„Wir müssen reden."
In Josefine zog sich alles zusammen. Natürlich war ihr bewusst, dieser Moment würde irgendwann stattfinden, sie mussten ihre Gedanken und vor allem Gefühle frei aussprechen, jedoch hatte sie gehofft, es würde ein wenig länger dauern, bis dieser Moment kam.
Josefine versuchte ihre Atmung zu beruhigen und nickte langsam. Ihr Kopf ruhte noch immer an Dracos Schulter. „Ich liebe dich", ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Es war das wohl schönste Gefühl, welches Josefine jemals verspürte, doch ein bitterer Nachgeschmack von Angst zerfraß die Wärme. Würde Draco sie akzeptieren? Fühlte er überhaupt so wie sie? Er hatte wesentlich mehr unter dem Liebestrank gelitten als sie. Wenn Josefine an die ersten Tage zurückdachte, war Draco so voller Hass und Abneigung ihr gegenüber, hatten sich seine Gefühle in so kurzer Zeit wirklich geändert?
Draco holte tief Luft und Josefine konnte die Bewegung seines Brustkorbes spüren. „Ich liebe dich auch." Dracos Worte waren ebenso leise wie ihre. Doch der Slytherin war sich sicher, er sprach die Wahrheit. Josefine war das wichtigste und wertvollste in seinem Leben und um keinen Preis, kein Ansehen dieser Welt, wollte er sie missen.
Sein Brustkorb wackelte ein wenig, als Draco ein leichtes Lachen von sich gab. Es klang unbeschwert und frei, und Josefine liebte diesen Klang.
„Es ist wirklich verrückt. Ich meine, hätte uns das jemand letztes Jahr erzählt, wir hätten die Person beide verflucht und nun sitzen wir hier. Gemeinsam", Draco legte seine Finger an Josefines Kinn und ließ sie zu ihm aufschauen. „Und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Du bist eine ganz besondere Person, du hast Gefühle in mir hervorgebracht, die ich jahrelang unterdrückt habe. Die ich nicht fühlen durfte, aus Angst etwas Schlimmes würde passieren. Josefine, du hast die Freude in meinem Leben zurückgebracht und ich möchte, dass es so bleibt. Für immer."
Josefines Augen wurden glasig, doch diesmal waren es Tränen der Freude. Dracos Worte trafen direkte in ihr Herz und zeigten ihr abermals, wie wundervoll er war. „Ich . . kannst du dich erinnern? An die letzte Woche?" Josefine nickte. Dracos Gesicht verzog sich, Reue glänzte in seinen Augen und zu wissen, dass Josefine sein anfänglicher Hass bewusst war, nagte an ihm.
„Ich kann dich verstehen", sanft lächelte Josefine ihn an. „Ich denke, ich hätte ähnlich reagiert. Ich meine . . die gesamte Schule weiß, dass wir uns nicht leiden konnten. Kannst du dich an unser fünftes Jahr erinnern, wo Snape uns an einen Tisch gestellt hat, damit ich nicht mehr mit Hermine quatsche?" Nun musste Draco lachen. Und wie er sich erinnern konnte, sein Patenonkel hatte kurz darauf seinen Geburtstag ignoriert, weil er sauer auf Draco war. „Oh ja, Blaise Kessel stand in Flammen und die Hälfte der gebrauchten Utensilien waren nur noch Kohlehaufen." „Snape hätte es besser wissen müssen, so oft wie er uns in den Krankenflügel verweisen musste", auch Josefine hatte ein breites Lachen auf ihrem Gesicht.
„Aber aus irgendeinem Grund bist du es geworden. Ich liebe die Sterne, schon seit dem ich klein bin. Jeden Sommer sitze ich unter dem Nachthimmel und bewundere die leuchtenden Punkte, aber nie bist du mir dabei in den Sinn gekommen. Egal wie oft ich dein Sternbild gesehen habe, es war einfach nur der Drache. Doch an jenem Abend, als ich mich aus dem Schlafsaal schlich, mit dem Trank in meinem Kittel und alleine zum Astronomieturm gelaufen bin, muss sich etwas verändert haben."
Josefines Worte hingen schwer in der Luft und für einen Moment schwiegen sie beide. Draco wusste nicht recht, ob er fragen sollte - ob er fragen durfte. Nach wenigen Minuten der Ruhe, schien Josefine ihre Worte gewählt zu haben. Ihre Stimme war ernst, fest und entschlossen, doch gleichzeitig so leise und zaghaft, als würde sie zu schnell zerbrechen.
„Ich wollte vergessen, wollte nichts mehr fühlen und hatte die Hoffnung, der Trank würde alles betäuben, wenn seine Wirkung nicht auf eine Person umschwenken würde. Das einfach alles weg wäre. Mir wurde schwindlig und ich setzte mich auf den kalten Boden, versuchte lediglich zu atmen. Und dann sah ich die Kuppel. Mit all den Konstellationen und ich fand den Gedanken so wundervoll, dass man sein Kind nach den Sternen benennt. Es war für einen Bruchteil einer Sekunde, wo ich an dich dachte. Und nichts hatte sich verändert. Bis zum nächsten Morgen."
In Dracos Brustkorb breitete sich eine Wärme aus, die ihn so glücklich machte, dass er gar nicht wusste, wohin damit. Seine Arme schlangen sich enger um Josefine und Draco zog sie fest an sich. „Vielleicht war es Schicksal", hauchte die Gryffindor leise.
„Glaubst du ans Schicksal?", mit einer hochgezogenen Augenbraue schaute Draco sie an, drückte sie ein wenig von sich weg, um ihr Gesicht besser sehen zu können, Josefine verdrehte die Augen. „Wir leben in einer Welt voller Magie, können fliegen und es gibt Einhörner, Drachen und Pflanzen die aussehen wie Babys und auch so schreien, aber an Schicksal zu glauben ist merkwürdig?", mit einem entsetzten Gesichtsausdruck blickte Josefine ihn an. Dann fing sie an zu lachen. „Ich habe nicht gesagt, dass es merkwürdig ist", verteidigte sich Draco. „Nein, aber dein Gesicht hat das gesagt." Josefine schlang ihre Arme um Dracos Nacken und kuschelte sich dichter an ihn. „Aber ja, ich glaube ans Schicksal. An unser Schicksal."
Mit dieser Antwort konnte Draco sehr gut leben. Schicksal oder nicht, er hatte schlussendlich gewonnen und eine wundervolle Zukunft vor sich. Es gab nur noch eine Sache, welche ein schweres Gefühl in Dracos Magen ausübte. Warum?
Draco wollte den Moment, dieses Gefühl der Vertrautheit und Sicherheit nicht kaputt machen, doch diese Frage musste er beantwortet bekommen. Sonst würden sich seine Gedanken nur weiter überschlagen und Draco wusste, das war keine Option. Und Josefine hatte bis hierhin alles ehrlich mit ihm geteilt, sie würde ihm die ganze Geschichte erzählen. Oder? Unbewusst fing Draco an, mit ihren Haaren zu spielen. Erst als Josefines Finger seine Hand festhielten und die Strähnen aus ihnen befreite, bemerkte Draco, wie tief er in seinen Gedanken war.
„Was ist es?", mit ihren moosgrünen Augen blickte Josefine ihm direkt in die Seele. Ein wenig unwohl versuchte Draco nach den richtigen Worten zu suchen, nach einfühlsamen Worten. „Warum?", war am Ende alles, was er herausbrachte. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Ich möchte es auch Hermine sagen."
Mit diesen Worten stand Josefine von dem Felsen auf, streckte ihre Hand zu Draco aus und gemeinsam liefen die beiden zurück zur Schule.
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Love Potion
FanfictionDie Schlacht um Hogwarts ist vorbei. Harry Potter hat gesiegt. Voldemort ist tot. Für die jungen Zauberer und Hexen fängt das alltägliche Schulleben wieder an. Draco Malfoy erhofft sich endlich ein entspanntes Jahr. Aber das Schicksal hat ganze ande...