Louis - Weck mich nicht auf

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Es musste ein Traum sein, denn ich war mir sicher, dass er das nicht gerade gesagt hatte. Er hatte mir nicht gerade gesagt, dass er mich liebte und ich stellte mir das hier alles nur vor. All das hier war meine Fantasie. Es war auch nur in meinem Kopf gewesen, dass seine durchgeknallte Verlobte hier aufgetaucht war und mir gedroht hatte, mein Leben zu zerstören. Alles nur ein seltsamer Traum. Ich war mir ganz sicher. Kräftig blinzelte ich, um meine Theorie zu bestätigen. 
"Lou? Alles okay?" fragte Harry mich ein wenig verwirrt.

Seine Stimme holte mich aus meinen Gedanken und ich sah ihm in die grünen Augen. Aus ihnen war jegliche vorher dagewesene Furcht erloschen, stattdessen leuchteten sie und er sah mich so liebevoll an, dass mir das Blut in die Wangen schoss und ich knallrot wurde, ich konnte es förmlich spüren. 
"Weck mich nicht auf", murmelte ich und er legte den Kopf verwirrt schief. "Wie jetzt?" fragte er und löste seine Hände von meinem Gesicht. 
"Das hier ist ein Traum und ich will nicht aufwachen, weil du mir gerade gesagt hast, dass du mich liebst", erklärte ich leise. 
Harry grinste ein wenig. Ein schiefes, freches Grinsen. "Soll ich dich zwicken?" 
Sofort nickte ich. Er lachte leise und dann zwickte er mich tatsächlich in die Hüfte, was mich zusammenzucken ließ. Und dann riss ich die Augen auf, denn ich stand immer noch hier vor ihm und er sah mich noch immer so grinsend an. 
"Doch kein Traum", hauchte ich. 

Harry schüttelte den Kopf. "Lou, hör mal. Du bist hellwach, ich auch. Ich liebe dich, ernsthaft. Ich hatte damals schon Gefühle für dich, doch ich hatte zu viel Angst vor den anderen. Und dann, als ich dazu stehen wollte, brachte Dad mich in das Camp." Er sah mir weiter in die Augen, ganz fest. "Und danach hatte ich die ganzen letzten Jahren einfach nur panische Angst. So viel Angst vor ihm, vor den Konsequenzen. Du warst so weit weg von mir wie noch nie, so fern, und ich wusste nicht, ob du mich je wieder sehen wölltest." 
Er fuhr sich durch die Haare und seufzte tief. "Und dann saßt du plötzlich dort in dem Restaurant. So wunderschön, mit meinem Cap auf dem Kopf und diesen strahlenden, wundervollen Augen." Er lächelte verträumt und kam mir wieder näher. "Da habe ich erst wieder richtig geatmet", hauchte er. 

Ich sah in seine Augen und schluckte. Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden und blinzelte erneut leicht. "Ich hab mich ohne dich gefühlt, als wäre ich nicht vollständig", gab ich zu und schniefte leise. "Ich habe dich all die Jahre geliebt", fügte ich hinzu, meine Stimme war nur noch ein leises Flüstern und ich legte die Hände auf seine Brust, spürte das schnelle Schlagen seines Herzens unter meinen Handflächen. Es schlug im gleichen Takt wie meines, das hatte es schon immer. 
"Bist du dir sicher?" hakte ich leise nach.
Harry nickte. "So sicher war ich mir noch nie in meinem Leben, Lou. Ich habe dich so oft fallen lassen. Es ist genug, wir verdienen mehr." 

Mit einem Mal kam Leben in meinen Körper. Ich seufzte auf und dann sprang ich ihn einfach an, schlang Arme und Beine um seinen Körper und klammerte mich wie ein Äffchen an ihn, während er seine Arme fest um meinen Körper legte und mich an sich drückte. "Gott, Boo, das fühlt sich so gut an", wisperte er und atmete tief durch. 
"Das tut es wirklich", antwortete ich und schluchzte leise auf. 
"Nicht weinen, Baby", sagte er sanft. "Ich schwöre dir, Boo, ich gebe nicht mehr auf. Ich will nur für dich leben." 
Sanft küsste ich seine Wange, dann sofort seine Lippen. Er erwiderte und wir lächelten uns sanft an. "Haz, ich verspreche dir, ich werde für dich da sein", sagte ich leise. Harry lächelte glücklich. Ein Lächeln, dass ich unglaublich lange nicht mehr sehen durfte. Und er lächelte es wegen mir, das war das Schönste daran. 
"Und ich für dich, okay? Versprochen. Ich werde für dich kämpfen. Ich habe dich so oft verletzt und ich weiß, dass ich das nie wieder gut machen kann, aber ich werde dir zeigen, wie sehr ich dich liebe." 

Lächelnd sah ich ihn an und lehnte die Stirn gegen seine. "Bleib einfach für immer bei mir, gänge das?" sagte ich leise und grinste unschuldig. 

Harry lachte und nickte, küsste mich zärtlich. "Werde ich, versprochen. Du bist jeden Stress wert. Auch wenn ich lange gebraucht habe, das zu realisieren." 
Ich nickte. "Ziemlich lange. Dreizehn Jahre, Harry." 
Seine Augenbrauen hoben sich leicht und er sah mich an. "Wusstest du es wirklich schon mit dreizehn?" fragte er leise. 
Ich küsste seine Wange. "Ich wusste es schon mit elf", flüsterte ich zurück und er lachte leise auf. Ich lachte auch und kuschelte mich an ihn. "Bring mich ins Bett", bat ich ihn. 

Er fackelte nicht lange. Harry trug mich in mein Schlafzimmer, legte mich dort sanft auf dem Bett ab und schloss leise die Tür, ehe er sich zu mir legte und einen sanften Kuss auf meine Brust hauchte. "Ich finde es übrigens bewundernswert, dass dein bester Freund durch all das durchgeschlafen hat", sagte er und grinste zu mir hoch. 
Ich grinste ebenso, legte die Arme um ihn und zog ihn so auf mich, er küsste meine Lippen sanft. "Er ist mit schlechtem Gehör gesegnet", sagte ich leise. 
"Das würde ich eventuell gern testen", antwortete er und zwinkerte mir zu. Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf. 
"Ich möchte nicht, dass sich das Wochenende noch einmal wiederholt, Haz", sagte ich leise und sah ihn dabei ein wenig besorgt an. Harry nickte, strich mir durch die Haare und musterte mein Gesicht nachdenklich. 
"Ich verstehe deine Sorge", sagte er leise. "Ich habe dir nichts als schlechte Erfahrungen gegeben, also ist das klar. Aber Boo, glaub mir, ich werde alles tun, um dir diese schlechten Gefühle mir gegenüber zu nehmen."
Ich küsste seine Lippen und sah ihn an, streichelte über seinen Rücken. "Ich freue mich darauf. Alles, was ich je wollte, liegt hier neben mir. Gut, okay", Ich kicherte. "Auf mir." 

Er lachte auf und legte die Decke über uns, kuschelte sich an mich und seufzte auf. "Es ist so warm hier bei dir", sagte er und ich schloss die Augen und streichelte weiter über seinen Rücken, spürte die Gänsehaut, die daraus resultierte. 
Ich küsste seinen Kopf und strich ihm durch die weichen Locken, die wild seinen Kopf einrahmten. "Was denkst du, wird sie wiederkommen?" fragte ich ihn vorsichtig. 
Harry schüttelte den Kopf. "Sie nicht. Aber er", antwortete er mir und ich konnte den Hauch eines Zitterns in seiner Stimme erkennen. 
"Soll er kommen", sagte ich sofort. "Ich werde mich vor dich stellen." 

Harry kicherte leise und sah mich wieder an. "Du redest wirres Zeug, Boo. Damit ist nicht zu spaßen. Ich meine das nicht wortwörtlich. Es wird irgendetwas passieren, er wird versuchen, die Dinge zu ändern." 
Stirnrunzelnd sah ich ihn an. "Wie soll er es denn ändern? Du bist sechsundzwanzig, Haz. Kein kleiner Junge mehr." 
Er nickte, vergrub das Gesicht in meiner Halsbeuge und küsste mich zärtlich. "Das ist ihm egal. Mein Vater hat Wege und Mittel, glaub mir." 
Ich kuschelte mich noch näher an ihn heran, auch wenn das eigentlich nicht möglich war. "Was sollen wir Zayn morgen sagen? Er wird verwirrt sein, dass wir jetzt..." Ich stoppte mich selbst und erstarrte einen Moment. 
Er sah hoch zu mir. "Dass wir was, Boo?" 

Ich schüttelte den Kopf und ließ die Augen geschlossen. "Gar nichts", murmelte ich und wurde rot. Ich spürte seine Lippen auf meiner Wange und sah ihn unsicher an. 
"Meinst du, dass wir zusammen sind?" fragte er leise. 
Ich sah ihn nun doch an. "Sind wir das denn? Du warst vor ein paar Sunden noch verlobt, Harry. Du bist fünf Minuten Single." 
Er nickte und lächelte mich sanft an. "Du hast vollkommen recht. Aber wenn es nach mir geht..." Harry atmete tief durch. "Wenn du bereit bist, bin ich es auch, ok? Wir haben viel Zeit verschwendet." 
"Küss mich", hauchte ich, anstatt ihm zu antworten, und er tat mir den Gefallen und legte seine Lippen auf meine. Es war zärtlich, völlig ohne Hast. Ich konnte seine Gefühlswelt förmlich spüren, hoffte, dass es ihm genauso ging. Er sollte es nicht nur hören, er sollte es fühlen, wie sehr ich ihn liebte. Und als er mich umarmte und den Kuss vertiefte, hatte ich beinahe das Gefühl, seine Liebe ebenso zu fühlen. 

All This Time | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt