Kapitel 18

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Müde schleppte Draco sich in die große Halle. Er hatte keine Lust auf das Frühstück und wollte viel lieber wieder in seinem Bett liegen. Die Party gestern Abend hatte sich bis in die frühen Morgenstunden gezogen und keiner der Slytherins hatte viel Schlaf bekommen. Doch auch Josefine, Hermine und Ginny sehnten sich mehr danach, zurück in ihre Betten zu krabbeln.

Jedoch hatte Harry ein Sondertraining veranlasst, worüber seine Freundin nur die Augen verdrehen konnte. „Nur weil sein Ego angekratzt ist, muss ich jetzt so früh aufstehen", hatte Ginny gemeckert, während sie sich aus dem Bett geschleppt hatte. Hermine musste ihr den größten Beistand leisten und Josefine hatte Draco und seine Freunde mitten in der Nacht für einen Ausflug nach Hogsmeade am nächsten Tag begeistern können.

Josefine umarmte Draco, welcher schon am Tisch saß, von hinten und drückte ihr Gesicht in seine Haare. Draco roch einfach immer als wäre er frisch aus der Dusche gestiegen. „Guten Morgen", begrüßte Josefine die Runde, bevor sie Draco einen Kuss auf die Stirn gab und sich neben ihn setzte. Verschlafen lächelte Draco sie an. Wieso war ihm vorher nie aufgefallen, wie perfekt Josefine doch war?

Aus der Stille hinaus fing Josefine auf einmal an zu lachen. „Was ist so lustig?", kam es von Pansy. Josefine nickte in Richtung der Gryffindors, welche von Harry aus der großen Halle gescheucht wurden. Ginny warf Josefine einem hilfesuchenden Blick zu, doch diese winkte ihr nur fröhlich zurück. „Harry hat sie heute zu einem Sondertraining verdonnert", lachte Josefine. Eine Aussage, welche den Slytherintisch ebenfalls zum Lachen brachte.

Hand in Hand spazierten Josefine und Draco über die Ländereien bis nach Hogsmeade. Später würden sie sich mit den Anderen für ein Butterbier in den drei Besen treffen, doch vorher wollte Draco die Zeit nutzen und mehr über Turner erfahren.

„Also Turner, erzähl mir was von dir", forderte Draco sie auf. „Von . . Mir?" Etwas unsicher blickte Josefine ihn an. „Ja. Wir sind zwar seit Jahren an derselben Schule, aber haben nie wirklich . . normal miteinander geredet. Erzähl mir . . Alles. Deine Vorstellung vom Leben. Über deine Familie. Deine Pläne für die Zukunft . ." „Meine Familie?", Josefine blieb plötzlich stehen. Ihr Blick wanderte durch Draco hindurch und er hatte das Gefühl, sie verschwand in ihre Gedanken. „Turner?"

Das Mädchen verfestigte ihren Griff um seine Hand und Josefines Brustkorb fing an, sich schneller zu heben und zu senken. Sie schüttelte den Kopf. „Meine . . Familie . .", sprach sie wie in Trance. Erneut schüttelte sie ihren Kopf. Josefine fasste sich gegen den Kopf und sah aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. „Turner was ist los?", Dracos Stimme bekam einen Anflug von Panik. „Ich . . Ich weiß nicht."

Draco zog sie ganz nah an sich und Josefine klammerte sich an ihn, als wäre er ihre letzte Rettung. Mit seiner Hand streichelte er ihr immer wieder übers Haar. „Es ist alles gut. Ich bin da", flüsterte er gegen ihre Stirn. Josefine schaute zu ihm auf. Ihre Augen waren gefüllt mit Tränen und ein Hauch von Angst lag in ihnen. „Du. Du bist da . . Nur du. Das Einzige, was zählt", flüsterte sie zurück.

Langsam beruhigte Josefine sich und ihre Atmung wurde wieder normal. Draco verstand nicht, was genau passiert war oder eher warum. Doch es hatte etwas mit ihrer Familie zu tun, da war er sich sicher. „Geht es dir wieder besser?", in Dracos Stimme lag eine tiefe Sorge. Josefine nickte. „Natürlich", blinzelte sie ihn ein paar mal an, ehe sich ein seliges Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte. Die Angst in ihrem Blick war verschwunden, ebenso die Tränen. Dafür war ihre Begeisterung und die Liebe für Draco zurück. „Solange meine Zukunft mit dir ist, bin ich der glücklichste Mensch der Welt."

Draco schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Er war sich nicht sicher, ob es wirklich wieder gut ging oder ob es nicht besser wäre, wenn sie Madame Pomfrey aufsuchen würden. Und die kleine Stimme in seinem Kopf, welche Draco immer wieder sagte, dass sie keine Zukunft haben würden, war erneut da. Doch Josefine zog ihn auf einmal mit sich. „Die Anderen warten bestimmt schon auf uns, beeilen wir uns", glücklich lachte sie auf und beschleunigte ihren Gang.

In den drei Besen angekommen, machten die beiden Schüler ihre Freunde schnell ausfindig. Pansy und Blaise hatten einen Tisch etwas weiter hinten beansprucht und der allgemeine Trubel, welcher den Raum erfüllte, wurde ertragbar.

„Wir haben schon mal für euch bestellt", begrüßte Blaise die Beiden. Josefine rutschte auf der Bank durch zu Pansy und Draco nahm neben ihr Platz. „Dankeschön. Oh Pansy, ich liebe dein Oberteil. Du siehst so gut darin aus", voller Begeisterung unterhielt sich Josefine schlussendlich die meiste Zeit mit Pansy. Auch wenn Josefine direkt neben Draco saß und ab und zu einfach wahllos seine Hand in ihre nahm, war die besessene Aufmerksamkeit verschwunden. Blaise beobachtete das Spektakel eine Weile, ehe er eine Augenbraue hochzog und Draco fragend anblickte. Dieser schüttelte ganz leicht den Kopf. In dem Moment waren sie alle glücklich und das wollte Draco unbedingt beibehalten. Blaise würde ihn noch früh genug ausfragen.

Erst am späten Nachmittag machten sie die Freunde wieder auf den Weg zum Schloss. Josefine hatte sie alle noch in den Honigtopf gezerrt, da sie Ginny aufheitern wollte. Eine weitere Aktion, in welcher Draco dem Blick von Blaise versuchte auszuweichen. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken.

Im Innenhof von Hogwarts angekommen, erblickte Josefine die beiden Gryffindors und winkte ihnen freudig zu. Ginny sah mehr als fertig aus, ihre Lippen waren leicht bläulich. Selbst Hermine, mit dickem Schal und Mütze, machte eine verfrorenen und fertigen Eindruck. „Habt ihr bis jetzt trainiert", schaute Josefine sie mit großen Augen an. „Verliert das nächste Mal einfach", gab Ginny genervt zurück. Draco lachte kurz auf. „Den Gefallen werde ich dir sicher nicht tun, Weasley." „Turner hat dir dafür was mitgebracht", stupste Pansy Josefine an.

Josefine holte die kleine Tüte aus ihrer Tasche. „Also wir haben Schokofrösche, Kesselkuchen, Lakritz Zauberstäbe, Schokokugeln und Säuredrops", strahlend überreichte Josefine Ginny die Tüte. „Josie, du bist die Beste." „Wenn wir jetzt noch ins Warme gehen können, ist der Tag ja perfekt", rieb Hermine ihre Hände aneinander. „Du wirkst ein wenig gereizt, Granger", zog Draco sie auf. Hermine warf ihm einem bösen Blick zu. „Du hast die letzten Stunden auch nicht auf der kalten Tribüne gesessen."

Und damit machte sich die Truppe auf den Weg zu ihren jeweiligen Gemeinschaftsräumen, ehe sie sich später erneut in der Bibliothek trafen, um die letzten Hausaufgaben zu machen.

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