-SILVAN
,,Weiß Dad wirklich bescheid? Hat er das alles wirklich erlaubt?" höre ich Kathrines Stimme neben mir, auf dem Beifahrersitz, fragen. Ihr scheint erst jetzt wirklich bewusst zu werden, was ihr Vater wirklich befürwortet hat. ,,Ja. Denkst du, ich würde meinen Kopf für dich riskieren?" frage ich sie. Sie schüttelt den Kopf, wobei sich ein Haar an ihrem Mund verfängt. Sie streicht es weg. ,,Was hast du Dad erzählt." will sie jetzt wissen. ,,Alles." sage ich ihr aufrichtig.
Mein Job ist es, Tian alles zu sagen. Egal wie klein das Detail auch sein mag. Nur das kann ich ihr nicht sagen. Sie beginnt grade das Vertrauen zu mir zu fassen, da kann ich ihr so etwas wohl kaum an den Kopf werfen.
Über Tian kann man sagen, was man will, aber er liebt seine Tochter abgöttisch. Das würde selbst ein Blinder sehen. Mehrmals die Stunde fragt Tian mich, wie es Kathrine geht, was sie macht oder was ich gemacht habe. Selbst nachts bekomme ich immer mal wieder Nachrichten. Und als ich ihm gestehen musste, dass sie abgehauen ist, war er nicht wütend. Er war voller Sorge. Ich habe ihm alles gesagt, warum sie angehauen ist, und als ich dann einen gut trainierten Wachhund vorschlug, damit sie sich nicht alleine fühlen würde, musste ich ihn nicht einmal überreden. Er stimmte sofort zu. Und als ich ihm sagte, dass wir nach Deutschland müssten, war er cool damit. Bevor ich ihn heute morgen fragen konnte, was mit der Schule sei, hat er gesagt, dass es nichts ausmachen würde, wenn sie mal drei Wochen fehlt. Natürlich würde ich sie nie so lange vom Unterricht fernhalten. Aber das zeigte mir nicht nur, wie gut ihre Leistungen in der Schule sein müssten, damit der eigene Vater das zulassen würde, nein, sondern, es zeigte mir noch, wie wichtig ihm seine Tochter ist. Für ihr Wohl würde er die Welt verbrennen lassen. Jeden einzelnen.
Über Kathrine hat er noch kein einziges schlechtes Wort verloren, über Lorenzo dagegen ständig.,,Aber das er dafür ist, wenn ich mal die Schule schwänze... das hätte ich nicht gedacht..." Sie beginnt zu zweifeln. Und ich kann es verstehen. Ich würde den Braten an ihrer Stelle bestimmt auch nicht über den Weg trauen. ,,War er denn kein Stück wütend?" Ich schüttle den Kopf. ,,Er war nur besorgt, besonders als du seinen Anruf nicht angenommen hast.., er hatte panische Angst, weil er genau weiß, dass du ihn nie versetzten würdest." Sie nickt nachdenklich. ,,Würde ich nicht." Sie muss ihren Vater mindestens genauso sehr lieben, wie er sie liebt. Und auch wenn ihr Dad mich angergiert hat, weiß sie, dass er das nur getan hat, um sie zu beschützten.
Ich hätte auch keine Lust auf einen Babysitter. Ich dachte, wenn ich etwas strenger zu ihr wäre, würde sie erkennen, dass sie mich braucht. Aber das tat sie nicht.
Ich habe es im Bösen versucht und nun ist es an der Zeit es im Netten zu versuchen. Ich denke, das bin ich ihr schuldig. Spätestens, nachdem ich ihr Stubenarrest gab. Woher nahm ich mir eigentlich dieses Recht? Das frage ich mich noch immer.
,,Aber was die Schule angeht... da vertraut er dir einfach, dass du es schaffst. Er ist felsenfest davon überzeugt."
Es scheint sie zu rühren, denn sie hat aufgehört in meine Richtung zu schauen. Sie hat den Kopf zu ihrer Scheibe der Beifahrertür gedreht.,,Wir sind am Flughafen." sage ich zu ihr. Sie steigt augenblicklich aus. Als auch ich aussteige sehe ich, dass sie sich streckt.
,,Nach wo geht es eigentlich genau?" fragt sie mich. Im Augenwinkel sehe ich, dass sie ein Buch rausholt. ,,Du liest?" frage ich sie erstaunt. ,,Du nicht?" entgegnet sie. ,,Ich liebe Lesen!" sagt sie. Doch dann schüttelt sie den Kopf. ,,Wohin geht es konkret?" wiederholt sie ihre Frage. ,,Es geht nach Deutschland." beginne ich. ,,NRW, um genauer zu sein." ,,NRW?" fragt sie mich. Ich nicke. ,,Es ist ähnlich wie bei uns: Es gibt viele Staaten. In Deutschland nennt man sie Bundesländer." Eine Birne scheint angegangen zu sein. ,,Aber es herrschen unterschiedliche Gesetze!" sagt sie selbstbewusst. Doch da werde ich sie enttäuschen müssen. ,,Nein. Die Gesetze sind die gleichen." ,,Ist NRW schön?" fragt sie mich. Ich nicke. ,,Ja, besonders da, wo wir hinfahren." Sie grinst. Ihre Augen leuchten auf. ,,Aber wir werden ländlich sein." sage ich berechtigterweise dazu, damit sie an Ende nicht sagen kann, ich hätte sie nicht gewarnt. Und wieder nickt sie.
Der Jet hebt ab. ,,Ich freue mich schon!" höre ich sie sagen. Ich sehe zu ihr und sehe, dass sie ihre Nase bereits in ihr Buch gesteckt hat.
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Secret Lover
Teen FictionKathrine ist jung, unabhängig und zeigt das jedem. Besonders ihrem Vater, der ihr ständig einen Bodyguard auf den Hals hetzt. An einem unerwartetem Tag musst der Vater untertauchen, so kommt es zu Zion, ihren neuen Bodyguard. Er soll der beste sein...