Kapitel 14

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Während des Unterrichts konnte Draco sich nur schwer konzentrieren. Ihm spukten die Wörter von Turner im Kopf umher. Wie sie ihn angesehen hatte, wie sie mit ihm gesprochen hatte. Ihre warmen Worte und diese sanfte Stimme. Der Ring, welchen sie einfach so gekauft hatte, weil sie dabei an ihn denken musste. Zwar hätte er niemals gewollt, dass Turner Geld für ihn ausgibt oder ihm generell etwas schenkt, doch je mehr Zeit verging, umso glücklicher wurde er damit.

Alleine der Gedanke daran ließ Draco seine Hand berühren. Er trug den Ring tatsächlich, eigentlich wollte er nur sehen, ob er passte. Doch dann hatte sich dieses merkwürdige Gefühl in Draco breit gemacht, welches er immer öfter bekam, wenn Turner mit ihm sprach. Oder nur bei ihm war. Manchmal reichte ein Gedanken an sie schon aus. Etwas das Draco störte, jedoch ein Teil von ihm doch mochte. Und dies war etwas, was ihn noch mehr störte. Seine eigenen Gedanken und Gefühle gegenüber Turner. Sie sollten nicht so sein und doch wurde seine Akzeptanz und die Vertrautheit mit ihrer Gegenwart mehr und mehr zu einem positiven Gefühl.

Und dann der Kuss. Zwar war es nur auf die Wange, aber Draco war so überrascht davon gewesen. Professor Slughorn hatte die Hingabe und das Verlangen nach der Person zwar beschrieben, aber wirklich daran geglaubt hatte der Slytherin nicht. Und jetzt war es Wirklichkeit. Wenn Draco zu lange darüber nachdachte, war es fast schon, als könnte er ihre weichen Lippen noch auf seiner Haut spüren. Dieser Moment hatte die neuen Gefühle in ihm nur verstärkt. Es erstaunte ihn aber weiterhin, dass sich keinerlei Abneigung oder Verachtung untermischte.

Es ist nicht echt, du darfst sie nicht mögen. Sie kann dich nicht leiden

Da war der Gedanke wieder. Egal was er tat, wie er mit Tuner und der Situation umging, weder gut noch schlecht - immer kam dieser kleine fiese Gedanke zurück. Es nervte Draco, doch er wusste auch, es war die Wahrheit. Wie würde es dann sein, wenn der Zauber abgeklungen war?

Tatsächlich war es so weit, dass Draco darüber nachdachte, wie seine Zukunft - seine Gefühle aussehen würden, wenn er sich Turner hingeben würde. Denn sobald die Wirkung ausgelaufen war, würde Turner sich von ihm abwenden, dessen war Draco sich sicher. Sie würde keinen einzigen Gedanken an ihn verschwenden, zurück zu Potter gehen und ihr Leben weiterleben. Doch er? Würde Draco einen anderen Menschen in ihr sehen? Würde er seine Zukünftige immer mit ihr vergleichen, mit dieser starken Liebe? Dieser Hingabe? Fragen, auf die Draco selbst keine Antwort wusste und wenn er tief in sein Herz hörte, wollte er gar keine Antwort darauf haben. Er wusste, sie würde ihm weh tun.

Nach dem Unterricht spazierte die Slytherin Gruppe am schwarzen See entlang. „Vielleicht kannst du das beim nächsten Training einbringen, die Taktik gefällt mir", stimmte Blaise Dracos Idee zu. Pansy atmete laut hörbar aus. „Könnt ihr auch mal über was anderes als Quidditch reden?" „Unterhalt dich doch mit Turner." „Wenn sie den Mund aufmacht, kommt nur Draco, Draco, Draco", verdrehte Pansy die Augen. Dafür schenkte der Junge ihr einen hasserfüllten Blick. „Tu nicht so, als wäre es bei dir früher anders gewesen", zog Draco sie auf.

Nach dieser Aussage verschränkte Pansy ihre Arme und verließ die Gruppe. Die Jungs schüttelten lediglich ihre Köpfe, während Turner nicht ganz verstand, was überhaupt los war.

Aber schon beim Abendessen war die Welt wieder in Ordnung. Soweit Dracos Welt eben in Ordnung sein konnte. Turner saß, wie selbstverständlich natürlich, neben ihm und rührte verträumt in ihrer Suppe. Draco griff nach dem Brot, welches vor ihr stand. Dabei bemerkte die junge Hexe den Ring an seiner Hand. Mit einem glücklichen Lächeln blickte sie ihn an. Draco verstand ihre Reaktion nicht, bis sie erneut zu seiner Hand schaute und er ihrem Blick folgte. Turner schien sich sehr darüber zu freuen und auf einmal machte sich eine Wärme auf Dracos Gesicht breit. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht und am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. Warum fühlte er sich ertappt, als hätte er etwas undenkliches getan? Und warum bei Salazar machte ihr glücklicher Blick ihn auf einmal so nervös?

Während die große Halle immer leerer wurde, machten sich die beiden Schüler langsam ebenfalls auf den Weg. Sie liefen durch die oberen Korridore der Schule, wo sich immer weniger Schüler aufhielten. Eine angenehme Ruhe umschloss die Zwei und Draco versank abermals in seinen Gedanken. Zu gerne würde er offen und ehrlich mit Turner reden, würde gerne das Durcheinander in seinem Kopf aufräumen, um endlich zu verstehen, was er wollte.

„Heute Nacht soll es einen wolkenlosen Himmel geben, und man kann wunderbar die Sterne beobachten", sprach Turner freudig in die Stille. Dann nahm sie seine Hand in ihre und zog ihn mit sich, auch wenn Draco keine Lust auf Sterne gucken hatte, ließ er es über sich ergehen. Erst als sie vor der Wendeltreppe zum Astronomieturm standen, hielt der Slytherin inne.

Voller Ehrfurcht schaute er die Treppe hoch. Sein Puls beschleunigte sich und langsam begann er zu zittern. All die Bilder aus seinem letzten Schuljahr schossen ihm durch den Kopf. Dumbledore. Snape. Bellatrix und die anderen Todesser. Das dunkle Mal am Himmel. Die Angst, welche in diesem Moment durch seine Knochen fuhr, konnte er spüren, als wäre es erst gestern gewesen. Draco mochte den Astronomieturm, nicht viele Schüler kamen hierher und man hatte seine Ruhe. Dass dieser Ort nun eine solche Reaktion in ihm auslöste, machte ihm zusätzlich zu schaffen. Noch immer hielt das Mädchen seine Hand und schaute ihn fragend an. „Draco, was ist los?" Ihre Stimme war ein kleines Flüstern. Er schüttelte den Kopf.

„Ich kann nicht."

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