Neferet
Sie wollte nicht warten. Es zog sie wieder zu diesem Ort, an dem sie schon immer die Macht gespürt hatte. Auch jetzt folgte sie dem süßen Gefühl Richtung Tulsa Mitte. Da sah sie wie eine Gruppe von Leuten um die Ecke kam. Ihre nächste Mahlzeit. Überrascht stellte sie jedoch fest dass es Zoeys Freunde waren, die hinter dem Tod her liefen. Neferet wusste nicht wen sie mehr verabscheute, Zoey oder Thanatos. Dieses Kind, diese kleine ********** war ihr immer wieder hinterhältig in den Rücken gefallen, hatte ihre Pläne immer durchkreuzt. Sie hätte schon tot sein sollen seit ihre Seele zersplittert war! Und Thanatos hatte diesem Mädchen, das grade mal 17 Jahre alt war! , geholfen. Hatte Neferets Platz gestohlen und sie aus ihrer Schule vertrieben! Dafür hasste sie beide.
Wütend zog sich Neferet in den Schatten zurück. Mit einem Fingernagel schnitt sie sich die Pulsader auf und hielt sie in die Dunkelheit. "Trinkt, meine Kleinen und verhüllt mich, sodass mich keiner mehr sehen kann." , wisperte sie und die schwarzen Fäden befolgten ihren Befehl. Lautlos gesellte sie sich hinter die Truppe und beobachtete fasziniert. Wo war nur Zoey? Suchend sah sie sich um, doch sie konnte sie nicht finden. Verhüllt von ihren Dienern schritt sie hinter Shaylin her. Sie spielte mit dem Gedanken ihr etwas zu zuflüstern, ließ es dann aber bleiben. Wie dumm von ihnen keinen Krieger außer Kalona mitzunehmen Sie würde ihnen folgen, sie ahnten nichts und konnten auch nichts dagegen tun. So oder so.
Shaunee
Es war eine traurige Atmosphäre. Alle waren in ihre Gedanken versunken und Thanatos und Kalona unterhielten sich leise. Shaunee musste an Erin denken. Wenn sie hier gewesen wäre hätte sie versucht allen etwas mehr Hoffnung einzureden. Sie hätte nicht aufgegeben. Shaunee vermisste ihren Zwilling, die witzige Erin, mit der man über alles lachen konnte. Eine Träne wollte sich aus ihrem Auge schleichen, doch sie blinzelte und ließ es nicht zu.
Nach dem endlosen Lauf kam endlich langsam das Gebäude in Sicht, vor dem sie sich alle gefürchtet hatten. Mit weichen Knien stieg Shaunee die Einfangsstufen hinauf. Um sich abzulenken schaute sie sich um. Es sah eigentlich alles ganz normal aus, überall kleine Tische und Stühle, an den Wänden ein paar wenige Gemälde. So wie geschäftliche Gänge eben eingerichtet sind, man hat sich alle Mühe gegeben und doch ist es total ungemütlich. "Guten Tag, Mr Hunter. Was kann ich für Sie tun?" Ein älterer Mann im Anzug kam auf sie zu. Als er die Tattoos und Kalonas Flügel sah verblasste er leicht, fing sich jedoch schnell wieder. "Äh, dort entlang. Saal Nummer 27..." - "Vielen Dank." , lächelte Thanatos und sie bewegten sich in die Richtung, in die der Mann gewiesen hatte. Shaunee spürte wie er ihnen kritisch nachsah.
Doch sobald sie schon die Nummer 20 entdeckte kam sie auf andere Gedanken. Nervös fuhr sie sich durch die schwarzen Locken und blickte zu Damien, der traurig ihren Blick erwiderte.
Kalona drückte auf ein Zeichen von Thanatos hin die Türklinke runter. Er machte die Tür immer weiter auf, Licht drang durch den Spalt und nun konnte man in den Raum sehen. Die Pulte waren aus hellem Holz und in der Mitte war ein Stuhl aufgestellt auf dem jemand saß. Z. In ihrem Rücken (also hinter ihr) waren noch mehr Stühle aufgestellt. Ein paar waren schon besetzt, andere waren noch frei. Die Neuankömmlinge setzten sich darauf und dann begann der erste Gerichtsprozess, den Shaunee je gesehen hatte...
Zoey
Mein Anwalt hatte mit mir etwas ausgemacht. Er würde versuchen mich aus dieser Lage rauszubringen, wenn ich nicht ausrastete oder irgendetwas dummes tat. Als ob ich das vorgehabt hätte!
Unsicher hob ich den Blick und betrachtete die Leute hinter mir. Am liebsten wäre ich zu Stevie Rae gerannt und ihr um den Hals gefallen, doch das ging nicht. Nichts dummes machen. Also ließ ich meinen Blick über die Anderen Sitze gleiten. Damien, Kalona, Thanatos, Shaylin, Aphrodite. Sie suchte meinen Blick und deutete unauffällig in ihre Handtasche. Vorsichtig hielt sie ein kleines Kettchen hoch. Ich schüttelte den Kopf, denn ich wagte es nicht den Stein noch einmal zu sehen. Verständnisvoll steckte sie ihn wieder ein und lächelte schwach, doch sie konnte mich nicht täuschen. Neben ihr saß Shaunee, dann -Nein- der Stiefpenner, John Heffer. Was tat der denn hier? Ich funkelte ihn an, aber er blieb kalt und regungslos. Daneben saßen Alex und Grace, meine Geschwister. Alex schien gelangweilt zu sein und spielte mit seinem Handy. Grace schaute mich vorwurfsvoll an, so nach dem Motto ich-wusste-ja-schon-immer-was-für-ein-gewalttätiges-Kind-bist. Schnell sah ich weg, sie war echt zum Kotzen! Ansonsten war da noch ein Mädchen, was ich nicht so gut erkennen konnte. Auf einmal hob sie den Kopf und strich sich die Haare zurück. Geschockt zog ich die Luft ein, denn sonst wäre ich bei ihrem Anblick bestimmt erstickt. Es war Kayla.
Sie hatte sich verändert seit wir uns das letzte mal gesehen hatten. Sie war abgemagert und hatte trotz des Make-ups noch deutlich sichtbare Ringe unter den Augen. Mit roten Augen blickte sie mir ins Gesicht, hatte sie etwa geweint? Es waren noch ein paar andere Leute anwesend, vermutlich die bekannten der beiden Männer, deren Leben ich beendet hatte.
"Zoey Redbird, angeklagt wegen der Morde an Richard Williams und David Brown, zuerst möchten wir gerne aus Ihrer Sicht hören was am Donnerstag Nachmittag geschah." Natürlich. Noch niemand wusste was genau vorgefallen war. Ich konnte hören wie alle den Atem anhielten und wirklich KEINEN LAUT von sich gaben.
"Es war..." Sollte ich ihnen die Wahrheit erzählen? Meinen Freunden sicher, doch würden die Menschen hier es verstehen? Unsicher schaute ich zu Thanatos, sie erwiderte meinen Blick gelassen. Da wusste ich was ich sagen würde.
"Wegen einem Streit war ich ziemlich wütend. Sie hatten mir hinterher spioniert, doch nun weiß ich dass sie sich nur Sorgen gemacht haben. Ich fühlte mich in meiner Privatsphäre gestört und ging in den Park spazieren. Mir ist bewusst, dass ich damit die Schulregel missachtet habe, die besagt dass wir das Gelände nicht verlassen dürfen. Ich ging also in den Woodward Park um mich zu beruhigen. Zwei Männer kamen auf mich zu, sie waren schmutzig und schienen auf der Straße zu wohnen. Als sie mich nach Geld gedrängt haben, wusste ich nicht mehr was ich tun sollte. Mit Vampyr-kräften schleuderte ich sie gegen einen Felsen, doch ich verlor die Kontrolle und sie... zerschellten daran wie eine Vase die man zu Boden wirft..." Zum Schluss zitterte meine Stimme. Mir war klar, dass ich die Geschichte mit dem Seherstein komplett wegließ, ich konnte das einfach nicht erzählen. Ich wagte es nicht jemanden anzusehen, starrte nur auf den Boden und versuchte krampfhaft nicht zu weinen. Nicht jetzt!
"Sie haben also ihre Wut an zwei Bürgern ausgelassen, weil sie Sie nicht in Ruhe ließen?" , wurde ich gefragt. "Ich... ich konnte es nicht sehen dass sie einfach unschuldige Mädchen erpressen." , antwortete ich tonlos. "Also würden sie sagen, ihre Tat war gerechtfertigt?" Nein, er verstand das falsch! Es war doch nicht meine Absicht, ich kann nichts dafür! , wollte ich schreien, aber es ging nicht. Weil ich meiner Stimme nicht traute schüttelte ich den Kopf heftig. "Gut. Da wir keine Zeugen haben, kann auch niemand sonst aussagen. Möchte noch jemand etwas dazu sagen?"
Betretenes Schweigen erfüllte den Saal. "Dann habe ich noch ein paar Fragen an Sie. Was genau ist zwischen Ihnen und Ihren Freundinnen passiert?" Ich schluckte und holte tief Luft. "Das... es hat etwas damit zu tun, dass meine Freundin Aphrodite gemerkt hat, wie die Ereignisse der letzten Zeit mir zugesetzt haben und wissen wollte was los ist. Sie hat mich beobachten lassen, als ich das herausgefunden habe, habe ich wohl etwas... überreagiert." Das Pakett des Bodens war wirklich interessant. Ich studierte konzentriert sein hellbraunes Muster. Es war wirklich faszinierend, wie die Bretter sich ineinander versenkten. Meine Augen brannten, doch ich versuchte mit heftigem Blinzeln zu verhindern dass ich- "Aha. Und warum haben Sie nicht einfach die Polizei gerufen, als Sie bemerkten, was die beiden von Ihnen wollten?" Nun beobachtete ich die Pulte. Das Muster hier war anders, mit Lack poliert.
"Ich dachte ich kriege das alleine hin.", flüsterte ich. "Wie bitte?" - " Ich dachte ich bekomme das auch so hin." , wiederholte ich meine Aussage. "Na gut, dann wäre der Fall für mich klar. Hat noch jemand etwas zu sagen?" Er schaute der Reihe nach alle an. "Hiermit erkläre ich, dass Zoey Redbird in die Psychiatrische Klinik eingewiesen werden wird."
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Das Kapitel ist, wie versprochen, länger geworden. Hoffentlich gefällt es euch =)
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House of night Verlassen
FanfictionZoey sitzt im Gefängnis und Neferet hat sich endgültig dafür entschieden Krieg gegen die Menschen zu führen. Da sie unsterblich ist, wird es schwierig für Zoeys Freunde, sie zu besiegen. Können sie das überhaupt noch schaffen oder ist Neferet zu st...