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Kenans Sicht:

Ich sitze auf dem Bett im Hotelzimmer und starre auf mein Handy. Zwei Tage. Zwei verdammte Tage, in denen Aurelia nicht auf meine Nachrichten geantwortet hat. Mein Herz fühlt sich an, als würde es jedes Mal schwerer werden, wenn ich auf den Bildschirm schaue und keine Antwort sehe.

Celine hingegen... sie meldet sich ständig. Heute haben wir ausgemacht, dass wir die Trennung endlich offiziell machen. Ich wollte schon lange mit ihr Schluss machen, aber es war nie der richtige Moment. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, es aufzuschieben.

Ich weiß, dass ich das beenden muss. Nicht nur für Aurelia, sondern auch für mich. Dieses ganze Schauspiel hat uns beide genug verletzt. Es ist Zeit, ehrlich zu sein – zu Celine, zu Aurelia und vor allem zu mir selbst.

Ich tippe die Nachricht an Celine: „Komm runter in die Lobby."

Während ich warte, spüre ich, wie sich der Druck in meiner Brust immer mehr aufbaut. Der ganze Mist, das ewige Hinhalten, die Lügen – es muss enden. Sie kommt langsam aus dem Aufzug und ich sehe es sofort in ihren Augen: Sie hat vergessen, was wir heute vorhatten.

„Hey," beginnt sie mit einem halbherzigen Lächeln, als ob alles normal wäre. „Was gibt's?"

Ich starre sie ungläubig an. „Celine, wir haben ausgemacht, die Trennung heute öffentlich zu machen. Weißt du das noch?"

Ihre Miene verändert sich, sie weicht meinem Blick aus. „Ja... aber..." Sie zögert, als wäre sie nicht mehr sicher. „In den letzten zwei Tagen sind so viele neue Follower dazugekommen, und... ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Vielleicht sollten wir noch warten, bis sich alles... stabilisiert hat?"

In mir brodelt es. Ich spüre, wie der Zorn in mir aufsteigt. All das Gerede von Followern, ihrem verdammten Image – als ob das wichtiger wäre als alles andere! Mein Kopf beginnt zu pochen, und bevor ich mich bremsen kann, greife ich nach ihrem Arm und ziehe sie näher zu mir. „Es reicht, Celine!" Meine Stimme ist scharf, die Worte kommen härter, als ich beabsichtigt hatte. „Wir haben einen Plan, und wir ziehen das jetzt durch. Ich bin es leid, ständig Rücksicht auf deinen verdammten Ruhm zu nehmen. Es ist vorbei, kapiert?!"

Sie sieht mich an, völlig geschockt, und für einen Moment herrscht Stille. Dann reißt sie sich los und schreit mich an: „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?! Du bist nichts ohne mich, Kenan! Nichts!"

Ihre Worte durchbohren mich wie kalte Messer, doch ich lasse sie nicht an mich heran. Stattdessen zwinge ich mich, ruhig zu bleiben, auch wenn mein Herz rast. „Das hier ist längst überfällig, Celine," sage ich leise, aber mit fester Stimme. „Und du weißt das."

Ich atme tief durch und lasse meinen Griff an ihrem Arm los. Für einen Moment herrscht absolute Stille zwischen uns. Ich sehe den Zorn in ihren Augen, aber auch den Funken von Unsicherheit. Sie hasst es, die Kontrolle zu verlieren – und das weiß ich nur zu gut.

„Celine," sage ich ruhig und versuche, die Situation wieder zu entschärfen, „ich verstehe, dass du Angst hast, was das für dich bedeuten könnte. Aber wir beide wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Wir müssen das jetzt durchziehen, bevor es noch schlimmer wird. Es ist das Beste – für uns beide."

Sie sieht mich an, ihre Lippen zusammengepresst. „Und was ist, wenn ich das nicht will?", faucht sie. Doch ihre Stimme ist nicht mehr so sicher wie zuvor.

„Du weißt, dass das hier nicht echt ist," sage ich mit Nachdruck, ohne meine Augen von ihren zu nehmen. „Es war von Anfang an ein Schauspiel. Aber ich kann das nicht mehr. Und du auch nicht. Es ist an der Zeit, den Schlussstrich zu ziehen und ehrlich zu sein. Du kannst weitermachen, ohne dass wir aneinandergekettet sind. Deine Follower werden trotzdem bleiben, weil du verdammt nochmal gut in dem bist, was du tust."

Sie beißt sich auf die Lippe, denkt einen Moment nach. Schließlich seufzt sie laut und wendet den Blick ab. „Verdammt, Kenan... ich hasse das." Ihre Stimme ist leiser, aber der Zorn schwingt noch immer mit.

„Ich weiß," antworte ich. „Aber es ist die Wahrheit."

Widerwillig nickt sie, auch wenn sie alles andere als glücklich darüber ist. „Okay. Machen wir es."

Wir setzen uns beide auf eine der bequemen Sofas in der Lobby, beide mit dem Handy in der Hand. Ich öffne die App und wähle ein schlichtes schwarzes Bild aus und schreibe:

"Celine und ich haben entschieden, getrennte Wege zu gehen. Bitte respektiert unsere Privatsphäre – wir werden uns nicht weiter dazu äußern."

Gleichzeitig drücken wir auf „Teilen" und beobachten, wie das schwarze Bild in Sekundenschnelle live geht. Innerhalb von Minuten trudeln die ersten Kommentare und Nachrichten ein, doch keiner von uns sagt ein Wort.

Nachdem wir beide den Post veröffentlicht haben, sitzen wir schweigend nebeneinander auf dem Sofa. Die Minuten vergehen, und die Kommentare und Nachrichten explodieren förmlich. Aber keiner von uns greift nach dem Handy.

Celine starrt stur geradeaus, ihr Gesicht angespannt. „Das war's dann also," murmelt sie schließlich, ihre Stimme leise und fast resigniert. „Alles, wofür wir so lange gearbeitet haben... einfach vorbei."

Ich sehe sie von der Seite an. „Es war nie echt, Celine. Nicht für mich." Meine Worte klingen rau, aber ich sage sie trotzdem. „Und ich glaube, tief in dir drin weißt du das auch. Wir haben beide etwas aus diesem Arrangement geholt, aber es hat uns nur noch mehr auseinander gebracht."

Sie schüttelt den Kopf und lacht bitter. „Vielleicht hast du recht. Aber es fühlt sich trotzdem beschissen an." Sie reibt sich die Schläfen und seufzt. „Was jetzt?"

Ich lehne mich zurück und schließe kurz die Augen, spüre das Gewicht von allem, was passiert ist, auf meinen Schultern. „Jetzt... fangen wir neu an. Jeder für sich. Und diesmal ehrlich."

Celine nickt langsam, auch wenn ihre Miene noch immer düster ist. „Ich brauche Zeit, um das alles zu verarbeiten, ich gehe zu Can," sagt sie leise.

Ich antworte nicht, nicke nur. Dann stehe ich auf. „Ich werde auch gehen, Celine, viel Spaß bei Can"

Als ich die Lobby verlasse, spüre ich die kühle Luft draußen auf meiner Haut und atme tief durch. Zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mich, als hätte ich endlich die Kontrolle über mein Leben zurück. Aber ich weiß auch, dass der schwierigste Teil noch bevorsteht: Aurelia.

Während ich in mein Auto steige und den Motor starte, wird mir klar, dass ich jetzt handeln muss, bevor es zu spät ist. Es ist Zeit, mit ihr zu reden – und diesmal ehrlich.

Who tf is Kenan Yildiz?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt