Zweiunddreißig

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Aphrodite

Als die gleißenden Flecken sich wieder lösten und ihre Sicht wieder frei gaben, war Aphrodite unglaublich dankbar. Doch das erste was sie sah war ein Glas Wasser, welches ihr angeboten wurde. Wirklich, Wasser? Sie hatte sich etwas besseres verdient. Immerhin hatte sie geholfen ein paar Leute zu retten. Dennoch nahm sie das Glas und kippte alles in sich hinein. Dann stellte sie es auf die Ablage, während sie zufrieden spürte wie ihre trockene Kehle wieder befeuchtet wurde. "Haben Sie Wodka?" , mit klimperden Augen sah sie zu der Krankenpflegerin, die ihr das Glas gereicht hatte. Doch Philotes schüttelte bedauernd den Kopf. "Du solltest jetzt keinen Alkohol zu dir nehmen. Geh lieber in den Speisesaal, iss etwas und trink viel. Das ist sehr wichtig, da dir grade Blut entnommen wurde!" Ein Seufzen konnte Aphrodite nicht verhindern. "Na gut, Wein? Ich verspreche Ihnen hoch und heilig, ich werde darauf achten genug zu trinken." - "Wasser, junge Dame, du sollst Wasser trinken." , ermahnte sie die Pflegerin, doch sie grinste, als sie sich daran machte die herumliegenden Materialien zügig aufzuräumen.
"Kommen Sie schon. Jetzt hab ich ihnen was Köstliches für die Blutsauger gegeben, da können Sie mir auch einen Drink spendieren. Ich brauch was für die Nerven."

In diesem Moment stürzte ein rothaariges Mädchen an Aphrodites Liege. Cynthia schien ziemlich außer Atem, sie musste gerannt sein. "Falsche Richtung, meine Liebe." , begrüßte Aphrodite sie. "Du kannst gleich zum Kühlschrank laufen und mir einen Champagner holen."
Die Neue japste nach Luft und verdrehte die Augen. "Denkst du wirklich ich wäre wie ein Kaninchen vorm Wolf hierher gesprintet, um dir Alkohol zu besorgen? Wenn du an dein Handy gegangen wärst, wäre es leichter gewesen. Ich wäre sowieso zu jemand anderem gegangen, aber du warst die einzige die nicht total beschäftigt war." Göttin, das Mädchen war frech. Aber das machte sie Aphrodite sehr sympathisch. Sie überlegte die Rothaarige noch mal aufzufordern ihr eine kleine Stärkung zu verschaffen, entschied sich aber dagegen. Himmel, sie fühlte sich so schwach und müde. Am liebsten würde sie die Augen schließen sich zurücklehnen und schlafen. Und einen wunderschönen Traum haben... Doch diese Sache hatte leider Vorrang. "Ja ja, mach keinen Aufstand. Was gibt's denn so wichtiges?" Mit Mühe kämpfte sie gegen die Müdigkeit an, welche mit betörender Stimme nach ihr rief. Sie müsste nur die Augen zu machen, sich einlullen lassen, sich dem inneren Frieden hingeben...

"Nicht hier." Cynthia deutete mit ihrem Blick unauffällig auf die ganzen Menschen im Raum, dann fiel ihr Blick auf Philotes. "Gibt es hier nicht irgendeinen Nebenraum in dem wir ungestört reden können?" Ach je, dann musste es ja wirklich wichtig sein.

"Natürlich, natürlich." So flink, dass Aphrodites müde Augen ihr kaum folgen konnten, Philotes zu einer Seitentür und zog sie auf. Es entpuppte sich dahinter eine Art medizinische Abstellkammer.
Cynthia nickte ihr dankend zu und ging zu ihr. Aphrodite rutschte an den Rand der Liege und ließ die Beine runterhängen und setzte einen Fuß auf den Boden. Sie wusste jetzt schon, dass sie es niemals bis zur provisorischen Abstellkammer schaffen würde, doch sie wollte nicht um Hilfe bitten. Selbst vor Cynthia und der Pflegerin wollte Aphrodite keine Schwäche zeigen und um Hilfe fragen.
"Ja, ich äh komme."
Sie ignorierte die Flecken vor ihren Augen, den zweiten Fuß auf den Boden. Jetzt an der Liege abstützen und langsam versuchen zu laufen... sie schaffte es nicht. Es ging einfach nicht. Sie klammerte sich an die Liege wie an einen Rettungsring und bemühte sich verzweifelt nicht wieder das Bewusstsein zu verlieren. Ihre Sicht hatte sich inzwischen soweit verschlechtert, dass alles aus bunten Punkten bestand. Sie merkte wie sie schwankte und konzentrierte sich mit aller Kraft. 'Nein, nein, nein' , dachte sie. 'Ich schaffe das!'
Ihr Atem war hektisch, stoßweise und unregelmäßig wie nach einem Marathon. Es fühlte sich fast an als würde sie dagegen ankämpfen zu sterben. Endlich begannen die Flecken zu lösen.

Plötzlich spürte sie zwei Arme die sie stützen. "Hey, alles ist gut, ich helf dir." Cynthia. Sie zog Aphrodite von der Liege weg und bugsierte sie in Richtung des kleinen Nebenraumes.

Erleichtert ließ sie sich auf den Boden sinken und schloss die Augen. "Hey!" , meinte Cynthia und tätschelte ihr die Wange. "Nicht einschlafen. Es ist wichtig. Es... es geht um Zoey."
Aphrodite stöhnte, ihre Schläfen pochten als wären sie mit Dynamit gefüllt. "Zoey ist tot." Sie wollte einfach nur schlafen. "Nein, wenn alles gut geht nicht." Das ließ Aphrodites Kreislauf wieder etwas schneller werden und ihre Augen groß. "Erzähl mir ALLES!" , befahl sie der Jungvampyrin.

House of night VerlassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt