22nd

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Die letzten Tage war ich mit den Anzügen beschäftigt. Von Kenan war nichts mehr zu hören, aber warum auch? Er ist glücklich vergeben an Celine. Gerade als ich an Kenans Anzug arbeite, höre ich jemanden hereinkommen. Es sind Ilayda und, zu meiner Überraschung, Arda. Beide strahlen über beide Ohren.

Ich umarme beide und sage: „Was für eine Überraschung, Arda!"

„Ich hatte ein paar Tage frei und wollte Ilayda überraschen," erklärt er. Oh, die beiden sind so süß.

„Uuu, sind das die Anzüge?" fragt Ilayda neugierig.

„Ja," antworte ich und füge grinsend hinzu, „ratet mal, wessen Anzug das gerade ist."

„NEIN, hahaha," sagt Ilayda lachend.

„Kenans," bestätige ich.

Verwirrt schaut Arda mich an. „Hab ich was verpasst?" fragt er.

Ilayda lacht und sagt: „Ich erzähle es dir beim Essen."

Arda und Kenan sind inzwischen getrennte Wege gegangen. Kenan hat kaum noch Kontakt zu den Jungs aus der Nationalmannschaft, seitdem er mit Celine zusammen ist.

„Na gut, Lia, wir wollten nur Hallo sagen und nicht weiter stören," sagt Ilayda.

Ich verabschiede beide, glücklich über ihren Besuch, aber meine Gedanken kehren schnell zu Kenan zurück und wie anders alles geworden ist.

Nächster Tag:

Heute sollen die Anzüge ein letztes Mal anprobiert und abgeholt werden. Ich war gestern bis 2:00 Uhr morgens an den Anzügen beschäftigt, um sicherzustellen, dass alles perfekt ist.

Trotz meiner Erschöpfung freue ich mich auf den Tag. Als die Mannschaft eintrifft, werde ich von einer Mischung aus Nervosität und Vorfreude erfüllt. Es dauert nicht lange, bis die Jungs beginnen, die Anzüge anzuprobieren. Ich überwache alles genau, um sicherzustellen, dass die Passform und das Design ihren Erwartungen entsprechen.

Dann betritt Kenan den Raum. Meine Müdigkeit und Anspannung treten in den Hintergrund, als ich ihn sehe. Er wirkt etwas distanziert, aber ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Ich konzentriere mich darauf, professionell zu bleiben.

Kenan tritt vor, und ich helfe ihm, seinen Anzug anzuziehen. Als ich die Knöpfe seines Sakkos schließe, bemerke ich, wie nah wir uns sind.

„Der Anzug sitzt perfekt," sage ich und trete einen Schritt zurück, um mein Werk zu begutachten.

Kenan lächelt leicht. „Natürlich tut er das."

Daraufhin verdrehe ich nur die Augen.
Er ist immer noch ein Idiot...

Unsere Blicke treffen sich, und für einen Moment ist die Spannung greifbar. Ein kurzer, intensiver Moment, der uns beide an die Vergangenheit erinnert. Die restliche Anprobe verläuft ruhig, obwohl ich immer wieder seinen Blick auf mir spüre.

Nachdem alle Anzüge angepasst sind, machen sich die Jungs bereit zur Abreise. Während ich die letzten Formalitäten erledige, wirft Kenan mir einen letzten, vielsagenden Blick zu. „Danke, Aurelia. Du hast wirklich großartige Arbeit geleistet."

„Es war mir eine Freude," antworte ich, bemüht, meine Stimme ruhig zu halten.

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, bleibe ich einen Moment lang stehen und atme tief durch. Die Begegnung hat alte Gefühle geweckt, aber ich weiß, dass ich stark genug bin, um damit umzugehen. Es ist Zeit, nach vorne zu schauen und mein Leben weiterzuleben.

Gerade als ich alles am Abräumen bin, klingelt mein Arbeitshandy. Es ist schon 22:00 Uhr, und ich habe seit zwei Stunden geschlossen. Wer kann das um diese Uhrzeit sein?

„Boutique Aurelia, wie kann ich Ihnen helfen?" frage ich ins Telefon.

„Guten Abend, hier ist der Coach. Ich rufe wegen den Anzügen an."

Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. „Gibt es ein Problem?" frage ich besorgt.

„Leider ja. Einer unserer Spieler hat einen Riss im Sakko. Keine Sorge, es war nicht Ihre Schuld – er ist irgendwo hängen geblieben. Wir bräuchten das bis morgen dringend repariert. Ist das möglich?"

Ich zögere kurz, aber weiß, dass ich helfen muss. „Das sollte machbar sein. Können Sie es sofort vorbeibringen?"

„Wirklich? Das wäre großartig. Ich schicke ihn gleich rüber. Vielen Dank!"

„Kein Problem, ich warte," antworte ich, obwohl ich absolut kein Bock habe.

Ich lege auf und atme tief durch. Gerade als ich dachte, der Tag wäre endlich vorbei, kommt sowas.

Nach etwa 15 Minuten höre ich das Geräusch der Tür, die sich öffnet. „Bitte kommen Sie nach hinten," rufe ich, um sicherzugehen, dass die Person den Weg zu meinem Arbeitsbereich findet.

„Du weißt, dass ich auch ein Einbrecher hätte sein können," sagt plötzlich Kenan, sein Ton belustigt.

Was für ein Zufall.

„Wäre mir vielleicht sogar lieber," murmele ich leise vor mich hin.

„Wie bitte?" fragt Kenan, überrascht, aber mit einem schelmischen Lächeln.

„Nichts, gib mir einfach das Sakko," antworte ich, um das Thema zu wechseln.

„Hier, Madame," sagt Kenan und reicht mir das Sakko.

Madame. Dieses verdammte Wort.

Ich ignoriere die Anrede und nehme ihm das Sakko ab. Als ich es in die Hand nehme, bemerke ich, wie Kenan mir tief in die Augen schaut. Ungewollt folge ich seinem Blick und verliere mich in seinen Augen. Ein Moment der Intimität, der sich zwischen uns aufbaut, obwohl ich weiß, dass wir beide versuchten, professionelle Distanz zu wahren.

„Dieser Riss sieht ungewöhnlich aus. Wie ist das passiert?" frage ich, um die Stille zu unterbrechen.

„Ähm, eine Schlange," antwortet Kenan nervös.

„Eine Schlange?" wiederhole ich und schaue ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte.

„Ja, also ich dachte, da war eine Schlange, und dann kam ein Baum, und dann... ja," erklärt er mit ernstem Gesicht.

„Ach, ein Baum kam also," wiederhole ich und kann mich nicht zurückhalten. Ein Lachen entfährt mir, trotz der Situation.

Kenan lächelt verschmitzt. „Mit einer Schere, Aurelia," sagt er und tritt näher zu mir.

Er nimmt das Sakko und legt es auf einen Tisch. „Ich habe es mit einer Schere zerrissen, damit ich einen Grund habe, hierher zu kommen."

Who tf is Kenan Yildiz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt