Secret Lover

Kapitel 3

-KAT

Ganz ohne Schlaf stehe ich auf, um meinen Wecker auszuschalten. Gleich danach springe ich unter die Dusche. Vor Angst und Zweifel... und auch durch etwas Verzweiflung habe ich die Nacht so stark geschwitzt. Wenn ich nicht duschen gehen würde, würde ich stinken. Sehr.
Ich bin grade dabei meine Haare auszuspülen als Mockingbird von Eminem abspielt. Für einen kurzem Moment halte ich Inne. Ich will keinen verfluchten neuen Bodyguard! Ich kann nur daran denken, wie wenig mein Vater mir vertraut. Seit zehn Jahren gebe ich alles, um jegliches Vertrauen aufzubauen. Und ich habe alles gegeben. Alles. Ich habe einen Kampfsport nach dem anderen gemacht, nur um ihm zu gefallen, damit er mir vertraut. Und das kann ich nicht. Nicht mehr. Ich habe alles getan. Und ich war bereit noch mehr zu tun. ,,Kathrine? Bist du schon wach?" höre ich Lorenzos Stimme zu mir durchdringen. ,,Hau ab!" schreie ich zurück, während ich aus der Dusche trete. Ich umwickle mich mit einem Handtuch und beginne mir ein Handtuch um meine Haare zu binden. Ich schaue auf mein Handy. Wir haben 6 Uhr, was bedeutet, dass ich noch zwei Stunden Zeit habe, bis ich im Unterricht sein muss. Also muss ich in etwa 1,5 Stunden los. Und ich frage mich, woher ich jeden einzelnen Morgen die Kraft dafür habe, so früh aufzustehen.

,,Kathrine!" höre ich meinen Bruder wieder rufen. ,,Lass mich in Ruhe!" schreie ich zurück. Ich ziehe mich an. Ich greife nach meiner Schuluniform. Erst zeihe ich mir den Rock an, dann das Top. Der Rock ist in verschiedene Grau- und Schwarztöne kariert. Das Top ist schlicht weis. Das einzige, was darauf zu sehen ist, ist das Schullogo. Unser Schullogo ist ein brüllender Löwe. Normalerweise sollen wir auch eine Krawatte tragen, aber die trägt kaum jemand. Genauso wenig wie die Strumpfhosen. ,,Kat!" ruft Lorenzo wieder. ,,Halt die verdammte Luft an. Ich komme raus, wenn ich fertig bin!" rufe ich zurück und drehe meine Musik noch lauter, um seine ätzende Stimme nicht mehr ertragen zu müssen.

Endlich mit guter Laune beginne ich mir die Haare zu föhnen. Bei meinen langen Haaren und deren Dicke dauert es etwas. Nach ungefähr 20 Minuten bin ich fertig. Ich beginne mir die Augenbrauen leicht nachzuzeichnen, um meine Augenbrauen fülliger erscheinen zu lassen. Danach tusche ich mir die Wimpern. Dann trage ich mir noch einen Rosé Lippenstift auf.

Ich reiße die Tür auf. ,,Also, was willst du?!" frage ich ihn genervt. ,,Miss?" Ich schaue von meinem Bruder rüber zu meinem Schreibtisch. Dort sitzt jemand. Ich kenne ihn nicht. ,,Was lässt du irgendwen in meinen Zimmer?" fauche ich Lorenzo an. Er kommt auf mich zu. ,,Das ist nicht irgendwer." beginnt er. ,,Das ist Silvan Zion." Mein Atem stockt. Er? Was macht er schon hier? Dad wollte mir doch meinen neuen Bodyguard vorstellen! Hält sich denn niemand mehr an sein Wort? ,,Wo ist Dad?" frage ich meinen Bruder, ohne den Fremden noch einmal anzusehen. ,,Unterwegs nach Rio." Ohne mir Bescheid zu sagen? Das ist nicht seine Art! ,,Er hat dir unten etwas hinterlassen." Augenrollend gehe ich durch mein Zimmer, auf dem Weg, die Treppe herabzusteigen. ,,Wo?!" rufe ich hoch. ,,Foyer!"

Ich sehe mich um. Am Beistelltisch liegt etwas. Ich gehe auf den Tisch zu, auf dem ein Briefumschlag liegt. Mein Name steht drauf. Ich reiße den Brief auf.

Meine Tochter,
was soll ich dir sagen? Es tut mir leid. Es ist nicht meine Art einfach das Land zu verlassen. Besonders dich, meine geliebte Tochter. Ich liebe dich und ich bin ein Feigling. Ich bin einer, weil ich nicht mit dir gesprochen habe, sondern deinen Bruder vorgeschickt habe. Ich hoffe, du kannst es mir je verzeihen, Kleines. Ich will dich nicht alleine lassen. Ich wünschte, ich könnte dich mitnehmen. Aber deine Schule geht vor.
Bitte tu mir einen Gefallen und höre auf Lorenzo. Zion wird von nun an an deiner Seite sein. Egal was du machst.
Nur weil ich vor den Bullen flüchte, heißt es nicht, dass meine Geschäfte zu stoppen sind. Haltet zusammen. Ich weiß, ihr könnt das. Ruf mich bei Fragen an. Es darf nichts passieren. Du bleibst im Hintergrund, denn wenn dir je etwas passieren sollte, könnte ich das nicht verkraften.
Ich liebe dich und ich weiß, dass es viel ist, was ich verlange, aber ich hoffe, du kannst es verstehen.
Ich werde dich jeden Abend anrufen... Wenn du mich brauchst, werde ich immer da sein.
-Tian Leaks, dein liebender Vater

Ich stapfe wütend auf mein Zimmer zurück. Die beiden sind noch immer an Ort und Stelle. ,,Ich werde weder auf dich hören, noch werde ich diese Witzfigur an meiner Seite akzeptieren!" schnauze ich meinen Bruder an, ohne diesen Möchtegern anzusehen, der sich an meinem Schreibtisch befindet. ,,Miss. Es ist mir gleichgültig, was Sie wollen. Es ist der Wille Ihres Vaters." gibt er von sich. ,,Ich werde ihm die Kehle aufschlitzen, wenn er an meiner Seite bleibt!" drohe ich an. ,,Sie?" Ich drehe mich zu ihm um. Ich gehe auf ihn zu. Seine blauen Augen, die mich an Eis erinnern, welches schmilzt, rollen sich gelangweilt nach hinten. ,,Ja, ich!" bestätige ich ihm. ,,Ich muss zur Schule." entgegne ich schnippisch. ,,Wir können los." Ich sehe Lorenzo mit offenen Mund an. ,,Lorenzo!" bitte ich ihn. ,,Meine Bodyguards waren nie mit an meiner Schule." Mein Bruder zuckt bloß mit den Schultern. ,,Dad will es so." ist das einzige, was er sagt. ,,Na schön!" fauche ich ihn an.

Wütend stampfe ich die Treppen runter. ,,Raus aus meinem Zimmer!" schreie ich nach oben, während ich mir meine einfachen Lackschuhe, die zur Uniform gehören, an. Zion kommt augenblicklich aus dem Gang geschossen. Zusammen mit meinem Rucksack, den ich oben vergessen habe. Ich ziehe mir mein Blazer an. Zion hält mir den Rucksack hin, den ich nehme. ,,Danke." nuschle ich.

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,,Er ist dein Bodyguard?" Cleo mich. Ich nicke. ,,Du weiß nicht, wie gern ich ihn loswerden will." sage ich zu meinen Freundinnen. Cleo spielt mit ihren blonden Haaren. ,,Seht ihn euch an!" schwärmt Cleo. ,,Ich hasse schwarzhaarige." sagt Amalya. ,,Braun oder blond. Ich will hübsche Babys, die so ähnliche Haare haben wie ich." ,,Amy!" wirft Holly ein. ,,Er kann uns hören, mal davon abgesehen, wie verwerflich das ist!" sagt Holly. ,,Er ist groß, scheiße Heiß und hat sogar Tattoos!" schwärmt Cleo weiter von ihm. Sie deutet auf deine Hand. Ich drehe mich um und sehe das Hinterteil einer Schlange. Sie ziert wahrscheinlich seinen Arm. ,,Er kann dich hören." Vinny kommt auf uns zu. Sie hat ihre Haare offen, wodurch ihre grünen Augen noch mehr zur Geltung kommen. ,,Wer ist das?" fragt sie flüsternd. ,,Ihr neuer Bodyguard." antwortet Holly für mich. Cleo und Amy diskutieren, wie Silvan jetzt ist. Ob gut oder schlecht. ,,So aufdringlich?" Ich nicke zu. ,,Nicht so begeistert?" fragt sie mich. ,,Nein. Dad kann mir noch immer nicht vertrauen!" beschwere ich mich. ,,Er will dir doch nichts böses..." beginnt sie. ,,Er ist hier... in unserer Cafeteria und starrt uns an... und bleibt immer hinter mir." rechtfertige ich mich. ,,Selbst im Unterricht?" Alle sehen mich an. Vinny ist ein Jahr jünger als wir und geht deswegen eine Klasse unter uns. Sie bekommt also nicht mit, wie der Unterricht ist, ,,Ja." sagt Cloe. ,,Fast wie ein Besessener!" sagt Amy. Es gongt. Die Pause ist vorbei.

,,Was haben wir jetzt?" frage ich Amy. Ich bin mit ihr in einer Klasse. Und ein paar mal die Woche habe ich mit Cloe und Holly Unterricht. Wir haben aber nur wenige Kurse gemeinsam. ,,Biologie, glaube ich." ,,Wir haben jetzt Englisch." sagt Cloe als sie Hollys fragenden Blick einfängt.

Wir stehen auf und gehen zu den Biologie-Räumen. Natürlich folgt mir mein neuer Schatten auf Schritt und Tritt.

Ich setzte mich mit Amy, wie gewöhnlich, in die erste Reihe. Zion muss stehen bleiben, weil der Raum überfüllt ist. Und weil ich grundsätzlich nicht am Gang sitze, weil ich es nicht mag, dass unzählige Menschen an mir vorbei gehen, sitze ich an der Wandseite. Direkt neben Zion.

,,Sie sind?" fragt mein Professor ihn. Es ist nicht der erste, der so reagiert. ,,Ich bin für Miss Leaks hier." antwortet er. Genauso wie bei meinen anderen Professoren. Mein Professor hinterfragt es nicht. Ich bin nicht die einzige hier, die mit Personenschutz auftaucht. Allerdings das erste mal. Und hoffentlich bald das letzte mal.

,,Miss Leaks? Woraus besteht der DNA-Strang?" werde ich gefragt. Ich sehe von meinen Notizen auf. Ich muss einen Moment zögern. Zion will mir etwas zuflüstern, genau wie Amy. Denkt Zion, dass ich blöd bin? Ich brauche keine Hilfe. Schon gar nicht von ihm. ,,Aus Nukleotiden. Diese sind wie eine Kette angeordnet." Ich sehe zu meinem Lehrer, der mir zunickt. ,,Die DNA besteht ebenfalls aus zwei Einzelsträngen, die gemeinsam die Doppelhelix bilden." Ich hole kurz Luft. Mich macht es immer so nervös vor der Klasse zu sprechen. ,,Die Doppelhelix ist in der Mitte durch Wasserstoffbrücken verbunden." ,,Wie immer, richtig." sagt mein Professor, bevor er den nächsten Schüler befragt.