Kapitel 27

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Thomas stand ungläubig in der Türe. Jemand musste ihn aufwecken, dass konnte nur ein Traum sein! Mitten in der Eingangshalle stand Mirabelle und sein Bruder kniete gerade vor ihr. Er rührte sich noch immer nicht, viel zu gefesselt war er von diesem Anblick. Ein lautes "Ja" durchbrach die Stille und sie fiel ihm überglücklich in die Arme. Er lächelte sie an und küsste sie, bis sich Thomas nun doch bemerkbar machte. "Was habe ich verpasst?", lachte er lauthals als er die geschockten Gesichter der Zwei sah. Doch sogleich lächelte sein älterer Bruder ihn an, schlang seinen Arm um ihre Hüfte und sagte stolz:"Darf ich dir meine Verlobte vorstellen?" Er konnte es immer noch nicht fassen, sein Casanova von einem Bruder hatte sich gebunden. Er ging auf die Beiden zu und gratulierte ihnen. "Eigentlich hätte ich es ja ahnen müssen, als ich euch beide erwischt habe.", lachte Thomas und erntete einen bösen Blick von Mirabelle, als auch einen amüsierten von seinem Bruder. "Wissen sie wo ihr Vater sich befindet?", fragte Thomas und beide erklärten ihm, er sei in der Bibliothek zu finden. Er bedankte sich und ließ die beiden Verliebten alleine. Er klopfte gegen die massive Türe und als er ein "Herein" hörte, trat er ein. "Mr. Carrington wie kann ich ihnen behilflich sein?", "Ich würde gerne wissen, was zwischen ihnen und diesem Jack vorgefallen ist." Der ältere Mann verspannte sich und sah ihn an. "Ich dachte schon, dass sie nachfragen würden. Also gut ich werde es ihnen erzählen. Sie müssen wissen, eigentlich heißt er Jonathan Jacobsen, aber er hasste es wenn man ihn so nannte. Sein Vater Jack war ein grausamer Mann, er trank zu viel, prügelte sich regelmäßig und brachte seinem Sohn bei, dass Frauen nichts wert sein. Der Kleine vergötterte seinen Vater und deshalb benannte er sich auch nach ihm. Alle im Dorf mussten ihn so nennen, ansonsten bekam er einen seiner Wutanfälle. Nur bei Fremden stellte er sich mit seinem normalen Namen vor. Dann lernte er Mirabelle kennen und wollte sie. Verstehen sie er war nicht verliebt in sie, er wollte sie einfach nur. Doch ich erkannte schnell, was für ein grausamer Mensch er war und habe ihn den Kontakt zu meiner Tochter verboten. Seit diesem Tag an, hatten wir ihn nicht mehr gesehen, bis zum heutigen Tag." Thomas sah ihn ungläubig an. "Er hat das alles losgetreten, nur um sich rächen zu können.", "Es sieht ganz danach aus, ich wünschte ich hätte früher etwas bemerkt, vielleicht hätte ich mehr verhindern können.", "Es ist nicht ihre Schuld, Schuld hat dieser Psychopath, aber nun ist es vorbei.", "Wie wäre es wenn wir essen gehen, sie haben bestimmt Hunger und die zwei Turteltauben müssten nun auch fertig sein.", der ältere Mann lächelte ihn wissend an. "Das ist eine sehr gute Idee.", lächelte nun Thomas und gemeinsam verließen sie die Bibliothek. Im Speisesaal angekommen, saßen die zwei frisch Verlobten und konnten kaum die Augen voneinander lösen. Mr. Sheffield räusperte sich und sofort entfernten sich die zwei voneinander. Alle saßen ruhig am Tisch, bis Thomas das Wort erhob:"Heißt das, der Kanal ist jetzt Geschichte?" Collin lächelte seinen Bruder warm an, nahm Mirabelles Hand und sagte:"Sieht wohl ganz danach aus." Sie unterhielten sich noch eine Zeit, bis es spät wurde und alle sich in ihre Gemächer aufmachten.
