Kapitel 4

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Kaum hatten die ersten Klänge des Orchesters den Raum erfüllt, bahnte sich Thomas den Weg zu Alice, er musste der Erste bei ihr sein, damit kein Anderer mit ihr tanzen würde. Es war schwer sich durchzukämpfen, da sich ihm viele junge Männer in den Weg stellten. Er war noch nicht ganz bei ihr da hörte er wie ein junger Bursche zu ihr sagte:"Würden sie mir die Ehre des ersten Tanzes erweisen?" Doch bevor Alice darauf antworten konnte, schnitt Thomas ihr das Wort ab:"Verzeihung, aber die junge Dame hatte mir schon ihren ersten Tanz des heutigen Abend zugesagt." Er reichte Alice seinen Arm, um sie auf die Tanzfläche zu führen. Sie harkte sich bei ihm ein und betrat mit ihm die Tanzfläche, ihr Herz hämmerte ihr in der Brust, dass sie es nicht gewundert hätte, wenn es ihr plötzlich zu ihren Füßen liegen würde. Mit einem Lächeln brachte Thomas sie beide in Walzerposition und wartete, dass das Orchester anfangen würde zu spielen. Das Orchester stimmte den Walzer an und Thomas und sie fingen an sich zu bewegen, elegant schwang er sie über die Tanzfläche und keinen einzigen Augenblick brachen sie den Augenkontakt ab. Während die zwei über das Parkett schwebten, überlegte Margret angestrengt wie sie den beiden wenigstens ein paar Stunden für sich ermöglichen könnte und da kam ihr eine Idee. Die letzten Töne verklangen und Thomas kam mit Alice wieder zum stehen, sie konnten noch immer nicht die Augen von einander nehmen, doch beide wussten, was jetzt kommen würde, Thomas musste Alice ihrer Zofe wieder übergeben. Er hielt ihr seinen Arm hin und sie harkte sich wieder bei ihm ein. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin dich wieder zu sehen.", flüsterte Thomas ihr ins Ohr, woraufhin eine leichte Röte Alices Gesicht durchzog. Bei Margret angekommen, flüsterte die ältere Dame Thomas zu:"In einer Stunde, im Pavillon, in eurem Garten." Sie zwinkerte noch kurz und ging mit Alice zurück zu ihrer Familie. Er konnte es nicht glauben, würde er endlich mal etwas Zeit mit seiner Alice verbringen können? Moment!! Seine Alice? Wenn er genauer nachdachte, durfte einfach kein anderer Alice sein Eigentum nennen, dieses Recht sollte nur ihm vorbehalten sein. Er konnte nur noch hoffen, dass sie in den 3 Jahren nicht jemand anderen gefunden hatte, das würde er nicht ertragen.
Mit Margret an ihrer Seite schritten sie auf ihre Familie zu. "Wenn wir jetzt gleich bei deinem Vater sind, trink etwas und wenn ich dir einen leichten Stoß gebe, spiele den sterbenden Schwan.", flüsterte sie ihr zu und Alice gab mit einem Kopfnicken Bescheid, dass sie verstanden hat. Sie hatten nun die Runde mit ihren Eltern erreicht und sie erkannte sofort Mr. Huffington wieder, der mit ihrem Vater in ein Gespräch vertieft war. "Na wenn das nicht die kleine Alice ist, wie geht es dir denn?", fragte Mr. Huffington und am liebsten hätte sie ihm die Augen ausgekratzt, aber um keinen Ärger zu bekommen, lächelte sie nur höflich und antwortete:"Mir geht es sehr gut, danke der Nachfrage Mr. Huffington, ich hoffe auch ihnen und ihrer Familie geht es gut.", "Ja wir erfreuen uns alle bester Gesundheit, danke der Nachfrage." Sie bemerkte wie ihre Mutter erleichtert ausatmete und ihr Vater ihr zufrieden zunickte. Alice setzte die Maske der braven Tochter auf, sprach nur wenn sie gefragt wurde und trank währenddessen ein Glas Limonade. Plötzlich bekam sie einen leichten Stoß in die Seite, Alice verstand sofort, sie stellte das Glas bei Seite und fing gespielt an zu husten, dass sogar ihre Mutter aufmerksam auf sie wurde. "Was ist los mit dir Liebes?", heuchelte ihre Mutter vor den anderen Gästen, "Ich weiß nicht Mutter, irgendwie bekomme ich keine Luft und mir ist schwindlig.", presste Alice zwischen ihren Hustanfällen hervor. "Ich werde mit Madame etwas rausgehen, damit sie dort frische Luft schnappen kann. Damit sie nicht hier vor den Gästen umfällt.", sprang Margret sofort ein. "Das ist eine fabelhafte Idee und falls ihr Zustand sich nicht bessert, fahren sie einfach mit ihr zu unserem Anwesen und wir sehen sie dann später" Manchmal ist es gut wenn die Familie so ignorant war dachte Alice, während sie sich gespielt erschöpft an Margret lehnte, die sie nun hinaus in den Garten führte. Kaum draußen angekommen, stellte Alice sich sofort auf und wurde schon ganz nervös, wenn sie nur daran dachte, dass sie Thomas endlich nach 3 langen Jahren wieder für sich haben würde, wenigstens für eine kurze Zeit. Sie sah sich im Garten um, ihr Blick viel auf eine Hecke die den Blick auf die Straße nur teilweise