Die beiden Schüler schlenderten gemächlich über die Ländereien bis hin zum See und den kleinen Weg erneut entlang. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Hellblondes Haar traf auf hellbraune Locken. Graue Augen auf Grüne. Blässe auf leicht sonnengeküsste Haut. Slytherin auf Gryffindor. Eine allseits beliebte, fröhliche Person auf den verschlossene Eisprinzen, welcher auch noch das dunkle Mal auf seinem Unterarm trug.
„Oh Draci Pupsi, sieh nur die Schmetterlinge", mit einer Begeisterung in ihrer Stimme, zeigte Turner auf die kleinen Falter. Der Junge seufzte. „Kannst du damit aufhören?" „Womit?" „Dieser Spitzname. Er ist schrecklich und unglaublich peinlich", genervt verdrehte Draco die Augen. Turner blickte zu Boden und schwieg. Sie wollte ihn nicht kränken, doch hatte sie selbst diesen Namen nie als schlimm empfunden. Seine Worte waren jedoch deutlich und es fühlte sich an wie ein Stich in ihr Herz. Sie wollte einen ganz besonderen Namen für ihn, den nur sie benutzen durfte.
Draco bemerkte ihre Stille und sofort kamen die Bilder ihrer Tränen in sein Gedächtnis. Und die Blicke von Professor McGonagall und seinem Hauslehrer. Und natürlich die verachtenden Blicke von Turners Freunden. Aber es war nur eine kleine Anmerkung, nichts Besonderes, davon würde sie nicht gleich wieder Schnappatmungen bekommen. Oder?
„Es würde mich . . sehr glücklich machen, wenn du einfach Draco sagst", er rang sich ein Lächeln ab. Immerhin schien sein Plan aufzugehen. Turner lächelte wieder und schmiegte sich an seinen Arm. „Okay. Wenn es dich glücklich macht, dann macht es mich ebenfalls glücklich." Wirklich glücklich machte es den Jungen natürlich nicht, doch es war das kleinste Übel und Draco war gezwungen, die Zeit mit ihr durchzustehen. Wie auch immer er das schaffen würde.
Doch zum Mittagessen verfluchte Draco die Situation erneut. Gefühlt war jedes einzelne Augenpaar auf sie gerichtet und sämtliche Schüler steckten die Köpfe zusammen. Seit seinem 6. Schuljahr kannte Draco es nicht anders, doch damals war er viel zu beschäftigt gewesen, um das Geschehen um ihn herum ernsthaft wahrzunehmen. Jetzt war es jedoch anders. Und das es ausgerechnet eine der besten Freunde des grossartigen Harry Potters war, machte die Situation nur noch schlimmer.
„Also, du lässt sie jetzt einfach an deinem Ärmel hängen und schleifst sie überall mit hin?", kommentierte Blaise zusätzlich. „Ich kann es nicht ändern. Wenn ich ihr den Laufpass gebe und ihr Herz breche, könnte es im schlimmsten Fall wirklich brechen und nur wegen eines dämlichen Trankes werde ich nicht nach Askaban gehen", knurrte der Blonde gereizt. Blaise hob entschuldigend die Hände. Turner fing an zu lachen. „Draco, ich habe es dir schon einmal gesagt, du solltest nicht immer so böse gucken. Die Falte", amüsiert musterte sie ihn und massierte seine Stirn. Er musste sich stark beherrschen, um sie nicht anzuschreien oder etwas kaputtzuschlagen.
Alles in ihm spannte sich an, seine Hand krallte er in den Tisch hinein, bis seine Finger schmerzten. „Hauptsache ihr Schaden wird klein gehalten. Was ich bei diesem Scheiß durchmachen muss interessiert niemanden", Draco sprach mit einem Hass und einer Abneigung, er wünschte sich, Voldemort hätte dieses Loch von Schule dem Erdboden gleich gemacht. Dann hätten sie es nie wieder geschafft, das Schloss aufzubauen und er wäre nach Durmstrang gewechselt oder gleich in das Ministerium gegangen. Alles wäre besser als hier zu sein. Alles war besser als Hogwarts.