Thomas war völlig erschöpft, der Tag hatte ihm viel Kraft gekostet. "Ihr esst aber lange.", erschrocken wirbelte er herum und sah Alice auf seinem Bett liegen. "Was machst du hier und wie bist du hier reingekommen?", fragte er leise und sperrte zur Sicherheit die Türe ab. "Du solltest dir angewöhnen dein Fenster zu schließen.", lachte sie. "Alice was machst du hier?", fragte er erneut. "Sie stand auf und bewegte sich auf ihn zu."Ich wollte dich sehen.", sagte sie zuckersüß und blickte ihn mit unschuldigen Augen an. Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen, sie war ihm immer noch ein Rätsel. Nun stand sie vor ihm und sah ihn mit ihren großen Augen an. "Was sagen die Anderen dazu?", "Sie haben kein Problem damit, außerdem müssen sie sich um Lorey kümmern." Ein trauriger Ausdruck erreichte ihre Augen. Er konnte sich nicht mehr zurück halten und zog sie in seine Arme. Sie schmiegte sich an seine Brust und Tränen rannen ihr die Wangen hinunter. "Ssscchhht.. alles ist okay.", sprach er beruhigend auf sie ein und streichelte ihren Rücken. "Ich bin müde.", hörte er ihre leise Stimme an seiner Brust. Er nahm sie hoch und trug sie zum Bett. Vorsichtig legte er sie ab und ging zu seinem Ankleidezimmer. Alice kuschelte sich in seine Decke und beobachtete wieder das Ankleidezimmer. Wie die Nacht zuvor kam er wieder in seiner Schlafhose heraus und ließ seinen Oberkörper frei. Da musste doch Taktik dahinter stecken! Sie spürte wie die Seite neben ihr nieder sank und die Bettdecke sich anhob. "Thomas?", "Hm?", brummte er neben ihr. "Es fehlt etwas.", sagte sie und spürte wie ihr wieder die Röte ins Gesicht stieg. Ohne zu antworten, rückte er näher an sie heran und schlang einen Arm um sie. Er zog sie an seine Brust und lächelte glücklich. Da fiel ihm wieder die Verabschiedung von heute ein. "Alice?", "Ja?", "War das dein Ernst heute?", sie versteifte sich, ihr Herz raste und sie hatte das Gefühl zu ersticken. "Ich...", fing sie an, wurde jedoch unterbrochen, als sie zarte Küsse in ihrem Nacken spürte."Ich liebe dich auch.", vibrierte seine Stimme an ihrem Hals. Völlig erstarrt wagte sie es kaum zu atmen, bitte lass es kein Traum sein. "Alice?", hörte sie wieder seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr. Eine Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper. "Ja ich habe es ernst gemeint.", flüsterte sie kaum hörbar. Da spürte sie sein Lächeln an ihrem Hals. "Gut.", schnurrte er und verteilte wieder sanfte Küsse in ihrem Nacken. "Ich bin immer noch müde.", kicherte sie leise, was ihn innehalten ließ. Er drückte ihr noch einen Kuss auf den Scheitel und wünschte ihr eine gute Nacht, doch sie war schon friedlich eingeschlafen. Er lächelte noch einmal, zog sie noch ein Stück näher zu sich, bis auch ihn die Müdigkeit übermannte und er einschlief.
Alice schlug die Augen auf, die ersten kleinen Sonnenstrahlen drangen schon durch das Fenster, sie streckte sich und bemerkte wieder den Mann der sie im Arm hielt. Sie drehte sich herum und sah ihm in sein schlafendes Gesicht. Er sah so friedlich aus, doch sie musste ihn wecken, denn sein Griff war zu stark, als das sie sich von ihm hätte lösen können. "Thomas!", flüsterte sie leise und rüttelte ihn leicht. Doch er reagierte nicht, wie konnte man nur so tief und fest schlafen? "Tom!", zischte sie nun etwas lauter, doch als Antwort drehte er sich nur herum und nahm sie dabei mit. Nun lag sie halb auf ihm und musste erst mal den kleinen Schreck verdauen. Da kam ihr eine Idee. Sie drehte sich in seinen Armen um und verteilte kleine Küsse auf seiner Brust. Mit ihren Fingern strich sie ihm sanft über seine unverletzte Seite und seinen Bauch. Da zuckten seine Mundwinkel nach oben und Alice wurde schlagartig etwas klar. "Du bist schon die ganze Zeit wach du Idiot!", schimpfte sie und schlug ihm auf die Brust. Er hatte zwar noch immer die Augen geschlossen, doch sein ganzer Körper bebte vor lachen. Da zog er sie plötzlich auf seine Augenhöhe und blinzelte sie an. "Ich wollte nur sehen, auf welche Ideen du diesmal kommst um mich zu wecken.", lachte er und küsste sie auf die Nasenspitze. Sie konnte sich ein Lächeln nicht ganz verkneifen. Da kam ihr ein verlockender Gedanke. Ohne Vorwarnung küsste sie ihn plötzlich und bemerkte seine überraschte Reaktion. Sie wollte das Spiel aber noch weiter treiben und fuhr mit ihren Händen seinen Oberkörper entlang. Sie merkte wie er sich etwas anspannte und seine Atmung etwas unregelmäßiger wurde. Doch sie war noch immer nicht fertig mit ihm. Sie löste sich von seinen Lippen und verteilte nun Küsse auf seinem Hals, was ihn fast um den Verstand brachte. Seine Arme, die die ganze Zeit um sie geschlungen waren, hatte er nun um ihre Taille platziert, was ihr mehr Bewegungsfreiheit verschaffte. Mit einem süffisanten Grinsen begann sie sich nun mit ihrem Becken an seinem zu reiben. Thomas biss die Zähen zusammen um nicht laut zu stöhnen, aber verdammt machte sie es ihm schwer. Da drückte sie ihm erneut einen Kuss auf die Lippen, stand auf und lief zum Fenster. Völlig überrumpelt blieb er im Bett liegen und hörte nur noch wie sie lachend sagte:"Zeit zum Aufstehen!" Dann war sie auch schon verschwunden. Eins war für ihn klar, jetzt musste er erstmal in sehr kaltes Wasser. Nach dem er dieses Problem einmal bei Seite geschafft hatte, zog er sich an und machte sich am Weg zum Frühstück, er hatte riesen Hunger. Im Speisesaal saßen mal wieder die üblichen Verdächtigen. "Morgen.", grinste er und bekam wieder das gemeinschaftliche "Guten Morgen." als Antwort. "Übrigens heute will das Rudel der Toten gedenken, möchten sie mitkommen?", wandte er sich an die zwei Sheffields. "Aber natürlich werden wir kommen, das ist doch das Mindeste." Sie aßen gemeinsam und plauderten etwas, bis die Türe aufgerissen wurde und der Butler erschien. "Eine Miss Alice möchte sie alle sprechen.", brachte er heraus und seine Verwirrung war ihm deutlich in sein Gesicht geschrieben. Zusammen standen sie auf und gingen in die große Eingangshalle. Tatsächlich stand sie dort und sah sich um. "Schönen guten Morgen. Wie kann ich ihnen behilflich sein?", brachte Mr. Sheffield über die Lippen und lächelte sie freundlich an. "Ich wollte sie abholen, wir wollen uns von Corey verabschieden und dachte sie wären gerne dabei.", "Aber natürlich! ", sofort gab er den Stallburschen bescheid die Pferde fertig zu machen. "Ich warte vorm Anwesen auf sie.", sagte sie nur, drehte sich um und verließ die Halle. "Du bist wirklich ein Glückspilz Bruderherz.", lachte Collin und bekam daraufhin einen Schlag von seiner Verlobten.
Bei den Stallungen standen ihre Pferde schon bereit und Thomas stieg auf Memory auf. Dieser schnaubte freudig und er strich dem Tier über den Hals. Vor den Toren des Anwesens sahen sie Alice, die auf Sunnys Rücken saß und mit ihm redete. "Faszinierend!", vernahm er Mr. Sheffields Stimme neben sich. "Was denn?", fragte Alice die die Worte des älteren Mannes ebenfalls mitbekommen hatte. "Wissen sie der Hirsch auf dem sie sitzen. Er gehört zu einer sehr seltenen Art und ist bekannt dafür sehr scheu zu sein. Es ist einfach erstaunlich, dass er so zutraulich ist." "Hast du das gewusst Sunny?", "Nein ich bin selber gerade überrascht.", lachte dieser. "Nun denn, wenn mir die Herrschaften bitte folgen würden."
Zusammen ritten sie in Richtung des Waldes. Auf der großen Wiese lag nun Corey, um ihn herum waren Blumen verteilt und das Rudel stand stumm um ihn versammelt. Immer wieder kamen Tiere und sprachen ihr Beileid aus oder ergänzten noch weitere Blumen. Da hörten sie die Menschen und Alice. Die fünf kamen soeben aus dem Wald getreten, neben Alice stand Sunny und hatte den Kopf gesenkt. Vorsichtig traten sie näher an den leblosen Wolf. Alice ging zu Lorey und streichelte ihr über ihren Kopf. Der Schmerz in den Augen der Wölfin war nicht zu übersehen. Thomas machte einen Schritt auf Corey zu und strich ihm ein letztes Mal über sein Fell. "Danke das du mich gerettet hast.", flüsterte er leise und erhob sich wieder. "Alice?", flüsterte Lorey. "Hm?", "Kannst du bitte etwas singen?", überrascht blickte sie die Wölfin ein. "Und was?", "Egal was.", flüsterte sie. Da fiel Alice ein Lied ein, dass ihr ein Kindermädchen aus Irland einmal beigebracht hat. Sie fing an zu summen und setzte an zum singen:

"May the road rise to meet you,

May the wind be ever at your back.

May the sunshine warm upon your face,

And the rains fall soft upon your fields.

And until we meet again.

May God hold you, May God hold you

Ever in the palm of his hand.

May the road rise to meet you,

May the wind be ever at your back.

May the sunshine warm upon your face,

And the rains fall soft upon your fields.

And until we meet again.

May God hold you, May God hold you

Ever in the palm of his hand.

Ever in the palm of his hand.

The palm of his hand."

Sie sah auf und sah, dass alle Blicke auf ihr ruhten. "Danke!", hörte sie Lorey sagen und streichelte der Wölfin wieder über den Kopf. Während des Singens waren ihr erneut Tränen die Wangen herunter geronnen. Da stand Lorey auf, blickte auf ihren Bruder und fing an zu heulen. Das ganze Rudel stimmte mit ein und auch Alice heulte mit. Mirabelle spannte sich an und verstärkte den Griff um Collins Arm. "Was ist los?", fragte er sie leise. "Ich bin nur etwas nervös.", flüsterte sie zurück und er streichelte ihr beruhigend über ihre Hand.
Thomas wollte am liebsten zu Alice gehen und sie in die Arme schließen, doch er wollte ihr den Moment mit dem Rudel nicht nehmen. Das Heulen verstummte und Snow starrte die Brüder an. Mirabelle krallte sich noch mehr in Collins Arm, da der Blick der Wölfin sie verängstigte. "Die Sache mit dem Kanal hat sich erledigt.", erklärte Collin sachlich und sah Verwunderung in den Augen von Snow aufblitzen. Nun wendeten sich alle zu dem Mann. "Dadurch, dass ich sie heirate.", dabei zog er Mirabelle etwas an sich, "Wird der Kanal nicht mehr gebraucht." Das Rudel nickte ihm anerkennend zu. Lorey sprang auf und rannte davon, anscheinend war ihr das alles zu viel. "Wir werden nach ihr sehen.", sagte Snow und das Rudel verschwand ebenfalls. "Wir gehen zurück zum Anwesen.", meldete sich Collin zu Wort und verschwand mit seiner Verlobten, gefolgt von seinem zukünftigen Schwiegervater. "Falls etwas ist, ruf nach mir.", verkündete Sunny und sprang davon. Wieder waren beide alleine. Nun wagte Thomas die ersten Schritte in ihre Richtung. Er blieb vor ihr stehen und nahm sie in den Arm. Sie ließ ihr Gesicht an seiner Brust ruhen und lauschte seinem Herzschlag. "Alice?", hörte sie seine Stimme. "Ja?", flüsterte sie. "Du weißt, dass ich dich liebe?", sie nickte und flüsterte:"Ich dich auch." Sie hörte ihn laut ausatmen und spürte wie sein Herzschlag sich beschleunigte. "Alice kommst du mit mir zurück nach London?"

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