Kapitel 8

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Die neue Woche startete mit einer Doppelstunde Verwandlung bei Professor McGonagall. Müde ließ Draco sich auf den Stuhl fallen. Die letzte Nacht war genauso erholsam wie die Nacht davor. Turner raubte ihm den Verstand und seinen Schlaf.

Auch wenn es endlich eine plausible Erklärung für ihr Verhalten gab, konnte sich der Slytherin keinen Reim darauf machen, warum es ausgerechnet ihn getroffen hatte. Oder warum sie überhaupt auf solch eine kindische Idee gekommen war. Liebestränke waren nicht für Scherze geeignet und normalerweise jubelte man den Trank einer anderen Person unter. Warum sollte sie ihn dann selbst getrunken haben? Und noch viel mehr störte es Draco unendlich doll, dass er seine kostbare Zeit damit verschwendete, darüber nachzudenken. Über Turner, über ihre Gefühle und auch über seine eigenen.

„Guten Morgen", quietschte eine vergnügte Stimme in sein Ohr. Draco konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. Tief in sich drinnen, hatte er die winzig kleine Hoffnung gehabt, es würde anders werden.

„Ähm Turner, das ist mein Platz", ertönte sogleich Pansys Stimme. Mit verschränkten Armen stand das Mädchen vor dem Tisch. „Wir können ja einfach tauschen", lächelte die Angesprochene sie an. Draco hinter ihr, schüttelte den Kopf und betete innerlich, dass Pansy sich durchsetzte konnte. Schließlich war sie ein ziemlicher Dickkopf und ließ sich nicht so leicht abstempeln. „Ich werde mich bestimmt nicht zu deinen Freunden setzten", zickte die Schwarzhaarige los. Doch Turner blieb weiterhin sitzen. „Gibt es ein Problem?", gesellte sich Professor McGonagall zu ihnen. Pansy schnaubte. „Ja, Turner sitzt auf meinem Platz und will nicht dorthin gehen, wo sie hingehört." Die Slytherin schaute verachtend zu dem Mädchen hinunter. „Ich möchte viel lieber bei Draco sitzen, dass ist doch kein Problem oder Professor?", mit großen Augen blickte Turner zu ihrer Hauslehrerin auf.

Draco rieb sich die Augen. Er wusste, welche Antwort sie gleich zu hören bekommen würden. Für einen kurzen Moment blickte McGonagall zwischen den Schülern hin und her. „Miss Parkinson, ich wäre erfreut, wenn Sie diese Stunde eine Ausnahme machen könnten. Neben Mr. Macmillan ist ebenfalls ein Platz frei, falls dies Ihnen mehr zusagt." Damit lief sie zu ihrem Pult und begann mit dem Unterricht.

Pansy gab ein wütendes Schnauben von sich, setzte sich aber schließlich doch in Bewegung. Der junge Slytherin seufzte erneut. Natürlich hatte er mit nichts anderem gerechnet, aber wieso musste er immer von allen so enttäuscht werden?

Draco fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Er war nicht nur müde und allmählich ausgelaugt, sondern konnte den verliebten Blick von Turner förmlich auf sich spüren. Er war sich ziemlich sicher, sie hatte noch nicht ein einziges Mal zur Tafel geschaut. Es missfiel ihm, so beobachtet zu werden. Denn normalerweise taten die Leute dies nur, um ihn anschließend anzukreiden. Auf seine Fehler hinzuweisen. Ihn zu demütigen. Draco schüttelte den Kopf, holte ein paar mal tief Luft und versuchte sich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren. Solche Gedanken konnte er jetzt nicht auf noch gebrauchen.

„Miss Turner", mit strengem Blick stand die Professorin plötzlich vor seinem Tisch. Mit seiner ausdruckslosen Maske, blickte Draco zu ihr hoch. Sein Nervenkostüm war zu dünn, um sich auf eine Diskussion einzulassen. Doch dann bemerkte er, dass McGonagalls Aufmerksamkeit gar nicht ihm galt. Innerlich machte sich Erleichterung in ihm breit.

Mit tadelndem Blick sprach sie weiter zu der jungen Hexe neben ihm. „Auch wenn Sie gerade andere Dinge in ihrem Leben für wichtiger erachten, ist der Unterricht zum Lernen da und nicht, um Löcher in die Luft zu starren." Mit diesen Worten entnahm sie der jungen Hexe ihr Pergament, welches mit hunderten von Herzen versehen war. „Wenn Sie sich so sehr von Mr. Malfoy ablenken lassen, muss ich Sie auseinander setzten." Turner war auf ihrem Stuhl zusammengesunken. „Entschuldigung Professor."

Auch wenn sie es damit geschafft hatte, Turner dazuzubekommen, endlich ihren Blick von Draco abzuwenden, waren es nun zahllose Augenpaare mehr. Erneut ging ein Getuschel los, Köpfe wurden zusammengesteckt und immer wieder sah der Slytherin seine Mitschüler zu ihnen hinüberschauen. Obwohl es nichts neues für ihn war, war es dennoch belastend. Sollten sich die ganzen Idioten um ihre eigenen Probleme kümmern. Erneut verfluchte Draco sie alle.

„Ruhe", ertönte die harsche Stimme von Professor McGonagall. Mit halben Ohr versuchte Draco ihr noch zuzuhören. Doch ihre Worte ergaben für seinen Kopf keinen Sinn, er schrieb die Zaubersprüche stumpf von der Tafel ab. Sein Pergament sah schrecklich aus, es fehlten Buchstaben und ständig strich er ein Wort einfach wieder durch, da er sich verschrieben hatte. Draco wünschte sich ein Bett und seine Ruhe. Eine lange Runde Schlaf würde ihm sicherlich gut tun. Doch er wusste schon jetzt, an Schlaf war nicht ansatzweise zu denken.

Und dann machte der Blonde den Fehler und ließ seinen Blick im Klassenzimmer umherschweifen. Zu seiner Linken schaute ihn eine überaus glücklich lächelnde Turner an. Ihre Augen strahlten ihn voller Liebe an, dass er einen Moment von ihrem Blick gefesselt wurde. Als das Lächeln auf ihrem Gesicht größer wurde, schaffte Draco es, sich von ihr loszureißen. Schnell schüttelte er den Kopf. Bei Salazar, niemals im Leben würde er sich daran gewöhnen.

Nach einer kurzen Pause begann Professor McGonagall den zweiten Teil der Stunde. Die Schüler sollten den Beschwörungszauber praktisch üben.

Draco entlockte seinem Zauberstab einen kleinen goldfarbenen Vogel, welcher sich allerdings nach 2 Sätzen auf dem Tisch in Staub auflöste. „Etwas mehr Konzentration Mr. Malfoy", ertönte McGonagalls Stimme vor ihm, während sie langsam durch die Reihen lief. Der Blonde nickte. Sein Griff verfestigte sich, unwillkürlich spannte er seinen Unterkiefer an. Wie er diese Schule doch hasste. „Der war wunderschön", drang Turners Stimme zu ihm durch. Draco schnaubte.

Sanft legte sich eine Hand auf seine geschlossene Faust. „Draco, du bist einer der besten Schüler von Hogwarts. Und ein großartiger Zauberer", lächelte Turner ihn an. Sofort entriss er ihr seine Hand. „Natürlich bin ich das", fauchte er zurück.

Mit großen Augen schaute das Mädchen ihn an. Seine Reaktion war nicht die, mit welcher sie gerechnet hatte. Der Slytherin erkannte an ihrem Blick, dass etwas nicht stimmte. Sie würde wirklich jedes Mal zu weinen beginnen, wenn er seine Stimme erheben würde. Sie meinte es nur gut, ertönte eine kleine leise Stimme in seinem Kopf. „'tschuldigung", presste Draco hervor. Ein zartes Lächeln erschien erneut auf ihrem Gesicht.

Sie wollte lediglich nett zu ihm sein. Doch es entsprach nicht der Wahrheit. Denn sie hasste ihn. Doch jetzt nicht mehr. Weil sie verzaubert war. Doch es tat gut, endlich von jemanden Zuspruch zubekommen. Aber es war nicht echt.

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