19. Januar 2015

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"Hey, also das Spiel war der Hammer!" rief Liam, als er die Kabine betrat und direkt auf mich zukam. Euphorisch warf er den Helm von sich und schlug mit mir ein, ehe er mich hochhob und jubelte, woraufhin die anderen mit einstiegen. 
"Du bist unser Starspieler, Styles!" rief er aus und ich lachte und genoss die Euphorie und Aufmerksamkeit um mich herum in vollen Zügen. Ich schien Talent zu haben für den Sport und nach der gestrigen Partynacht war ich nicht so sicher gewesen, dass ich heute beim Spiel performen würde. Doch der Sieg war mir zu verdanken gewesen. 

Die Party bei Liam war ausschweifender gewesen als geplant. In meinem Kopf geisterte nach wie vor der Kuss mit Louis herum, der mich über alle Maße verwirrt hatte. Er war nicht mit zu der Party gekommen, auf dem Weg zu Liam hatte er Kopfschmerzen bekommen und war lieber umgedreht. Ich hatte ihn gefragt, ob ich ihn begleiten sollte, was er höflich abgelehnt hatte. Meine Verwirrung über die Situation war groß und so war ich bei der Party zunächst nur halb anwesend gewesen. Irgendwann war es aus dem Ruder gelaufen, Schnaps und Bier waren nur so geflossen und ich hatte mit Liam und den anderen bis kurz nach sechs ausschweifend gefeiert. Die wenigen Stunden Schlaf hingen mir noch in den Knochen, doch wenigstens beim Spiel jetzt war ich fit gewesen und hatte es durchgezogen.
Vater war anwesend auf den Tribünen und er hatte mir bereits mehrfach angedroht mich aus dem Team zu nehmen, wenn ich schlechte Leistungen zeigte. Ich war jetzt nachher also mehr als erleichtert, dass es gut gelaufen war. 

"Gehst du mit uns noch in die Sportbar, ein Abschlussbier trinken?" fragte Liam mich grinsend. Bei dem bloßen Gedanken an Alkohol wurde mir übel und ich verzog das Gesicht, schüttelte sofort den Kopf. "Ich denke, ich gehe einfach schlafen. Bin noch fertig von gestern", antwortete ich ihm. 
Er nickte nur. "Langweiler", scherzte er und klopfte mir auf die Schulter. "Wenn du es dir anders überlegst, komm vorbei!" 
Ich nickte ihm zu, ehe ich mich umzog und mich verabschiedete. Gähnen lief ich aus den Umkleiden hinaus auf den Platz, wo meine Eltern standen und sich mit Louis unterhielten, der neben ihnen stand. Sofort musste ich lächeln und ging auf sie zu. 

"Lou, hey", sagte ich und er drehte sich zu mir um. Seine Augen leuchteten auf, wie sie es immer taten und er lächelte mich an. "Hi!" antwortete er. 
Ich umarmte ihn sofort, was er nur halb erwiderte. "Geht's dir besser?" fragte ich ihn, woraufhin ich mir einen verständnislosen Blick einfing. 
"Hä?" fragte er mich.
"Deine Kopfschmerzen gestern?" hakte ich nach, musterte ihn misstrauisch. Louis lachte falsch (etwas, dass ich ihm sehr gut ansehen konnte, denn ich kannte ihn schließlich) und nickte, ehe er eine wegwerfende Handbewegung machte. 
"Mir geht's besser, ja", antwortete er mir lächelnd. Ich sah ihn lächelnd an und nickte.
"Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, zu mir zu kommen", sagte Louis. "Ich hab ein paar neue Filme von meinem Cousin bekommen." 
Sofort grinste ich und nickte. "Klar!" Ich sah zu meinen Eltern. "Ist das für euch okay?" 
Meine Mom lächelte und legte den Arm um Louis. "Du weißt doch, wenn's um unseren Louis geht, ist alles okay", sagte sie grinsend und Louis wurde rot um die Nase, lächelte verlegen und sah mich dann wieder an. "Dann los!" 

Wir verabschiedeten uns, nachdem mir mein Vater die Sporttasche abgenommen hatte. Auf dem Weg erzählte ich Louis alles begeistert vom Spiel, dass er zu großen Teilen verpasst hatte, weil er mit seiner Mutter einkaufen gehen musste. 
"Wer hätte gedacht dass gerade du so gut in Football bist", neckte er mich grinsend und ich stieß ihm lachend gegen die Seite. "Vielleicht machst du selbst mal etwas Sport. Immer nur dasitzen und Texte schreiben kann doch auch nicht die Lösung sein", antwortete ich mindestens genauso frech. 
Er sah zu mir mit einem für mich undefinierbaren Blick, dann steckte er den Schlüssel in das Türschloss und öffnete die Haustür. "Ich tue das, was mir Spaß macht. Nicht jeder ist für den Teamsport gemacht, weißt du?" antwortete er deutlich bissiger. 
"Du hast recht. Sorry, Lou. Ich mag all deine Texte, ehrlich", sagte ich in sanfterem Ton. Ein scheues Lächeln trat auf sein Gesicht und er zog sich die Schuhe aus und sah zu mir. "Mom ist mit meinen Geschwistern auf dem Spielplatz." 

"Wir haben also sturmfrei", sagte ich grinsend. Louis lachte kopfschüttelnd und lief nach oben in sein Zimmer. Ich folgte ihm. Auf dem Bett lagen neue DVDs, auf die ich mich direkt stürzte und sie mir ansah. "Mad Max Fury Road", hauchte ich und sah Louis mit großen Augen an. "Der ist doch gerade erst rausgekommen! Wo hat dein Cousin den denn her?" 
Er zuckte mit den Schultern und setzte sich neben mich auf das Bett. "Ich will's gar nicht wissen", sagte ich lachend. "Wollen wir den gucken?" 
"Haben wir doch im Kino", sagte Louis und ich legte den Kopf schief, sah ihn mit Welpenblick an. "Bitte?" 

Er musterte mich einen Moment, ehe er seufzte und mir die DVD aus der Hand nahm. Er lief zu seinem Fernseher und legte die DVD ein, startete den Film und setzte sich im Anschluss wieder neben mich auf das Bett. 
"Danke", schnurrte ich und grinste ihn schief an. Er sah mir einen Moment in die Augen, lächelte scheu und blickte auf den Fernseher. 
"Wieso bist du so ruhig heute?" fragte ich ihn irgendwann. Louis strich sich die Ponysträhnen aus den Augen und zuckte mit den Schultern. Er sah mich nicht an, fokussierte seinen Blick angestrengt auf den Fernseher. "Es ist nichts", sagte er dann leise. 
Ich nickte. "Lou, du bist mein bester Freund, das weißt du, oder?" sagte ich und nun drehte er den Kopf in meine Richtung und nickte. Sein Ausdruck war bedrückt, doch ich traute mich nicht, nachzufragen. 
"Das weiß ich", sagte er. "Beste Freunde für immer." 

Wir lehnten uns beide nach hinten, unsere Arme berührten sich und ich seufzte zufrieden, schaute den Film mit ihm und merkte, wie wohl ich mich bei ihm fühlte. Mit Louis war immer alles einfach gewesen und mit ihm konnte ich sein, wie ich wollte. Das mochte ich. Als mein Handy vibrierte, sah ich auf das Display. Zwei Anrufe von Liam und eine verpasste Nachricht weckten meine Aufmerksamkeit. 

L: Du solltest herkommen. Wir haben einen Bierturm bestellt und die Party gerade gestartet ;) Ist ohne dich aber langweilig, Superstar! Du kannst auch noch morgen schlafen! 

Schmunzelnd sah ich mir das Foto an, dass er mir auch geschickt hatte. Es zeigte das Team, alle grinsten in die Kamera und in der Mitte stand der angekündigte Bierturm, den sie nun vermutlich in vollen Zügen gemeinsam genossen. Wie automatisch fing es an mich zu nerven, dass ich nicht dort war. Es sah nach ziemlich viel Spaß aus. 

"Willst du hingehen?" 
Ich sah zu Louis, der sich das noch geöffnete Foto auf dem Handy ansah und den Blick schließlich zu mir wandte. Ich seufzte. "Nein, schon gut. Wir haben doch gerade erst den Film gestartet", sagte ich und drehte ebenfalls den Kopf zu ihm. Irgendwie waren wir uns erneut näher gekommen und ich sah in seine blauen, strahlenden Augen. Noch nie waren mir die langen Wimpern aufgefallen, doch sie umrahmten seine Augen wie ein Schleier.
"Aber du willst da hin, oder?" flüsterte er. Ich seufzte leise und zuckte mit den Schultern. "Es sah ganz lustig aus", gab ich zu und winkte jedoch dennoch ab. 
"Ich bin aber jetzt bei dir. Das ist mindestens genau so lustig", antwortete ich mit einem Zwinkern. Er grinste sofort und nickte, ehe er wieder in Richtung Fernseher blickte. 

Ich haderte mit mir. Als eine erneute Nachricht einging, klickte ich es deutlich schneller an. Liam hatte mir ein Video geschickt, dass ich sofort öffnete. Es zeigte die Jungs, wie sie gröhlend unseren Teamsong zum Besten gaben. Lachend startete ich es neu und zeigte es Louis. "Sie singen schon wieder", sagte ich lachend. 
Er nickte lächelnd. "Die sind ja alle betrunken", bemerkte er. 
"Die feiern eben", antwortete ich schulterzuckend und sah mir das Video noch ein drittes Mal an, ehe ich das Handy weglegte und versuchte, mich auf den Film zu konzentrieren. Ich wäre wohl viel lieber jetzt dort, das musste ich mir eingestehen. Irgendwann sah ich zu Louis, der meinen Blick erwiderte. 
"Na geh schon", sagte er.

"Sicher? Bist du damit wirklich cool?" fragte ich nach und er nickte leicht, setzte sich auf und brachte Abstand zwischen uns. 
"Ich merke doch, dass du viel lieber da wärst. Also geh schon." Er sah mich an. "Wir sehen uns ja vielleicht morgen wieder?" 
Ich sprang auf und nickte sofort. "Morgen auf jeden Fall!" antwortete ich und umarmte ihn fest. "Bis morgen, Louboo. Und danke! Du hast einen gut bei mir!" sagte ich. Er lächelte mich an, doch es erreichte seine Augen nicht. Es irritierte mich ein wenig, doch ich beschloss, es zu ignorieren. 
"Hab dich lieb, ja? Morgen gucken wir den Film zu Ende! Bis dann!" sagte ich noch, dann verließ ich sein Zimmer und sein Haus, um mich auf den Weg zur Bar zu machen.
Voller Vorfreude beeilte ich mich, zu meinem Team zu kommen. 

All This Time | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt