomas verstand sofort die Geste, anscheinend war Snow gleich wieder da. Die restlichen Tiere erschienen ebenfalls wieder und verteilten sich. Kurz darauf kam auch schon Snow, samt Gefährte bei den Anderen an. "Wie wars?", "In Ordnung, wir haben uns etwas umgesehen, es wird schwer einen Kompromiss bezüglich des Kanals zu finden, aber wir werden eine Lösung finden.", schilderte Snow knapp.
Thomas sah sie wieder nur mit einem Fragezeichen im Gesicht an. "Sie hält schon Ausschau nach einem neuen Weg, wegen des Kanals.", übersetzte Alice kurz und knapp. Thomas hoffte, dass sie bald eine Lösung finden würden, denn ansonsten, würde sein größter Albtraum wahrscheinlich wahr werden. Da baute sich plötzlich der schwarze Wolf vor ihm auf. Ein tiefes Knurren verließ seine Kehle, Alice übersetzte wieder: "Shadow möchte, dass du mit ihm gehst." Der junge Mann stand auf und verließ mit ihm die Grotte. Thomas hatte alle Mühe mit ihm Schritt zu halten, da er um einiges größer war als er und mit vier Beinen natürlich auch um einiges schneller. Sie gingen eine Zeit lang durch den Wald, Shadow musste immer wieder auf Thomas warten, da dieser ab und zu hängen blieb oder über Wurzeln stolperte. Nach längerer Zeit, erreichten beide die Mienen. "Was willst du mir hier zeigen?", der Wolf ging auf eine Stelle zu und blieb davor stehen. Dort war leicht zu erkennen, dass etwas mit dem Boden nicht stimmte, anscheinend wurde dort einmal ein Schacht gegraben und nicht ordnungsgemäß wieder zugeschüttet. "Der Ort hier ist gefährlicher als er scheint, aber wieso zeigst du mir das?", er warf ihm einen eindeutigen Blick zu. "Du denkst wohl das Gleiche wie ich, nicht wahr?", leicht nickte das Tier. "Glaubst du, es wird zu einem Kampf kommen?", Shadow senkte seinen Kopf. "Ich habe genau die gleichen Ängste wie du.", Shadow zeigte ihm noch einige gefährliche Stellen in der Nähe der Mienen, viele bestanden einfach aus alten Schächten. Thomas verstand zwar noch nicht genau, warum er ihm dies zeigte, aber irgendeinen Sinn wird es wohl schon haben. Nach einiger Zeit gingen sie wieder zurück zur Grotte, inzwischen hatte schon die Dämmerung eingesetzt, als sie bei ihrem sicheren Felsen ankamen. "Wo ward ihr solange?", fragte Alice. "Wir haben uns nur etwas im Wald umgesehen.", antwortet Thomas knapp, während er den Felsen ansteuerte, auf dem er schon die vorherige Nacht verbracht hatte. "Hast du ihm alles gezeigt?", flüsterte Snow ihrem Gefährten zu, während dieser seinen Kopf wieder auf ihrem platzierte. "Ja habe ich und wie es aussieht hat er die gleichen Bedenken wie wir.", "Wir werden eine Lösung finden. Das Schulden wir dem Wald und seinen Bewohnern.", "Schlaf jetzt. Wir müssen morgen wieder früh aufstehen." Thomas machte es sich auf dem Felsen bequem und beobachtete wieder die Tiere. Natürlich lagen die zwei Alpha Tiere beieinander und die Zwillinge. Diesmal hatte es sich Alice zwischen Lynn und Paul bequem gemacht, während Seth und Eric sich diesmal ihren Schlafplatz teilten. Erschöpft von dem ganzen Tag, fielen auch ihm bald die Augen zu.
Zur gleichen Zeit in der Dorfkneipe, wo von Schlaf noch lange keine Rede wahr, saßen die Bauarbeiter wieder bei ihren Bieren zusammen: "Haben wir immer noch nichts zu tun?", "Wie lange braucht man um einen neuen Plan zusammen zu stellen?", "Schon langsam wird es langweilig, Tag für Tag nur abzuwarten.", "Wahrscheinlich beugt sich der werte Herr nicht nur über seine neuen Pläne." Ein lautes Gelächter hallte durch den Raum. "Aber aber meine Herren, wer wird denn gleich solche Anschuldigungen verbreiten.", mischte sich nun Mr. Finch ein. "Wen stellen Sie bitte dar?", "Meine Name ist Mr. Jonathan Finch, ich bin der Bauleiter.", peinliches Schweigen drückte die Stimmung. "Und was meinen Sie, warum die Arbeiten nicht weiter gehen?", "Eigentlich erlaube ich mir keine Urteile über Menschen, aber wenn sie mich so fragen, glaube ich Mr. Carrington fürchtet das, was in den Wäldern lauert.", "Sie meinen diese Bestien?" Plötzlich wurde es still in der Kneipe. Alle Blicke ruhten auf Mr. Finch. "Genau die meine ich. Seien wir doch mal ehrlich, selbst wir Bewohner des Dorfes fürchten diese Untiere. Dabei sollten diese eigentlich uns fürchten! Sie nehmen den Wald für sich ein und vertreiben jeden Menschen der es auch nur wagt einen Fuß hineinzusetzen!", anerkennendes Gemurmel ging durch die Reihen. "Was ist mit dem Mädchen, das sie bei sich aufgenommen haben?", fragte eine Dame, die ihren Mann für diesen Abend in die Kneipe begleitet hatte. "Angeblich soll vor 6 Jahren ein Ehepaar mit ihrer Tochter in diesen Wäldern auf der Jagd gewesen sein und hatte sogar ein Reh erlegt. Das Rudel hatte sie erwischt und verlangten Rechenschaft, da bettelte der Vater um Gnade für seine Frau und ihr Kind. Das Rudel habe die Tochter als Tribut genommen und als sie dachten sie wären sicher, wurden sie daraufhin ein paar Meter weiter von ihnen in Stücke gerissen.", "Woher willst du das wissen Jack?", "Ich habe mit dem Förster gesprochen der die Leichen gefunden hatte." Wieder erfasste Schweigen den Raum. "Deshalb denke ich, Mr. Carrington ist genauso verschreckt wie die Dorfbewohner hier.", "Jemand sollte diesen Tieren einmal zeigen, wer die wahren Herrscher des Waldes sind!", rief einer der Bauarbeiter aus. Da erfasste eine hitzige Diskussion die Kneipe, in dem kleinen sonst so friedlichen Städtchen.
Die ersten Sonnenstrahlen schlichen sich wieder in die Grotte und deuteten damit den neuen Tag an. Diesmal war es nicht Snow die als Erste erwachte, sondern ihr Gefährte über ihr öffnete die Augen. "Snow wach auf, der Tag bricht an.", Langsam öffnete sie ihre Augen. Shadow sprang hinab von seinem Felsen und weckte Eric sachte auf. Dieser erwachte mit einem lauten Knurren. "Komm schon steh auf, du gehst heute deine Runde mit dem Menschen.", "Jaja, ich steh schon auf." Thomas spürte etwas an seinem Kopf, öffnete seine Augen und blickte in die weißen Zähne von Snow. "Morgen", murmelte er, stand auf und streckte sich. Er band sich seine Haare zusammen und blickte auf den Rest des Rudels der noch schlief. Sein Blick blieb an Alice hängen, die seelenruhig zwischen Lynn und Paul schlief. Da wurde er weiter geschubst. Zusammen mit Eric verließ er die Grotte. Diesmal gingen sie einen anderen Weg als den, den er gestern mit Alice gegangen war. "Geht ihr jeden Tag eine andere Route?", das Tier neben ihm nickte. "Ist das bei euch eigentlich wie eine Patrouille, damit die anderen Tiere sich sicher fühlen?", wieder nickte Eric. Sie gingen eine Zeit nebeneinander her, bis der Wolf neben ihm stehen blieb und die Ohren anhob. "Was ist?", Thomas sah sich nervös um. Da hörte er es auch, in einiger Entfernung waren Schüsse zu hören, also waren wohl Jäger unterwegs. Eric knurrte etwas, stupste Thomas auf seinen Rücken und lief los. Thomas wusste nicht wie er sich auf dem Tier halten sollte, da es mit einem wahnsinnigen Tempo durch den Wald hetzte. Sie kamen den Jägern immer näher, man konnte auch schon das Hufgetrappel der Pferde hören. Da erkannte Thomas was sie jagten, nämlich einen großen hellbraunen Bären. "Kenai! Hier her!", rief Eric und der Bär lief sofort in ihre Richtung und an ihnen vorbei. Der Wolf blieb stehen und schüttelte den Mann auf ihm ab. Eric rannte in die Richtung der näher kommenden Jäger und wartete auf einer kleinen Lichtung auf sie. Thomas verbarg sich hinter einem Baum und blickte gespannt auf Eric, der sich schon in Kampfposition gestellt hatte. Da trafen nun auch die zwei Menschen auf ihren Pferden ein. Sofort ließ Eric ein tiefes Knurren erklingen, was die Pferde aufbäumen und lauthals Wiehern ließ. "Los Jack lass uns abhauen!!", schrie der eine Mann und sah seinen Kollegen völlig panisch an. Doch der andere Mann dachte gar nicht daran, sondern richtete sein Gewehr auf das Tier, das war doch nicht sein ernst?!? Sein Kollege wendete sein aufgescheuchtes Tier und ritt eiligst davon. Ein Schuss fiel, doch Eric wich diesem geschickt aus und rannte nun mit weit aufgerissenen Maul auf seinen Angreifer zu. Wieder verließ ein lautes Knurren seine Kehle. Er hatte ihn fast erreicht, als ein erneuter Schuss fiel, allerdings hatte sein Pferd sich aufgestellt, sodass der Schuss in die Luft, ging. Das Tier warf seinen Reiter ab und rannte völlig panisch davon. Eric baute sich über dem Menschen auf, packte sein Gewehr und schleuderte es fort.
Dem Mann unter ihm wich all seine Farbe aus dem Gesicht, als er in die großen Fänge des Tieres starrte. Da stellte ihm das Tier seine riesige Pranke auf den Brustkorb, das Atmen fiel Jack immer schwerer, bis ein leichtes Knacken zu hören war, was wohl seine Rippen gewesen sein mussten. Da verschwand der Druck auf seiner Brust und er spürte nur wie er an seiner Jacke gepackt und einige Meter weit in den Wald geschleudert wurde. Hart kam er am Waldboden auf, er blieb kurz einige Sekunden liegen, als er aufstand sah er etwas, oder besser gesagt Jemanden, der doch in London sein sollte. Er putzte sich den Dreck von seiner Jacke und lief davon, Richtung Dorf.
"Geht es dir gut?", fragte Thomas, der sich nun aus seinem Versteck heraus wagte. Das Tier nickte nur und steuerte wieder den Rückweg zur Grotte an. Thomas folgte ihm schweigend, ihm wurde klar, ohne Erics Hilfe hätten sie wahrscheinlich den hellbraunen Bären erschossen. Schon langsam verstand er, warum die Tiere des Waldes so einen riesigen Respekt vor Snow und ihrem Rudel hatten. Ihm wurde nun bewusst, wie ernst die Situation geworden ist, wenn er keine Lösung finden würde, wäre der Kampf und sein Folgen verheerend, nicht nur für den Wald, sondern auch für die Menschen die hier wohnten.

Heart of the PackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt