Kapitel 30

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-SY

Ich habe die ganze Nacht nicht eine Minute schlafen können und weil mir bewusst wurde, dass das auch so bleibt, bin ich nachts, irgendwann, losgegangen. Mit Laia. Aber davor schob ich mein gesamtes Bargeld, bis auf zehn Euro unter dem Türschlitz durch. Vielleicht kann sie ja, ab irgendeinen Punkt, Kathrines Geruch aufnehmen? Noch schnuppert sie allerdings nichts. Sie läuft Beifuß...

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Plötzlich reißt sich der Hund von meiner Hand, weil ich zu unaufmerksam war. ,,Laia!" versuche ich sie zurück zu rufen, aber sie hört nicht. Sie bellt und jault! In einem leichten Joggen folge ich ihr. ,,Laia!" rufe ich ihr nach. Sie dreht sich zu mir um, wartet einen Moment, bevor sie weiterläuft. Ich stolpere ungeschickt über eine der riesigen Wurzeln eines Baumes. Oder von mehreren Bäumen? Ich stürze auf meine Hände. Aber noch bevor ich falle, stützte ich mich an meinen Händen ab, um weiterzulaufen. Man, es ist noch immer dunkel! Ich will gar nicht wissen, wie viele Äste mir durchs Gesicht peitschen. Doch ich kann nur daran denken, diesen Hund einzufangen! Kathrine wird mich umbringen, wenn ich Laia verlieren sollte...
Wie der riesigste Trottel renne ich durch den dunklen Wald, ohne wirklich alle Umrisse erkennen zu können. Manchmal erkenne ich die Umrisse... klar, wenn es zu spät ist...

Wir sind grade aus dem Wald getreten, da bemerke ich, dass die Sonne aufgeht. Es muss also bald hell sein!
Laia rennt auf dem Asphalt zwischen den einzelnen Feldern. Ich versuche noch immer mitzuhalten. Das Joggen habe ich nach kurzer Zeit schon aufgegeben, also strenge ich mich wirklich aktiv an. ,,Laia!" versuche ich mein Glück noch einmal.

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Völlig aus der Puste wartet sie an einem Rande von einem Dorf auf mich. Sie hechelt wie wild. ,,Laia..." will ich schimpfen.
Doch erst dann kommt mir in den Sinn, dass sie vielleicht Kathrine riecht. ,,Lauf!" fordere ich sie auf. Doch sie bleibt sitzen. ,,Komm schon!" Ich stützte mich mit meinen Händen an meinen Beinen ab, noch immer aus der Puste. So viel Luft, wie ich holen will, passt gar nicht in meine Lunge. Ich denke, sie braucht eine kleine Pause. Die will ich ihr genehmigen. Ich zücke mein Handy. Naja, eher das von Kat. Wir haben sechs Uhr. Demnach ist Kathrine erst ein paar Stunden weg.
Ich stecke mir das Handy wieder in die Hosentasche.

Laia erhebt sich. Ich folge ihr durch das Dörflein, was nicht mehr als aus einer Straße zu bestehen scheint. Am Ende des Dorfes ist ein Laden und da Laia noch immer nicht losgerannt ist, gehe ich hinein. ,,Bleib hier!" befehle ich ihr, was sie dazu veranlasst, sich hinzulegen.

Mit einer Wasserflasche komme ich wieder raus. ,,Hier." Ich lasse das Wasser aus der Flasche auf meine Hand tropfen. Meine Hand bildet eine Kuhle, ähnlich wie eine Schüssel. Laia trinkt Wasser. Aber nicht das ganze. Ich finde es äußerst erstaunlich, dass meine Karten noch funktionieren.

,,Wo ist Kathrine?" Wie blöd bin ich bitte? Jetzt rede ich schon mit einem Hund, der mir nicht antworten kann... Toll! Ihre bloße Abwesenheit lässt mich verrückt werden!

,,Komm!" fordere ich Laia auf, die mir sofort hinterherläuft.

Zu zweit laufen wir durch das fremde Land... Wir müssen sie doch irgendwann finden...

Hat sie nicht einen Peilsender in ihrer Kette? Ich überlege nicht lange und rufe Sven an, der bei ihr auf Kurzwahl steht. Hinter seinen Namen steht IT in Klammern. ,,Wer ist da?" fragt dieser Sven skeptisch. ,,Zion." Er begrüßt mich. ,,Kat trägt ihre Kette... du musst sie orten." weise ich ihn an, auch wenn ich wahrscheinlich gar kein Recht dafür habe. Ich höre lautes und vor allem schnelles tippen. Ich denke, dass es die Tastatur ist.

,,Du bist in Salvador... Brasilien. Kathrine ist Bravo." ,,Wo zum Fick ist das?" schnauze ich ihn an. ,,Etwa 1000 Kilometer von dir weg." antwortet er. Was ein Klugscheißer! ,,Ich schicke dir die Koordinaten." verbessert er sich selber. ,,Informier bitte Tian." Ich lege wieder auf. Ich sehe um mich herum.
Mir sticht ein Motorrad ins Auge. Nicht so günstig für Laia, aber machbar. Irgendwie.

Ich eile auf das Motorrad zu. Erst nehme ich die Verkleidung ab, dann durchtrenne ich mit meinem Messer ein gelbes und ein blaues Kabel, womit ich das Teil kurzschließen kann. Die Scheinwerfer gehen an. ich fackle nicht lange und setzte mich darauf. Ich will, dass Laia sich vor mir hinsetzt. Ich glaube, anders würd es nicht gehen. ,,Laia!" rufe ich sie leise. Sie bellt. ,,Nein., komm." Sie stellt sich zu mir. ,,Mach hopp!" fordere ich sie auf. Sie halte mein Bein hin, womit sie sich abstützt. Dann setzt sie sich vor mich hin. Ich rutsche etwas nach, aber nicht zu nah. Sie soll sich gleich hinlegen können. Meine Arme sind jeweils rechts und links von ihr, wodurch ich sie nicht nochmal extra stützten muss.
Das schlimmste, was passieren könnte, ist, dass sie total gegen meinen Arm rutscht, ich nicht darauf vorbereitet bin und deswegen mit ihr zu Boden falle.

Das Handy habe ich vor meinem Thermometer festgemacht. Wer braucht schon ein Thermometer, wenn die eigene Freundin in Gefahr schweb?

Ich lasse die Maschine aufheulen und mache mich in einem Affenzahn auf dem Weg.

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