Zwanzig

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(Das Kapitel ist brutal und naja... ihr werdet sehen. Wenn ihr brutale Sachen bzw Blut nicht mögt würde ich es euch nicht empfehlen)

Neferet

Sie hatte keine Lust weiter durch die Stadt zu laufen. Nicht, dass sie erschöpft wäre, sie strotzte nur so vor Energie, aber der Angriff auf Zoey und ihre Freunde hatte sie verärgert und sie verspürte den Wunsch zu schlafen.

Also bewegte sie sich langsam auf das Major Building zu. Lauernd wie eine Viper glitt sie durch die Straßen. Sie hatte schon lange darauf gewartet in dieses Gebäude zurückkehren zu können.

Ein paar Meter davor blieb sie stehen und betrachtete es. Es sah aus wie immer, groß und prächtig. Aus diesem Grund hatte sie schon damals dort hin gewollt, es sah so mächtig aus im Gegensatz zu den anderen Häusern. Mit einer Handbewegung ließ Neferet die Türen auffliegen. Da die Sonne nicht mehr zu sehen war, brannte innen Licht und ein Herr saß am Empfang. Sie kannte ihn. Sie hatte ihn betört und eingeflößt wie schrecklich gefährlich das House of night war und er hatte ihr geglaubt. Sie machte sich nicht die Mühe die Finsternis zu verstecken, die sich immer noch um ihren Körper schlängelte. Es würde ohnehin das letzte sein, was er sah.

"Neferet" , sagte er ehrfürchtig, als er sie erblickte. "Ich -äh- wusste nicht dass Sie heute kommen. Niemand hat mehr etwas von Ihnen gehört." Er zupfte verlegen an seinem Anzug herum. "Ich dachte sogar, die Vampyre hätten Sie entführt..." Neferet musterte ihn nachdenklich. Dann ging sie langsam ein paar Schritte auf ihn zu. "Nein, mir geht es gut." , erläuterte sie in mütterlichem Tonfall. "Aber es ist lieb, dass Sie sich sorgten. " Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Er war verloren. So verträumt wie er sie anschaute, als könnte sie ihn beschützen vor der bösen Welt. Doch in Wirklichkeit war Neferet der Wolf im Schafspelz und schon bald würde sie ihre Tarnung abwerfen. Sie beugte sich weit über den Tresen und flüsterte ihm ins Ohr: "Eigentlich," Sie ließ das Wort einen Moment in der Luft hängen. "Geht es mir wunderbar. Nachdem alle menschliche Aufmerksamkeit auf diese kleine Zoey Redbird gelenkt wurde achtet niemand mehr auf mich. Das ermöglicht es mir erst, hier zu sein." Sie lehnte sich wieder ein Stück zurück und genoss den verwirrten Mann vor ihr. Sie liebte solche Spielchen.

"Ich war es die ganze Zeit." , sagte sie mit honigsüßer Stimme. "Ich habe die ganzen Leute umgebracht. Ich habe mit den Vampyren und dem Guten gebrochen. Ich war in der Kirche, ich bin hier." Sie sagte es so wie man jemandem erzählt, dass man eine Überraschung für ihn vorbereitet hat. Nur war diese Überraschung eine besonders grausame. Nun begann der Mann zu begreifen. Seine Augen weiteten sich geschockt, er schüttelte den Kopf als wollte er aus einem Albtraum aufwachen, doch sein Albtraum war real. Zu real um jemals aufzuwachen.

Die Frau vor ihm grinste ihn anzüglich an, während er am liebsten weggerannt wäre. Aber er wusste, dass er keine Chance hatte. "Ich hatte Ihnen vertraut, Neferet!" , keuchte er und wich mit dem Stuhl immer weiter nach hinten, bis er an die Wand stieß. Er wusste das war sein Ende. Die Angst und der Schock stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben wie er sie fühlte.

"Ich möchte nicht lügen und behaupten, dass es mir leid täte." Ihre Stimme war klebrig süß und mit in einer fließenden Bewegung schritt sie um den Tresen herum. Mit der Hand hieb sie hart auf die Kehle ihres Gegenüber ein. Neferet wusste wie man tötete, sehr gut sogar, und so machte sie diesem Mann binnen einer Sekunde den Gar aus. Genüsslich schlürfte sie das heiße, köstliche Blut aus dem Leichnam. Den letzten Liter verfütterte sie an ihre treuen Gehilfen, die Fäden der Finsternis. Auf Ohren Lippen rann noch immer Blut, doch sie machte sich nicht die Mühe es wegzuwischen. Sie würde in dieser Nacht noch viel mehr als nur einen Mann verspeisen. Es würde ein Festmahl der Macht werden. Die Leiche ließ Neferet ungeachtet liegen, machte sich berauscht von Mordlust auf den Weg nach oben.

Das erste Stockwerk überließ sie ihren Dienern, sie würden sich genug satt essen können um ihr weitere Wünsche erfüllen zu können. Triumphierend lächelte die Tsi Sgili.  Sie hatte es so unglaublich weit geschafft, endlich beugten sich die Menschen ihr. In solchen Momenten wünschte Neferet sich, ihr Vater wäre noch am Leben. Sie hatte sich Rache geschworen und sie bekommen, doch ihn hier und jetzt zu töten wäre tausend mal besser, als sich daran zu erinnern. Wie gerne würde sie es nochmal tun: die Kette zuziehen, sehen wie ihm die Luft ausging, sein hilfloses Gesicht zu sehen wie es blau anlief... Diesen köstlichen Moment noch einmal zu erleben.

Sie rief die Fäden zu sich und sprach

"Vom Blute hab ich euch genährt,

nun bringt mir, was ich begehrt.

Eine Kette, sehr fest soll sie sein,

legt sie in meine Hand hinein."

Eifrig sausten die Fäden wieder davon und

suchten nach der Leiche einer Frau. Voller dunkler Magie stieg Neferet eine weitere Treppe hoch, die Augen geschlossen und den wunderschönen Geruch des Todes einatmend. Schon holten die finsteren Fäden sie ein und brachten ihr eine silbern glitzernde Perlenkette. "Perfekt!" , lächelte Neferet. Sie nahm die Kette an sich und schloss ihre Finger darum. 

Auf einem Gang kam ihr ein Mann entgegen. Er sah sie erstaunt an und blieb stehen. "Sind Sie das, Neferet? Wir könnten uns doch in Ihrem Schlafzimmer unterhalten..."  , meinte er anzüglich. Angewidert von diesem Verhalten spielte sie ihm etwas vor. "Aber gerne. Doch zuerst möchte ich Ihnen etwas zeigen." Erregt kam der Mann ihr näher, doch Neferet drückte ihn gegen die Wand. Er keuchte auf, aber sie hatte anderes im Sinn. Blitzschnell legte sie ihm die Kette um den Hals und drückte zu. Es fühlte sich so gut an! Der Mann rang nach Atem, versuchte sie wegzustossen. Neferet war stärker, mit ihrer Kraft hielt sie ihn locker fest.  Die Perlen bohrten sich unaufhaltsam in seinen Hals, schnürten ihm die Luft ab. Sie schloss die Augen und rief sich ein ihr nur allzu bekanntes Gesicht in Erinnerung. Faltige, bleiche Haut auf dem viel zu schwammigen Kopf, die blutunterlaufenen Augen, trübe vom Alkohol. Sie glaubte den Gestank zu riechen, den er damals ausgestrahlt hatte wie eine Warnung. Jetzt war sie stark. Jetzt war sie mächtig. Jetzt konnte sie den Teufel bezwingen. In der Vergangenheit waren seine Augen hervorgeqollen, als wären sie eigene Lebewesen und wollten sich vor ihr retten.  Sie warf den Kopf in den Nacken und genoss das Gefühl, wie der Körper den sie hielt langsam schlaff wurde. Erneut. Erneut nahm sie vorsichtig die Kette von seiner Haut. Es war so schön, so eine Genugtuung, wieder den fetten Hals vor sich zu sehen, durchzogen von den roten Striemen die die Perlen hinterlassen hatten. Neferet fühlte sich besser denn je. Rache. Diese Rache war gerechtfertigt für die Taten die ihr angetan wurden.

Langsam aber sicher kam sie wieder in die Realität zurück. Sie hielt den Mann immer noch gepackt, beugte sich nun über ihn und trank die heiße Flüssigkeit, die ihn noch vor wenigen Augenblicken erfüllt hatte.

House of night VerlassenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt