Nathan Armstrong

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Zuerst blieb er in der Tür stehen, er schien mit sich zu rangen, doch dann lief er ohne ein Wort zusagen auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Mir kamen wieder die Tränen Seit wann heulte ich nur so viel? "Lass mich nie wieder allein mit diesem Mistkerl!" schniefte ich. 

Als Antwort spürte ich ein Nicken an meiner Schulter. "Wo warst du eigentlich?" fragte ich unter Tränen, während er meinen Kopf beruhigend streichelte. Mitten in der Bewegung hielt er inne. "Das ist nicht wichtig." antwortete er knapp. "Ich will es aber wissen." erwiderte ich trotzig.

"Na gut", setzte er nach einer halben Minute an "...ich war trainieren. Das mach ich immer wenn ich sauer auf meinen Vater bin." Bedrückt sah er zu Boden.

-"Was heißt trainieren in deinem Fall?" 

-"Trainingspuppen den Kopf abschlagen." Ich kicherte, doch sein Blick war ernst. "Oh...du meintest...Echt jetzt?" wollte ich wissen. Zayn zuckte mit den Schultern "Die Alternative wäre, auf Harry loszugehen." Diesmal war es ein Scherz und ich lächelte über seinen Aufmunterungsversuch.

"Also wenn ich mal so richtig wütend auf meine Eltern bin, dann schreibe ich ihnen einen fiesen Brief in dem ich ihnen mal so richtig meine Meinung geige." erzählte ich.

"Die direkte Art." stellte er fest, "wenn ich das machen würde, würden meine Eltern mich rausschmeißen."

"Seit mein Bruder tot ist, interessieren meine Eltern sich nicht mehr für mich. Ich hab das Gefühl sie gehen mir aus dem Weg, weil sie mich für seinen Tod verantwortlich machen. Aber sobald ich sie darauf anspreche, schieben sie die Schuld auf ihre Arbeit." entgegnete ich.

Der Blick den er mir aus seinen hellbraunen Augen zuwarf war voller Mitgefühl "Das Gefühl kenne ich. Mein Vater beachtet mich nur wenn ich etwas falsch gemacht hab, dann schreit er mich an. Früher war das nie so, da war er anders." Er fragte mich nicht darüber aus wie mein Bruder gestorben war oder wie lange es schon her ist. Natürlich wusste er es schon längst aus der Zeitung, dachte ich verächtlich. Die Zeitung hatte wochenlang von seinem dramatischen Häusersturz berichtet, und über seine Schwester, von der, der Zusammenhang damit noch nicht klar war.

 Flashback...10.04.12:

Ich stehe auf dem Dach eines Hochhauses, der Wind pfeift mir durch die Haare. Es ist dunkel. Ich genieße den Moment hier oben zu stehen. Hier oben ist alles so unkompliziert. Hier ergibt alles einen Sinn. Mein Bruder Nathan steht neben mir. Er wirkt abgelenkt. Seine Freundin Megan hat gestern mit ihm Schluss gemacht.

"Vergiss Megan doch mal für einen Moment." fordere ich ihn auf und knuffe ihm in die Schulter.

Er reagiert nicht. Er wirkt nur unendlich traurig. "Nate." wiederhole ich mit Nachdruck. Immer noch keine Reaktion, "Nate!" Langsam beginne ich mir Sorgen zu machen.

"...Sie hat mich wirklich verlassen, ohne Grund." flüstert er plötzlich so leise, dass ich es kaum höre. Indem Moment zieht mich jemand von hinten an sich und vergräbt seinen Kopf in meinen dunklen Haaren. Ich kichere, es ist mein Freund Chase, der auch gleichzeitig der beste Freund meines Bruders ist.

"Hey Mary", haucht er in mein Ohr. Ich drehe mich zu ihm um und küsse ihn auf auf den Mund. Nathan ist ganz vergessen.

Als wir uns endlich wieder zu ihm umdrehen steht er ganz nah an der Dachkante. "Nate" ruft Chase "komm da weg, sonst fällst du noch herunter" Nathan sieht nicht gut aus, er weint und wirkt zerbrechlich. Ich wusste gar nicht, dass er das kann. Chase tritt von mir weg und auf ihn zu, "Hey man, das ist sie nicht wert. Hör auf an sie zu denken."

"Es hat keinen Sinn, Chase. Mein Leben ergibt keinen Sinn mehr ohne sie." erwidert Nathan. Ihn scheint gar nicht zu kümmern, was Chase oder ich sagen.

"Ich bring ihn Nachhause." flüstere ich Chase zu. Er nickt zur Antwort und springt auf das Dach links von uns, dreht sich dann nochmal zu mir um und hebt die Hand zum Abschied. Ich blicke ihm hinterher, wie er langsam zwischen den Häuserdächern verschwindet. Dann trete ich ohne mich umzudrehen an Nates Seite.

Als ich mich wieder zu ihm umdrehe sitzt am Rande des Daches. Seine Füße baumeln über dem Abgrund und mir wird schwindelig als mir klar wird wie hoch es hier ist. Trotzdem setzte ich mich neben ihn. Wenn ich dieses Kribbeln im Bauch verspüre, fühle ich mich immer am wohlsten.

"Chase ist nicht der für den du ihn hälst." fängt Nate an, "Er wird dir das Herz brechen, genau wie Megan es bei mir getan hat." In seiner Stimme klingt Abscheu mit.

Was redet er denn da? Chase liebt mich, das sagt er mir immer wieder. Nathan ist nur neidisch. "Er liebt mich und ich liebe ihn, nur weil es bei dir so war, heißt es nicht, dass es bei uns genauso läuft.

"Chase ist ein Arsch, Mary. Glaub mir, er liebt nicht dich, sondern deinen Körper. Sobald du ihm zu langweilig wirst lässt er dich fallen. Er will nur das Eine." erwidert er.

"Er ist dein bester Freund, wieso redest du so über ihn?" Ich lasse mich nicht beirren, Chase war immer nett zu mir gewesen, hatte mich nie zu etwas gezwungen und jetzt fing Nathan auf einmal an mr sowas zu erzählen.

Er schweigt eine Weile bevor er antwortet: "Weil ich sie zusammen gesehen hab. Megan...und Chase."

Nathan hatte mich noch nie angelogen, aber warum erzählte er es mir ausgerechnet jetzt? Er war unzurechnungsfähig, er war ganz von der Rolle und malte sich die wildesten Geschichten aus um mein Glück zu zerstören nur weil er das Ende seines Glücks nicht verkraften konnte.

Ich blicke ihn einen Augenblick an. Die Wut sammelt sich in mir. "Du kannst mich mal!" rufe ich und gib ihm eine so kräftige Ohrfeige, dass er...vom Dach stürzt.

Sofort bereue ich es "NATHAN!!! Nein. Nein. Nein. Das kann nicht wahr sein." Ich bin nicht schuld, wenn er für den Rest seines Lebens Querschnittsgelähmt ist rede ich mir ein, obwohl ich genau weiß, dass es nicht stimmt. Auf den Gedanken er könnte tot sein komme ich gar nicht.

"Mary?" fragt Zayn "Ist alles in Ordnung?" Er fasst mich an meiner Schulter.

Ich nicke und denke daran was der Psychologe gesagt hat, wenn du Panik bekommst, zähle langsam von 100 rückwärts. 100,99,98,97,96,95...

"Bist du dir sicher?" höre ich erneut seine Stimme. 94,93,92,91,90,89,88,87,86 "Jaa" entgegne ich genervt, er sollte nicht mitkriegen, dass ich kurz davor war eine Panikattacke zu kriegen. Langsam kriege ich mich wieder ein mittlerweile bin ich geübt dadrin, mich zu beruhigen.

"Wer ist Nathan?" wollte Zayn wissen. Ich hatte mich geirrt, er hatte nicht gefragt, weil er ohnehin schon alles wusste. Nein, er wollte mich nur damit verschonen.

Bradford-Badboy *-*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt