It isn't always easy

20. Kapitel

Steve:

In meinen Gedanken verloren, starrte ich aus dem Fenster des grauen Audi R8, der auf den Straßen definitiv nicht unbemerkt blieb. Er war jedoch wahrscheinlich unauffälliger als die anderen Autos. Ich bemerkte dass die Leute irritiert dem Wagen hinterhersahen und auch einige Leute nur den Kopf darüber schüttelten, doch es war mir egal, wichtig für mich war, dass Tony mir noch eine Chance gab, um die Sache zwischen uns zu klären. Er würde mich auch nicht aus dem Tower werfen, vorerst zumindest, er hatte ja noch nicht gehört was ich zu sagen habe. Außerdem hatte er im Café gesagt, dass ich ihm wichtig bin. Mein Herz hatte sofort reagiert, doch mein Kopf wollte ihm das nicht so wirklich glauben, allein wenn ich an all das denke, was er meinetwegen durchmachen musste...

Wir kamen meiner Meinung nach viel zu schnell am Tower an. Und je näher wir dem Gespräch kamen, umso nervöser wurde ich, wie soll ich ihm das ganze bitte erklären?
Nach dem Tony das Auto in der Tiefgarage geparkt hatte, liefen wir zum Fahrstuhl. Eine gefühlte Ewigkeit warteten wir und ebenso lange fuhren wir in Tony's Etage. Dort angekommen liefen wir geradewegs in Richtung Tony's Zimmer. Der Gedanken wie ich die Nacht heute mit ihm in einem Zimmer überleben soll, drängte sich in meinen Kopf, doch ich schob ihn beiseite. Jetzt sollte ich erstmal versuchen mit Tony über den Kuss zu sprechen...

Tony öffnete mir seine Zimmertür und ließ mich eintreten, er folgte mir und sobald die Tür geschlossen war, kam Panik in mir auf. Was, wenn dieses Gespräch alles zerstört...? Mein erster Impuls war Flucht, doch da Tony genau vor der Tür stand und ich das hier wirklich klären wollten, blieb ich einfach stehen und starrte zu Boden. Ich wusste nicht, was ich sagen soll geschweige denn, wie ich das ganze überhaupt anfange.
"Steve?", Tony riss mich aus meinen Gedanken. Allein seine Stimme sorgte dafür, dass ich ihn ansehen musste, ich wollte ihm so gern sagen, was ich fühlte doch ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Ich wünschte, ich hätte das alles schon hinter mir...
"Ich muss dich das jetzt fragen und möchte bitte eine absolut ehrliche Antwort. Warum hast du mich geküsst?"
Tony's Frage riss mir den Boden unter den Füßen weg. Er schien meine innere Panik zu bemerken, denn er sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Fürsorge an und deutet auf sein Bett.
"Willst du dich setzen?", fragte er. Ich stolperte ohne eine Antwort ein paar Schritte zurück und ließ mich auf Tony's Bett nieder, dieser nutze die Gelegenheit und zog sich einen Schreibtischstuhl zum Bett und setze sich mit etwas Abstand vor mich. So befanden wir uns auf Augenhöhe und eigentlich sollte es mir das Reden leichter machen, doch seine Nähe machte mich nervös, ich mochte seine Nähe und hatte Angst, das dies nun das letzte Mal war. Ich konnte ihn nicht lang ansehen und so waren meine Hände in diesem Moment interessanter, als alles andere.
Noch immer haderte ich mit meinen Worten. Ich spürte Tony's Blick auf mir, ich wusste das er nicht der Geduldigste war, jedoch sagte er nichts, er wartete einfach bis ich bereit war. Ich seufzte und bereitete mich innerlich auf dieses schwere Gespräch vor. Absolute Ehrlichkeit...
"Bevor ich anfangen habe ich eine Bedingung an dich. Lass mich bitte einfach reden, egal wie kitschig das alles für dich klingt. Ok?", meine Stimme war leise, doch Tony verstand mich und nickte ernst.

"Es fing vor dem ganzen Streit an, als noch alles normal war. Ich hatte immer öfters das Bedürfnis etwas mit dir unternehmen zu wollen und wenn es nur ein Gespräch war, ich wollte dir nah sein... Anfangs dachte ich, es liegt an unserer starken Freundschaft, doch irgendwann reichte deine Stimme aus und mein Körper spielte verrückt. Es dauerte lang bis ich wusste, was es war und bis ich dann mit mir selbst "einverstanden" war... ich meine als Erwachsener Mann, fühlt man sich verloren, wenn man plötzlich sein ganzes Leben in Fragen stellt. Und als ich dann endlich akzeptiert hatte, dass ich wohl nicht ganz so Hetero bin, wie ich dachte, kam der Streit und mit ihm erlosch die Hoffnung. Während wir im Exil waren, habe ich viel Nachgedacht und angefangen gegen mein Herz zu kämpfen, weil ich mir sicher war, dass du nicht dasselbe fühlen würdest. Doch als Natasha uns abholte und ich dich dann wiedersah, war mir klar, dass mein Herz diesen Kampf immer gewinnen würde."
Ich sah Tony nun ganz bewusst an, auch wenn der nächste Satz schwer auszusprechen war.
"Tony. Das, was ich für dich fühle, geht weit über das Freundschaftliche hinaus... Ich wünsche mir so sehr, dass du dich aus meinen Augen sehen würdest, dass du selbst siehst, wie wunderschön du bist.", damit spielte ich wahrscheinlich auch etwas auf die ganze Essensgeschichte an, doch das war im Moment nur zweitrangig.
"Ich fühle mich echt beschissen, du wirst bald Vater und das Ganze ist schon schwierig genug. Da solltest du die volle Unterstützung von uns allen bekommen und dich nicht noch mit meinen Problemen und Gefühlen rumschlagen müssen. Verdammt, ich hab einfach Angst um unsere Freundschaft, ich wollte das, was wir hatten nicht mit meinen beschissenen Gefühlen zerstören...", der letzte Satz war einfach aus mir herausgesprudelt und alles was ich bis eben angestaut und versteckt hatte, brach mit einem Mal aus mir heraus. Tränen strömten über meine Wange, meine Hände zitterten und ich fühlte mich absolut verloren. Um Tony nicht komplett verheult entgegenzusehen, senke ich den Kopf. Jetzt war alles raus, alles was ich für ihn fühle und all meine Gedanken dazu.

Schweigen erfüllte den Raum, ich wollte wissen, was Tony dachte, was er fühlte und wie seine Reaktion auf all das war. Als ich spürte, dass sich mein Körper beruhigte und die Tränen nachließen, sah ich zu ihm auf, jedoch saß Tony nicht mehr auf seinem Stuhl...