Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, und ich war wieder einmal in meiner Boutique beschäftigt, als mein Handy summte. Eine Nachricht von Marko erschien auf dem Bildschirm:
Marko: "Hey Lia, komm am Abend vorbei, es gibt dein Lieblingsessen."
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Aurelia: "Werde da sein!"
Seafood Boil! Das servieren sie nur ganz selten als Tagesspecial, und ich konnte es kaum erwarten.
Nachdem ich um 20:00 Uhr die Boutique geschlossen hatte, eilte ich nach Hause, um mich frisch zu machen.
Die Fahrt zu Markos Restaurant war wie immer angenehm. Ich kannte jede Straße, jeden Baum und jede Ecke in diesem Teil der Stadt.
Als ich ankam, wurde ich von einem warmen Licht und dem vertrauten Duft köstlicher Speisen empfangen. Ich betrat das Restaurant und wurde sofort herzlich von Markos Eltern begrüßt. Tante Stella, eine energiegeladene und liebevolle Frau mit einem herzlichen Lächeln, kam auf mich zu.
„Meine Schwiegertochter ist endlich da!" rief sie begeistert und ihre Stimme durchdrang die fröhliche Atmosphäre des Restaurants.
„Tante Stella", rief ich und öffnete meine Arme, um sie fest zu umarmen. Ihre Umarmung war wie immer warm und tröstlich. Tante Stella kennt mich, seit ich ein Baby bin. Unsere Familien waren unzertrennlich, und als ich noch bei meinen Eltern lebte, verbrachten wir fast jeden Tag zusammen.
„Wie geht es dir, meine Liebe?" fragte sie, als sie mich von Kopf bis Fuß musterte, um sicherzugehen, dass es mir gut ging.
„Mir geht's wunderbar, Tante Stella. Und wie läuft es hier im Restaurant?" antwortete ich lächelnd.
„Alles läuft gut. Aber jetzt komm, setz dich, Marko wartet schon auf dich in der Ecke", sagte sie und führte mich zu einem gemütlichen Tisch am Fenster, der bereits mit all meinen Lieblingsspeisen gedeckt war.
Marko stand auf, als er mich sah, und sein Lächeln war wie immer ansteckend. „Da bist du ja, Aurelia. Setz dich, wir haben einiges aufzuholen", sagte er, als er mich zu meinem Platz führte.
Die nächsten Stunden vergingen in einem Wirbel aus köstlichem Essen, herzhaften Gesprächen und dem Gefühl von Geborgenheit. Marko erzählte mir von den neuesten Restaurantplänen, und ich teilte die neuesten Geschichten aus meiner Boutique.
Gerade als ich Marko von meiner Begegnung mit Kenan erzählen wollte, trat eine Gruppe Jungs herein. Es war Kenan und seine Mannschaft. Na toll, dachte ich mir, das weckt alte Erinnerungen.
Marko entschuldigte sich höflich und ging, um die Jungs zu begrüßen. Er führte sie zu einem Tisch, und zu meinem Unbehagen war es genau der Tisch gegenüber von uns. Als Kenan Platz nahm, trafen sich unsere Blicke. Sein Gesichtsausdruck war fragend, als ob er nach einer Erklärung suchte.
Marko kam zurück und setzte sich wieder zu mir. "Entschuldige die Unterbrechung", sagte er, während ich noch kurz zu Kenan hinüberschaute.
Kenan seufzte wissend, als ob er die Situation verstand, und wandte sich dann ab, um mich den Rest des Abends zu ignorieren. Ab und zu sah ich aus dem Augenwinkel, wie er unauffällig zu mir herüberblickte, aber er ließ sich nichts anmerken.
„Alles in Ordnung?" fragte Marko, als er bemerkte, dass ich abgelenkt war.
„Ja, alles gut", log ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Nur ein bisschen überrascht, Kenan hier zu sehen."
Marko nickte verständnisvoll. „Ja, die Jungs haben heute Abend ein Spiel gehabt. Sie kommen oft nach einem Sieg hierher."
Ich versuchte, mich auf das Gespräch mit Marko zu konzentrieren, aber Kenans Anwesenheit war wie ein Schatten, der über dem Abend lag. Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit und die unausgesprochenen Worte fluteten mein Gedächtnis.
Der Abend zog sich in die Länge, und die anfängliche Freude über das Seafood Boil wich einer stillen Anspannung. Ich wünschte mir, ich könnte einfach aufstehen und mit Kenan reden, die Dinge klären, die uns beide belasteten. Aber ich blieb sitzen, fest entschlossen, den Abend mit Marko zu genießen, so gut es eben ging.
Marko bemerkte meine Unruhe und fragte besorgt: „Ist irgendetwas zwischen dir und Kenan vorgefallen?"
Ich verneinte schnell, aber Marko ließ nicht locker. Schließlich beschloss ich, es ihm zu erzählen, so leise wie möglich, damit Kenan es nicht hören konnte.
Als ich ihm die ganze Geschichte erzählte, sah ich, wie Marko geschockt war. Er fragte mich schließlich: „Hast du noch Gefühle für Kenan?"
Ich zuckte nur mit den Schultern, unfähig, eine klare Antwort zu geben. Marko sah mich enttäuscht an. „Lia, ich will ehrlich mit dir sein. Ich habe in den letzten Monaten Gefühle für dich entwickelt und dachte, du fühlst genauso."
Sein Geständnis traf mich tief. „Es tut mir leid, Marko", sagte ich leise. „Das dachte ich auch, bevor Kenan kam. Als ich ihn sah, kamen all die alten Gefühle hoch. Ich habe dich unglaublich gern und bin dir für alles so dankbar. Ich habe auch Gefühle für dich, aber ich glaube, sie reichen nicht aus."
Marko stand plötzlich auf, seine Augen funkelten vor Wut. Mit kräftiger, lauter Stimme rief er: „Ich hab alles für dich getan! Ohne mich wärst du noch in diesem Drecks-Café als Angestellte, und das ist der Dank? Fick dich und deinen Möchtegern-Spieler! Glaubst du, der Typ will wirklich dich? Er könnte jede abkriegen. Er verarscht dich nur!"
Die Worte schlugen wie ein Blitz ein. Er ließ mich allein am Tisch zurück. Geschockt und mit Tränen in den Augen schaute ich ihm hinterher. Was war das gerade? dachte ich verzweifelt, während die Blicke der anderen Gäste brannten und die Geräuschkulisse des Restaurants wie gedämpft zu mir durchdrang.
Plötzlich sah ich, wie Kenan in schnellen Schritten aufstand und Marko hinterhereilte. Mein Herz raste, als ich versuchte, die Fassung zu bewahren. Die Stille am Tisch war ohrenbetäubend, während draußen vor dem Fenster eine hitzige Diskussion entbrannte.
Als ich nach draußen lief, sah ich, wie Kenan Marko einen Faustschlag verpasste. „Oh mein Gott, scheiße!", entfuhr es mir. Marko schlug sofort zurück, und die Situation geriet außer Kontrolle. Ein letzter, wuchtiger Schlag von Kenan traf Marko und ließ ihn zu Boden gehen.
„Du kannst froh sein, dass ich mit der Mannschaft hier bin, du Bastard", knurrte Kenan und drehte sich dann um.
Ich stand geschockt da, als Kenan an mir vorbeiging und zurück zum Restaurant lief. Ohne zu zögern, rannte ich zu Marko und versuchte, ihm aufzuhelfen. „Marko, bist du okay?", fragte ich besorgt.
Doch Marko reagierte wütend. „Lass mich in Ruhe, Lia!", schrie er und schob meine helfenden Hände weg.
Ich stolperte zurück, überwältigt von der Situation. Tränen liefen mir über das Gesicht, während ich versuchte, die Fassung zu bewahren. Marko lag noch am Boden, seine Augen voller Zorn und Schmerz. Die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hatte, hallten in meinem Kopf wider.
Kenan stand inzwischen wieder bei seinem Tisch, umgeben von seinen Mannschaftskameraden, die ihn besorgt musterten. Ich konnte den Anblick kaum ertragen. Es war, als ob die Welt um mich herum in sich zusammenbrach, und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
„Marko, bitte", versuchte ich es noch einmal, meine Stimme zitternd. „Lass mich dir helfen."
„Verschwinde!", rief er erneut, seine Stimme schneidend. „Ich brauche deine Hilfe nicht!"
Ich trat einen Schritt zurück, mein Herz schwer vor Schuld und Schmerz. Die Worte, die wir uns zuvor gesagt hatten, schienen jetzt so weit weg. Alles, was geblieben war, war das Chaos und die Trümmer unserer Freundschaft.

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Who tf is Kenan Yildiz?
RomanceAurelia ließ sich von ihrer besten Freundin Ilayda überreden, mit ihr zu einem Fußballspiel zu gehen. Kurz vor dem Spiel, als Aurelia sich auf die Suche nach den Toiletten machte, stieß sie zufällig auf einen jungen Mann, der vor der Umkleidekabine...