Seine beiden Freunde nickten zustimmend. Vor allem Blaise hatte er sein Leid schon geklagt und dieser konnte ihn gut verstehen. Turner war zwar ganz ansehnlich und es hätte Draco augenscheinlich wesentlich schlimmer treffen können, aber dennoch war die Situation mehr als unangenehm und belastend. Und es war so, wie eigentlich immer an dieser Schule - für die Slytherins hatten die Wenigsten etwas übrig, sie mussten mit allem irgendwie zurechtkommen.
„Bin gespannt, wie das morgen im Unterricht wird. Sie checkt ja echt gar nichts mehr", fügte Blaise dem Gespräch bei. Josefine saß lächelnd an dem langen Tisch und bewunderte ihren selbsternannten Freund. Sie verstand nicht, warum Draco solch eine schlechte Laune hatte, vor allem, nachdem er vor dem Essen doch glücklich schien. Das Mädchen musterte ihn ausgiebig und erkannte zwei silberne Ringe an seinen Fingern. Josefine erinnerte sich an einen Ring, welchen sie in Hogsmeade gesehen hatte. Er war ebenfalls Silber und sah aus wie eine kleine Schlange - ihrer Meinung nach perfekt für Draco. Und seine Laune würde sich durch ein Geschenk bestimmt heben.
Ohne ein Wort zu sagen, sprang das Mädchen von der Bank auf. „Bis später Draco", rief sie engelsgleich in seine Richtung, ehe sie mit schnellen Schritten die Halle verließ. Pansy und Blaise schauten ihr fragend hinterher, doch Draco atmete erleichtert aus. Endlich Ruhe.
Das Mädchen rannte so schnell ihre Beine sie nur tragen konnten. In ihrem Kopf war einzig und alleine das Bild von dem Ring und wie ihr Angebeteter sich freuen würde. Ein Lächeln auf seinem Gesicht. Die wohl schönste Vorstellung, welche in Josefines Welt existierte. Völlig außer Atem erreichte sie die kleine Stadt und suchte den Laden auf. Ring. Draco. Ring. Schlange. Draco.
Überaus glücklich hielt sie die kleine Schachtel fest in den Händen. Er passte perfekt zu Draco und ganz bestimmt würde er sie dann noch mehr lieben. Sie waren füreinander bestimmt, sie wussten es beide. Er musste seine Gefühle nur zulassen und sein altes Image als Eisprinz ablegen. Josephine wusste, was ihm die letzten Jahre angehangen wurde, was er alles durchstehen musste. Wahrscheinlich traute er ihr deswegen nicht und versuchte sich selbst zu schützen. Sie müsste es ihm lediglich beweisen, ihre Gefühle waren echt. Dass es nur ihn in ihrem Leben gab.
Alleine der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft mit Draco, ließ ihr kleines Herz schneller schlagen und erfüllte sie mit so viel Freude, dass sie fast schon platzen könnte. Diesen Jungen zu lieben, war das größte Glück auf Erden und erfüllte ihr Leben mit einem Sinn, den sie vorher so nie wahrgenommen hatte. Draco war wie eine Sucht. Doch mit Abstand die wohl beste Sucht, die es auf der Welt gab.
Vollkommen erschöpft nach ihrem Ausflug, ließ sich Josephine in einen Sessel im Gryffindor Gemeinschaftsraum nieder. Sie würde nur kurz ihre Augen schließen und anschließend ihre große Liebe suchen gehen. Doch das Mädchen erwachte erst wieder, als das Feuer im Kamin hinunter gebrannt war und der Mondschein durch die großen Fenster schien. Ihr Herz vergaß eine Träne und mit hängendem Kopf, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Bett.
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Love Potion
FanfictionDie Schlacht um Hogwarts ist vorbei. Harry Potter hat gesiegt. Voldemort ist tot. Für die jungen Zauberer und Hexen fängt das alltägliche Schulleben wieder an. Draco Malfoy erhofft sich endlich ein entspanntes Jahr. Aber das Schicksal hat ganze ande...