Kapitel 21

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Draco und Josefine verweilten noch eine Weile in der hintersten Ecke des Schlosses. Es waren keine Worte nötig, eher hingen die beiden ihren eigenen Gedanken nach und doch waren sie froh, dass sie einander hatten. Alleine die Gegenwart des jeweils anderen machte sie glücklich.

Langsam dämmerte es, die Sonne verschwand hinter den Bergen der Ländereien und zog hohe Schatten über Hogwarts. Draco zauberte einen stillen Wärmezauber über sie beide, nachdem Josefine leicht fröstelte. Der Frühling brachte zwar eine starke Sonne mit sich, doch in der Dunkelheit wurde es schnell frisch.

Nach einer Weile des Schweigens, war es schlussendlich Josefine, welche Draco ihre Hand entgegenstreckte. „Die meisten Schüler sind bestimmt schon in ihren Häusern, lass uns ein bisschen spazieren." Der Junge erwiderte das Lächeln auf ihrem Gesicht und Händchen haltend machten sich die beiden Schüler auf den Weg. Der Innenhof des Schlosses war menschenleer, eine angenehme Ruhe strahlte den beiden entgegen und kurzerhand ließen sie sich auf dem Rand des Brunnens nieder.

Josefine blickte hinauf zu den Sternen. Sie kuschelte sich an Dracos Schulter. „Sind sie nicht wunderschön? Leuchtend, voller Anmut und mit so vielen Geschichten, welche die meisten Menschen gar nicht zu schätzen wissen", ihre Stimme war leise, sanft und doch voller Begeisterung. Draco selbst kannte einige Sternbilder, er hielt seine Hand nach oben und zeichnete Konstellation nach. Josefine machte es ihm nach und die beiden unterhielten sich über Mythen und Legenden, Geschichten so alt, wie der Himmel selbst.

„Weißt du, welches mein liebstes Sternbild ist?" Josefines Augen strahlten Draco an. Dieser schüttelte den Kopf. „Der Drache", lachte sie leise. Natürlich. Draco wurde nach diesem Sternbild benannt. „Zeus schenkte Hera einen goldenen Apfelbaum als Hochzeitsgeschenk und ließ ihn von dem Drachen Ladon bewachen. Bis eines Tages Herakles kam, um jene Äpfel zu stehlen. Er besiegte Ladon und Hera war so traurig über seinen Tod, dass sie zwischen den anderen Sternbildern sein Bild platzierte." Draco nickte, er kannte die Geschichten um die Sternkonstellation. „Und du wurdest nach ihm benannt, was ziemlich gut passt und selbst wenn du nicht bei mir bist, brauche ich nur zu den Sternen hochschauen und du bist dort", Josefines Stimme war ein Flüstern, doch die Worte erreichten Draco wie ein Donnerschlag.

Ruckartig setzte Draco sich aufrecht hin, hielt Josefine an ihren Schultern und schaute sie mit großen Augen. „Bei Merlin, das ist es. Das Sternbild. Der Astronomieturm. Der Liebestrank hat bei dir gewirkt, weil du in die Kuppel geschaut hast. Dort sind alle Konstellation aufgemalt. Du hast den Drachen gesehen und an mich gedacht. Und dann hat der Trank seine normale Wirkung getan", Draco lachte wie ein kleiner Junge. Nicht, dass es eine wirklich wichtige Rolle spielen würde, aber etwas in Draco freute sich, endlich Gewissheit zu haben. Warum das Schicksal ihn ausgewählt hatte.

„Was?", Josefine sah mehr als verwirrt aus. Doch ihr Kopf ratterte nur so vor sich her und allmählich verbanden sie die kleinen Waben, stießen den Nebel in ihrem Kopf weiter zurück. Doch Draco lachte nur. Ein wunderschönes, glückliches und ehrliches Lachen. „Nicht so wichtig", nuschelte er im Josefines Haar, während er sie an sich zog. Sie hatte an ihn gedacht, in einem tieferliegenden Sinn, konnte die Sterne ihm zuordnen und das machte Draco wirklich glücklich.

„Ich glaube, langsam ist es echt spät", strich Josefine schüchtern eine Strähne hinter ihr Ohr. Draco nickte. Gemeinsam liefen sie die Treppen hinauf zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Auf den letzten Stufen blieben sie stehen und Josefine fing an Dracos Gesicht zu studieren. Seine Züge wirkten so sanft mit dem kleinen Lächeln auf seinem Gesicht, seine Augen hatten etwas Magisches an sich. Er sah unglaublich gut aus. Josefine mochte den entspannten Draco, mit welchem man sich über die Sterne unterhalten konnte. Die beiden Schüler standen eng beieinander, es war kaum eine Distanz zwischen ihren Lippen. Josefine küsste ihn sanft, fast schon zaghaft. Auch wenn es nicht ihr erster Kuss war, erwiderte Draco diesen eben so sanft. Er passte sich Josefine an. Egal wie sehr alles in ihm mehr wollte, nach mehr schrie, Draco würde sich immer ihr anpassen, er wollte sie auf keinen Fall verletzten oder unter Druck setzen. Denn Draco Malfoy war vollends und zu einhundert Prozent verliebt.

„Gute Nacht Draco", flüsterte Josefine gegen seine Lippen. „Gute Nacht, Josefine." Tausende Herzen machten sich in Josefine breit, ihren Namen von Draco zu hören war der wunderschönste Moment in ihrem Leben. Noch nie hatte jemand so viel Liebe, Geborgenheit und Gefühl in ihn gelegt. Als würde sie zerbrechen, wenn man ihren Namen mit zu viel Kraft sagen würde.

Überglücklich ließ Josefine sich in ihr Bett fallen. „Wo warst du?", riss eine bekannte Stimme sie aus den Wolken. Hermine und Ginny standen am Fußende ihres Bettes und die Fragezeichen in ihren Gesichtern ließen Josefine lachen. „Bei Draco", kicherte sie und ihre Wangen wurden leicht warm. „Ach Mädels, ich glaube langsam wirklich, das ich mich in Draco Malfoy verliebe."

Ginny runzelte verwirrt ihre Augenbrauen und auch Hermine brauchte einen kleinen Moment, ehe ihre Augen größer wurden. „Josie, du . . du, der Trank? Kannst du dich erinnern? Wie fühlst du dich? Wie geht es dir? Oh mein . . bei Merlins Bart." Hermine war auf ihr Bett gesprungen und drückte Josefine fest an sich. Ginny rutschte ebenfalls zu den beiden Mädchen.

Josefine atmete laut aus, ihre Augen glitzerten voller Tränen. „Ich weiß nicht . . es ist alles noch so komisch und flau in meinem Kopf. Und ja, ich kann mich an alles erinnern", die erste Träne rollte über ihre Wange. „Ich hab Angst. Gott, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Angst ich habe. Ich weiß, tief in meinem Kopf, gibt es einen Grund warum ich diesen Trank getrunken habe, aber ich kann ihn noch nicht greifen. Aber es war nichts . . Gutes. Es ist so viel einfacher, wenn sich alle Gedanken um eine Person drehen und man sich mit nichts anderem rumschlagen muss, aber diese Ruhe verschwindet. Und davor hab ich Angst."

Mittlerweile war Josefine komplett in Tränen ausgebrochen und sie wusste, es war nicht nur der Zauber, unter welchem sie stand, sondern ein Geständnis in ihren Worten, ein Geheimnis, welche sie viel zu lange mit sich getragen hatte.

„Josie, was auch immer es ist, wir sind für dich da und wir schaffen das. Gemeinsam." Die drei Mädchen blickten sich an und Josefine schloss ihre beiden Freundinnen in eine Umarmung. Sie war nicht alleine.

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