Kapitel 21

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-SY

,,Ich werde auf dich warten." flüstere ich ihr ins Ohr. Kat muss grinsen. ,,Das meine ich ernst." versuche ich ihr zu verdeutlichen. ,,Weißt du, ich bin zwar in dich verliebt, aber ich denke kaum, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben werden..." Ich schaue sie fragend an. Wieso denn nicht? Ich denke wirklich nicht, dass ihr Vater etwas dagegen hätte. Ich kann sie beschützten, würde sie immer über mich selbst stellen und ich bin nicht zu alt. Hoffe ich jedenfalls.
,,Lorenzo..." Ihr ist es unangenehm, es mir so direkt zu sagen, das sehe ich ihr an, aber ich kann ihre Sorge verstehen. Welcher großer Bruder wäre überhaupt schon offen, wenn die kleine Schwester in eine Beziehung kommt?

Wenn ich daran denke, dass Leo irgendwann ihren ersten Freund mit nach hause bringt, könnte ich im hohem Strahl kotzten. Denn ja, sie wird viel zu schnell erwachsen und das will ich einfach nicht.

Ich nehme Kathrines Hand in die meine. ,,Ich kann das verstehen." beginne ich anzusetzen. Ihre blaugrauen Augen sehen mich glasig an.
Sie will die Beziehung nicht beenden, bevor sie überhaupt begonnen hat. Und das will ich genauso wenig.
,,Dein Bruder wird die nächsten Monate viel auf Geschäftsreisen sein. In allen möglichen Ländern." Ich muss etwas schmunzeln. ,,Aber ich, ich werde die ganze Zeit über bei dir sein. Jeden Tag."

Kat rollte eine Träne über die Wange, die ich mit meinem Daumen wegwische.

,,Und was ist mit Dad?" fragt sie nachdenklich.
Sie will, dass wir zusammen sind. Wirklich. Aber ihre Unsicherheiten kann ich verstehen. Ich glaube, wenn mein Vater ein verfluchter Mafioso gewesen wäre, hätte ich Angst, egal was ich mache. Ich musste nie damit aufwachsen. Ich hatte keine teure Privatschule. Wir hatten kaum Geld. Ich war froh, dass ich mit meinen Kumpels Fußball spielen konnte. Und als ich ins Fitnessstudio gehen konnte, war für mich alles gerettet. Von da an wusste ich, dass ich etwas machen will, was anderen hilft, was andere wiederum gut bezahlen.
Ja, Geld ist nicht alles. Aber halt deine Schnauze! Wie willst du ohne Geld leben?
,,Möchtest du es ihm sagen?" frage ich sie. Aber keineswegs bedrängend. Kathrine nickt. ,,Aber wir haben schon ein Uhr nachts." Ich schüttle den Kopf. ,,Für deinen Vater ist es 20 Uhr." Sie nickt, während sie an ihre zarten Lippen knabbert. Vorsichtig holt sie ihr Smartphone raus. Ehe ich mich versehe, macht sie schon den Lautsprecher an. Dann legt sie ihr Handy vor uns zu zwei, in die Mitte, auf den Tisch.

,,Kathrine?" hören wir Tians dumpfe Stimme uns begrüßen. Naja, sie. ,,Hey Dad." ,,Hey. Ist alles gut?" fragt er sie augenblicklich nachdem er ihre Stimme gehört an. Man hört ihr an, dass sie geweint hat. ,,Ja... allerdings muss ich dir etwas sagen..." Ihr Vater fordert sie dazu auf, es ihm zu sagen. ,,Also-" ,,Wer ist das, Schatz?" höre ich eine Frauenstimme, was mich aus dem Konzept bringt. Ich schalte ihr Handy stumm und sehe sie an. ,,Wer ist das?" frage ich sie. ,,Ellen. Meine Stiefmutter." sagt sie und stellt ihr Mikro wieder an. ,,Es ist Kathrine, Schatz!" sagt ihr Vater. ,,Oh, richte ihr doch bitte wunderbare Grüße aus!" ,,Schöne Grüße zurück, Ellen!" ruft Kathrine. ,,Sie bestellt dir ebenfalls schöne Grüße." ,,Ich mag deine Tochter wirklich." hören wir sie deutlich leiser sagen. ,,Ich kann verstehen, warum du so vernarrt in sie bist." ,,Ellen!" wendet ihr Dad wieder ein. Dann muss Ellen lachen, dann beginnt Kat zu lachen.

,,Also, was wolltest du sagen?" fragt Tian sie nach einer kurzen Stille. ,,Was, wenn ich dir sagen würde, dass ich mich verliebt habe?" fragt sie und versucht dabei hypothetisch zu bleiben. ,,Ich würde mich wahnsinnig freuen... aber wehe du kommst wieder mit so einen Vollpfosten Enyo nach hause." Kathrine sieht kurz zu mir, ehe sie verneint. ,,Gut. Und wenn doch, Kleines, erschieße ich ihn. Und natürlich wenn er dein Herz bricht." Kathrine bewegt ihre Lippen genau im Takt, was mich darauf schließen lässt, dass sie sich das schon mehrmals anhören durfte. ,,Das hast du schon so oft gesagt..." ,,Nur bei Enyo." entgegnet er.
,,Bist du denn verliebt?" will er jetzt wissen. ,,Ja, Dad. Das bin ich." ,,Wer ist es, Kleines?" Kathrine sieht mich abwarten an. Soll ich ihr das Ok geben? Ich nicke. Natürlich soll sie es ihrem Vater sagen. ,,Es ist..." Sie sieht wieder weg. ,,...Zion." bringt sie über die Lippen.
,,Er?" fragt ihr Vater barsch. ,,Ja, Daddy." Für einen Moment lang sagt er nichts. Wahrscheinlich muss er die neue Nachricht erst einmal sacken lassen. ,,Solange er seinen Job nicht vernachlässigt, hast du meinen Segen. Hauptsache du bist glücklich." Kat atmet erleichtert auf. ,,Aber tu mir einen Gefallen..." Kathrine nimmt meine Hand in ihre, was sie grinsen lässt. ,,Wenn er seinen Job vernachlässigt, sag mir bescheid. Dann angergiere ich einen neuen Bodyguard."

,,Was hälst du eigentlich von ihm?" fragt sie ihren Vater nach einer Weile. Tian atmet laut aus. Ich meine sogar gehört zu haben, dass er etwas getrunken hat. ,,Er ist ein Junge aus einer ärmlicheren Familie, und doch hat er sein vollen Potential geschöpft. Er hat meinen Respekt." Ich muss etwas grinsen. Wie konnte ich je denken, dass Tian mich je wegen meiner Vergangenheit verurteilt? ,,Er hat sein Herz am rechten Fleck und für die Menschen, die er liebt, wäre er bereit in den Tod zu gehen."

,,Ich hoffe, er liebt dich zumindest einen Drittel so sehr, wie ich dich. Denn dann wirst du das schönste Leben führen, was du dir erträumen kannst."

Herzlich verabschieden sie sich voneinander, ehe sie auflegen.

Schon wenige Sekunden später klingelt mein Handy. ,,Dein Vater." sage ich. ,,Mach auf laut!" fordert sie mich auf. Ich nehme den Anruf an und lege es auf dem Tisch. Genau dorthin, wo Kathrines lag. ,,Liebst du meine Tochter?" fragt er mich, ohne mich zu begrüßen. ,,Ja, Sir." antworte ich ihm. ,,Gut, denn solltest du ihr das Herz brechen, glaube mir, ich finde dich und werde dich umbringen. Sie hat keinen Herzschmerz dieser Welt verdient!" Ich antworte nach einem kurzen Blick zu Kathrine. Sie zuckt mit den Schultern. ,,Sie verdient kein Leid. Sie hat ein Herz aus purem Gold." antworte ich. ,,Gut, wenn das geklärt ist... nenn mich Tian und willkommen in der Familie." Ich muss schmunzeln. Tian beschützt seine Tochter mit allen Mitteln. Und ich glaube, das wird auf Lebenszeit so sein. ,,Ach, und keine Sorge wegen Lorenzo. Er wird dich erst nach eurer Hochzeit akzeptieren. Vielleicht."
Und dann legt er auch schon wieder auf.

,,Mach dir keine Sorgen." Kathrine küsst mich. ,,Es ist nichts persönliches." erklärt sie mir.

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