23rd

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Ich bin sprachlos. Meine Gedanken rasen, und ich versuche, die richtigen Worte zu finden.

„Warum?" frage ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

Kenan: „Ich musste einen Weg finden, mit dir zu reden. Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist. Ich habe viele Fehler gemacht."

Seine Worte treffen mich unerwartet hart. Die Erinnerung an vergangene Zeiten, die Verletzungen und Missverständnisse, kommt in einem Schwall zurück. Aber da ist auch etwas anderes – ein Funken von dem, was einmal war.

„Kenan, das ist verrückt. Du kannst nicht einfach auf diese Weise wieder in mein Leben platzen," sage ich, meine Stimme nun fester.

Er nickt. „Ich weiß. Aber ich musste es versuchen. Ich habe so vieles falsch gemacht, und ich möchte das wieder gutmachen."

Ich atme tief durch und versuche, meine Gedanken zu ordnen. „Das ist alles... viel. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Ich habe eine Menge zu tun."

Ich mache mich an die Arbeit und beginne, das Sakko zu reparieren, während Kenan mir gegenüber sitzt. Er wirkt angespannt, als wüsste er nicht, wie er anfangen soll.

„Bitte hör mir einfach zu, während du das Sakko reparierst," sagt er leise.

„Kenan, das, was du getan hast, kann ich dir nicht einfach verzeihen," sage ich und versuche, meine Stimme ruhig zu halten.

„Bitte, hör einfach zu," bittet er. Ich nicke und richte meine Aufmerksamkeit auf die Arbeit vor mir.

Kenan atmet tief durch und beginnt zu erzählen. „Celine ist die Tochter meines Coaches. Er hat mir gedroht, meine Karriere zu zerstören, wenn ich mich nicht auf sie einlasse. Ich hatte keine andere Wahl, Aurelia."

Ich halte inne und starre ihn an. „Was? Dein Coach hat dir gedroht?" frage ich, meine Stimme zittert leicht.

„Ja," sagt Kenan und senkt den Blick. „Er sagte, er würde alles tun, um mich aus dem Team zu werfen und sicherzustellen, dass ich nie wieder eine Chance bekomme, wenn ich nicht mit Celine zusammen bin. Meine Karriere war mir in dem Moment viel zu wichtig, um sie zu riskieren. So gern ich dich auch hatte und habe, ich sah keinen anderen Ausweg."

Ich kann kaum glauben, was ich höre. „Warum hast du mir das nicht erzählt?" frage ich, meine Hände zittern leicht, während ich den Stoff bearbeite.

Kenan schaut zu Boden. „Ich wollte dich nicht belasten. Ich dachte, es wäre einfacher für dich, wenn du mich einfach als den Bösen sehen würdest."

Meine Wut und mein Schmerz flammen auf. „Bist du eigentlich dumm?! Das hätte mir so viel Kummer erspart. Du hast mich in eine Welt voller Schmerz und Unsicherheit gestürzt, ohne mir auch nur die Wahrheit zu sagen!"

Er sieht mich an, seine Augen voller Bedauern. „Ich weiß. Ich habe alles falsch gemacht. Ich dachte, ich würde dich schützen, aber ich habe nur alles schlimmer gemacht. Es tut mir so leid, Aurelia."

Ich halte inne und sehe ihn an. „Kenan, du hast mich tief verletzt. Aber wenn das wirklich die Wahrheit ist, dann verstehe ich, warum du so gehandelt hast. Es ändert nichts an dem, was passiert ist, aber es erklärt vieles."

Kenan nickt. „Ich verstehe, wenn du mir nicht sofort verzeihen kannst. Aber ich wollte, dass du die Wahrheit kennst. Dass du weißt, dass es nicht nur an mir lag."

Ich atme tief durch und konzentriere mich wieder auf das Sakko. „Lass uns eines nach dem anderen angehen. Ich muss das hier fertig bekommen. Und danach... danach sehen wir weiter."

Kenan lehnt sich zurück und lässt mich arbeiten, während er schweigend zusieht. Die Spannung im Raum bleibt bestehen, aber sie hat sich verändert. Es ist jetzt eine Spannung voller unausgesprochener Worte und ungeklärter Gefühle, aber auch voller Möglichkeiten.

Als ich den letzten Stich setze und das Sakko betrachte, fühle ich mich zufrieden. „Fertig," sage ich und reiche ihm das reparierte Kleidungsstück.

Kenan steht auf und kommt näher. „Danke, Aurelia," sagt er leise, seine Augen zeigen eine Mischung aus Dankbarkeit und Hoffnung. „Ich weiß, ich habe viel wiedergutzumachen, und ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen."

Ich nicke

Er nimmt das Sakko, aber anstatt zur Tür zu gehen, bleibt er vor mir stehen. „Es gibt noch etwas, das ich dich fragen muss," sagt er und seine Stimme wird weicher. „Hast du etwas mit Marko am Laufen?"

Ich blinzele überrascht und spüre, wie mein Gesicht heiß wird. „Marko hat mir bei der Gründung der Boutique sehr geholfen," erkläre ich. „Er war da, als ich jemanden brauchte. Und ja, da sind Gefühle aufgetreten. Aber ich war mir immer unsicher."

Kenan tritt noch einen Schritt näher, seine Augen fixieren meine. „Unsicher? Warum?"

Ich seufze und schaue weg. „Weil du immer noch in meinen Gedanken warst. Egal, was zwischen Marko und mir passiert ist oder hätte passieren können, es war immer überschattet von dem, was wir hatten – und dem, wie es endete."

Kenan schließt für einen Moment die Augen, als würde er die Worte in sich aufnehmen. Dann öffnet er sie wieder und spricht leise. „Ich verstehe. Ich habe keine Rechte an deinem Leben, nicht nach allem, was passiert ist. Aber ich will, dass du weißt, dass ich hier bin, weil ich hoffe, wir könnten einen Neuanfang versuchen."

Ich kann seine Ehrlichkeit und Reue spüren, und es macht die Situation noch komplizierter. „Kenan, das ist alles so viel auf einmal. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, das nochmal durchzumachen."

Er nickt und tritt einen Schritt zurück, respektierend meine Grenze. „Ich werde dir Zeit geben. Aber ich werde nicht aufgeben, Aurelia. Nicht mehr."

Sein Blick ist intensiv, und obwohl ich wütend und verletzt bin, spüre ich, wie meine Entschlossenheit ins Wanken gerät. „Du kannst nicht einfach hier auftauchen, alles gestehen und erwarten, dass alles gut wird," sage ich, meine Stimme bebt leicht.

„Ich erwarte nicht, dass alles sofort gut wird," antwortet er sanft. „Aber ich hoffe, dass wir einen Weg finden können, das Geschehene zu verarbeiten und vielleicht neu anzufangen. Du bedeutest mir immer noch viel, Aurelia."

Ich nehme einen tiefen Atemzug und nicke langsam. „Geh jetzt, Kenan. Ich brauche Zeit, um das alles zu verarbeiten."

Er nickt und geht zur Tür. Bevor er hinausgeht, dreht er sich noch einmal um und schaut mich an. „Gute Nacht, Aurelia. Danke, dass du mir zugehört hast."

Ich stehe einen Moment lang da und atme tief durch. Die Begegnung hat alte Gefühle geweckt, aber sie hat auch einen Weg zur Heilung eröffnet.

Who tf is Kenan Yildiz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt