Kapitel 9

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Draco hätte nie gedacht, dass er sich einmal auf Kräuterkunde freuen würde. Doch es war das einzige Fach, welches die Slytherin lediglich mit den Hufflepuffs teilten und somit hatte er wenigstens eine Stunde seine Ruhe. Zwar würde Turner zu spät zu ihrem Unterricht kommen, da sie ihn bis zum Gewächshaus begleitet hatte, aber das war nicht sein Problem. Wahrscheinlich würde sie nachher nur noch anstrengender und anhänglicher sein, da sie es kaum ohne ihn aushielt.

Allerdings schafften die Ansagen der Lehrer es immerhin für einen kurzen Moment, den verliebten Nebel in ihrem Kopf ein wenig verschwinden zu lassen. Auch wenn diese Momente für Dracos Geschmack viel zu kurz waren.

Nach dem Unterricht ließ er sich extra viel Zeit beim Einpacken und schlenderte ganz gelassen zur Tür. An welcher niemand geringeres als Turner stand. Wie hatte sie es nur so schnell hergeschafft? „Draaacooo", strahlte sie ihn an. Pansy verdrehte genervt die Augen und rempelte sie im Vorbeigehen an. Doch selbst das nahm sie nicht einmal wahr. Für Turner gab es nur noch Draco und alles andere verschwand im Hintergrund. Sie drückte sich fest an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich hab dich soooo vermisst", flüsterte sie in Dracos Ohr. Natürlich, was auch sonst.

Er seufzte. Es war geradeimal Montag und generell bestand diese sehr merkwürdige Situation erst seit drei Tagen und doch hatte Draco das Gefühl, es würde seit Wochen so gehen. Oder Monaten. Seine Nerven lagen blank und die Tatsache, dass sich niemand für ihn interessierte, machte alles mir noch schlimmer. Egal wo er war, Turner war auch dort.

Sie war ihm sogar auf dem Weg aus den Kerkern entgegenkommen, zu seinem Übel würde sie ihn die nächsten Tage noch abholen. Im Unterricht wollte sie unbedingt neben ihm sitzen und den Slytherintisch hatte sie schon längst für sich erobert. Als wäre der Unterricht und die heimlichen Blicke seiner Mitschüler nicht schon anstrengend genug, so zogen sich die Minuten in gefühlte Stunden mit Turner an seiner Seite.

Als letztes versammelte sich die gesamte Klasse im Kerker zum Zaubertränke Unterricht. Wie selbstverständlich klebte Turner an seinem Arm und Professor Slughorn musterte sie immer wieder. Ihn schien es wirklich zu faszinieren, wie sich ein Liebestrank verhalten konnte. Dass er die beiden wie ein fehlgeschlagenes Experiment begutachtete, strapazierte Dracos Nerven nur noch mehr. Sollte er seinen schlauen Kopf dafür benutzen, ein Gegenmittel zu kreieren. Wäre sein Patenonkel noch am Leben, hätte sich sein Problem schon längst in Luft aufgelöst.

Auch wenn er es damals nicht zu schätzen wusste, war Snape doch immer für ihn da gewesen und hatte ihm so einige Male seinen Allerwertesten gerettet. Draco seufzte.

„Geht es dir nicht gut?", kam es sogleich leise von Turner neben ihm. Irritiert schaute er sie an. Was sollte es sie interessieren? Instinktiv schüttelte Draco den Kopf. „Alles bestens", grummelte er vor sich hin. Der Zweig in seinem Möser war ein einziger Brei. Dieses falsche Interesse machte Draco unglaublich wütend. Nichts an dem, was sie sagte, war echt oder wirklich ernst gemeint. Auch wenn es so schien, blieb der Gedanke in seinem Kopf verankert, dass ein Zaubertrank sie beeinflusste. Zwar konnte sie nichts dagegen machen, aber dieser Fakt machte ihn sauer.

Draco konnte keine geheuchelten Gefühle in seinem Leben gebrauchen. Vor allem nicht von jemandem wie Turner.

Der Unterricht zog sich unglaublich in die Länge und während Professor Slughorn seine immerwährenden Abschlusswörter sprach, hatte Draco die Utensilien schon aufgeräumt. Schnell packte er seine Pergamente zusammen und verließ mit großen Schritten das Klassenzimmer. Der Slytherin war so schnell unterwegs, Josefine hatte alle Mühe ihn nicht aus den Augen zu verlieren. „Draco warte", griff sie nach seinem Ärmel. „Du kannst wirklich schnell laufen." Das Mädchen war sichtlich aus der Puste.

Draco hingegen verdrehte nur die Augen, verkniff sich allerdings eine Bemerkung. „Aus den Kerkern raus, geht es aber in die Richtung", schaute Turner ihn verwirrt an. Unbeirrt lief Draco weiter zu seinem Gemeinschaftsraum. „Quidditchtraining." Das würde er auf keinen Fall verpassen. Davon abgesehen, hatte er dann endlich seine Ruhe und konnte seine Gedanken wieder ordnen.

Turner blieb vor der großen Wand stehen und machte ein paar Schritte rückwärts. Ohne ihr weiter Beachtung zu schenken, murmelte Draco das Passwort und verschwand hinter der sich schließenden Steinmauer. Gerne würde er diesen Moment länger auskosten, aber Urquhart konnte Verspätungen nicht leiden und verteilte gerne Strafrunden. Schließlich machte er sich - mit Turner im Schlepptau - auf den Weg zum Quidditchfeld.

„Gryffindors sind nicht erlaubt", kam es sogleich von Harper. Er war ein Jahr jünger als Draco und immer noch sauer, dass er nur sein Ersatz war und die Mannschaft ihn nun lediglich als Jäger eingesetzt hatte, weil sie zu wenige waren. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, er wird sie nicht los", mischte sich Nott ein. „Liebestrank", brummte Draco vor sich her. Turner platzierte sich auf der Tribüne, ihre Augen waren in jeder Sekunde auf Draco geheftet. Er war ein unglaublich guter Flieger und sah dabei auch noch himmlisch aus.

Einmal mehr stellte Josefine fest, wie perfekt Draco doch war. Alles, was er tat, wie er sprach und das er in jeder einzelnen Sekunde seines Lebens wunderschön aussah. Sie hatte eine wundervolle Zukunft vor sich. Nachdem das Training beendet wurde, sprang sie von der Tribüne auf und lief hinunter auf das Feld.

„Oh Draco", fiel sie ihm glücklich um den Hals. Die anderen Slytherins konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Aber du fliegst wirklich unglaublich gut. Bei dir sieht es so leicht aus. Du bist der beste Sucher aller Zeiten", überschlugen sich Josefines Worte. Sie selbst war nie warm geworden mit dem Besen und hatte ihre Füße lieber auf festem Boden. Umso mehr war sie von Dracos Leistung begeistert.

„Nehmt euch gefälligst ein Zimmer", nutzte Harper seine Gelegenheit, um Draco eins reinzuwürgen. „Neidisch Harper?", lachend klopfte Urquhart ihm auf die Schulter. Die anderen verfielen in noch größeres Gelächter und sogar der Malfoyspross musste schmunzeln. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte er tatsächlich gute Laune. Und die konnte ihm auch Turner in diesem Moment nicht nehmen.

Obwohl er sich vielleicht sogar eingestehen musste, ein kleines glückliches, stolzes Gefühl gehabt zu haben, nachdem Turner ihn angehimmelt hatte. Aber auch nur vielleicht.

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