freigab, doch plötzlich blieb sie stehen und sah nochmal genauer hin, sie hätte schwören können da waren wieder diese animalischen Augen. Sie blickte nochmal hin und weg waren sie, "Alice kommst du?", fragte Margret, "Jaja, ich komm schon.", sagte sie schnell und schloss wieder zu ihrer Zofe auf. Kurz vor dem Pavillon blieb Margret stehen und flüsterte nur:" Viel Spaß Kleines", und gab ihr noch eine kurze Umarmung mit. Mit klopfendem Herzen näherte sie sich dem kleinen weißen Häuschen und erblickte auch schon Thomas der aufgeregt auf und ab ging. Sie trat näher an ihn heran, mit einem Lächeln und stellte sich ihm in den Weg. "Thomas alles ist in Ordnung ich bin es nur, Alice." Thomas stoppte vor ihr, sah ihr in die Augen und augenblicklich entspannten sich seine Züge. "Es hat geklappt.", flüsterte er, als könnte er es nicht glauben. Ehe Alice sich versah, hatte sie der junge Mann vor ihr in eine Umarmung gezogen und sie hatte das Gefühl in ihrem Magen wäre plötzlich eine Explosion von Schmetterlingen gewesen, die jetzt aufgeregt dort rumflattern würden.
Thomas musste sie einfach in die Arme schließen, weil er Angst hatte, sein Verstand würde ihm einen Streich spielen und sie wäre nur eine Einbildung seiner Fantasie. Als sich beide von einander lösten, setzten sie sich auf die Bank und ein paar Minuten sagte niemand etwas. Sie sahen sich einfach nur an und keiner wagte es auch nur einen Ton von sich zu geben, um den Zauber des Moments nicht zu zerstören. Alice jedoch fasste als Erste den Mut und fing an zu sprechen:"Du hast dich sehr verändert, wie ist es dir die letzten 3 Jahre so ergangen?", "Naja hauptsächlich war ich in Eton in der Schule und habe eigentlich nur gelernt. Wenn ich mal in London war, hab ich nach dir Ausschau gehalten. Und wie ist es dir ergangen?" Alice holte tief Luft und fing an zu erzählen:"Naja nach dem Vorfall hab ich einmal ziemlich viel Ärger bekommen, ich durfte kaum das Haus verlassen, mein Vater hat mich sozusagen von der Gesellschaft abgegrenzt, bis ich in seinen Augen meine Fehler eingesehen habe. Danach durfte ich mit kleinen Schritten immer mehr das Haus verlassen und nach meinem Debüt durfte ich auch Bälle besuchen. Aber es verging kein Tag an dem ich nicht an dich gedacht habe." Die Geschichte mit den animalischen Augen behielt sie lieber für sich. Sie hörten vom Saal aus die Musik des Orchesters. "Wie wäre es mit einem weiteren Tanz?", forderte Thomas sie auf und hielt ihr seine Hand hin. Mit roten Wangen griff sie danach und sie fingen an sich leicht im Takt hin und her zu wiegen. Während sie sich im Takt leicht bewegten, kuschelte sich Alice näher an Thomas, legte ihren Kopf an seine Schulter und schloss genussvoll die Augen. Er war froh, dass sie sein Gesicht gerade nicht sehen konnte, denn er war wahrscheinlich gerade rot wie eine Tomate. Er fasste all seinen Mut zusammen und lehnte seinen Kopf leicht gegen ihren. Er konnte gar nicht beschreiben wie viel Glück ihn durchströmte und er hatte das Gefühl, als hätte es diese 3 langen Jahre nie gegeben. Im Moment war das Einzige was zählte dieser Augenblick mit ihr, für den er einfach nur unendlich dankbar war. Die Klänge verstummten doch weder Alice noch Thomas lösten sich von einander, gedankenverloren wiegten sie sich noch immer leicht, aber diesmal in dem Takt den ihre Herzen vorgaben. Jedoch wurde der Moment unterbrochen als Margret kam, aber keiner ließ den Anderen los, und sagte:"Mr. Carrington sie müssen bald wieder hinein und Alice ich werde dich bald nach Hause bringen müssen, ihr habt noch eine halbe Stunde." So wie sie plötzlich kam war sie auch wieder verschwunden, um weiter Wache zu halten. "Wann musst du wieder nach Eton?", "Morgen reise ich wieder ab, ich durfte nur heute zum Ball erscheinen.", sagte Thomas und spürte wie Alice sich anspannte, auch ihm ging es nicht anders. Er ertrug den Gedanken nicht sie morgen wieder verlassen zu müssen, am liebsten würde er für immer so mit ihr verbleiben, doch er wusste, dieser Moment konnte nicht für immer so bleiben. Er dachte sich, wenn er schon nur diesen einen Abend haben würde, dann sollte er ihn auch vollkommen auskosten. Er hob seinen Kopf an, sowie auch Alice und sah ihr tief in die Augen. Er senkte seinen Kopf zu ihr runter und sie kam ihm mit ihrem entgegen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten inzwischen Samba, kurz bevor sich ihre Lippen trafen, lächelten sich beide an und ehe Alice sich versah, waren seine Lippen schon auf ihren und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie jetzt am liebsten ein Freudentanz gemacht. 

Thomas konnte das Gefühl gar nicht beschreiben, es war einfach unglaublich, ihre Lippen bewegten sich synchron zu seinen, sein Herz war kurz vor dem explodieren und er hoffte es würde ihm nicht aus der Brust springen. Er löste sich von ihr und sah sie an. Sie öffnete gerade ihre Augen und lächelte ihn verträumt an. Am liebsten hätte er sie, bei diesem wundervollen Anblick, gleich wieder geküsst, doch da kam Margret angelaufen, die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. "Alice schnell, dein Vater sucht nach dir, komm mit bevor er euch beide erwischt.", daraufhin zog sie ihr Kleid hoch, lief schnell zu ihrer Zofe und schon waren sie verschwunden. Thomas blieb noch kurz stehen, dann ordnete er seine Gefühle und Gedanken und ging wieder in den Saal. Drinnen angekommen gesellte er sich zu seiner Mutter, die ihn nur wissend anlächelt und ihm ins Ohr flüsterte:" Ich hoffe du hattest eine schöne Zeit". Ein Lächeln überzog sein Gesicht.

"Alice wie kannst du es wagen!!!", hörte sie plötzlich ihren Vater keifen, sie und Margret zuckten zusammen. "Aber Vater, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst.", kaum hatte sie dies gesagt holte ihr Vater aus und traf ihre Tochter mit der Faust auf der Nase, die sofort zum bluten anfing. Margret wollte sich schützend vor sie stellen, doch Markus schubste sie zur Seite:"Glaub bloß nicht, du kannst mich anlügen, ich weiß genau was du hier getrieben hast und eines kann ich dir sagen. Warte nur ab bis wir zu Hause sind, da wirst du deine richtige Strafe erhalten." Panisch versuchte Alice zu fliehen, doch ihr Vater hatte sie schon am Arm gepackt und schrie sie weiterhin an.
Margret konnte sich inzwischen heimlich davonstehlen und lief schnell zurück in den Saal. Sie suchte Thomas und fand ihn auch sofort. Sie eilte an seine Seite und keuchte nur:"Schnell, Alice ist in Gefahr." Thomas verstand sofort und lief hinaus, er hörte schon ihren Vater schreien und beeilte sich noch schneller bei ihr zu sein. Plötzlich hörte er einen Schmerzensschrei, aber nicht von einem jungen Mädchen sondern von einem Mann. Als er an der Stelle ankam, wo er seine Alice vermutete sah er nur wie ihr Vater sich gerade aus dem Gras erhob und wütend seiner Tochter nachrannte, die in Richtung Wald lief. Er wusste, er musste sie vor ihrem Vater erreichen, wenn er sie beschützen wollte. Er nahm seine Beine in die Hand und lief ebenfalls Richtung Wald.
"Alice, Alice, bleib sofort stehen du unnützes Stück!!", hörte sie ihren Vater rufen, was sie nur anstachelte schneller zu rennen. Sie lief immer tiefer in den Wald, sie wusste wenn sie jetzt stehen bleiben würde, wäre das ihr Tod. Die Luft brannte ihr in den Lungen, die Äste der Bäume schlugen ihr ins Gesicht, doch sie rannte immer weiter. Plötzlich stolperte sie und fiel eine kleine Böschung hinunter. Als sie aufblickte konnte sie kaum glauben was sie dort sah.

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