25th

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Kenans Sicht:

Der Tag war anstrengend gewesen, aber das Spiel hatten wir gewonnen. Als Mannschaft entschieden wir uns, nach dem Spiel ins Restaurant zu gehen, um den Sieg zu feiern.

Als wir eintraten, bemerke ich sofort Aurelia. Sie sitzt alleine an einem Tisch. Ein bittersüßer Stich durchzuckt mich, als ich sie sehe.

Was macht sie da alleine?

Marko begrüßt uns herzlich und führt uns zu einem Tisch, direkt gegenüber von Aurelia. Es ist eine unangenehme Nähe, aber ich versuche, mich zu entspannen und den Abend zu genießen. Doch meine Augen wandern immer wieder zu ihr hinüber, und ich merke, dass sie mich ebenfalls im Blick hat. Die Spannung ist spürbar.

Mit einem fragenden Blick schaue ich sie an. Doch als sich Marko zu ihr setzt wurde meine Frage auch schon beantwortet.

Ich wusste ich kann diesen Typen mit seinem hässlichen Seitenscheitel und dem gestellten Lächeln nicht trauen.

Während des Essens kann ich mich kaum konzentrieren. Meine Jungs reden und lachen, aber meine Gedanken sind bei Aurelia. Was hätte anders laufen können? Warum fühle ich mich immer noch so zu ihr hingezogen?

Man ich bin so gut in diesem „unauffällig schauen"

Als ich dann zum 100. Mal zu ihr schaue sehe ich wie sich ihre Miene verändert. Sie wirkt abgelenkt, fast traurig. Etwas stimmt nicht, und ich habe das Gefühl, dass es mit mir zu tun hat. Dann sehe ich, wie Marko plötzlich aufsteht und seine Stimme laut wird. Seine Worte hallen durch das Restaurant: „Ich hab alles für dich getan! Ohne mich wärst du noch in diesem Drecks-Café als Angestellte, und das ist der Dank? Fick dich und deinen Möchtegern-Spieler! Glaubst du, der Typ will wirklich dich? Er könnte jede abkriegen. Er verarscht dich nur!"

Diese Worte treffen mich wie ein Schlag. Ohne zu zögern, springe ich auf und gehe auf Marko zu. „Hör auf, so mit ihr zu reden!", rufe ich, während ich ihn packe. „Sie verdient deinen Respekt, verdammt nochmal!"

Marko ist überrascht, aber seine Wut lässt ihn nicht zurückweichen. „Und was geht dich das an? Denkst du, du kannst sie beschützen? Du hast keine Ahnung, was sie wirklich will!", faucht er zurück.

Meine Faust trifft sein Gesicht, und bevor ich es richtig realisiere, hat er zurückgeschlagen.

Ein Schlag nach dem anderen wird ausgetauscht, bis ich Marko mit einem letzten, wuchtigen Schlag zu Boden bringe. Mein Atem geht schwer, und ich spüre, wie die Spannung in mir nachlässt, als ich mich abwende.

Ich gehe schnell zurück damit es keiner merkt. Aurelia rennt nach draußen zu Marko, ihre Augen voller Sorge und Tränen. Ich habe ihr das angetan, und der Gedanke daran bringt mich fast um.  Aber dieser Hurensohn hat kein Recht über mich und schon garnicht über Aurelia so zu reden.

Zurück im Restaurant setzte ich mich zu meinen Jungs wieder, aber die Stimmung ist gedrückt. Sie wissen, dass etwas Ernsthaftes vorgefallen ist. Während sie versuchen, das Gespräch wieder aufzunehmen, kann ich nicht anders, als immer wieder zu Aurelia hinüberzublicken. Ich sehe, wie sie versucht, Marko zu helfen, aber er stößt sie wütend weg.

Die Worte, die sie sich gegenseitig zugerufen haben, hallen in meinem Kopf wider. Es ist ein schmerzhafter Anblick, und ich wünsche mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen, um es besser zu machen, um die Dinge zwischen uns zu klären. Aber jetzt ist es zu spät. Das Einzige, was ich tun kann, ist abzuwarten.

Die Nacht zieht sich hin, und der Abend, der mit Freude und Feiern begonnen hat, endet in Chaos und Tränen.

Die Jungs wollen noch in einen Club gehen. Obwohl ich Clubs hasse, beschließe ich, mitzukommen, um den heutigen Tag zu vergessen. Nach ein paar Gläsern Vodka-Mische spüre ich, wie sich die Anspannung langsam löst. Der Alkohol beginnt zu wirken, und für einen Moment fühle ich mich leichter, freier.

Ohne es zu realisieren wähle ihre Nummer und drücke auf „Anrufen". Nach ein paar Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, hört das Klingeln auf, und ihre Stimme erklingt am anderen Ende der Leitung.

„Hallo?" Ihre Stimme ist müde und besorgt.

„Aurelia, ich... ich muss mit dir reden," stammle ich, meine Worte leicht lallend. „Ich weiß, es ist spät, aber ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken."

„Kenan? Bist du betrunken?" fragt sie, und ich kann die Besorgnis in ihrer Stimme hören.

„Ja, vielleicht ein bisschen," gebe ich zu und fahre fort, ohne ihr die Chance zu geben, zu antworten. „Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut, was heute Abend passiert ist. Marko und ich... wir haben uns wegen dir gestritten, und das war nicht fair. Du verdienst so viel besser als das."

„Kenan, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt," sagt sie sanft. „Wir sollten morgen darüber reden, wenn du nüchtern bist."

„Warte!" schreie ich etwas zu laut in den Hörer. „Bist du ein Magier? Weil jedes Mal, wenn ich dich sehe, alle anderen verschwinden!"

Aurelia kichert verwundert am anderen Ende der Leitung. „Kenan, das ist so kitschig."

„Warte, ich habe noch einen!" rufe ich begeistert. „Bist du ein Einhorn? Weil du wirklich magisch aussiehst!"

„Oh mein Gott, die sind furchtbar!" Aurelia lacht jetzt lauter. „Du klingst wie ein wandelndes Flirt-Buch."

„Ich meine es ernst!" Ich lehne mich gegen die Bar und versuche mich zu konzentrieren. „Weißt du, was das Gegenteil von 'nieder' ist?

Aurelia kann kaum aufhören zu lachen. „Kenan, hör auf! Das ist zu viel."

„Nein, warte!" sage ich und versuche, einen weiteren Spruch herauszubringen. „Bist du ein Parkplatz? Weil ich einen Platz für dich in meinem Herzen reserviert habe!"

„Okay, jetzt wird's wirklich albern," antwortete sie und versuchte, ihren Lachanfall zu unterdrücken.

„Aber, aber..." ich seufzte theatralisch. „Ehrlich, Aurelia, ich hab dich immer gemocht, weißt du? Schon seit... seit... na ja, du weißt schon, seit immer!"

„Kenan," sagt Aurelia, ihre Stimme immer noch belustigt. „Ich weiß, du meinst es gut, aber du bist gerade ziemlich betrunken. Lass uns morgen reden, okay?"

„Klar, morgen," murmel ich und spüre, wie die Müdigkeit mich einholt. „Aber hey, letzte Frage: Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, oder soll ich nochmal vorbeikommen?"

Aurelia kann nicht anders, als laut zu lachen. „Gute Nacht, Kenan. Ruh dich aus."

„Gute Nacht, Amore," antworte ich und fühle mich gleich viel besser nachdem ich sie lachen gehört habe.

Mensch bin ich gut!
Ich hätte Komiker werden sollen und nicht Fußballer.

Who tf is Kenan Yildiz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt