Draco spazierte über den Innenhof des Schlosses. Die frische Luft tat ihm gut. Er war extra früher aufgestanden, um in Ruhe zu frühstücken. Außerdem konnte er nicht wirklich schlafen. Immer wieder tauchte Turner vor seinem inneren Auge auf und ihre Worte hallten noch immer in seinem Kopf. Ich liebe dich.
Schnell schüttelte er den Kopf. Es hatte gestern Abend eine Ewigkeit gedauert, sie dazu zubewegen, mit Potter in ihrem dummen Gemeinschaftsraum zu gehen. Natürlich waren eine Menge Tränen geflossen und am Ende hatte er ihr sein Jackett gegeben, damit sie sich nicht verlassen fühlte. Sollte sie es ruhig behalten, Draco würde es eh nie wieder tragen. Er durfte nicht noch zusätzlich ständig an sie denken und versuchte seine Gedanken stumm zu schalten. Heute würde alles besser werden. Zumindest hoffte der Slytherin dies.
An dem kleinen Brunnen in der Mitte, bemerkte er das goldene Trio, welches sich aufgebracht unterhielt. Oder eher gesagt war es Granger, welche aufgebraucht war. „Das kann doch nicht euer Ernst sein? Wollt ihr mich komplett Verarschen?", das Mädchen war außer sich. Potter und Weasley guckten bedrückt drein. „DAS IST SO VERANTWORTUNGSLOS. SEHT WAS IHR ANGERICHTET HABT", ließ sie ihrer Wut freien Lauf. Etwas in Draco sagte ihm, dass es um das Turner Thema ging.
Langsam näherte er sich den Dreien und kam mit etwas Abstand zu Granger zum Stehen. Die Brünette blickte ihn an, dann zu ihren Freunden und wieder zu ihm. „Bitte", fauchte sie die Beiden an und gestikulierte zwischen ihnen und dem Blonden hin und her. „Aber Mine . .", fing Ron seinen Satz an. Jedoch ohne Erfolg. „NEIN! Das könnt ihr schön Selbst machen. ICH gehe jetzt zu Professor Slughorn." Damit warf sie ihr Haar über die Schulter und stolzierte davon. Draco musterte die beiden Jungen, welche um jeden Preis versuchten keinen Blickkontakt herzustellen. Alles musste man ihnen aus der Nase ziehen.
„Was habt ihr gemacht?", Draco versuchte möglichst neutral zu klingen. Innerlich brodelte jedoch Wut in ihm auf. Ihm war von Anfang an bewusst, dass Potter etwas mit dem Verhalten von Turner zu tun hatte. Immer wenn in seinem Leben was passierte, war Potter in irgendeiner Art daran beteiligt. „Also theoretisch haben wir gar nichts gemacht", ging Weasley in Verteidigungsmodus. Harry studierte ausgiebig den Boden. „Potter?" Draco presste seinen Unterkiefer fester zusammen. Zum ersten Mal schaute der angesprochene ihm nun in die Augen. In seinem Blick lag etwas Entschuldigendes.
„Na ja . . also . . wir waren in den letzten Ferien im Scherzartikelladen. Und jetzt ist Frühling und bald . . bald ist Valentinstag und . .", stammelte Harry vor sich hin. Genervt stieß Draco einen Seufzer aus. „Komm auf den Punkt."
„Wir haben uns gefragt, wenn man niemanden liebt und niemanden sieht oder an jemanden denkt, ob der Liebestrank dann seine Wirkung verliert oder es sich verzögert oder was dann auch immer passiert. Und Josie ist die Einzige von uns, die in keiner Beziehung ist und wir wollten das . . na ja testen." Harry redete diesmal wesentlich schneller. „Aber bis jetzt hatten wir noch keine Gelegenheit dazu, wir haben immer vom Astronomieturm geredet, weil es da meistens ruhig ist. Dann sind wir da halt hin und haben eine leere Phiole gefunden", nuschelte Ron hinzu. Draco fiel die Kinnlade hinunter. „Wir denken . . sie hat die ganze Flasche getrunken. Wir haben zwar keine Ahnung, warum sie ausgerechnet in dich verknallt ist, aber das wäre unsere Erklärung für . . die Situation", verlegen kratzte Harry sich am Hinterkopf.
Die zwei Gryffindors schauten ihn an, wie Kleinkinder die ordentlich Mist gebaut hatten und wussten, sie würden nun Ärger bekommen. Draco konnte förmlich spüren, wie jeglicher Geduldsfaden in ihm riss. Am liebsten würde er einfach schreien, die Beiden grün und blau schlagen. Es brodelte in ihm wie in einem Vulkan, seine Hände hatten sich zu Fäusten gebildet.
Doch ehe er seine Wut an den Idioten auslassen konnte, Durchschnitt ein genervtes „MALFOY" die Luft. Ein weiterer Rotschopf kam angestapft, mit Turner im Schlepptau. Sofort hing sie wieder an seinem Arm, welchen Draco abermals versuchte von ihr zu lösen. „Lass das." Doch sobald er sich befreit hatte, hingen ihre Hände erneut an seinem Ärmel. Ginny sah ebenfalls aus, als würde sie gleich platzen.
„Hey Josie, die Blumen da hinten sind so schön. Draco würde sich bestimmt darüber freuen." Mit einem gepressten Lächeln stand Ginny da und deutete mit dem Kopf zur Seite. Mit einem breiten Grinsen schlenderten die Angesprochene davon. Sobald sie außer Hörweite war, fuhr die Weasley den Blonden an. „Ich hab die letzten Stunden mit ihr verbracht und mir ihr verliebtes dummes Gebrabbel über dich angehört. Wenn ich noch einmal Draci Pupsi höre, verlier' ich die Beherrschung." Harry und Ron konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Dieser Kosename war einfach zu peinlich.
„Du wirst jetzt Zeit mit ihr verbringen und nett zu ihr sein", giftete Ginny Draco weiter an. Wieso musste er das jetzt ausbaden? Er verschränkte die Arme vor der Brust.
„Die ist so schön", ertönte eine verträumte Stimme. Josefine war mit einer blauen Blume zurückgekehrt und steckte einem überrumpelten Draco das Blümchen in die Haare. Das war zu viel. Draco konnte seine aufkeimende Wut nicht länger kontrollieren. Er riss die Blume aus seinem Haar und warf sie auf den Boden, sein Gesicht sah aus, als würde er gleich jemandem den Todesfluch aufhetzten. „Wieso muss ich das jetzt ertragen, was ihr Idioten vermasselt habt?", fluchte er laut.
Ein klägliches Japsen zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Josefine stand da, mit dicken Krokodilstränen, welche über ihr Gesicht liefen. Ihre funkelnden Augen hatten jeglichen Glanz verloren, nur Trauer war in ihnen zu sehen. Ihre Hände lagen auf ihrer Brust, ihre Finger in ihre Bluse geklammert. Draco musste zugeben, ihr Anblick ließ ihn ein klein wenig Reue spüren.
„Du musst atmen Josie", Potters Stimme war leicht panisch. Doch zwischen all den vielen Schluchzern, welche ihren Körper zittern ließen, schien ihr das Atmen enorm schwer zu fallen. „Draco hat das nicht so gemeint", nahm Ginny das aufgelöste Mädchen in den Arm. Ihr Blick richtete sie auf den Slytherin. „Ihm. Gefällt. Die. Blume.", presste sie freundlichst hervor und wenn Blicke töten könnten, bei Salazar Draco würde einfach umkippen.
Auch wenn sich alles in ihm widerstrebte, tat er, was er tun musste. Draco bückte sich und hob die kleine Blüte wieder auf. Er steckte sie in die Brusttasche seines Anzuges. „Sie ist toll", gab er kleinlaut von sich.
Schlagartig änderte sich Josefines Gesichtsausdruck. Es war wie eine 180 Grad Drehung. Sie strahlte von einem Ohr zum Anderen, das Funkeln in ihren Augen war wieder da und die Tränen versiegten sofort. Abermals fiel sie Draco in die Arme und drückte ihn so fest an sich, dass der Junge diesmal nach Luft schnappte.
DU LIEST GERADE
Love Potion
FanfictionDie Schlacht um Hogwarts ist vorbei. Harry Potter hat gesiegt. Voldemort ist tot. Für die jungen Zauberer und Hexen fängt das alltägliche Schulleben wieder an. Draco Malfoy erhofft sich endlich ein entspanntes Jahr. Aber das Schicksal hat ganze ande...