Kapitel 1

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-KAT

,,Kat! Du kommst zu spät zum Kickboxen!" höre ich meinen Vater von unten zu mir Hochrufen.
Meinem Vater ist es sehr wichtig, dass ich mich selbst vereidigen kann, denn wir sehen Tag täglich, was jungen Mädchen passieren kann. Mein Dad sagt jedes mal, wenn er so etwas sieht, dass er diese Personen, die das Leben eines anderen dadurch zerstören, zu gerne umbringen würde. Seit Kind an sorgt mein Vater deswegen, dass ich mich verteidigen kann. Ganz früh, ich glaube mit acht, habe ich mit Judo angefangen. Weil es von einem Privatlehrer unterrichtet wurde, hatte ich schon mit elf meinen braunen Gürtel. Für den schwarzen Gürtel musste man mindestens 18 Jahre alt sein. Um ihn zu machen, bin ich mit 17, immer noch zu jung. Danach hatte ich ein oder zwei Jahre keinen Sport, doch dann sagte Paps, je mehr ich kann, je sicherer bin ich vor bösen Männern. Aber ich wollte tanzen. Wir haben uns dann zusammen auf Capoeira geeinigt. Dort habe ich tatsächlich meinen Salto gelernt, den ich aber glaube ich, nicht mehr drauf habe. Aber ich kann meinen Kopf- und Handstand noch. Da durfte ich länger drin bleiben. Ich habe das gemacht, bis ich 15 wurde. Aber danach hat mir etwas gefehlt. Und als ich von selber meinte, dass ich Kickboxen machen will, war Dad sofort dafür, weil ich so meinen Körper und meinen Geist beruhige.
Schleunigst greife ich nach meiner Sporttasche und nach meinem Handy, bevor ich mein Zimmer verlasse. ,,Da bist du ja." sagt er als er mich sieht. ,,Hey." ,,Hier!" Er wirft mir eine Wasserflasche zu, die ich sofort fange und mir in meine Umhängetasche stecke. Dad öffnet uns die Tür, lässt mir aber, wie immer, den Vortritt. Dad signalisiert mir, dass wir mit seiner Corvette fahren. Ich nicke. Ich öffne Die Tür für den Rücksitz. ,,Wofür haben wir eigentlich einen Kofferraum?" nörgelt er, aber ich schließe schon die Tür. ,,Damit ich die Tasche nicht darein lege." Auch, wenn er etwas verärgert ist, muss er grinsen.

,,Soll ich dich nach dem Training abholen?" fragt er mich. Ich sehe auf meine Armbanduhr. Es ist 17 Uhr. Das Training geht zwei Stunden. Ich laufe etwa eine Stunde nach hause. Und es soll heute trocken bleiben. ,,Nein, danke, Dad." ,,Sicher?" fragt er mich. ,,Natürlich." Ich schnalle mich ab und steige aus. ,,Ich liebe dich Dad, bis heute Abend." ,,Ich liebe dich auch. Bis heute Abend, Süße." Ich hole meine Tasche raus. ,,Und, Kathrine?" Ich schließe die Hintere Tür und öffne die vordere. ,,Ja, Dad?" ,,Pass auf dich auf." Ich sehe ihn an. Manchmal nervt seine Sorge um mich, aber dann versuche ich mir immer bewusst werden zu lassen, wie sehr er mich eigentlich liebt. Er will nur nicht, dass mir etwas passiert, was ich echt total verstehen kann. ,,Klar!" sage ich und gehe weg vom Auto, damit er drehen kann, um nach Hause zu fahren. Wobei... er dreht nicht. Er fährt weiter geradeaus. Kann gut sein, dass er zu einem Kumpel fährt. Oder er muss wieder etwas geschäftliches klären. Wie immer eigentlich.

,,Kat!" begrüßt mich der Privatlehrer. Mein Dad will immer, dass ich zu Privatlehrern gehe, damit der Lehrer volle Konzentration auf mich legt. Ich weiß selbst nicht, wieso es so wichtig ist. ,,Jake." begrüße ich ihn ebenfalls. ,,Wie geht es deinem Dad?" fragt er mich. ,,Gut. Er ist schließlich mit deinem Lieblingsauto unterwegs." zwinkere ich ihm zu. ,,Seine Corvette?" Ich nicke. ,,Ich gehe mich eben umziehen." sage ich ihm, schon fast auf dem Weg zu den Umkleiden. ,,Sicher."

Wir üben in einer Sporthalle, die ihm gehört. Man kann sich eine Sporthalle von einer Schule vorstellen. Nur größer. Ich bin nie in kleinen Schulsporthallen. Ich gehe mit meinen besten Freunden auf eine Privatschule, bei der es klein nicht gibt. Wir sind zwar wenige Schüler, jedoch sind die Gebühren mehr als genug, um all das finanzieren zu können.
Nachdem ich mich umgezogen habe, schaue ich kurz auf mein Handy, was vibriert. Es ist Vinny, die mir einen Snap über Snapchat geschickt hat. Ich öffne ihn. Sie hat ihre Haare gefärbt. Rot. Sie ist ein Jahr jünger als ich und geht deswegen eine Klasse unter mir. Sie hat offene Haare, aber geglättet. Dieses Mädel hat so unglaublich schöne Naturlocken, aber sie mag die nicht und glättet sie regelmäßig. Sie hat irgendeinen Filter drauf, wodurch ihre Smaragdgrünen Augen hervorstechen, aber ihre Sommersposen verdeckt werden.
Als Antwort schicke ich ihr einen Snap von meinem Sport-Outfit.

,,Wo denkst du, hast du noch an wenigsten Unsicherheiten?" fragt Jake mich. Ich zucke mit den Schultern. ,,Ich fühle mich in allem eigentlich sicher." Jake nickt, wobei eine einzelne Strähne in sein Gesicht rutscht. ,,Dann gebe ich dir einfache Anweisungen. Nächste Stunde weiß ich dann genau, an was wir noch arbeite können." Ich nicke.

Am Ende der Stunde sieht Jake mich verblüfft an. ,,Kein Fehler?" Ich sehe ihn an. ,,Ich denke nicht, nein." Er setzt sich zu Boden. ,,Du lernst schnell." sagt er. ,,Du hast jetzt noch keine zwei Jahre Kickboxen gemacht und bist schon fertig. Du kennst jede Grundlage, jede Technik. Du hast alles verinnerlicht." sagt er. ,,Und das, obwohl wir nur einmal die Woche trainierten." ,,Danke." sage ich nur, weil was sollte ich auch anderes sagen? Es ist nicht mein erster Kampfsport. Ich bin es gewohnt. Und auch die kleinen Wettkämpfe.
Jake gibt mir das Go schon früher zu gehen, was ich herzlich annehme.
In der Sportumkleide sehe ich, das Vinny mir geschrieben hat. ,,Du und dein Sport." schrieb sie. Aber wir alle wissen, dass ich ohne Sport etwas Leere in meinem Leben habe.

Ich ziehe mich schleunigst um, sprühe mir etwas Deo drauf und verlasse die Umkleide wieder. ,,Haben Sie noch einen schönen Abend, Jake." verabschiede ich mich freundlich von ihm. ,,Du auch, Kathrine." Ich weiß nicht warum, aber wir haben nie aufgehört uns zu siezen.

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