Kapitel 20

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Am nächsten Morgen machten sich die Gryffindor Mädchen fertig für den Unterricht. „Ich hab gar keine Lust auf Geschichte der Zauberei, das wird wieder so extrem langweilig", ließ Josefine sich zurück auf ihr Bett fallen. „Ich hatte gehofft, McGonagall würde als neue Schulleitung endlich einen gescheiten Lehrer einstellen", kam es von Hermine. „Trotzdem ist Geschichte einfach langweilig", blieb Josefine bei ihrer Aussage.

Im Gemeinschaftsraum gesellten sich Harry und Ron zu ihnen, welche ebenso wenig Motivation in ihren Gesichtern hatten. Auf ihrem Weg zur großen Halle lenkte Harry jedoch das Thema auf das nächste Quidditchtraining und wenigstens bei Ginny und Ron stieg die Laune doch etwas. Die Freunde unterhielten sich, ganz normal wie früher. Hermines Blicke wanderten immer wieder suchend zu Josefine, doch diese war viel zu vertieft in ihrem Gespräch mit Ginny. Noch kein einziges Mal an diesem Morgen war Malfoys Name gefallen.

Und das sollte der Slytherin schon bald zu spüren bekommen. Draco wachte mit ordentlichen Kopfschmerzen auf. Er hatte sich in der Nacht nur von rechts nach links gewälzt, seine Gedanken ließen ihm keine Ruhe. Er hatte Alpträume, wie Turner mit ihm Schluss machte, ihn vor der gesamten Schule bloßstellte, was ihm einfallen würde mit ihr zu reden.

Vor nicht einmal einer Woche hatte er sich genau diesen Moment so sehnlichst herbei gewünscht und jetzt war seine Welt am Zerbrechen. Er wollte Turner nicht verlieren, doch er wusste nicht, ob die wenigen liebevollen Stunden ausreichen würden. Ob sie ihr helfen würden, mehr in ihm zu sehen. Es war paradox. Und doch waren es Dracos Gefühle, vor denen er nicht länger davon laufen konnte.

Während sich auch die Slytherins auf den Weg zur großen Halle machten, gab es nur einen Gedanken in Dracos Kopf. Josefine Turner. Er musste sie sehen und gleichzeitig machte sich ein mulmiges Gefühl in seinem Magen breit. Wäre heute schon der Tag der Tage?

Kurz vor der großen Flügeltür erblickte Draco das Mädchen. Scheinbar gut gelaunt mit einem Lächeln auf dem Gesicht unterhielt Turner sich mit Weasley. Die beiden fingen an zu lachen und Draco hatte nie einen schöneren Klang gehört. Er versuchte den Schmerz in seinem Herzen hinunterzuschlucken. Turner blickte sich nicht nach ihm um, suchte ihn nicht wie sonst. Normalerweise würde sie schon längst in seinen Armen liegen. Auch wenn es überhaupt nicht normal war. Vielmehr war es das neue normal. Draco schüttelte kurz seinen Kopf.

Als die beiden Gruppen direkt vor der Tür aufeinander trafen, war es das erste Mal, dass Josefine zu Draco blickte. Ihre Augen bekamen einen leichten Glanz, das kleine Lächeln auf ihren Lippen war voller Liebe. „Draco", war das einzige, dass Turner sagen konnte, ehe sie ihn in die Arme schloss. Josefine vergrub ihr Gesicht in seiner Schulter und atmete seinen Duft ein. Dann nahm sie Dracos Hand und gemeinsam liefen sie zum Tisch der Slytherins.

Erleichtert ließ sich Draco auf die Bank fallen. Anscheinend blieb ihm doch noch etwas Zeit. Doch schon in ihrer ersten Unterrichtsstunde zog sich Dracos Magen erneut zusammen. Turner nahm am Geschehen teil, bekam sogar ein Lob von Professor McGonagall und plauderte hier und da mit ihren Mitschülern. Zwar liefen sie gemeinsam zur nächsten Stunde, Hand in Hand wohlgemerkt, doch je größer ihr Umfeld wurde, umso unsichtbarer fühlte Draco sich.

Turner hatte ihm lediglich einen kurzen Kuss auf die Wange gedrückt, bevor Draco sich auf den Weg zum Kräuterkunde Unterricht machte. Blaise versuchte mit ihm Schritt zu halten und setzte zum Sprechen an, doch Draco schüttelte den Kopf. Er selbst musste die neue Situation verarbeiten und seine aufkeimenden Gefühle unterdrücken. Draco brauchte Zeit für sich. Die einzige Person, welche er derzeit in seiner Gegenwart akzeptieren würde, war allein Turner.

Nach dem Unterricht gesellte Josefine sich zu ihren Freunden am gedeckten Tisch. Ihre Augen wanderten zu Pansy und Blaise hinüber, wo ihr auffiel, dass gewisse blonde Haare fehlten. Für einen kurzen Augenblick durchzog sie eine Leere. Doch so schnell dieses Gefühl kam, so schnell war es wieder verschwunden. Langsam erhob sich Josefine von ihrem Platz und lief durch die Halle. „Hi." Pansy blickte von ihrem Essen hoch. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Hey." „Wo ist Draco?", die Frage verließ Josefine unsicherer als sie wollte. Zu ihrer Enttäuschung zuckten die beiden nur mit den Schultern. Josefine nickte, machte kehrt und verließ die große Halle. Es gab nur einen Gedanken in Josefines Kopf. Draco Malfoy.

Endlich hatte Josefine ihn gefunden, versteckt in einer der Nischen des Schlosses, saß Draco auf der kalten Steinmauer. Der Slytherin ließ die Schultern hängen und bemerkte das Mädchen gar nicht. Erst als sie direkt neben ihm stand, blickte er auf. „Draco . . du weinst?", Sorge machte sich in Josefine breit. Sie ließ sich neben ihm nieder und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Sanft wischte sie die Tränen weg. „Hör auf damit", brachte Draco leise hervor. Die glitzernden Tränen in seinen Augen zerbrachen Josefine das Herz. „Bitte Turner. Es soll endlich aufhören."

Doch sie verstand nicht, wovon er sprach. „Draco, was ist los?" Der Junge seufzte. „Das hier, diese Situationen. Das ist alles nicht echt, deine Gefühle sind nicht echt. Du hast einen Liebestrank getrunken. Werd' endlich wieder wach, ich kann das alles nicht mehr", Draco hatte ihre Hand in seine genommen und sie von seinem Gesicht entfernt. „Ich dachte, du magst mich", kam es leise von Josefine. Draco würde sie niemals küssen, wenn er sie nicht leiden könnte, oder?

Draco atmete tief aus. „Das ist das Problem. Ich mag dich, sehr sogar. Doch ich merke, wie der Trank nachlässt und du wirst wieder wie früher, deine Gefühle mir gegenüber werden verschwinden und dann wird alles so sein, als wäre niemals etwas passiert. Währenddessen ich mich jeden Moment mehr und mehr in dich verliebe. Das macht mich kaputt", Dracos Stimme war ein Flüstern. Er fühlte sich befreit, endlich gesagt zu haben, was ihm auf der Seele brannte.

Josefine strahlte ihn glücklich an. „Du hast noch nie gesagt, dass du mich liebst." Und damit zog sie Draco in einen innigen, lang anhaltenden Kuss.

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