Dreiunddreißig

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Kalona

Auf und ab. Hin und her. Vom Fenster zur Tür und wieder zurück. Er musste nachdenken und dafür brauchte er Bewegung. Es war leicht gewesen sich und seinen Bruder in das Zimmer zu schmuggeln, welches Kalona im House of night zur Verfügung stand. Es lag unter dem Dach, weshalb das Licht des Mondes sich wie einen Segen auf die unsterblichen Brüder ergoss. "Oh bitte, hör auf damit. Seit wie vielen Äonen gehst du jetzt schon diese Strecke?" Kalona sah zu seinem Bruder, welcher auf einem Sessel zurückgelehnt die Beine auf den Tisch gelegt hatte und ihn beobachtete. Seine Flügel glänzten weiß im spärlichen Licht, die selbe Farbe die nun auch Kalonas Flügel wieder schmückte. Endlich wieder, nach so langer Zeit...
"Wenn ich nur wüsste was zu tun ist!" Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. "Nach Zoeys Verlust wird die Tsi Sgili erst so richtig loslegen. Wir könnten Neferet suchen gehen und das verhindern, doch dann müssten wir die Sterblichen hier schutzlos zurücklassen..." Ein lang nicht mehr gesehenes Strahlen erhellte sein Gesicht und er blieb vor Erebos stehen, welcher ihn nachdenklich ansah. "Es sei denn du rufst die Krieger zu dir, welche sich nach dir benannt haben. Wenn sie deinen Ruf hören werden sie aus aller Welt herbei eilen."

Erebos schien darüber nachzudenken. "Das wäre eine Möglichkeit" , meinte er schließlich. "Doch vielleicht brauchen sie zu lange. So unpraktisch wie diese Welt ist werden sie Stunden oder Tage brauchen bis sie hier sind." - "Aber das muss genügen!" , wandte Kalona ein. "Shaunees Schutzzauber wird sowieso frühestens morgen aktiv werden. Wir können von Glück sagen, dass wir bisher unversehrt geblieben sind. Aber genau das macht mir Sorgen. Wenn Neferet nicht damit beschäftigt ist uns niederzudräschen... mit was dann? Ich kenne sie. Sie gibt sich nicht so leicht zufrieden, erst wenn wir alle Tod sind. Alle, die ihrer Exgöttin nahe stehen."

"Vielleicht hat sie ja das Interesse verloren. Oder sie hat sich an einem anderen House of night zu schaffen gemacht." Die Worte sollten beruhigend sein, denn das würde mehr Zeit bedeuten. Aber Erebos' Gesichtsausdruck nach zu urteilen glaubte er sich selbst nicht. Kalona hielt es ebenfalls für ziemlich unwahrscheinlich. Nein, nein. Sie ist hier in Tulsa. Aber sie zu finden ist ja gar nicht das Problem. Ich bitte dich, Bruder. Wir brauchen Verstärkung selbst zwei Unsterbliche werden nicht gegen die Finsternis gewinnen können, die sie heraufbeschwört. Du hast ja nicht mal so viel Erfahrung damit." Entrüstet richtete sich Erebos zu seiner vollen Größe auf. "Während du weg warst habe ich unsere Göttin beschützt, ich habe sie gut beschützt." Kalona setzte zu einem Kommentar an. Er wollte sagen dass Erebos sich wahrscheinlich verkrochen hatte und die Göttin sich selbst beschützen musste. Doch er schüttelte nur den Kopf. "Wir sind nicht hier um zu streiten, ich bin es leid. Mit dir zu streiten ist etwas was ich von nun an für immer hinter mir lassen möchte." Als sein Bruder Kalona in die Augen sah, entdeckte er in seinen die Erkenntnis darüber, wie sehr er sich verändert hatte. Er war nicht mehr der von Eifersucht geplagte Geflügelte, sondern Kalona, Krieger der Nyx und Erebos' Bruder.

"Gut, so sei es. Doch ich verlange meinerseits dass du mich dem Rat dieses House of nights vorstellst." Kalona nickte und erklärte sich damit einverstanden. In einer fließenden Bewegung hob Erebos die Arme, welche in einem goldenen Licht zu strahlen schienen. Er schritt ans Fenster und entfaltete die prachtvollen Flügel. "Mit der Liebe zur Göttin Nyx rufe ich jene, die sie ebenfalls lieben, die für sie kämpfen und sterben mögen, wenn es denn nötig ist.
Söhne des Erebos, hört und entscheidet ob ihr euren Namen wert seit, denn ich verlange von euch zu mir zu gelangen so schnell es euch möglich ist. Zögert nicht, sondern brecht sofort nach Tulsa auf um Hilfe zu leisten und zu beschützen. Beeilt euch meine Söhne und mein Segen sei mit euch, sowie meine Göttin!" Die Worte waren klar und kräftig und schienen drangen durch die Wände, über den Campus, breiteten sich aus wie ein Gewitter. Kalona war fasziniert, doch als Erebos seinen Blick bemerkte, bemühte er sich möglichst sachlich und unbeeindruckt zu schauen. Sein Bruder grinste schelmisch. "So etwas wollte ich schon immer mal machen." Kalona fiel es schwer seine Fassade aufrecht zu erhalten, sodass er ebenfalls grinsen musste. "Das tolle daran ist, dass mein Ruf zwar laut war, aber ihn die Menschen und Vampyre nicht wahrnehmen werden, welche nicht angesprochen sind." Überrascht riss Kalona die Augen auf, dann lächelte er. Es war bisher nur selten vorgekommen, dass er Erebos sein Lächeln schenkte. "Ich habe noch nie jemanden im Namen der Liebe angerufen. Doch es ist so viel besser als die Finsternis." Glücklich sah Erebos ihn an. "Ich bin so froh, dass du das endlich begriffen hast. Doch nun, stell mich der Hohepriesterin vor. Es ist an der Zeit sie zu informieren und Pläne zu schmieden."

House of night VerlassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt