Kapitel 6

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Wenig später fanden sich das Gryffindor Trio mit Ginny, Draco und Josefine im Büro von Professor McGonagall wieder. Professor Slughorn war ebenfalls anwesend und betrachtete das Spektakel mit größtem Vergnügen.

„In der Tat, in der Tat. Solch ein überaus anhängliches Verhalten kennt man von Opfern des Liebestrankes." „Aber Horace, wer sollte dem Mädchen denn einen Liebestrank unterjubeln?", kam es besorgt von McGonagall. Draco schaute zu den beiden Gryffindorjungs hinüber. „Ziemlich interessante Geschichte", giftete er los. Seine Wut lag dem Jungen noch immer schwer im Magen.

Somit beichteten Harry und Ron was sie mit Josefine geplant hatten. „Wir dachten, der Trank aus dem Scherzartikelladen ist harmlos", beendete Ron seine Erzählung. Der Professor für Zaubertränke schüttelte den Kopf. „Auch wenn dieser Trank gerne für kleine Scherze verkauft wird, ist er sehr mächtig und kann großen Schaden anrichten."

„Professor, kennen Sie Fälle, in denen der verzauberten Person etwas passiert ist, wenn sie nicht bei der Person war, in welche sie sich verliebt hat?", fragte Ginny besorgt nach.

Draco dachte an den gestrigen Tag zurück und in welch merkwürdigen Zustand sich Turner befand, als sie ihn in den Kerkern aufsuchte. Oder der Moment vorhin am Brunnen. „Bis jetzt nicht. In den meisten Fällen steckt die Person, in welche man sich verliebt, hinter dem Trank und somit wäre eine Trennung der Beiden nie Thematik", überlegte Slughorn.

„Allerdings hat jeder Zaubertrank seine Nebenwirkungen und wir dürfen nicht vergessen, dieser Trank beeinflusst einen Physisch sowie Psychisch. Das Verlangen nach der anderen Person ist groß und ich denke sie alle wissen, wie sich unerwiderte Liebe oder Herzschmerz anfühlt." „Mr. Potter, Sie meinten, die Phiole sei komplett leer gewesen?", ergriff Professor McGonagall erneut das Wort. Der Junge mit der Brille nickte. Mit einem noch größeren besorgten Blick, schaute die ältere Frau zu ihrem Kollegen. Slughorn gab lediglich einen kleinen Seufzer von sich.

„Wir sollten davon ausgehen, dass sie eine hohe Dosis des Trankes abbekommen hat und mit dem Schlimmsten rechnen. Es tut mir leid, das Sie dies nun ausbaden müssen Mr. Malfoy, aber ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie Zeit mit Miss Turner verbringen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten." Die Schulleiterin blickte über den Rand ihrer Brille zu dem blonden Jungen.

Draco hatte erneut das Gefühl, er würde gleich explodieren. Um den Schaden gering zu halten? Dachte auch mal jemand an ihn und welchen Schaden er davontrug? Natürlich nicht.

Niemand interessierte sich für ihn oder seine Bedürfnisse, wie immer waren die ach so tollen und perfekten Gryffindors wichtiger. Alle Blicke waren auf Draco gerichtet. Wenn er das restliche Schuljahr über ein halbwegs entspanntes Leben haben wollte, blieb ihm keine Wahl. Er nickte.

„Leider gibt es meines Wissens nach keinen wirksamen Gegentrank gegen eine zu hohe Dosis, wir müssen abwarten bis die Wirkung verfliegt. Wie viel Zeit dies allerdings in Anspruch nehmen wird, kann ich Ihnen nicht sagen", lächelte Professor Slughorn schwach. Ein allgemeines Gemurmel entstand und die Professoren entließen die ungleiche Truppe.

Den Gryffindors fiel es schwer, ihre Freundin an der Seite des ehemaligen Todessers zu sehen. Vor allem Harry und Ron machten sich Vorwürfe, warum sie überhaupt auf diese Idee gekommen waren. Gleichzeitig fragten sie sich, was Josefine dazu bewegt hatte, den Trank ohne sie einzunehmen und warum sie ihnen vorher nichts erzählt hatte. Sie war immer für solch aufregende Aktionen zu haben, doch bis jetzt hatten die Freunde alles gemeinsam erlebt. Woher der Wandel kam, konnten sie sich nicht erklären.

Draco hingegen lief schon längst Gedankenverloren durch die Korridore, ehe er an der großen Tür des Schlosses stehenblieb. Die Anderen waren verschwunden, lediglich Turner war noch da. Es wäre auch ein Wunder wenn nicht. „Lass uns zum See gehen, das war so schön gestern", drang eine zarte Stimme zu ihm durch. Das Mädchen an seiner Seite schaute ihn verliebt an. Ihre Augen hatten erneut dieses glückliche Funkeln in sich. Draco setzte sich in Bewegung. Er konnte es sowieso nicht ändern und mit ihr zu diskutieren brachte nichts.

Ganz im Gegenteil, wenn ihr, aufgrund seiner Ablehnung, etwas passieren würde, würden die Lehrer ihn dafür verantwortlich machen. Ob er wollte oder nicht, der junge Slytherin hatte eine Art Verantwortung für sie. Slughorns Worte hatten sich ebenfalls in seinen Kopf gebrannt. Der Trank beeinflusste sie physisch wie auch psychisch. Und Draco hatte es mit eigenen Augen gesehen, mit welcher Luftnot sie kämpfte, wenn er sie zum Weinen brachte. Auch wenn er zugeben musste, dass es bessere Anblicke gab, passte es ihm jedoch überhaupt nicht die Gryffindor ertragen zu müssen und sie in Watte zu packen.

Und das stetige Desinteresse der Lehrer, gar der ganzen Schule, welches Draco seit dem Tage spürte, an dem ihn der sprechende Hut nach Slytherin gesteckt hatte, zermürbte ihn mehr und mehr. Er selbst spielte keine Rolle für sie, es ging nur um Turner. Um ihren Schaden, um ihre Gefühle und ihr Wohlergehen.

Draco hatte Glück gehabt, dass sein Vater ihn aus sämtlichen Angelegenheiten herausziehen konnte und auch wenn er das dunkle Mal auf seinem Unterarm trug, hatte es für ihn keine rechtlichen Konsequenzen. Dieses Glück durfte er nicht versauen, nur weil ein dummer Trank seiner Mitschüler fatale Folgen hatte. Dies sollte sein neues Mantra werden.

Egal was passierte, Draco durfte sich nichts zuschulden kommen lassen und sein gewonnenes Glück nicht einfach aus dem Fenster werfen. Ein weiterer Punkt, den niemand sonst verstand. Sie waren alle die Helden, die Kinder der tapferen Krieger und das Licht der Zauberwelt. Draco hingehen wurde in seinen jungen Jahren gebrandmarkt und in eine Schublade gesteckt. Und diese Schublade hatte ihm und auch seiner Familie, vieles abverlangt. Alleine, dass er sein letztes Jahr wiederholen durfte und einen Abschluss machen durfte, war keine Selbstverständlichkeit. Und genau das musste sich der Slytherin immer vorhalten. Dann würde Draco auch diese schreckliche Zeit überstehen.

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